Rotha

Maldivian Love

Neujahrsmorgen 2002:
Mara lag auf dem großen Doppelbett, so wie die Natur sie erschaffen hatte.
Heiner genoss ihren Anblick, sah in ihre strahlend blauen Augen, sah das feine, volle schwarze Haar, das ihr Gesicht umschmeichelte. Er liebte ihre helle, elfenbeinfarbene Haut, die festen kleinen Brüste mit den erigierten Nippeln, ihre gekräuselten schwarzen Schamhaare.
Sanft strich er über ihr Gesicht, gab ihr zärtlich einen Kuss und streichelte mit seinen Händen ihre samtweiche Haut, die ihn erschauern ließ, die er so liebte, auch wenn sie sich nicht so anfühlte, wie er es gewohnt war.
Es störte ihn heute nicht, nicht heute und auch nicht in den vergangenen Jahren, dass sie sich Anbetracht der Außentemperaturen eiskalt anfühlte.
„Ich liebe dich Mara, ich werde dich immer lieben“, flüsterte er in ihr Ohr, „was wäre mein Leben ohne dich“.
„Verlass mich nie, Heiner, bitte nie“, hauchte sie.
Er stöhnte auf als er in sie eindrang: „ Nein Mara, nie... nie... ich, ich... werde... immer wieder... bei dir sein.“
Als sie sich später vom Bett erhob, wusste er, dass die Zeit gekommen war, dass sie dorthin zurückgehen würde, wohin er ihr nicht folgen konnte, nicht durfte, um sie nicht zu verlieren.


Neujahrsmorgen 1996:
Sie waren erst wenige Tage verheiratet und sie hatten sich mit der Hochzeitsreise einen lang gehegten Traum erfüllt.
Athuruga heißt die kleine Insel am Rande des Ari-Atolls, die etwa 80 Km von der Hauptstadt Male entfernt ist.
Unter hohen, Schatten spendenden Palmen, stehen die Bungalows nur einige Meter vom Wasser und dem unglaublich feinsandigen Strand entfernt.
Am Tag ihrer Ankunft hatten sie vor dem exzellenten Abendbuffet einen Drink in der Bar genommen und es genossen, bei offenen Fenstern, warum sollte man sie in dieser Klimazone auch schließen, von der leichten, warmen Abendbrise des Windes umschmeichelt zu werden.
Am nächsten morgen würden sie schnorchelnd das Hausriff und die Wasserverhältnisse erkunden.
Bei einer Lufttemperatur von rund 30° C und einer Wassertemperatur von 27° C würden sie lange im Wasser bleiben können.

Während Heiner noch schlief hatte Mara bereits im Meer, das so angenehm warm ist, einige Schwimmrunden hinter sich gebracht.
Sie hatte wunderbar geschlafen, denn die Klimaanlage sorgte für wohlige Innentemperaturen. Sie hatte die Dusche im halb überdachten, aber luxuriösen Bad genossen, stand nun vor Heiners Bett und gab ihm zärtlich einen Kuss auf die Stirn.
"Na komm` hoch, Mausebacke", sagte sie, "es ist ein wunderschöner Tag".
"Du bist unglaublich schön, Mara", sagte Heiner, trat auf die Terrasse vor dem Bungalow und genoss den Blick auf das kristallklare Wasser des Indischen Ozeans. Innerhalb des Hausriffs, in der Lagune, sah er den Ponton, an dem die Wasserflugzeuge anlegten, um Gäste zu bringen und er sah auf die Dhonis der Einheimischen, die im Kanal ankerten, der auf beiden Seiten des Riffs, Zugänge zur Lagune hat.
Er sah auf Mara, die er so sehr liebte, sah auf dieses makellose, sonnengebräunte Geschöpf, in ihrem knappen gelben Bikini.
Nach dem Frühstück wollten sie schnorchelnd das Hausriff erkunden, hatten aber nicht bedacht, dass auch hier Ebbe und Flut einwirkten, was bedeutete, dass innerhalb der Lagune die Wassertiefe für einen Schnorchelgang nicht ausreichend war.
"Lass es uns an der Außenkante des Riffs versuchen", sagte Heiner.
Am Anlegesteg war ein guter Einstiegspunkt und dort wollten sie es versuchen.
Es wurde ein wunderbarer Ausflug in die Welt unter Wasser. Durch das ablaufende Wasser, die Ebbe, wurden sie links vom Steg in Richtung Kanalöffnung getrieben, ohne mit den Flossen arbeiten zu müssen.
Nur wenig unter ihnen ließ sich eine Schildkröte von der Strömung treiben und sie konnten sie ohne große Anstrengungen verfolgen, genossen dieses Schauspiel der Natur.
Am Eingang des Kanals zur Lagune hatten sie schwer gegen die Strömung zu kämpfen, wurden aber durch den Anblick eines großen Rochens und den eines kleinen Hais, für die Mühen, wieder festen Boden zu erreichen, entschädigt.


Sie hatten es sich im Liegestuhl, im Schatten der Büsche auf der Terrasse, bequem gemacht und dösten vor sich hin.
"Mausebacke, ich mache noch `mal einen Schnorchelgang zur Kanalöffnung im Riff und von dort zur linken Seite.“
"O. K., Liebes", sagte Heiner "aber sei vorsichtig."
Er wusste, dass eigentlich nichts passieren könnte, denn käme man in Gefahr, würde man das Rufen auf der Insel hören, man könnte sich am Riff festhalten und ein Dhoni wäre auch schnell zur Stelle.
Mara setzte sich die Maske auf, positionierte den Schnorchel und schwamm mit kräftigen Zügen im Kanal Richtung Riffkante und ließ sich von der Strömung zur Außenkante des Hausriffs treiben.
Kaum einer der Gäste hielt sich unterhalb der linken Kanalöffnung auf, weshalb auch hier ein besonderer Fischreichtum zu beobachten war.
Es war eine große Schildkröte, die sie faszinierte, über der sie sich treiben ließ, sie verzückt beobachtete und alles um sich herum vergaß.


Dezember 2001:
Sechs Flugstunden lagen nun hinter ihm. Zu seinem Erstaunen war der Flieger nicht ausgebucht und die beiden Plätze neben ihm waren leer geblieben. Das hatte ihm die Möglichkeit gegeben, sich auf den Sitzen ein wenig aus zu strecken und zu dösen. Richtig geschlafen hatte er nicht, dazu war er zu aufgeregt.
Auf dem Bildschirm, oben am Gang, konnte er die augenblicklichen Flugdaten ablesen.
Flughöhe: 33.000 Fuß, Geschwindigkeit: 920 Km/h über Grund, Position: Dort, wo sich der Indische Ozean und die Wüste der arabischen Halbinsel treffen.
Er schaute aus dem Fenster und genoss den einmaligen Blick auf die Wunder der Natur unter sich.
Noch etwa dreieinhalb Flugstunden und er würde die Malediven unter sich, wie kleine Spiegeleier im Indischen Ozean liegen sehen.
Es war bereits sein sechster Urlaub auf den Malediven, den er jeweils über Neujahr für eine Woche gebucht hatte, und er würde, wie in jedem Jahr, seinen Bungalow beziehen.


Neujahrsmorgen 1996:
Er hatte nun schon einige Zeit in der Sonne gesessen und er wurde unruhig.
Mara hätte schon lange zurück seien müssen, bei ihm sein müssen, neben ihm sitzen müssen.
Zwei Stunden war sie nun unterwegs, ohne dass er etwas von ihr gehört oder gesehen hätte.
Er mobilisierte die Einheimischen, die sich sofort mit den Dhonis auf den Weg machten, um Mara zu suchen.


Neujahrsmorgen 2002:
Heiner hatte diese Nacht, wie in all den Jahren, genossen. Er wusste, dass man ihn nicht verstehen würde, würde er seine Geschichte erzählen. Warum sollte er auch. Einzig Mara zählte.
Sie hatte ihn, wie damals und dann jedes Jahr, am Neujahrsmorgen verlassen und er wusste, dass er ihr nicht folgen konnte, ihr nicht folgen durfte, wollte er sie nicht verlieren.
Er ging zum Anlegesteg, blickte auf das Wasser, dorthin, wo man sie gesucht und nicht gefunden hatte, wo sie ertrunken war, und er dachte daran, dass es nur noch 365 Tage sein würden, bis er sie wieder in seinen Armen halten würde.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.01.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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