Wie hatte es eigentlich angefangen. Dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Was war passiert? Sicher, er war jetzt allein, saß auf einem Stuhl und starrte aus dem Fenster. Er beobachtete die Regentropfen, die langsam an der glatten, kalten Oberfläche entlang liefen.
Was
war passiert? Wieder diese Frage.
Er
war weg gewesen und hatte in der Disko getanzt, wie immer. Er hatte diese
hübsche Frau kennen gelernt und mit ihr getanzt. Hatte sie auf ein paar Drinks
eingeladen und sie waren sich näher gekommen. Erst waren es nur kleine,
flüchtige, unmerkliche Signale, doch es wurde immer deutlicher, worauf dieser
Abend hinaus laufen sollte.
Gegen
drei Uhr waren sie dann zu ihr gefahren. Sie wollten den Abend dort fortsetzen
und endlich den Spaß haben, der an öffentlichen Orten nicht möglich war.
Während
er für beide eine Flasche Wein öffnete, legte sie stimmungsvolle Musik auf und
zündete einige Kerzen an.
Sie
setzten sich gemütlich auf das Sofa und schmiegten sich eng aneinander. Er
spürte deutlich ihren Körper an seinem, spürte ihr verlangen und fuhr mit der
Hand über ihre Haut.
Sie
erzitterte leicht aufgrund der Berührung. Sie neigte den Kopf und küsste ihn,
wurde fordernder, verlangender.
Und
plötzlich schrie alles in ihm nach Flucht. Er wollte nur noch weg. Beim
Aufspringen warf er die Weinflasche und die Gläser um. Der Rotwein floss wie
Blut über den Tisch. Ohne ein weiteres Wort schnappte er sich seine Jacke und
rannte aus der Wohnung. Er rannte ziellos durch die Nacht, nahm nichts mehr
wahr. Was sollte das, wieso hatte er so reagiert? Was war mit ihm passiert? Es
war doch nicht das erste Mal, das ein Abend so enden sollte. Er hatte schon
zahllose Frauen gehabt und immer hatte er seinen Spaß gehabt. Gut, er fragte
sich am nächsten Tag immer wieder, ob er das Richtige getan hatte. Aber so
etwas, nein, das war neu.
Er
hatte die Liebe seines Lebens noch nicht gefunden und Freundinnen hatte er
auch, aber wenn, dann nur kurz. Aber was war da grade passiert?
Immer
und immer wieder diese eine Frage. Sie brannte sich in sein Hirn, ließ ihn
nicht los.
Wie
lange er schon gerannt war wusste er nicht mehr, doch seine Lunge brannte und
die Beine wollten auch nicht mehr weiter. Er setzte sich einfach auf einen
Mauervorsprung und atmete tief durch, ließ sich etwas zur Ruhe kommen, doch
diese quälende Frage blieb. Nach einiger Zeit stand er auf und ging langsam
durch die dunkeln Straßen, steuerte langsam seine Wohnung an. Die Sonne ging
langsam auf, als er sich schließlich seiner Wohnung näherte. Er ging ins Haus
und schloss seine Wohnung auf, ließ die Tür zufallen und lehnte sich dagegen,
sank auf den Boden und weinte. Er ließ alle Hemmungen fallen und weinte sich
den Schmerz von der Seele.
Auch
die Antwort auf seine Frage war ihm klar, doch das konnte nicht sein, nein, das
durfte nicht sein. Doch nicht er.
Als
langsam alle Muskeln und Knochen schmerzten, stand er auf und ging in die Küche
um sich Kaffee zu kochen.
Dann
ging er mit der Tasse ins Wohnzimmer und setzte sich an den Tisch. Er starrte
aus dem Fenster und stellte sich wieder und wieder die Frage. Wieso ich, wieso
ich?
Wie
hatte das alles angefangen? Dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Er war doch
wie die Anderen. Oder etwa nicht? Er war doch ein Mann und lebte ein normales
Leben, dachte er bisher jedenfalls.
Die
Frage wurde immer bohrender und die Antwort immer klarer, doch er wollte die
Wahrheit gar nicht hören.
Er
wusste, dass die Antwort sein Leben zerstören würde.
Er
stand auf und ging zum Fenster.
Er
öffnete es und sprang hinaus.
Wie
hatte es bloß angefangen? Diese Frage schoss ihm durch den Kopf, dann wurde es
ruhig.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.12.2006.
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Stream of thoughts: Stories and Memories – for contemplating and for pensive moments (english)
von Heinz Werner
Do we know what home is, what does this term mean for modern nomads and cosmopolitans? Where and what exactly is home?
Haven't we all overlooked or misinterpreted signs before? Are we able to let ourselves go during hectic times, do we interpret faces correctly? Presumably, even today we still smile about certain encounters during our travels,
somewhere in the world, or we are still dealing with them. Not only is travveling educating, but each travel also shapes our character, opens up our view for other people, cultures and their very unique challenges.
Streams of thoughts describes those very moments - sometimes longer, sometimes only for a short time - that are forcing us to think and letting us backpedal. It is about contemplative moments and situations
that we all know.
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