Rita Bremm-Heffels

Abrechnung

Ich hasse dich.
Ich hasse dich von ganzem Herzen, wenn man jemanden überhaupt so sehr hassen kann, daß einem das Herz weh tut..
So sehr, daß mir übel wird wenn ich dein Gesicht nur auf einem Foto sehe.
Dein verbittertes Gesicht, die immer etwas ironisch verzogenen Mundwinkel.
Immer so als ob sie sagen wollten: Was bist du denn schon?
Dann könnte ich auf dich einschlagen, immer und immer wieder, so lange bis du dich nicht mehr rührst.
Dann endlich könnte ich aufatmen, einmal tief Luft holen. Befreit von dir.
Nie mehr die dummen Floskeln, nie mehr dieses: Das würde ich nicht so machen.
Wer hat dich je gefragt?
Ich nicht. Voll gequatscht hast du mich, du, dabei hast du dein Leben verrinnen lassen wie ein plätscherndes Wasser, ohne jede Kraft, einfach von Stein zu Stein, jede kleine Hürde umschlängelnd.
Sich durchwinden ohne an zu ecken war dein Credo im Leben.. Bloß keine Schwierigkeiten.
Keinen Stau überwinden. Kein neues Bett suchen. Immer nur den gleichen Weg.
Alt und ausgefahren.
Doch keiner darf dir dies sagen. Bis heute nicht. Oder gerade heute nicht. Keiner darf dich daran erinnern, daß du nichts, aber auch gar nichts gemacht hast aus dir. Aus deinem Leben.
Aus deinen vielen Talenten. Verkümmert sind sie und immer war es die Schuld von anderen.
Dann plusterst du dich auf wie ein Pfau, baust dich auf und tönst: Ich habe nie was falsch gemacht.
Nein, du hast recht,. Du hast nichts falsch gemacht. DU HAST NICHTS GEMACHT.
Und das ist schlimmer.
Du hast nicht nur dein Leben zerstört, sondern auch das von Anderen. Die an dich geglaubt haben. Die auf dich vertraut haben. Denen du Hilfe geben solltest. Denen du sie verweigert hast. Die du allein gelassen hast, als sie dich dringend gebraucht hätten.
Nein, du warst nicht da. Nie, immer flüchtig wie Wind, nie greifbar, nicht Fisch und nicht Fleisch, ohne Meinung, ohne Rat.
Sogar wenn ich dieses schreibe wird mir übel.
Denn damit hast du andere Seelen zerstört, so wie deine zerstört ist.
Du hast ihnen das Vertrauen genommen zum Leben, das Vertrauen zum Vertrauen, das Vertrauen in die Liebe, das Vertrauen in sich selbst.
Du hast neue Zombies geschaffen die mühevoll durch das Leben ziehen auf der Suche nach dem was du ihnen vorenthalten hast. Auf der Suche nach dem Ende eines Kreises. Den sie nie finden werden.
Dafür hasse ich Dich, hasse dich, hasse dich ....
Ich stehe auf und schaue in den Spiegel.
Ich sehe dein Gesicht, oder ist es meines? Verschwommenes Ineinander? Oder Gleichen?
Naß vor Haß - ich hätte uns so gerne geliebt.
Aber ich kann nicht lieben.

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