Erich Peter Schott

Die Zwerge von Rahnova

Es war ein heißer Sommertag auf Rahnova, als Arkus seinen Großvater unter dem ausladenden, Schatten spendenden Baum fand. Der Großvater lehnte mit dem Rücken gegen den Stamm und genoß sein Pfeifchen. „Wie geht es Dir, Arkus, mein Lieblingsneffe?“, fragte er vergnügt. Arkus mußte lächeln und entgegnete schlagfertig: „Gut geht es Deinem einzigen Enkel, Großvater.“ Sein Großvater mußte über das Gesicht, das Arkus dabei machte, schmunzeln. „Du machst ein sehr angespanntes Gesicht, Arkus. Was ist es, das Dich zu mir führt?“ „Wir haben heute in der Schule über Rahnova und seine Wesen gehört. Dabei erwähnte unsere Lehrerin auch die Zwerge. Aber sie erzählte bloß, daß sie große Baumeister und Krieger seien.Aber als wir mehr über die Zwerge wissen wollten, meinte sie nur, daß wenig über sie bekannt sei. Du warst doch früher viel auf Reisen. Hast Du dabei auch die Zwerge getroffen? Und weißt Du etwas über sie?“ Der Großvater wurde ernst und blickte ihn sinnend an. „Die Zwerge... ja, sie sind ein Volk, das gerne für sich bleibt in ihren großartigen Höhlen. Ja, ich habe sie getroffen, als ich unseren Kontinent bereiste. Was möchtest Du über sie wissen?“ „Alles“ meinte Arkus. „Das, was uns Fräulein Vee berichtete war sehr wenig – und es hat uns alle nur noch neugieriger gemacht.“ „Also schön“, meinte sein Großvater. Laß Dich nieder. Die Geschichte der Zwerge ist lang – und doch ist nur wenig über sie bekannt. Aber das wenige, was ich über sie weiß, sollst Du erfahren. Wie Du weißt, kamen unsere Vorfahren vor langer Zeit von der Erde, dem Ursprung der Menschheit. Es wurde Handel getrieben, Reisende kamen, unsere Welt zu sehen und zu erforschen. Dann, plötzlich und ganz überraschend, riß der Kontakt ab. Es kamen keine Schiffe mehr und auch Nachrichten kamen keine mehr. Glücklicherweise waren wir schon unabhängig von der Erde. Doch dann passierte das Unglück. Was genau damals passierte ist selbst heute nicht bekannt. Eines ist jedenfalls sicher: Innerhalb weniger Stunden war nichts mehr so, wie vor. Es kam zu Beben. Als Folge davon geschahen schreckliche Ereignisse. Die so segensreiche Technik bewirkte nun schreckliche Dinge. Kraftwerke explodierten und zerstörten weite Teile Rahnovas. Radioaktivität wurde freigesetzt, Dämme barsten und es gab Überschwemmungen. In kurzer Zeit fand ein großer Teil aller Lebewesen Rahnovas den Tod, große Landstriche wurden zerstört. Da kam allen Wesen eine Eigenart Rahnovas zu Hilfe: Es gibt auf Rahnova viele Höhlen. Sie sind weiterverzweigt und selbst heute noch nicht alle erforscht. Diese Höhlen boten den Überlebenden Schutz. Und mit den Resten an Technik, die den Überlebenden geblieben waren, konnten sie die lange Zeit, die auf dieses Unglück folgte, überstehen. Denn für Jahrhunderte gab es keine Rückkehr. Im Laufe der Zeit begann auch die Technik zu versagen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatten sich schon viele der Grundlagen gebildet, die Rahnova, wie es heute aussieht, prägen.“ „Großvater – das ist sehr interessant. Aber vieles davon haben wir schon gelernt. Und manches auch gehört, wenn sich Erwachsene unterhielten. Doch was ist mit den Zwergen? Woher kommen sie?“ Der Großvater begann zu lächeln. „Arkus – ungeduldig wie stets. Nun, nach vielen Jahrhunderten begann die Rückkehr an die Oberfläche. Auch davon wirst Du gehört haben.“ Arkus nickte und blickte den Großvater gespannt an. „Bei dieser Rückkehr entstanden viele der Wesen, die heute auf Rahnova leben. Doch das ist eine andere Geschichte. Nicht alle kehrten damals an die Oberfläche zurück. Die meisten derjenigen waren Menschen. Im Laufe der Jahrhunderte waren unter der Oberfläche Städte entstanden. Manche davon prächtig und groß. Der letzte Rest an Technik hatte mittlerweile versagt und war verschwunden. Doch es waren Werkzeuge entwickelt worden, die das Leben unter der Erde lebenswert zu machen begannen. Viele der Menschen hatten sich an die Verhältnisse anzupassen begonnen: Sie wurden kräftiger, ausdauernder, konnten in der Dunkelheit besser sehen. Sie hatten begonnen, ihre Umwelt zu lieben. Kristalle und Mineralien, die sie abbauten, Eisen, das sie mittlerweile erzeugten. Dazu kam, daß sie die Oberfläche als unangenehm und hell empfanden. Auch wenn mittlerweile viele an die Oberfläche zurückgekehrt sind – die meisten ihrer Städte liegen nahe den Höhlen. Denn dort fühlen sie sich am wohlsten. Denn sie lieben nach wie vor die Minen und unterirdischen Städte. Es gibt viele Städte der Zwerge, manche sind noch unbekannt und haben keine Verbindung zueinander. Sie suchen nicht die Nähe anderer Rassen. Selbst den Handel überlassen sie anderen. Doch ihre Kunst wurde im Laufe der Jahre berühmt. So besuchten viele der Händler ihre Städte. Es wird auch gemunkelt, daß manche der Städte so gebaut sind daß nur ein Teil an der Oberfläche, der Großteil jedoch unterirdisch liegt manche Städte unterirdisch miteinander verbunden sein sollen. In den unterirdischen Städten selbst sollen viele Geheimnisse verborgen sein. So entstanden die Mythen. Es wird von Kristallen erzählt, die wie Lampen Licht verbreiten. Doch es ist noch niemandem gelungen, die Geheimnisse der Zwerge zu erkunden. Denn in die unterirdischen Städte selbst gelangten nur wenige. Und die Zwerge schweigen. Es ist ihr Reich. Sie teilen ihre Geheimnisse mit niemandem.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.01.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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