Alexandra Peitsch

Fröhliche Weihnacht überall

Es lag ein frischer Duft in der Luft, als Lisa sich erneut
aus dem Waisenhaus fortschlich. Betrübt ging sie in Richtung des großen Sees.
Langsam durchstrich sie die Straßen und schaute in die Häuser, wie sich alle
auf den Abend vorbereiteten. Den heiligen Abend. Dies machte Lisa nur noch
trauriger, denn sie kannte keine fröhliche Weihnacht. An dem letzten Haus der
Straße entlang gegangen, kam sie nun endlich am See an. Einsam schlenderte sie
am Ufer entlang bis sie sich schließlich setzte und ihr Spiegelbild im Wasser
betrachtete. Leichte Brisen erfrischten die Luft. Lisas blondes Haar wehte im
Wind mit.


Nach einiger Zeit nahm sie Sand
in ihre rechte Hand. Es rieselte durch ihre Finger zu Boden, genauso wie ihre
Tränen, die ihr nun über das Gesicht liefen. Warum konnte sie nicht wenigstens
einmal ein schönes Weihnachtsfest haben? Die Wut in ihr aufkochend griff sie
erneut nach Sand und schmiss ihn in den See. Ein Lautes plätschern ertönte, als
sei ein großer Stein in das Wasser gefallen, doch im Innern wusste Lisa, dass
es etwas anderes war. Nun zutiefst neugierig lief sie bis zu den Knien ins
kalte Wasser und durchsuchte den Grund des Sees mit ihren Händen. Sie wollte
schon aufhören, als sie dann doch etwas Hartes fand. Schnell nahm sie es aus
dem Wasser heraus und lief zurück zum Ufer. Zitternd setzte sie sich erneut auf
den Sand und öffnete erst dann ihre Hand, in der sie das Gefundene hielt. Dabei
entpuppte sich der Gegenstand als eine Mundharmonika. Neugierig betrachtete sie
es. Lisa hatte vor drei Jahren selbst eine gehabt, die ihr allerdings von
älteren Jungen aus dem Waisenhaus kaputt gemacht wurde. Damals war sie
unendlich traurig, denn sie besaß eine große Fertigkeit für dieses Instrument.

Nun hielt sie wieder eine in Händen.
Aufgeregt machte sie die Mundharmonika trocken und legte sie am Mund an. Sie
fing an, ein ruhiges Lied zu spielen, doch die Töne klangen eher dunkel und
bedrückend. Lisa erschrak anfangs über den Klang, aber sie spielte trotzdem
weiter, denn ihre Trauer ließ sich nicht besser als in diesem Lied darstellen.

 

Woanders, Hunderte von Metern
über Lisa, machte sich eine große Unruhe breit. Der kleine Engel Leja trat in
die Mitte eines Kolosseum ähnlichem Raum aus Wolken. Leja stellte sich in die
Mitte. Gegenüber von ihr saßen drei weitere Engel. Eine von ihnen erhob sich
und bat um Ruhe. In die Stille sprach allerdings eine andere der Drei, nachdem
die Erste sich hingesetzt hatte.

„Vor wenigen Minuten ist etwas
passiert, was hätte nicht passieren dürfen. Die Tore zur Welt der Kobolde, die
wir vor einigen Jahren mit viel Mühe verschlossen hatten, wurden erneut
geöffnet. Ein Mädchen fand vor kurzer Zeit eine Mundharmonika, die die Kobolde
wohl damals vor uns verstecken konnten. Dieses scheinbar harmlose Instrument
ist der Schlüssel zum Öffnen der Tore. Wir dürfen nicht zulassen, dass die
Kobolde wie damals Weihnachten erneut zerstören. Wir müssen die Kobolde erneut
bekämpfen und das Mädchen vernichten.“

„Nein!“, rief der kleine Engel
Leja in die Rede, „Dieses Mädchen ist nicht böse! Ihr dürft ihr nichts tun! Sie
ist ein normaler Mensche, der Weihnachten und das ganze Leben genießen möchte.
Wir dürfen ihr nichts antun!“ Ein Raunen ging durch das Publikum, die auf den
Wolken saßen und das Kolosseum füllten.

„Dieses Mädchen hat die Tore
geöffnet und die Kobolde in unsere Welt gelassen. Wir müssen sie vernichten.“,
sagte nun der dritte Engel, der Leja gegenüber saß.

„Das werde ich auf keinen Fall
zulassen!“, wehrte sich Leja.

„Heute Abend ist Bescherung, aber
wenn die Kobolde bis dahin nicht wieder verband sind, dann gibt es dieses Jahr
keine Geschenke. Die Kinder werden nicht mehr an uns und den Weihnachtsmann
glauben! Dann würden wir uns auflösen und es gäbe nie wieder eine fröhliche
Weihnacht!“, sagte nun wieder der erste Engel.


„Es stimmt, dass die Kobolde bis
heute Abend wieder in ihre Welt zurückmüssen, schließlich stehlen sie alle
Geschenke und sind weitaus in der Überzahl, aber deshalb muss das Mädchen nicht
auch gleich…“ Es verschlug Leja die Sprache. Sie konnte einfach nicht
verstehen, warum die anderen Engel ihre Meinung so verachteten. Schließlich war
es ihre Pflicht unschuldige Menschen zu beschützen und glücklich zu machen.


„Leja, wenn du dich nicht unserer
Meinung anschließt und dem Bösen zu Helfen versuchst, dann sind wir gezwungen,
dich von hier zu verbannen.“

„Das könnt ihr nicht machen! Sie
ist doch nur ein Mensch!“, wehrte sich Leja, doch in diesem Moment sank sie
schon durch den Boden aus Wolken und stürzte auf die Erde, direkt in den See,
an dem Lisa saß und Mundharmonika spielte.      
 

 
Ein lauter Schlag ließ Lisa
aufhören zu spielen. Erschrocken starrte sie auf die Mitte des Sees, woher sich
kleine Wellen kräuselten. Schnell stand sie auf und ging noch einen Schritt
näher heran, um die Stelle mit ihren Augen zu erforschen. Dort stieg dann etwas
kleines, etwa so groß wie eine Hand, aus dem Wasser heraus. Das kleine Etwas
flog genau auf Lisa zu. Diese machte einen Schritt rückwärts, doch sie war zu
gefesselt vom Anblick des kleinen Engels, sodass sie nicht wegrennen konnte.
Doch anders wie erwartet, wurde der Engel immer langsamer, bis er schließlich
kurz vor Lisas Nase stehen blieb. Lisa schaute das Wesen mit zwei großen,
weißen Flügeln an und betrachtete den schmalen Körper, der von einem goldenen
Kleid umgeben war. Dann schaute sie dem Wesen nur noch in die Augen, wovor eine
blonde Strähne ihrer schimmernden Haare hing.


Es schien eine halbe Ewigkeit
vergangen zu sein, als der Engel schließlich zu Lisa sprach.

„Du Mensch, wie heißt du?“

Verstutzt sah Lisa den Engel an.
Sie öffnete ihren Mund, doch es kam kein Ton heraus. Wieder schien eine
Ewigkeit zu vergehen, bis sich Lisa endlich besann und wieder sprechen konnte.


„Wer und was bist du?“


„Ich bin der Engel Leja. Und du?“

„Ich, Ich heiße Lisa. Aber wie
kann es sein, dass du ein Engel bist? Engel gibt es doch gar nicht.“ Während
dieser Worte erlangte Lisa nun wieder ihr Selbstbewusstsein und musterte den
Engel skeptisch.

„Natürlich gibt es Engel! Sogar
sehr viele! Was hast du denn gedacht, wer den Kindern die ganzen Geschenke
bringt?“, sagte Leja nun sehr verärgert. Lisa verdrehte die Augen und wollte
sich gerade umdrehen, als der Engel zu ihrer Hand flink hinabflog und weiterhin
zu ihr sprach.

„Ist das die Mundharmonika, die
du gefunden hast?“, fragte Leja neugierig.

„Gefunden? Woher weißt du das?“

„Ich wurde aus dem Himmel
verband, nur weil ich dich schützen wollte.“

„Schützen? Aber wovor denn?“


„Ach, das ist egal. Aber du musst
mir unbedingt helfen!“


„Helfen? Jetzt reicht es aber!
Dich gibt es doch eigentlich gar nicht! Und warum sollte ausgerechnet ich dir
bei irgendetwas helfen? ´Ich wurde aus dem Himmel verband`, dass ich nicht
lache.“, sagte Lisa, drehte sich nun wirklich um und ging mit einem zügigen
Schritt in Richtung Waisenhaus.

Der kleine Engel Leja schaute
Lisa traurig nach, flog auf den Boden und betrachtete ihr Spiegelbild im
Wasser. Ihr Aussehen hatte sich nicht verändert, aber ihre Umgebung war nun
eine Andere.

 


Lisa polterte wütend die Treppe
hinauf, ging in ihr Zimmer und schmiss sich auf ihr Bett.


„Engel … Himmel … Wer soll das
denn glauben?“, sagte sie leise zu sich selbst.

Sie machte sich auf ihrem Bett
breit und schloss die Augen. Auf einmal war ihr so, als wäre sie in einem
kleinen Wald am Rand der Stadt. Kleine Kobolde, ungefähr einen halben Meter
groß, liefen auf dem Boden umher. Ihre blauen, nackten Körper ließen sie mit
den gelben Augen hässlich aussehen. Dann schaute ein Paar dieser stechenden
Augen zu Lisa hinauf, daraufhin auch alle anderen. Ein Kobold trat aus der
Menge.

„Hast du dich nie gefragt, warum
du immer die einzigste bist, die keine Geschenke bekommt? Würdest du vor Neid
nicht immer in den Erdboden versinken, wenn du die ganzen anderen Waisen
siehst, wie sie ihre Geschenke auspacken? Dies alles hat nur einen Grund! Die
Engel sind daran Schuld! Hilf uns sie zu vernichten! Erst dann wirst du wieder
glücklich sein können! Das einzigste was du tun musst, ist, dass du auf deiner
Mundharmonika spielst. Spiel und hilf uns! Du darfst uns nicht enttäuschen! Wir
werden kommen und dir helfen, aber du musst dein Instrument spielen!“, sprach
der hervorgetretene Kobold und fing an hämisch zu Lachen.


Dann klopfte es plötzlich an
Lisas Fenster und sie erwachte. Verwirrt schaute sie zum Fenster und sah wieder
den kleinen Engel. Lisa drehte sich wieder um und versuchte weiter zu schlafen,
aber Leja klopfte immer weiter. Dies erzürnte Lisa so sehr, dass sie aufsprang,
zum Fenster ging und es öffnete. Lisa wollte den Engel gerade anschreien, als
dieser schon anfing etwas zu sagen.


„Was fällt dir ein einfach zu
schlafen? Draußen geht die Welt unter und was machst du?“

„Ich habe gesagt, du sollst mich
in Ruhe lassen!“

„Das kann ich aber nicht. Nur du
kann die Kobolde wieder verbannen!“, schrie nun auch Leja. Lisas Puls wurde
schlagartig wieder normal und sie starrte den Engel entsetzt an. Dann sagte sie
leise und ruhig:„Die Kobolde?“

„Ja, wir müssen sofort etwas
unternehmen! Die Zeit läuft uns davon! Wir haben höchstens noch drei Stunden
bis die ersten Bescherungen anfangen!“


„Bescherungen?“


„Ja und jetzt komm endlich!“,
sagte Leja, die schon versuchte, Lisa an ihrem Ärmel in Richtung Tür zu ziehen.


„Warte mal. Was wollen wir denn
überhaupt machen?“, sagte Lisa, die sich nun langsam besann. Leja ließ nun
wieder ihren Ärmel los und flog in Höhe von Lisas Gesicht.


„Es ist so, dass die Kobolde vor
einigen Jahren von uns Engeln verband wurden, aber jetzt sind sie wieder frei!
Sie klauen die Geschenke und machen alle unglücklich. Die Leute werden nicht
mehr an den Weihnachtsmann und uns Engel glauben. Dann werden wir uns auflösen
und an das, was dann passiert, will ich gar nicht erst denken.“


„Aber was kann ich denn machen?“,
sagte Lisa nun interessiert, die sich wieder an ihren Traum erinnerte. Erst
dann bemerkte sie, wie fest sie die Mundharmonika in ihrer rechten Hand hielt.
Nun fing sie langsam an, an die Wesen zu glauben. Ihre Neugier sagte, dass sie
dem Engel helfen solle, in der Hoffnung doch noch einmal ein spannendes
Weihnachten zu haben.


„Als du das erste mal mit deiner
neuen Mundharmonika am See gespielt hast, haben sich alle Tore geöffnet und
alle Kobolde konnten fliehen. Ich schätze, dass du sie auch wieder damit
einsperren kannst.“


„Du meinst, ich brauche also nur
mein Instrument spielen?“, sagte Lisa nun verwundert, denn sie freute sich
gerade auf ein Abenteuer.


„Versuch es doch einfach mal.“,
schlug Leja vor. Lisa nahm nun die Mundharmonika an ihren Mund und spielte.


„Hör auf!“, schrie der Engel,
denn das einzigste das man hörte, waren düstere und schiefe Töne.


„Ich kann nichts dafür. Sie
spielt nichts anderes.“


„Das könnte des Rätsels Lösung
sein! Du musst es irgendwie schaffen, dass die Mundharmonika wieder schön und
weich spielt.“


„Ich habe aber kein Geld für eine
Reparatur.“


„Ich glaube, dass das auch nichts
bringen würde. Du musst wieder glücklich sein und an Weihnachten glauben. Das
tust du doch nicht!“, sagte Leja nun voller Energie.

„Ich hatte nie ein schönes
Weihnachtsfest. Wieso sollte ich mich dann darauf freuen?“

„Dies musst du aber tun. Ich
schätze, dass du aus tiefster Seele heraus dieses Lied spielen musst, womit du
die Kobolde auch in diese Welt geholt hast.“

„Nun ja. Immerhin glaube ich ja
schon an dich.“


„Das reicht aber nicht.“


„Und was soll ich jetzt machen?
"Du
musst an Weihnachten glauben
und dich freuen. Am besten setzt du dich jetzt auf dein Bett und denkst an
alles Schöne aus deinem Leben.“

„Da ist aber nichts an das ich
denken kann.“

„Genau deswegen sollst du dich
jetzt ja auch dort hinsetzen und nachdenken.“ Lisa ging zu ihrem Bett und
setzte sich hin, während der Engel nun mit aller Mühe das Fenster schloss und
sich auf Lisas Holzstuhl setzte.
Das einzigste an das Lisa denken
konnte, war an ihren Traum. Nun soll sie nicht nur die Engel vernichten,
sondern auch noch die Kobolde. Das einzigste, was bei beiden gleich war, war
das Spielen auf der Mundharmonika. Nun fing sie immer an zu zweifeln, dass sie
sich dem Engel anschließen solle. Wie aus Geisterhand führte sie ihre
Mundharmonika an ihr Gesicht und fing an zu spielen. Nun klang die Melodie noch
schlimmer als vorher und der Engel schrie sofort wieder auf.

„Halt! Das wird ja immer
schlimmer!“, sagte Leja und flog zu Lisas Gesicht um ihr das Instrument
wegzuschlagen. Allerdings war der Engel zu klein und zu schwach um dies zu
schaffen. Dennoch ließ Lisa es selber sinken. Sie schaute auf ihren Schoß zu
der Mundharmonika und betrachtete es mit einem leeren Blick.

„Was ist los?“, fragte Leja
besorgt.


„Es ist nichts.“, sagte Lisa mit
einer Stimme, die genauso leer wie ihr Blick war.

„Ich habe das Gefühl, als müssten
wir in einem kleinen Wald hier in der Umgebung suchen.“, sagte Lisa immer noch
halb hypnotisiert. Verwundert schaute Leja Lisa an.

„Wie du meinst.“, sagte der Engel
dann noch leise und erhob sich. Beide verließen das Waisenhaus und machten sich
in die Richtung des Waldes, auf den die Beschreibung am besten passte.

 


„Hier ist es ja unheimlich! Was
willst du hier? Das könnte nicht einmal mich glücklich machen!“, sagte Leja und
wich dabei nicht von Lisas Seite. Lisa ging jedoch entschlossen weiter und antwortete
nichts darauf.


Plötzlich fing ein Gebüsch an zu
wackeln und Lisa blieb abrupt stehen. Aus dem Geäste schauten auf einmal gelbe
Augen hervor, die leicht zu leuchten schienen.


„Ein Kobold!“, rief Leja und Lisa
fühlte sich nun so, als wäre sie aus einem Alptraum erwacht.


„Lisa, wir müssen dieses Wesen
vernichten!“, rief Leja ganz aufgeregt, während sich der Kobold langsam
näherte. Leja hob zwei kleine Äste vom Boden auf und gab den einen Lisa. Auf
einmal sehr entschlossen, standen sie dem Kobold gegenüber.

„Jetzt!“, gab Leja das Kommando
und stürzte sich auf den Kobold. Auch Lisa lief auf ihn zu, doch als sie ihn
jeweils einmal trafen, standen auch schon fünf weitere dieser Wesen um sie
herum.

„Und was jetzt?“, fragte Leja nun
erschrocken bei dem Anblick der Kobolde. Lisa antwortete jedoch nicht, sondern
starrte wieder mit einem leeren Blick auf ein Paar Augen. Der Besitzer dieser
trat hervor und sprach erneut zu Lisa.

„Spiel! Spiel und hilf uns!“

Genau in diesem Moment, wo Lisa
ihre Mundharmonika an den Mund setzen wollte, flog Leja hinauf und riss sie ihr
mit aller Gewalt aus der Hand. Lisa kam wieder zu sich und schien schon wieder
aus einen Traum erwacht zu sein. Verwirrt starrte sie um sich herum und sah nur
noch flüchtende Kobolde. Sie nahm Leja die Mundharmonika wieder ab. Der Engel
gab sie ihr aber nur widerwillig und beobachtete sie dabei ganz genau. Als Lisa
das Instrument nun in ihre Hosentasche steckte, wurde Leja nun wieder ein
sichereres Gefühl gewährt, sodass sie Lisa nicht mehr so musterte.

„Warum hast du auf den Kobold
gehört?“, fragte der Engel immer noch erschrocken.

„Ich weiß nicht.“, sagte Lisa und
starrte auf den Boden.

„Immerhin wissen wir jetzt, wo
sich ein Teil der Kobolde aufhält. Trotzdem sollten wir jetzt erst mal weg von
hier. Nicht, dass noch mehr passiert.“, sagte Leja leise zu Lisa. Beide
verließen den Wald und gingen zum See. Dort setzten sie sich und schwiegen.
 

 
Einige Zeit später ergriff Leja
wieder das Wort.


„Wir haben nicht mehr viel Zeit.“


„Vielleicht sollte ich einfach
noch mal versuchen die Melodie zu spielen.“, sagte Lisa betrübt und sah
weiterhin zu ihrem Spiegelbild im Wasser.

„Aber der Kobold wollte auch,
dass du spielst. Was ist, wenn du damit nur das Böse unterstützt? Außerdem
sollst du glücklich sein und das bist du momentan auf keinen Fall. Vorhin
hättest du sogar beinahe auf den Kobold gehört. Das könnte heißen, dass dein
Glaube an den Weihnachtsmann und uns Engel noch nicht einmal Ansatzweise
besteht.“

„Ach, was weiß ich. Geschenke
habe ich von euch Engeln doch sowieso noch nie bekommen. Die Kobolde meinten,
dass…“ Auf einmal hörte Lisa auf zu sprechen. Sie wollte dem Engel nichts von
ihrem Auftrag von den Kobolden erzählen. Lieber wollte sie Leja zu ihnen führen
und sie vernichten, doch dazu musste sie zu den anderen. Sie musste in den
Wald. Schnell stand sie auf und nahm ihre Mundharmonika aus der Hosentasche und
umklammerte sie mit ihrer Hand, während sie wieder loslief und in den Wald
wollte.

„Hey! Was machst du denn da?
Warte!“ Auch Leja erhob sich nun und flog ihr hinterher. Aber sie schien immer
langsamer zu werden und nicht mehr hinterher zu kommen.

„Was ist bloß mit mir los?“,
flüsterte sie und betrachtete sich. Ihr fiel auf, dass ihr Körper sich in Luft
aufzulösen schien.


„Nein! Bitte, Lisa! Du darfst den
Glauben an uns nicht verlieren!“

Trotz  der Schwäche, die sie überflog, bemühte sie sich, so schnell wie
möglich vorwärts zu kommen.

Der Weg kam ihr unendlich lang
vor, aber sie flog immer weiter, bis sie nun den Wald und auch die Stelle
erreichte, wo sie vorher noch mit Lisa den Kobolden gegenüber stand. Doch
diesmal war sie allein und es waren nur zwei Augen, die in die Augen der
Kobolde starrten.


„Was habt ihr mit Lisa gemacht?“,
schrie Leja verzweifelt. Doch die Kobolde, die sie umzingelten, sagten nichts,
sondern näherten sich nur Leja. Traurig schaute sie zum Himmel hinauf, der sich
bereits verdunkelte.


„Es ist zu spät.“, flüsterte Leja
und senkte den Kopf.


„Aber ich muss trotzdem
weiterkämpfen!“, rief sie plötzlich wild entschlossen. Flink flog sie in die
hohen Lüfte und lockte die Kobolde immer tiefer in den Wald, in der Hoffnung
eine Lichtung zu finden, denn in der Dunkelheit konnte sie kaum etwas sehen.
Nicht viel später kam sie auch auf eine Lichtung. Dort blieb sie dann in der
Luft stehen und wartete, bis sich die Kobolde erneut um sie versammelten.


„So, jetzt passt mal auf! Ihr
habt es hier mit Leja dem Engel zu tun und wer das nicht versteht, hat ein ganz
großes Problem mit mir!“, schrie Leja aus vollem Halse und nahm sich einen kleinen
Stock. Die Kobolde rührten sich in der Zeit nicht, sondern musterten den Engel
nur ganz genau.


„Lisa, bitte hilf mir.“,
flüsterte Leja und schloss ihre beiden Hände fest um den Ast. Auf einmal flog
sie los in die Runde und schlug fast alle der anwesenden Kobolde mit ihrer
Waffe. Immer weiter schlug sie, doch ihre Kräfte ließen immer mehr nach und die
Anzahl der Kobolde verringerte sich keinesfalls. Leja wollte gerade einen
erneuten Angriff starten, als ein Kobold sie von hinten packte und zu Boden schlug.
Hämisch fingen die Kobolde an zu Lachen, während Leja versuchte sich wieder
aufzurichten. Aber der Kobold schlug nochmals zu, sodass, Leja sich kaum noch
bewegen konnte. Selbst dann schlug der Kobold noch ein letztes Mal zu und um
Leja wurde alles schwarz. Doch dann wurden ihre Ohren von sanften Tönen
berührt. Ihr Kopf schmerzte, aber die Melodie erkannte sie sofort. Es war das
Lied, welches sie sonst nur mit schiefen Tönen gehört hatte. Sie hätte niemals
geglaubt, dass dieses Lied so schön hätte klingen können. Doch woher kamen
diese Töne? Obwohl Leja keine Kraft mehr hatte, öffnete sie die Augen und
erblickte Lisa, wie sie auf einen Fels, nicht sehr weit von dem Engel entfernt,
stand und die Melodie auf ihrer Mundharmonika spielte. Eine warme Aura bildete
sich um Leja und gab ihr Kraft. Sie flog langsam wieder in eine aufrechte
Haltung. Als sie ihren Körper betrachtete bemerkte sie nun, dass ihr Körper
aufhörte sich aufzulösen. Anstatt ihres Körpers, lösten sich nun die der
Kobolde auf. Diese lagen nun machtlos auf dem Boden und konnten sich nicht mehr
wehren. Mit einem befreiendem Gefühl beobachtete Leja das Geschehen und schloss
ihre Augen, um der wunderschönen Melodie zu lauschen. Nach einer unendlichen
Zeit, wie es schien, verstummte nun der Klang der Mundharmonika und Leja
schaute nun zu Lisa hoch. Diese stand immer noch auf dem Fels und ließ die
frische Brise durch ihr blondes Haar wehen.


„Wie hast du das nur geschafft,
so schön auf dieser Mundharmonika zu spielen?“, fragte Leja bewundernd.


„Du hast mit mir zusammen
gekämpft. Allerdings nur mit meiner Seele. Du hast mir die Augen geöffnet. Es
scheint mir, als wäre jetzt ein Alptraum vorbei.“

„Das glaube ich dir. Das
wichtigste ist aber, dass Weihnachten gerettet ist und alle Kobolde vernichtet
wurden. Und nur dir haben wir das zu verdanken.“

„Danke. Aber was passiert denn
jetzt mit dir?“

„Ich weiß es nicht. Ich wurde
damals aus dem Himmel verband, weil ich gesagt habe, dass du nicht zu den
Kobolden gehörst. Dies haben allerdings die anderen behauptet. Deshalb wurde
ich verband. Sie wollten dich vernichten. Aber dann hätten wir die Kobolde wohl
nie besiegen können.“

„Stimmt.“ Während sich große
Erleichterung im Wald breit machte, war ein helles Klingeln in der Luft zu
hören.

„Was ist das?“, fragte Lisa,
während sie der Klingel lauschte.


„Das ist der Weihnachtsmann mit
den Engeln!“, sagte Leja laut und schaute zum Himmel herauf.


„Dort!“, rief sie und zeigte mit
dem Finger auf einen fliegenden Schlitten, der von zehn Rentieren gezogen
wurde. Der Schlitten flog noch eine kleine Runde, bis er auf der Lichtung
landete, wo Lisa und Leja standen. Mühsam stieg der Mann mit einem langen
weißen Bart und einem dicken roten Mantel aus dem Schlitten heraus.

„Hallo Leja und frohe Weihnachten
Lisa. Erst mal müssen die Engel und ich uns bei dir für die Rettung des
Weihnachtsfestes bedanken. Die Kobolde sind dank dir besiegt und Weihnachten
wird nie wieder gefährdet sein. Aber trotzdem halte ich es für das beste die
Mundharmonika zu beseitigen. Los! Wirf sie in das Feuer.“ Genau in diesem
Moment erschien vor Lisa eine große blaue Flamme. Sie schaute noch einmal zur
Mundharmonika in ihrer Hand. Dann schloss sie ihre Augen und warf das
Instrument in die Flammen.

„Gut. Dann wäre das auch schon
mal geklärt. Jetzt zu dir, kleine Leja. Du wurdest damals mit Unrecht verband,
so wurde es beschlossen. Wenn Lisa wirklich böse wäre, dann hätte sie niemals
eine so schöne Melodie auf der Mundharmonika spielen können. Wir haben
beschlossen dich wieder in den Himmel aufzunehmen.“ Leja verfiel
Freudenausbrüchen und bedankte sich bei allen.


„So, jetzt müssen wir aber los,
sonst schaffen wir es ja gar nicht mehr, alle Geschenke zu verteilen. Also
Leja, kommst du mit?“, fragte der Weihnachtsmann freundlich.


„Natürlich!“, lautete Lejas
Antwort.


„Herzlich verabschieden möchte
ich mich natürlich von dir, liebe Lisa. Ich weiß nicht womit ich dir danken
kann. Aber ich frage mich, ob eine Fröhliche Weihnacht überall schon ein Anfang
wäre.“
"Auf jeden Fall!", sagte Lisa über glücklich.
"Gut, dann wünsche ich dir ein schönes Weihnachtsfest und pass auf dich auf!" Während dieser Worte stieg der Schlitten schon langsam in die Luft. Dann beschleunigte er und flog noch einmal eine kleine Schleife. Das letzte, was Lisa hörte, war Lejas Stimme.
"Danke für alles und eine schöne Weihnacht!"
 
Langsam schlenderte Lisa zurück. Sie wusste gar nicht, was sie im Waisenhaus tun sollte. Schließlich war sie wieder allein und ihr größter Wunsch ist nun in Erfüllung gegangen: Ein Abenteuer erleben. Genau das hatte sie und zwar das größte aller Weihnachtsgeschichten. Sie wurde gebraucht und auch wenn ihr auf der Erde niemand dankbar war, wusste sie, dass sie trotzdem die besten Freunde der ganzen Welt gefunden hatte. Und die gibt es nicht nur auf Erden...
 
Lisa betrat das Waisenhaus und hörte viele Stimmen aus dem Gemeinschaftsraum. Auch sie eilte schnell dorthin. Gespannt schaute sie unter den Tannenbaum, wo Haufen von Geschenken lagen, aber für Lisa war keines dabei. Zu tiefst enttäuscht, ging sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sie öffnete die Tür und erblickte einen riesigen Tannenbaum, der geschmückt in ihrer Zimmerecke stand. Schnell schloss sie die Tür hinter sich und lief zu den Geschenken, die dort drunter lagen. In diesen fand sie einfach alles was sie sich jemals gewünscht hatte, doch das letzte Geschenk berührte sie am meisten. Es war ein Stoffengel, der genau so aussah wie Leja, was auch auf ihrem goldenen Kleid stand. In der einen Hand hielt der Engel Lisas Mundharmonika und in der anderen einen kleinen Zettel, auf dem etwas handgeschriebenes stand:

 



Lisa betrat das Waisenhaus und hörte viele Stimmen aus dem Gemeinschaftsraum. Auch sie eilte schnell dorthin. Gespannt schaute sie unter den Tannenbaum, wo Haufen von Geschenken lagen, aber für Lisa war keines dabei. Zu tiefst enttäuscht, ging sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sie öffnete die Tür und erblickte einen riesigen Tannenbaum, der geschmückt in ihrer Zimmerecke stand. Schnell schloss sie die Tür hinter sich und lief zu den Geschenken, die dort drunter lagen. In diesen fand sie einfach alles was sie sich jemals gewünscht hatte, doch das letzte Geschenk berührte sie am meisten. Es war ein Stoffengel, der genau so aussah wie Leja, was auch auf ihrem goldenen Kleid stand. In der einen Hand hielt der Engel Lisas Mundharmonika und in der anderen einen kleinen Zettel, auf dem etwas handgeschriebenes stand:



„Auf jeden Fall!“, sagte Lisa
überglücklich.
„Gut, dann wünsche ich dir ein
schönes Weihnachtsfest und pass auf dich auf!“ Während dieser Worte stieg der
Schlitten schon langsam in die Luft. Dann beschleunigte er und flog noch einmal
eine kleine Schleife. Das letzte, was Lisa hörte, war Lejas Stimme.
„Danke für alles und eine schöne
Weihnacht!“
 
Langsam schlenderte Lisa zurück.
Sie wusste gar nicht, was sie im Waisenhaus tun sollte. Schließlich war sie
wieder allein und ihr größter Wunsch ist nun in Erfüllung gegangen: Ein
Abenteuer erleben. Genau das hatte sie und zwar das größte aller
Weihnachtsgeschichten. Sie wurde gebraucht und auch wenn ihr auf der Erde
niemand dankbar war, wusste sie, dass sie trotzdem die besten Freunde der
ganzen Welt gefunden hatte. Und die gibt es nicht nur auf Erden…
 
Lisa betrat das Waisenhaus und
hörte viele Stimmen aus dem Gemeinschaftsraum. Auch sie eilte schnell dorthin.
Gespannt schaute sie unter den Tannenbaum, wo Haufen von Geschenken lagen, aber
für Lisa war keines dabei. Zu tiefst enttäuscht ging sie die Treppe hinauf in
ihr Zimmer. Sie öffnete die Tür und erblickte einen riesigen Tannenbaum der
geschmückt in ihrer Zimmerecke stand. Schnell schloss sie die Tür hinter sich
und lief zu den Geschenken, die dort drunter lagen. In diesen fand sie einfach
alles was sie sich jemals gewünscht hatte, doch das letzte Geschenk berührte
sie am meisten. Es war ein Stoffengel, der genau so aussah wie Leja, was auch
auf ihrem goldenen Kleid stand. In der einen Hand hielt der Engel Lisas
Mundharmonika und in der anderen einen kleinen Zettel, auf dem etwas
handgeschriebenes stand:
 

Fröhliche Weihnacht überall

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Alexandra Peitsch).
Der Beitrag wurde von Alexandra Peitsch auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.12.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Alexandra Peitsch als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Der Verschollene oder >AMERIKA<< von Gherkin



Das ist die Fortsetzung und die Beendigung des Romanfragmentes des Dr. Franz Kafka: Amerika

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Weihnachten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Alexandra Peitsch

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Eine blutige Theaterprobe (Teil 1) von Alexandra Peitsch (Thriller)
Seltsame Überraschung an Heiligabend von Ingrid Drewing (Weihnachten)
Unterwegs und angekommen von Christa Astl (Reiseberichte)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen