Hans Pürstner

Die Schlacht am kalten Buffet

Hier noch eine Geschichte aus meinem kleinen Leitfaden für Restaurantbesucher: „Der Küchenchef empfiehlt“

Sie wurde geschrieben aus der natürlich subjektiven Sichtweise eines Profikochs. Falls ich damit jemandem zu nahe treten sollte, bitte ich schon jetzt um Nachsicht!

 
Dies ist auch so ein Thema, das mir als Koch besonders am Herzen liegt. Der Titel sagt ja schon alles. Und er ist nicht übertrieben! Ich habe in den fast vierzig Jahren schon Hunderte von Buffets mitgemacht, für die unterschiedlichste Sorte von Gästen.
Aber ob Luxushotel, Sportverein, oder „All you can eat“ Buffet für die ganz Sparsamen, für mich gab es wenig Unterschiede zu sehen beim Benehmen. Die nettesten und ansonsten gesittetsten Gäste werden beim Buffet plötzlich zu einer Art Raubtier.
Es erinnerte mich zuweilen an meine Besuche auf dem Bauernhof meiner Kindheit.
Sobald die Bäuerin mit einem Eimer Hühnerfutter kam und dieses auf den Hof streute, kamen die Hennen angerannt, pickten was das Zeug hielt und schubsten die anderen zur Seite. Dieser Futterneid scheint viele Buffetgäste auch zu übermannen.
Da wird der Teller vollgepackt bis zum Gehtnichtmehr, obwohl man üblicherweise ans Buffet gehen kann, so oft man will. Aber beim zweiten Mal könnte ja der Lachs alle sein, welche Horrorvorstellung.
Ich konnte einmal nur unter Androhung von „Gewalt“ einen Gast daran hindern, die als Nachtisch gedachten Erdbeeren und das Schokoladenmousse noch auf den Teller zu geben, der bis an den Rand mit Fischvorspeisen und den russischen Eiern vollgepackt war. Als Gast kullerte mir mal auf dem Weg zum Buffet ein gekochtes Ei entgegen. Es war vom Teller eines Gastes gerollt, der (ich hab versucht sie nachzuzählen), sage und schreibe an die zehn gekochten Eier zu seinem Tisch transportieren wollte. Es handelte sich dabei um ein Salatbuffet, wo man jeweils eine kleine oder große Schüssel berechnete. Aber trotzdem, eine solche Gier hatte meine Schadenfreude mehr als verdient!
 
Neben der Bequemlichkeit, nicht zweimal laufen zu müssen und der Angst, beim zweiten Gang nicht alle Leckerbissen mehr vorzufinden gibt es auch noch die anscheinend nicht auszurottende Einbildung: „Ich hab das doch alles bezahlt“, oder „das wird doch sonst alles weggeschmissen“. Und schon wird gehortet wie in der Ex-DDR, wenn es mal Bananen gab.
 
Die Unsitte, in Ferienhotels nur Halbpension zu bestellen und sich das Extra Mittagessen auf Kosten des Frühstücksbuffets mit heimlich eingepackten belegten Broten zu ersparen, ist immer noch weit verbreitet. Manchmal einfach nur noch peinlich, was einige Leute sich da so einfallen lassen. Im großen Speisesaal der Englandfähre stand einmal eine rundliche kleine Dame auf, um den Saal nach dem Frühstück zu verlassen. Auf einmal kullerte eine Apfelsine aus ihrer vollgestopften Handtasche. Mit hochrotem Kopf eilte sie dem Ausgang entgegen und unter dem Gejohle der übrigen Gäste fielen noch ein paar Orangen mehr aus ihrer Tasche, je schneller sie sich zu entfernen versuchte.
 
Also, für alle, die es noch nicht wissen: Ein Buffet ist das Angebot an Gäste, zu sehen was es gibt selbst auszuwählen, was und wie viel man essen möchte. Der Preis pro Person orientiert sich an einem Erfahrungswert des durchschnittlichen Verzehrs eines durchschnittlichen Gastes. Es ist NICHT eine Menufolge von fünfzehn oder zwanzig Speisen, wo jedermann auf  jeden einzelnen Bestandteil einen „Rechtsanspruch“ hat. Sondern es soll eine möglichst große Auswahl an Gerichten geben, damit wirklich jeder etwas für seinen Geschmack findet.
 
In Ihrem eigenen Interesse, bitte gehen sie mehrmals um sich den Teller aufzufüllen. Versuchen Sie, auch beim Buffet die Menufolge einzuhalten, also beginnend mit den kalten Vorspeisen oder einem Süppchen, den Teller nicht zu voll zu packen, damit sie die einzelnen Komponenten auch genießen können. Erst danach den Braten oder das Schnitzel. Und erst am Schluss die Erdbeeren, bitte! Einem Koch dreht sich der Magen um, wenn er zusehen muss, wie die in stundenlanger Arbeit dekorierten Platten leergeschaufelt und all die leckeren Sachen zu einem grausamen Mischmasch zusammengemanscht zum Tisch transportiert werden.
 

mein Buch, aus dem die Geschichte stammt:
"Chef special-Der Küchenchef empfiehlt" gibt es bei Buchhandel.de und amazon ISBN 978-3-8442-3525-8
Hans Pürstner, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.01.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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