Joachim Garcorz
Erinnerungen an einem verkorksten Leben 11.Kapitel
11.Kapitel
Mein erster Tag als Lehrling begann morgens um sechs mit aufstehen und Morgentoilette, Frühstück und ab zum Bahnhof. Am Einkaufszentrum Offenburg angekommen, stand ich erst einmal vor verschlossenen Türen, ich war ein wenig überpünktlich. Ein Frau kam auf mich zu und fragte, warum ich so früh schon vor dem Laden stand. Meine Antwort, kurz und bündig: "Ich bin der neue Lehrling und komme jetzt öfters!"
Das Eis war gebrochen und ich bekam noch ein zweites Frühstück von der Hausmeisterin,wie es sich dann herausstellte.
Punkt neun stand ich vor dem Büro meines neuen Chefs und meldete mich zur Ausbildung.Nach einigen Worten der Verhaltensregeln bekam ich meinen weißen Kittel und wurde als erstes in die Spirituosenabteilung eingeteilt. > Warum immer ich, reicht doch wenn mein Vater säuft<, dachte ich.
So ging ich mit meinem Chef in besagte Abteilung und er stellte mich dem Abteilungsleiter vor. Nach einem kurzen Gespräch zwischen Chef und Abteilungsleiter, ging der "Big Boss" in sein Büro zurück und so bekam ich auch gleich meine erste Aufgabe.
Es war die Zeit des neuen Weines und ich mußte mich an einen großen Aufbau stellen um diesen Wein zu verkaufen. Dort standen Flaschen zu einem Liter und Kanister zu jeweils zwei und fünf Litern,aber alle leer.
Ein Faß stand noch neben mir mit 1000 Litern, dieses aber voll, aber nicht lange.
Nein,nein, ich war das nicht,könnt mir doch nicht alles in die Schuhe schieben !
Morgens stand ich mir die Beine in den Bauch, keiner wollte etwas, aber gegen Mittag ging dann der Run los. Mein erster Kunde fragte mich schon ob dieses ein Federweißer oder schon ein Reißer ist, jetzt stand ich da und wußte nichts zu sagen, woher soll ich es wissen, sagte mir auch keiner etwas.
Wer kann es besser beurteilen als der Kunde selbst, so nahm ich ein Glas und suchte den Zapfhahn von diesem Fass. Ich fand ihn nicht, Schande . Der Kunde machte mich auf einen Schlauch aufmerksam der oben aus diesem Faß hing und schon fast ungeduldig erklärte er mir , daß ich ansaugen muß. So saugte ich , wie ich es meinen Babyjahren gelehrnt hatte, an diesem Schlauch.
Plötzlich hatte ich den Mund voll und vor lauter Schreck ließ ich den Schlauch los und spuckte den Inhalt meines Mundes in einen Eimer. Diese trübe Brühe floß aus dem Schlauch und der Kunde half mir kopfschüttelnd. Füllte sein Glas und klemmte das Ende ab ,damit nichts nachläuft. Jetzt sollte ich dieses Ende für ihn halten und er probierte dann endlich von dieser Brühe.
" Aha, ein Federweißer, davon bitte fünf Liter ", sagte er. Mit langem Arm angelte ich mir einen Kanister und füllte diesen ab. Sichtlich genervt und einem langen Luftablasser verließ der Kunde mich.
Ich war rot wie eine Tomate und der Schweiß lief mir ins Gesicht.
Da ich noch jung war, taugte mein Gehör noch etwas, so vernahm ich da seltame Geräusche hinter mir. Ich drehte mich um und sah eine Horde von Kollegen die sich dieses Schauspiel anschauten und ihre Schadenfreude an mir ausließen. Selbst schuld dachte ich, Physik in der Schule, besser aufpassen alter.Aber es ist wirklich so , man lernt auch durch die Kunden, nicht nur von denen die alles wissen wollen.
Eine Woche durfte ich dieses machen, Ansaugen und abfüllen. Diese Brühe war aber so süß, ich spuckte sie nicht aus. Ganz feine Sache ist es, dazu noch einen Elsässer Zwiebelkuchen und die Geschmacksnerven schlagen Saltos.
Eine ganze Woche mußte ich dieses machen,sagte ich schon. Dieses ständige ansaugen machte sich gegen Feierabend bei mir bemerkbar. Meine Mutter wunderte sich schon, wieso ist der immer so müde, arbeitet er zuviel ? Voll war ich, aber die Feuertaufe hatte ich hinter mich gebracht. So eine Saubande.
Ende Kapitel 11
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.01.2007.
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