Sabine Schmidt

Hexenzauber

Hexenzauber
 
Es waren einmal zwei Hexen, die lebten in einem großen Land inmitten von vielen Wäl-dern, Seen und Flüssen. Es war ein Land, in dem die Menschen hart arbeiten mußten um das Notwendige für das tägliche Leben zu haben.
Die beiden Hexen - Häglinde und Sabigunde – waren gute Hexen und ihre Mission war es, überall im Land Frohsinn und Freude zu verbreiten.
Häglinde und Sabigunde reisten am liebsten auf ihren schnellen Hexenbesen durch die Lüfte und meisterten die ihnen gestellte Aufgabe vorbildlich.
Das große Hexenkartell, deren Vorsitz die große weise Hexe Medusa hatte, schickte aus-nahmslos Hexen die alleine lebten auf die Mission „Frohsinn und Freude“. Es war schließ-lich bekannt, dass alleinstehende Hexen ausgeglichener und lebenslustiger waren. Hexen, die in Beziehungen mit bösen Zauberern lebten waren oft sehr verbittert und frustriert. Diese armen Hexen konnte man nur noch für bösen Zauber und Verfluchungen einsetzen.
Jetzt fragt ihr Euch, warum eine Hexe dann überhaupt eine Verbindung mit einem Zaube-rer einging, wenn sie dadurch so unglücklich wurde. Ihr müßt wissen, ein böser Zauberer brauchte in den damaligen Zeiten eine Hexe um ein schönes Leben zu führen. So zog der böse Zauberer so lange durch das Land, bis er auf eine Hexe traf die ihm gefiel. Durch seine Zaubersprüche und Zaubertränke bewirkte er, dass die arme Hexe sich in ihn ver-liebte. Dadurch war sie dem bösen Zauberer ausgeliefert! Sie mußte für ihn arbeiten und alles tun um sein Leben schön und bequem zu gestalten. Ein böser Zauberer behandelte seine Hexe sehr schlecht und so war es nicht verwunderlich, dass die Hexe im Laufe der Zeit selbst böse und verbittert wurde.
Es gab natürlich auch gute Zauberer, die eine Hexe nur lieb haben wollten. Diese guten Zauberer bereiteten der Hexe ein schönes Leben und sorgten dafür, dass die Hexe glück-lich war. Leider war es für eine Hexe sehr schwer einen guten Zauberer zu erkennen. Die bösen Zauberer waren nämlich sehr listig und gaben sich oft als gute Zauberer aus nur um die Hexe zu betören.
Selbst das große Hexenkartell war machtlos gegen die Machenschaften der bösen Zaube-rer. Die einzige Möglichkeit, eine Hexe aus den Klauen eines bösen Zauberers zu befrei-en, war die Liebe eines guten Zauberers. Leider gab es nicht genug gute Zauberer um alle geknechteten Hexen in dem Land zu befreien.
Häglinde und Sabigunde war dieses Schicksal bisher glücklicherweise erspart geblieben. Gutgelaunt flogen sie weiterhin auf ihren schnellen Hexenbesen durch das Land und ver-breiteten Frohsinn und Freude unter den Menschen. 
Eines Tages jedoch lernten Häglinde und Sabigunde bei einem ihrer Arbeitseinsätze zwei Zauberer kennen. Die Zauberer – Henrixus und Heinzolix - waren stattlich und gutausse-hend. Sie gefielen den beiden Hexen schon. Gewarnt durch die schlechten Erfahrungen der unglücklichen Hexen begegneten Häglinde und Sabigunde den beiden Zauberern an-fangs jedoch mit großer Vorsicht.
Häglinde führte viele schöne Gespräche mit Henrixus, während Sabigunde mit Heinzolix auf dem Hexenbesen durch das Land ritt. Die Zeit brachte es mit sich, dass Häglinde und Sabigunde ihre Vorsicht vergaßen und sich immer häufiger mit den Zauberern trafen.
Es kam der Tag, an dem Henrixus die Hexe Häglinde in seine Zauberhöhle einlud um sie dort mit schönen Worten zu betören. Häglinde fühlte sich sehr wohl in der Gegenwart des Zauberers. Die Höhle aber war sehr warm und Häglinde verspürte nach einiger Zeit einen starken Durst. Fürsorglich reichte ihr Henrixus einen goldenen Becher mit einem erfri-schend aussehenden Getränk. Häglinde, die dem Zauberer mittlerweile ohne Argwohn begegnete, glaubte daran dass Henrixus ein guter Zauberer war. Bedenkenlos trank sie daher in hastigen Schlucken aus dem Becher. Kaum dass sie das Gefäß geleert hatte, fiel Häglinde in einen tiefen Schlaf...
Nichtsahnend vom Schicksal ihrer Hexengefährtin, machte Sabigunde zusammen mit dem Zauberer Heinzolix mal wieder einen Vergnügungsflug auf ihrem schnellen Besen. Nach vier Stunden kehrten die beiden wieder in Sabigundes Hexenhütte zurück. Durch den lan-gen Ritt auf dem Besen waren die beiden sehr müde und legten sich zum Ausruhen in das große Hexenbett. Erschöpft fielen die beiden auch sofort in einen tiefen Schlaf.
Mitten in der Nach jedoch erwachte Sabigunde durch ein Geräusch welches aus ihrer Kü-che kam. Als sie die Küche betrat, sah sie Heinzolix wie er an ihrem Herd hantierte und ein Getränk zubereitete. Der Zauberer füllte einen Becher mit dem Getränk und forderte Sabigunde auf, davon zu trinken. Sabigunde verspürte zwar großen Durst, doch nachdem sie einen kleinen Schluck zu sich genommen hatte, kam ihr das Schicksal der Hexen in den Sinn, die auf einen bösen Zauberer reingefallen waren. Sabigunde dachte an die Warnung der großen Hexe Medusa, niemals ein Getränk von einem unbekannten Zaube-rer zu sich zu nehmen. Sabigunde hatte den Zauberer Heinzolix mittlerweile sehr lieb ge-wonnen und glaubte nicht, dass er ein böser Zauberer sei. Allerdings war sie keine gut-gläubige Hexe und so beschloß sie Heinzolix auf die Probe zu stellen. Sie reichte ihm den Becher und forderte ihn auf, ebenfalls von dem Gebräu zu trinken. Der Zauberer log, dass er bereits vorher getrunken hätte und nun keinen Durst mehr verspüre. Als er merkte, dass Sabigunde ihm mißtraute und sich weigerte mehr von dem Getränk zu sich zu nehmen, wurde er wütend. Er tobte durch die Hütte und zerbrach Sabigundes Hexenbesen. Dann warf er sich seinen Zauberumhang über und verschwand im Dunkel der Nacht...
Häglinde befand sich – durch Henrixus‘ Zaubertrank – in einem tiefen Schlaf. Der Zaube-rer setzte sich neben die Hexe und schaute sie liebevoll an. Henrixus war nämlich kein böser Zauberer. Er hatte nur schlechte Erfahrungen mit bösen Hexen gemacht und der Trank, den er Häglinde verabreicht hatte sollte alle bösen Mächte in ihr bannen. Als Häg-linde aus ihrem Schlaf erwachte und Henrixus liebevoll anlächelte, bekam er aber Angst dass Häglinde ihn trotz des Zaubertranks verletzen würde wie all die bösen Hexen, die er vor ihr kannte. Henrixus jagte Häglinde daher aus seiner Höhle und verbarrikadierte den Eingang. Häglinde verstand nicht, warum der Zauberer plötzlich so böse war und ritt trau-rig auf ihrem Hexenbesen zurück zu ihrer Hütte.
Auf dem Weg dorthin traf sie ihre Gefährtin Sabigunde, die weinend vor ihrem zerbroche-nen Besen saß. Häglinde ließ sich neben der Hexenfreundin nieder und erfuhr was dieser widerfahren war. Dadurch, dass Sabigunde einen Schluck des verzauberten Tranks zu sich genommen hatte, hatte bereits eine kleine Wirkung eingesetzt. Sie fühlte sich zu Heinzolix hingezogen, hatte aber nicht genug getrunken, um ihm völlig ausgeliefert zu sein. Allerdings war ihre Unbeschwertheit und Fröhlichkeit verschwunden. Eine tiefe Trau-er machte sich in ihr breit. Häglinde erkannte, dass sie alleine der Gefährtin nicht helfen konnte. Sie beschloß mit ihr zum Hexenkartell zu fliegen um dort Hilfe bei der großen Me-dusa zu erhalten. Auch Häglinde hatte ihre Heiterkeit verloren, weil sie Henrixus Verhalten immer noch nicht deuten konnte. Da Sabigundes Hexenbesen kaputt war, mußten beide gemeinsam auf Häglindes Besen reisen.
Kurze Zeit später erreichten Häglinde und Sabigunde das Schloß in dem die große Medu-sa wohnte. Die beiden wurden auch sofort vorgelassen und die große Medusa zeigt sich sehr besorgt über den Zustand der beiden Hexen. Für Sabigunde gab es derzeit keine Hoffnung, dass sich ihr Zustand änderte. Als Überbringerin von Frohsinn und Freude war sie nicht mehr tauglich. Die große Medusa mußte Sabigunde mit einer anderen Aufgabe betrauen. In dem Zustand voller Trauer und Hass konnte Sabigunde derzeit nur eingesetzt werden um untreue Ehemänner zu verfluchen und unglücklich zu machen. Die große Me-dusa vertraute darauf, dass die Wirkung des Zaubertranks mit der Zeit nachlassen würde, da Sabigunde nur einen kleinen Schluck des Gebräus zu sich genommen hatte. Sie hoffte, dass Sabigunde dann wieder in den alten Seelenzustand versetzt wurde um wieder Froh-sinn und Freude in die Welt zu tragen. Versehen mit einem neuen Besen machte sich Sa-bigunde auf den Weg um ihre neue Aufgabe zu erledigen.
Häglinde nahm traurig Abschied von der Gefährtin. Sie fragte die große Medusa, ob sie jetzt auch eine neue Aufgabe erhalten würde, da sie doch auch so traurig sei. Die große Medusa schaute in ihre Glaskugel. Sie winkte Häglinde heran und befahl ihr ebenfalls in die Kugel zu schauen. Häglinde tat wie ihr geheißen und erblickte die schemenhafte Ge-stalt von Henrixus. Der Zauberer saß auf seinem großen Bett und weinte. Irritiert schaute Häglinde die große Medusa an. Die große Medusa erklärte Häglinde, dass Henrixus ein guter Zauberer sei. Er hätte aber bisher sehr unter den Bosheiten von bösen Hexen zu leiden gehabt und sei daher tief verletzt. Ihre Aufgabe wäre es nun, Henrixus den Glauben an das Gute und an die Liebe wiederzugeben. Dann verblasste das Bild in der Glaskugel und die große Medusa schickte Häglinde los um ihre neue Mission zu erfüllen.
Derweil wütete Sabigunde durch das Land. Sie wurde der Schrecken aller untreuen Ehe-männer. Sabigunde belegte diese mit den allerschlimmsten Verwünschungen und Flü-chen. Wenn Sabigunde so richtig wütend wurde, erzitterte alles vor ihr. Das Hexenkartell war sehr zufrieden mit Sabigundes Mission. Sie sahen aber auch, dass die Hexe dabei nicht glücklich war und sich in ihr altes Leben als fröhliche Hexe zurückwünschte.
Ihre alte Gefährtin Häglinde sah Sabigunde während der Zeit nicht wieder. Häglinde war in die Höhle von Henrixus zurückgekehrt. Zuerst versuchte der Zauberer die Hexe fortzu-schicken, doch Häglinde besann sich auf ihr ganzes Hexenwissen und belegte Henrixus mit dem ganzen Zauber, der ihr zu eigen war. Nachdem sie noch einen letzten - beson-ders wirksamen - Liebeszauber vollzogen hatte, sank sie erschöpft zu Boden. Sie hatte keine Kraft mehr weitere Hexentaten zu vollbringen. Henrixus war tief beeindruckt von Häglindes Beharrlichkeit. Unter dem Einfluß des Liebeszaubers verlor er seinen Argwohn und entflammte in großer Liebe zu Häglinde. Von dem Moment an kehrten Frohsinn und Freude zu Häglinde zurück und auch Henrixus glaubte wieder an das Gute und vor allem an die Liebe.
Die Hexe Sabigunde dagegen fluchte und verwünschte noch immer alle untreuen Männer des Landes. Eines Tages traf sie dabei auch auf den bösen Zauberer Heinzolix. Er hatte sich eine Maid aus dem Volk zu Frau genommen und vergnügte sich weiterhin mit willigen Hexen. Heinzolix hatte es nicht nötig zu arbeiten, er zauberte sich das was er zum Leben brauchte einfach herbei. So führte er ein ausschweifendes Leben und oft kam es vor, das er zuviel guten Wein trank. Sabigunde nutzte eine schwache Stunde des Zauberers. Er hatte wieder einmal zuviel von dem Wein gekostet und seine Fähigkeiten zu zaubern wa-ren dadurch sehr eingeschränkt. Sabigunde belegte den bösen Heinzolix mit einem be-sonders heimtückischen Hexenzauber. Heinzolix war von Stund an nicht mehr in der Lage zu sprechen. So konnte er seine Zaubersprüche nicht mehr aufsagen und sein Zauber hatte keine Wirkung mehr.
Heinzolix mußte von dem Tag an viele Stunden hart als Bauer auf dem Feld arbeiten um sein tägliches Brot zu verdienen. Durch die viele schwere Arbeit sah er bald alt und ver-härmt aus, so dass keine Frau mehr an seiner Seite sein wollte. Selbst die Maid, die er geehelicht hatte verließ ihn für einen schmucken Ritter.
Sabigunde hatte sich für das was der böse Zauberer Heinzolix ihr angetan hatte bitter ge-rächt. Von dem Tag an kehrten Frohsinn und Freude auch zu Sabigunde zurück. Die Wir-kung des Zaubertranks hatte sich aufgelöst.
Als die große Hexe Medusa sah, dass Freude und Fröhlichkeit wieder zu Häglinde und Sabigunde zurückgekehrt waren, gab sie den beiden ihre alte Mission zurück. Fortan ritten die Hexen wieder vergnügt durch das Land und brachten Frohsinn und Freude zu den Menschen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.12.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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