Gaby Schumacher

Bärentraum (19. Kapitel)

 
 
Da, ein zweites Mal:

„Flirr, fliirr!!“

Das klang allerdings überhaupt nicht mehr leise, sondern eher ziemlich laut.

„Das kommt doch von ganz nah!?“, runzelte Sofie die Stirn.

Erleichtert stellte sie fest, dass die beiden Bienen es jetzt auch mit bekommen hatten.

 
„Ach, Summeli ist wach!“, bemerkte die Babyschwester.

„´Summeli` heißt das Baby also - wie niedlich!“, dachte Sofie.

Laut stotterte sie:

„Ich wollte es bestimmt nicht wecken!“

Mit rotem Kopf stand sie da. Sie schämte sich. Es tat ihr schrecklich leid, dass sie so` n Lärm gemacht hatte.

„Ist nicht weiter schlimm“, tröstete sie die Babyschwester. „Es ist ohnehin Zeit fürs nächste Fläschchen.“

 
Inzwischen bewies das Mini-Mini-Bienchen, dass selbst solche Winzlinge schon eine kräftige Stimme hatten:

„Fliirr, fliirri!!“, brüllte es und hielt sich dran.

„So laut, wie das schreit, hat das ganz doll Hunger!“, meinte Sofie mitleidig.

„Hättest du Lust, es zu füttern, Sofie?“, fragte die Babyschwester.

„Darf ich das denn...!?“, kam die entgeisterte Frage zurück.

Damit hatte Sofie nun wirklich nicht gerechnet.

„Oh bitte, jaa?“, hopste sie aufgeregt hin und her.

Streifchen hob Summeli behutsam aus seiner Wiege und legte es Sofie in den Arm. Dann zeigte sie ihr, wie sie das Fläschchen halten musste. Summeli schnappte regelrecht danach und trank gierig.

„Schluck, schluck!“

Es hörte nicht eher wieder auf zu schlucken, bis das Fläschchen leer war.

 
„Jetzt musst du noch ein Bäuerchen machen!“

Streifchen und die Babyschwesterbiene schmunzelten.

„Unsere Babys machen das auch immer. Sonst bekommen die Bauchweh!“, erklärte Sofie ernst.

Sie legte sich Summeli an ihre Schulter und klopfte sanft seinen Rücken, aber nur ganz sanft, denn es war doch so ein zartes, winziges Etwas und sie wollte ihm ja um Himmelswillen nicht weh tun.

„ö!“

Das war das Bäuerchen.

Anscheinend fühlte Summeli sich jetzt ganz doll wohl. Es sah aus, als ob es ein wenig lachte.

Sofie war sehr stolz. Sie hatte ganz ohne Hilfe ein Bienenbaby gefüttert. Da würden ihre Freundinnen im Kindergarten aber staunen, wenn sie denen das erzählte. So etwas hatte noch keine von denen gemacht.

 
Kurz danach gähnte das Bienenbaby einmal kräftig.

„Ich glaub`, Summeli ist müde!“, meinte Sofie fürsorglich.

„Komm, du musst jetzt schlafen. Ich bring dich ins Bett!“, flüsterte sie dem Bienchen ins Babyohr.

Zärtlich wickelte sie den Winzling in die weiche, weiße Kuscheldecke und legte es super vorsichtig zurück in die Wiege. Dann stupste sie mit dem Zeigefinger die Holzbienen und Schmetterlinge über dem Bett mit der Hand leicht an, damit das Bienchen sich über die im Kreise tanzenden Tiere freuen sollte.

 
„So, Sofie“, gab Streifchen zu bedenken. „Jetzt braucht es seine Ruhe. Es wird Zeit, dass wir aufbrechen.“

Doch Sofie wollte sich unbedingt noch von Summeli verabschieden und streichelte mit ihrem Zeigefinger ein letztes Mal die zarten Fühler.

„Mach`s gut, süßes Summeli und wachs schön!“

 
Ein wenig traurig wandte sich Sofie zur Babyschwesterbiene:

„Am liebsten ginge ich gar nicht wieder weg!“

Um Sofie zu trösten, sagte diese:

„Es hat dich sofort gemocht. Sonst schreit es nämlich immer, wenn Fremde zu Besuch kommen!“

Da strahlte Sofie stolz.

 
„Sofie, draußen warten Lumi und die Bären auf uns.!“, drängte Streifchen.

Artig sagte Sofie der Babyschwesterbiene auf Wiedersehen und folgte der Oberarbeiterbiene ins Freie.

 
Lumi und die Bären platzten ja fast vor Neugierde.

„Wie war` s?“

Das kam von Benjamin.

Eigentlich brauchte es diese Frage gar nicht. So, wie Sofies Gesicht leuchtete, war dieser Besuch im Bienenhaus für seine Freundin einfach wunderschön gewesen.

 

Begeistert berichtete das kleine Mädchen:
„Lumi, Zottel, Petz, Benjamin: Das Baby ist ja soo süß. Das hat riesengroße Augen... Und ich hab` es sogar ganz allein gefüttert!“

„Brumm!“, machte Benjamin, „Ist ja toll!“

„Ja“, dachte er. „Meine Sofie ist eben tüchtig!“

Zottel und Petz setzten bewundernd hinzu:

„Was du alles kannst, Sofie...!“

 
Sofie hatte nicht vergessen, dass sie ohne Lumis Hilfe nie das Bienenbaby kennen gelernt hätte. Sie lief zu ihr und umarmte sie stürmisch:

„Danke, Lumi. Das war soo schön!!“

Lumi lächelte und freute sich für Sofie mit.

 
„Tschüss, ich muss zurück an die Arbeit!“

Die Oberarbeiterbiene hatte es sehr eilig. Sie war schon länger weggeblieben, als sie es eigentlich geplant hatte. Hoffentlich, hoffentlich hatten die Kleinen in der Zwischenzeit keinen Blödsinn angestellt!

„Bis heute Abend!“

Zum Abschied flog sie noch zwei hübsche Kreise und schwirrte in Richtung Wiese davon.

„Heute Abend, was ist denn heute Abend?“, bestürmte Sofie die Bären.

„Das wird nicht verraten. Warte ab...!“, lachten die nur.

 
Der Vormittag in der Bärenstadt und der Besuch beim Bienchen waren doch sehr aufregend und anstrengend für Sofie gewesen, denn sie selbst war ja auch noch klein. Als sie schließlich alles erzählt und alle Fragen beantwortet hatte, fühlte sie sich plötzlich richtig müde und die Beine taten ihr vom langen Laufen scheußlich weh. Sie fing an zu gähnen.
 
„Sofie, ich glaub, jetzt bringen wir dich ins Bett!“, lachte Benjamin.

Lumi, Zottel und Petz wanderten zum Teddybärenschloss, um sich dort auszuruhen. Benjamin nahm seine Sofie auf den Arm und trug sie in sein Bärenhaus bis in sein eigenes Bett hinein. Nachdem er sie gut zugedeckt hatte, setzte er sich zu ihr und brummte ihr ein Schlaflied vor:

                                                     
                                                       „Schlaf, Kindlein, schlaf,

                                                       Dein Vater ist ein Schaf,

                                                       Deine Mutter ist ein Trampeltier,

                                                       Alle Englein lieben dir,

                                                       Schlaf, Kindlein, schlaf.“

 
Anstatt einzuschlafen, prustete Sofie laut los. Benjamin war ganz geknickt:

„Das ist doch ein Schlaflied. Wieso lachst du denn so?“

„Ben..ja..min...“, kam es da gedehnt unter der Bettdecke hervor, „daas geeht ganz anders...!“

Aber wie anders das ging, erfuhr Benjamin da nicht mehr. Immer noch lachend, war Sofie endlich eingeschlummert.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.12.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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