DAS SYSTEM
Von Mike Siegel
2003 / 04
Der Mensch schläft im Durchschnitt ein Drittel seines Lebens. Forscher aller Nationen auf dem Gebiet der Traumforschung versuchen diese art von Phänomenen zu erklären sie sogar auf Bild und Ton festzuhalten der Versuch auch in das innere des Menschen während seiner Träume zu sehen war schon immer da den mit der Neugierde des Menschen ob man auch so etwas manipulieren konnte und man es steuern würde war doch ein Forscherdrang den jeder hat .
Könnte man einen Menschen so manipulieren, in seine Träume eindringen und in ihm was verstecken was wichtig wäre für die Menschen oder für die Regierung und man es mit einem Befehl in einem System aktivieren könnte wäre dies gewiss auch der Untergang des freien Träumens.
Wenn man in jeden Traum eindringen könnte und im Unterbewusstsein steuern könnte wäre jeder ein Täter, denn wie so alles was der Forschung Zweck war, war auch staatlichen oder militärischen Zwecken gedacht. Man siehe das Internet das eigentlich Militärisch war und nun hat es jeder und man ist anfälliger gegen alle Arten von Viren und Angriffe, würde es den Forschern gelingen so wären diese Dinge, in falschen Händen, eine so tödliche Waffe die schlimmer wäre als ein Krieg selber.
Traum: Die zweite Welt, in der wir leben.
Wie eine reale Welt die sich in uns einschleicht so kommen die träume über Nacht zu uns und setzen uns entweder in Angst und Schrecken oder in eine faszinierende Welt, der wir uns am nächsten morgen nicht mehr bewusst sind.
Ihn verschiedenen Laboren auf dieser Welt wird an diesen Phänomenen gearbeitet und man versucht mit einigen dingen den Traum zu beeinflussen. Wie zum Beispiel . eine Testperson schaut sich an einer Diawand mehrere Bilder, nur einen Bruchteil einer Sekunde an und dazwischen immer wieder ein bild mit einem Mann und einer Pistole und einen wieder mit Hut und dazwischen wieder ein bild das länger auf der Wand erscheint und die Testperson wird dann in einen Raum geführt wo er schlafen kann und später wird er einem Test unter zogen dessen Aufgabe es war seinen Traum, den er hatte, zu beschreiben und ihn zu skizzieren . Das Ergebnis war erstaunlich den er malte den Mann mit dem Hut und einer Pistole auf und erklärte das er ihn versucht hätte zu töten. Das Ergebnis ging um die ganze Welt und alle Forscher verspürten den Drang noch tiefer in das Unterbewusstsein einzudringen.
Ein wesentliches Merkmal des Traumes ist die Aufhebung von Raum und Zeit in der man alles machen kann was man will . Wacht man aus diesem Traum aus gibt es einige Menschen die Traum und Realität nicht mehr unterscheiden können . Erlebt man z.B. eine Situation die einem ziemlich bekannt vorkommt und man denkt das man dieses schon mal erlebt hat kann der Mensch nicht mehr unterscheiden war es real oder in einer Traumwelt. Dieses sind dann die bekannten Dejavu´s .
Sigmund F, österreichischer Psychiater, Begründer der Psychoanalyse, * 6. 5. 1856 Freiberg, Mähren, † 23. 9. 1939 London.
der Versuch, die "Bedeutung" von Träumen zu ergründen; seit frühester Zeit vor allem zum Zweck der Zukunftsvoraussage betrieben. Die älteste Anweisung zur Traumdeutung sind die "Oneirokritika" des Artemidoros von Daldis (2. Jahrhundert n. Chr.). Die wissenschaftlich begründbare Traumdeutung beginnt mit dem gleichnamigen Werk von S. Freud (1900). Die Freud'sche Traumdeutung ist eine Wunscherfüllungs-Theorie: Triebregungen finden im Traum eine mit dem Schlafzustand verträgliche, d. h. halluzinatorische Befriedigung. Daher unterschied Freud zwischen dem chiffrierten "manifesten Traum" und den "latenten Traumgedanken", die die Triebansprüche zum Ausdruck bringen. Die neuere kognitive Theorie des Traums, die stark vom Werk C. G. Jungs beeinflusst wurde, lässt diese Unterscheidung fallen. Nach ihr erfüllt der Traum einen Erkenntniswunsch, indem er durch symbolische Darstellungen zur Enträtselung des vielschichtigen Systems der Strebungen ansetzt.
Kapitel
I
DER VERSUCH
Ich schaltete meinem Laptop an und holte mir einen Kaffee aus der Küche. Meine Blicke galten einen Moment lang dem Regen da draußen, der Regen in großen Tropfen herunterprasselte.
Die Straßenlaterne vor dem Haus ging an und die Nacht trat
herein. Meine Frau und
die zwei Kinder lagen schon im Bett.
Ich selbst hatte einen sehr anstrengenden Tag hinter mir und auch Billy, mit
dem ich verabredet war, abgesagt. Das war dann nun die zweite Absage innerhalb
einer Woche.
Ich starrte immer noch aus dem Fenster und widmete mich
schließlich meinen Unterlagen. So oft ich auch die Forschungsarbeiten durchsah,
bei jedem Mal kam ich immer wieder auf den gleichen Nenner. Es handelte sich
hier um eine fehlerhafte Studie handelt, dessen Ergebnisse
absolut nicht nachvollziehbar waren.
Was aber das schlimmste an der Sache war, war das es keinerlei Beweise für
diese Erklärungen gab. Brady war bekannt für seine sehr verwirrenden
Forschungsunterlagen und für die Art und Weise, wie er alles anging. Er war
sehr zielstrebig aber leider auch oftmals sehr orientierungslos.
Nach längeren Überlegungen legte ich die Unterlagen beiseite und nahm nochmals
einen Schluck von meinem Kaffee, der schon kalt war.
Plötzlich stand meine Frau im Morgenmantel an der Tür „Kannst du nicht
schlafen?“
„Doch“ erwiderte ich ihr.
Ich hatte in letzter Zeit ziemlich wenig Schlaf und das hatte natürlich auch
einen Grund. Der Grund war, dass die Forschungsergebnisse bis Mitte nächster
Woche den Behörden vorgelegt werden müssen, um einen Zuschuss zu bekommen damit
wir das Projekt weiter auszubauen konnten
„Ich werde noch ein wenig wach bleiben und arbeiten, ist das okay für dich?“
fragte ich.
Sie nickte nur mit dem Kopf, gab mir noch einen Kuss auf die
Stirn und verließ
das Arbeitszimmer. Es wurde wieder still nur noch das Surren der Festplatte in
meinem Laptop war zu hören.
Das Telefon klingelte und ich wachte völlig erschrocken auf. Ich war mal wieder
auf dem Sofa im Arbeitszimmer eingeschlafen.
„Kinley?“
Es meldete sich niemand, stattdessen hörte ich nur ein Knacken in der Leitung und wie der Anrufer oder wieder auflegte. Automatisch sah ich zu Uhr: Es war acht Uhr fünfzehn.
Jennifer machte den Kindern gerade das Lunchpaket, als ich in die Küche kam.
„Guten Morgen mein Schatz“. Ich erwiderte ihren Satz, rückte meinen Schlips
zurecht und griff nach einer Tasse mit frisch gekochten Kaffee.
„Du musst heute die Kinder zur Schule fahren, ich habe nachher noch einen
Termin mit Dr. Grant aus unserem Labor. Wir sind mit der Rekonstruktion der
Nervenbahnen schon richtig weit gekommen.““
„Ja klar.“ antwortete ich
Ein kurzer Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich mich nun etwas sputen
musste, um zum Meeting nicht zu spät zu kommen.
„Los Kinder, wir müssen!“
An der Universität angekommen eilte ich durch das Treppenhaus
in den zweiten Stock hinauf, wo sich die Labore und die Forschungsräume von uns
befanden.
Kate Bellow, eine Kollegin von mir, war wohl auch etwas knapp dran, weil auch
sie gleichzeitig mit mir den Raum erreichte, in dem wir das Meeting hatten.
Meine Nervosität stieg immer mehr an. Immerhin ging es um den weiteren Ablauf unseres Projektes und über weitere Zuschüsse. Ich blieb kurz im Meetingsaal stehen, holte noch mal tief Luft.
Ich sah wie Brady sich
angeregt mit Sophia unterhielt. Sophia unsere temperamentvolle Italienein,
gleichzeitig die in ihrer Heimat die Beste auf dem Gebiet der Traumforschung.
Franklin hatte sie zu uns ins Boot geholt, vermutlich auch um sie, wie Brady,
ständig zu umschwärmen.
„Also Leute,“ sagte Franklin, „Wir sind heute alle zusammengekommen um über
Brady’s
Projekt zu sprechen. Ich mache es kurz und gebe mein Wort nun an Mike ab!“
Ich machte eine kurze Pause. „Also, wo soll ich anfangen?“ Ich wusste noch
nicht, wie ich es Brady so schonend wie möglich beibringen konnte, dass seine
Vorschläge ganz und gar nicht unseren Vorstellungen entsprachen.
„Laut Brady, könnten die 4 Hertz der Delta-Wellen aus der traumlosen Tiefschlafphase mittels Ultraschall in 30 Hertz umgewandelt werden, die Frequenz der Beta-Wellen. Die wiederum, dass wissen wir alle, in der REM-Schlaf-Phase auftreten. Nun stimme ich Brady soweit zu, dass die Ultraschallfrequenz von 30 Mega Hertz nötig ist um ein Bild des Traumes zu erzeugen. Allerdings halte ich die Art der Methode für Menschen bedenklich.“
„Wie bedenklich?“ fragte Franklin.
„Äußerst bedenklich.“ murmelte ich. „“Meiner Meinung nach wäre das für jede Versuchsperson äußerst gefährlich, wenn nicht sogar tödlich.“
Franklin und sah mich erwartungsvoll an. „Aber?“
„Doch was ich mir durchaus vorstellen könnte, ist, das wenn wir vorerst die
Trauminhalte in Dezibel umwandeln könnte, um zumindest eine akustische
Aufzeichnung der Träume zu haben. Wäre immerhin ein Anfang.“
Brady sagte nichts. Er saß nur da und sah mich an. So kannte
ich ihn gar nicht. Doch plötzlich als Sophia etwas sagen wollte, stand Brady
auf:
„Also ich finde es ja wirklich nett, wie ihr über meine Theorie denkt, aber ich
muss sagen, wenn wir das gleiche Ziel erreichen wollen, sollten wir jetzt
ernsthaft über das Problem der Frequenzhöhe nachdenken.“
Er machte eine kurze Pause und sah zu Sophia hinüber. Er deutete ihr eine entschuldigende Geste an und wandte sich dann wieder zu uns.
„Wenn erst einmal nur akustisch – warum nicht.“
„Ja das ist aber nicht unser Projekt.“ beschwerte sich Franklin. „Was soll ich den Sponsoren sagen?“
„Ganz einfach.“ meinte Brady. „Den Frequenzbereich von 30 Hertz für die Bildgebung kriegen wir schon irgendwie hin.“
„Mega,“ verbesserte ich: „30 Mega Hertz. 30 Mal zehn hoch sechs Hertz und das bekommen wir nun wirklich nicht hin. Welches menschliche Gehirn soll das aushalten?“
„Dann entwickelt ihr eben einen Transmitter!“ meinte Franklin. „Wo liegt das Problem?“
Wir diskutierten sehr angeregt, obwohl wir noch gar nicht
wussten, ob die Forschungsgelder ausreichend sind und wir die benötigten Mittel
überhaupt noch bekommen.
„Okay, lasst uns das alles noch mal in Stichpunkten durchgehen und dann werden
wir ja sehen ob unsere neuen Geldgeber uns die geeigneten Forschungsgelder zur
Verfügung stellen oder nicht“ sagte Franklin. “Ich persönlich glaube fest daran
dass wir den Zuschuss bekommen, denn jeder würde gern mal einen Traum von sich
selber sehen, um den Traum dann auch zu verstehen. Der Weg dahin ist zwar
mühsam und kostspielig aber es wäre ein weiterer Schritt der Evolution. Ich
weiß oft nicht mehr was ich geträumt habe und kann mich wenn überhaupt nur noch
an Bruchteile erinnern. Es wäre schon toll, wenn wir es schaffen könnten, die
Bilder im Traum festzuhalten, wie ein kleiner Film den man immer wieder
anschauen kann.“
Jeder hier im Raum war sehr aufgeregt, bis auf Brady und Michael. Bei Brady
war klar, dass er seine Nervosität nicht zeigte und Michael war schon immer ein
sehr ruhiger Typ.
Michael war ein Genie auf seinem Gebiet der Hirnforschung.
Er sah immer sehr mitgenommen aus und man konnte meinen auf die
Rollkragenpullis, die
aussehen, als ob die seine Mutter gestrickt hätte, und seine karierte Hosen
wollte er nicht verzichten.
Sophia zündete sich zur Beruhigung eine Zigarette an, was ich als Nichtraucher
nicht so ganz verstehen konnte, aber jeder hatte so seine Macken.
Francis hatte schon ihren dritten Becher Kaffee und trommelte nervös mit den
Fingern auf den Tisch. Mir persönlich gingen nochmals die Worte durch den Kopf,
die ich gesagt hatte, und mache mir noch ein paar Notizen.
Franklin sah auf die Uhr, stand auf und meinte zu uns:“ So meine Damen und
Herren, ich bitte Sie hier zu warten, während ich die Situation mit unseren
Geldgebern nochmals durchgehe.“
Alle nickten mit dem Kopf und widmeten sich wieder der Arbeit zu die sie vorher
auch schon gemacht haben. Franklin öffnete die Tür, ging hinaus und machte sie
hinter sich zu. Alle sind sehr angespannt.
Brady saß da und kritzelte sich was in seinen Notizblock. Ich ließ meine Hände
über die Tastatur meines Laptops sausen und schrieb mir den restlichen
Tagesablauf auf und was ich alles noch zu erledigen hatte. Ich musste mich
jetzt endlich mal mit Billy treffen dachte ich und beschloss ihm eine Mail zu
schreiben. Ich entschuldigte mich noch einmal, dass ich ihn gestern versetzt
hatte und fragte ihn, ob er eventuell heute Abend Zeit für mich habe.
Als ich Brady’s Arbeit gestern Nacht noch mal durchgeblättert hatte war ich
immer noch der Meinung das 20 Dezibel viel zu hoch seien, deshalb würde ich es
nun mal mit 4 Dezibel testen .Ich erhob mich aus meinem Stuhl, lief um den
Tisch herum und nahm auf dem leeren Stuhl neben Brady Platz. Als Brady mich zur
Kenntnis nahm, schloss er plötzlich sein Notizbuch, wippte den Kugelschreiber
in den Fingern auf und ab und starrte mich an.
„Hey, ich wollte dir gestern keinen Schlag ins Gesicht verpassen“ sagte ich zu
„aber als ich gestern Nacht nochmals deine Forschungsarbeit durchgeschaut habe
und ich das mit den 20 Dezibel im Ultraschall nochmals sah, dachte ich mir, was
für eine plausible Erklärung du wohl dafür hast.“
Er starrte mich weiterhin an und verzog dabei keine Miene. „Deshalb denke ich
wenn wir einen Ultraschallbereich von 4 Dezibel nehmen liegt die Gefahr, die
Testperson zu verletzen, nicht so hoch.“
Ich grinste ein wenig um die enorme Spannung zwischen Brady und mir etwas zu
lockern.
Bränden lag seinen Kugelschreiber beiseite und meinte dann: „Ja aber hast du
mal an die Verstärkung des Hypothalamus im Gehirnbereich nachgedacht?
Wenn wir diese Verstärkung so stimulieren das wir mit dem EEG- Gerät eine
Rückschwingung bekommen, dann diese Rückschwingung in unser Programm mit den
dazugehörigen Stimulansbildern nehmen, könnte es doch sein das wir eventuell
ein paar plausible Bilder bekommen. Ich möchte ganz einfach einmal was auf
unseren Monitoren sehen, wir diskutieren schon seit über einem Jahr darüber und
was haben wir bisher erreicht?“
Brady legte eine kurze Verschnaufpause ein und blickte rundum jeden hier am
Tisch an.
Plötzlich stand er auf, nahm ein Stück Kreide zur Hand und ging vor zu der
großen Tafel, wo er ein Gehirn mit all seinen Einzelheiten malte.
„ Wenn wir mal den komplexen Nervenstrang im Hirn nehmen und dies mit dem
Blick auf den Hypothalamus und dessen Struktur, wo der Stoff für die Träume
herkommt, betrachten, finde ich wenn wir ihm im RAM-Schlaf so stimulieren das
wir daraus eine Struktur bekommen, so wäre das doch ein Fortschritt für uns
alle!“
Alle sahen zu Brady und dachten wahrscheinlich gerade über das Gelingen oder
nicht gelingen dieser aufgestellten Theorie nach. Was ist, wenn die Testperson
einen Schaden davon trägt, dachte ich, das wäre für unser Forschungsprojekt das
Sichere aus.
Brady sah das aber bestimmt nicht so wie ich und deshalb
ließ ich ihn einfach mal weiter reden. „Woher können wir unterscheiden oder
woher nehmen wir die Gewissheit dass das, was ich oder wir gerade tun
Wirklichkeit ist und nicht nur ein Traum?“
Ich blickte auf die Tafel und sagte:
„Weil das was wir tun real ist und nicht unser Traum. Ich bleibe dabei das 4
Dezibel vorerst völlig ausreichend sind und nicht die von dir Vorgesagten 20,
das Risiko ist mir einfach zu hoch!“
Kaum hatte ich den Satz zu Ende gesprochen, ging die Tür auf und Franklin trat
zu uns in den Raum. Franklins Ausdruck im Gesicht war kein freudiger. Er
erinnerte mich eher an die Situation als ihn seine Frau verlassen hatte und er
nicht so recht wusste warum. Damals erzählte mir Franklin, dass seine Frau
einen anderen hatte, der nicht so in seine Arbeit verliebt wäre. Diese Sache
fraß ihn innerlich auf.
Franklin fand sich dann aber doch recht schnell damit ab, weil er wusste, dass
seine Ehe schon einen Knick hatte. Ich dachte mir nur das dieser Ausdruck
bestimmt nichts Gutes zu bedeuten hatte , bestimmt würde er uns gleich sagen
das unsere Forschungsgelder nicht genehmigt worden sind und wir unsere Arbeit
nun niederlegen können.
Franklin schloss die Tür und wir schauten ihn gespannt an. Es herrschte
vollkommene Ruhe in dem Raum. Franklin ging zu seinem Stuhl, hielt sich an der
Lehne fest und setzte seine Brille ab. Er sagte immer noch nichts.
Nachdem er mit seinem Handrücken den Schweiß von seiner Stirn gewischt hatte,
setzte er die Brille wieder auf, holte tief Luft und meinte:
„Also es sieht folgendermaßen aus …“
Wieder ein großer Seufzer und eine Pause.
„Ja wir haben die Forschungsgelder genehmigt bekommen, aber da ist noch ein
Hacken an der ganzen Sache. Wir dürfen hier in diesem Gebäude nicht mehr
weiterforschen, und wir bekommen das Geld nicht von einer öffentlichen Firma
sondern von der Regierung!“
Alle sahen ihn sehr skeptisch an und obwohl wir die Forschungsgelder hatten,
war keinerlei Freude im Raum zu bemerken. Wir alle hatten uns einmal
geschworen, wenn die Unterstützung nicht mehr von öffentlichen Firmen oder
durch Spenden finanziert werden,
sondern stattdessen von der Regierung käme, würden wir unsere Arbeit
niederlegen.
Denn keiner hatte Lust an einer Waffe zu arbeiten, die irgendwo und irgendwann
von der Regierung eingesetzt werden konnte.
Mir schossen viele Gedanken durch den Kopf und plötzlich war mir unser
Experiment heute Nachmittag gar nicht mehr wichtig.
Doch plötzlich fluchte Brady: „ Das ist ja prima und wann wird das sein?“
Er legte die Kreide zur Seite und setzte sich freudig wieder neben mich auf
seinen Stuhl.
Ich war einfach nur wütend.
Als alle den Sitzungsraum verließen, blieb ich stehen und drehte mich zu Franklin um.
„Ich dachte Sie wollen ihre Ideen und Visionen an keine
Regierung dieser Welt verkaufen!?“
„Ja, aber wenn ich die Situation sehe, in der wir uns gerade befinden, und wir
ja auch noch keine Ergebnisse haben, so ist das dass Beste was wir heute machen
können.“
Ich wusste, was er damit meinte. Unsere Ergebnisse, die eigentlich nur Theorien
und Ideen waren, hatten noch keinen Beweis liefern können, dass wir tatsächlich
Träume sichtbar machen könnten.
Es galt den heutigen Nachmittag abzuwarten. Vielleicht bekamen wir durch
unseren Test handfeste Beweise. Franklin schloss die Tür. Ich stand im Korridor
im Licht der Halogenröhren und sah den Flur entlang. Drei Männer in schwarzen
Anzügen gingen in Richtung Ausgang. Es war merkwürdig aber zwei der drei Männer
hielten die rechte Hand ans Ohr als würden sie so eine Art Hörknopf
zurechtrücken.
„Hey Mike.“ hörte ich es hinter mir rufen. Es war Sophia,
die durch die halb geöffnete Tür des Labors rief.
„Ja ich komme gleich, Augenblick.“ Ich drehte mich nochmals nach den Männern um
aber die waren schon nicht mehr zu sehen.
Wir saßen auf unseren Stühlen umgeben von Monitoren und meterlangen Kabeln, die
hinter einer Glaswand verschwanden. Das Labor war ein sehr kalter und steriler
Raum. Die Wände waren alle weiß gestrichen und auf den Regalen, auf der anderen
Seite des Raumes, standen unzählige technische Geräte. Hinter der Glaswand
befand sich auch unsere schlafende Testperson, die wir dann ständig unter
Beobachtung haben
Sophia sah auf ihren Drucker und bewertete jeden
einzelnen Ausdruck der Gehirnströme.
Neben dem Drucker ein Monitor, der die Augenbewegungen der Testperson zeigte.
Michael, der neben ihr saß, hatte die Aufgabe das Programm, zu kontrollieren.
Brady war einen Tisch weiter, und für die Überwachung der einzelnen Geräte
zuständig. Meine Aufgabe war es die verschiedenen Traumphasen zu überwachen und
diese alle zu notieren und zu analysieren. Unter anderem war ich für die
Aufzeichnung der Bilder, wenn wir eines bekommen sollten, zuständig. Dies war
sehr anstrengend und verlangte eine Menge Konzentration.
Jeder im Raum war sehr angespannt. Sophia sah auf den Monitor und bemerkte eine
Veränderung der Augenbewegungen.
„Wir sind soweit, die REM-Schlafphase ist eingetreten.“ sagte sie und jeder im
Raum machte sich bereit.
Jetzt hing alles von der Theorie ab, die wir hundertmal durchgegangen waren.
Ich starrte gespannt auf meinen Monitor und konnte aber nur schwarze Umrisse
erkennen. Sophia schaute zu mir hinüber und nickte mit dem Kopf. Der Drucker
neben ihr fing an zu rattern.
„Die Hirnaktivität ist jetzt sehr hoch. Was siehst du?“
Ich schüttelte mit dem Kopf und ließ dabei aber den Monitor nicht aus den
Augen.
Brady sah mich fragend an, doch ich reagierte nicht darauf.
„Ich hab was!“ Es war Michael, der in seinen Bildschirm starrte.
„Was?“ fragte ich.
„Das du eigentlich ein Bild bekommen müsstest.“
Auf meinem Monitor waren Umrisse einer Gestalt zu sehen, die in einem Raum
stand. Aber alles war sehr blass und verschwommen.
„Michael, versuch’ die Schärfe des Bildes zu verbessern.“
„Versuche ich doch. Aber das liegt nicht am System!“
Brady drehte sich zu mir um und fragte: „ Soll ich erhöhen?“
Ich nickte ich zustimmend. „Aber langsam, stufenweise.“
Er drehte an seinen Reglern und ich merkte, wie das Bild auf meinem Monitor
immer genauer wurde.
„Bei wie viel sind wir jetzt“ fragte ich prüfend.
„Bei acht, ich gehe jetzt auf zehn.“
Das Bild wurde besser und ich erkannte die Perspektive des Träumers.
Ich sah einen Raum der aussah wie ein Laden und darin eine Person. Es war ein
Mann. Der Mann verließ den Raum und stand auf einmal auf einer Wiese mit vielen
Blumen.
„Bei wie viel sind wir?“ fragte ich Brady
„Bei dreizehn!“
„Okay das reicht, halt es so.“
„Aktiviert, wird stärker und impulsiver.“
Der Mann stand auf der Wiese und sah sich in alle Richtungen um. Ein Hund lief
auf ihn zu und er spielte mit ihm. Plötzlich aber schoss ein Auto aus dem Busch
heraus und der Mann versuchte davonzurennen, kam aber nicht von der Stelle.
Schließlich sprang er hoch und flog wie Superman über das Auto hinweg und
landete sanft dahinter. Der Mann sah auf seine Füße und man merkte, das es ein
zweiter Versuch sein soll um zu fliegen. Jedoch bei jedem Versuch stürzte er.
Der Mann gab auf und lief davon.
Sophia sah auf ihre Aufzeichnungsgeräte und war völlig sprachlos.
„Sophia, Bänder laufen?“
„Klar doch!“.
Sophia markierte jede Hirnaktivität: „Es lässt nach.“
„Okay wir drehen weiter runter.“
Ich drehte mich zu Brady um, um auch sicher zu sein, dass er nicht eigenmächtig
handelte.
Eigentlich traute ich ihm schon. Aber ich wollte sicher gehen, dass nach so
einem gelungenen Test nicht am Ende doch noch was schief geht.
Alle waren aufgeregt und die ganze Anspannung war wie weggeblasen.
Sophia holte aus dem Kühlschrank eine Flasche Sekt, die wir
schon vor längerer Zeit für solch einen Moment, da rein gelegt hatten. Der
Korken knallte und jeder nahm einen Schluck aus der Flasche.
Wir konnten es noch nicht glauben, dass wir es heute
geschafft hatten.
„Auf den heutigen und zugleich erfolgreichsten Tag“ sagte ich mit erhobener
Sektflasche. „Und das mir ja morgen alle Berichte auf meinem Schreibtisch
liegen“ fügte ich schmunzelnd hinzu.
„Ja Sir.“ sagten alle gleichzeitig und grinsten zurück.
Ich sah auf die Uhr. Es war schon später Nachmittag und würde mich bald mit
Billy treffen. Ich verabschiedete mich und ging. Wir alle hatten uns
vorgenommen Dr. Franklin noch nichts
zu erzählen und ihn erst morgen damit zu überraschen. Aber beim Verlassen des
Labors ging mir durch den Kopf, wenn wir es morgen Franklin erzählen, würden es
unsere Geldgeber in den nächsten Stunden auch wissen.
Ich ging noch kurz in mein Büro, was ich lieber nicht hätte tun sollen.
„Mein Gott“ sagte ich laut. „Ich muss jetzt mal dringend wieder aufräumen!“
Mein Schreibtisch war völlig bedeckt mit Blättern, Unterlagen und Ordnern.
Meinen Monitor konnte ich vor lauter Notizzetteln fast nicht mehr sehen. Der
Rollladen war nur halb geöffnet und auf dem Regal, rechts neben dem Fenster,
stapelten sich Bücher über Bücher.
Was für ein Chaos!
Ich stellte meinen Laptop auf den Stapel Blätter auf meinem Schreibtisch ab,
griff nach einem Umschlag der unter der Tastatur festklemmte.
Als ich das Universitätsgebäude verließ und die Treppe herunterlief kramte ich
in meiner Tasche nach dem Autoschlüssel. Jemand rempelte mich an und der
Schlüssel fiel zu
Boden.
„Entschuldigung“ sagte hastig eine Stimme.
Ich drehte mich um und sah durch die Glastür, aus der ich gerade gekommen war,
eine Mann der entschuldigend seine Hand hob. Ich sah aber auch noch Dr.
Franklin und weitere Personen, die dicht aneinander standen und was zu bereden
hatten. Ich hatte diese Leute noch nie auf diesem Gelände gesehen, dachte mir aber
nichts dabei.
Ich war gerade dabei die Straße zum Cafe zu überqueren, als
rasend schnell ein Auto auf mich zukam. Ich konnte gerade noch auf die Seite
springen. Das Auto fuhr mit Vollgas, als wäre es volle Absicht, mich
mitzureißen. Wütend sah ich dem schwarzen Auto noch nach, wie es in die Straße
abbog und verschwand. Keinen der vorbeilaufenden Passanten interessierte sich
dafür, was eben passiert war.
Ich betrat das Cafe und erblickte Billy, der mit dem Rücken
zu mir an einem Ecktisch saß. Ich lief zu ihm hinüber und rannte dabei noch
fast einen Kellner mit vollem Tablett um.
„ Hallo“ sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter.
„Mike, wie geht es dir den so“?
„ Ja was soll ich sagen, eigentlich gut aber du siehst heute
ein wenig mitgenommen aus!“
„Nein, mit mir ist alles klar.“ erwiderte er mir hastig
„Erzähl doch mal wie geht es deiner Familie und wie kommst
du im Labor voran?“
„Kann nicht klagen, uns allen geht es gut und im Labor machen wir auch
Fortschritte,“
„Und wie sieht es bei dir in der Kanzlei aus
„Ach nicht sehr viel Aufregendes eigentlich immer das
Gleiche. Scheidungen, und, und, und. Ach übrigens Frank hat mich letzte Woche
mal angerufen und nach deiner Nummer gefragt!“
„Der arbeitet doch für die Regierung im Amt für…ach mir fällt es nicht mehr
ein.“
„In der Forschungsabteilung …“ sagte Billy.
„Wie in der Forschungsabteilung?“ fragte ich nach.
„Na Frank hat mir erzählt das er inzwischen in der Abteilung für Forschung
arbeitet.“
„Hast du ihm meine Nummer gegeben? Ich hoffe nicht, Frank klaut gerne Ideen und
macht die anderen immer schlecht, so ein richtiger neunmalkluger, er wusste
schon immer alles besser.“
„Nein, wo denkst du hin ich kann den Kerl nicht leiden,
schon seit der Uni.“
„Ich auch nicht.“.
„Was wollte er denn?“
„Ach er wollte sich mal wieder mit uns treffen!“
„Das letzte Treffen war nach der Uni-Feier!“ ich verzog mein Gesicht dabei und
überlegte, was er wohl im Schilde führen könnte.
„Ja und auf der Uni-Feier hattest du ihm eine ins Gesicht geschlagen, weil er
versucht hatte, dir deine Forschungsunterlagen zu klauen.“
Billy machte eine Geste in dem er seine Hand zur Faust ballte und sie in die
Luft schlug.
„Weißt du noch, wie dumm er geglotzt hat, als er zu Boden fiel?“
Ich schmunzelte „Ja er sah so aus als hätte er damit überhaupt nicht
gerechnet.“
„Danach wollte er ja zum Direktor gehen, hat sich das dann aber nochmals überlegt.“
Wir amüsierten uns köstlich über die Vergangenheit. Und nach langer Unterhaltung beschlossen wir uns mal wieder zum Essen bei mir daheim zu sehen. Ich verabschiedete mich von Billy und wollte nochmals ins Büro zurück um ein paar Unterlagen zu holen.
Als ich an dem Labor vorbeiging, bemerkte ich dass die Tür
etwas aufstand und noch Licht brannte. Ich schlich mich leise an die Labortüre
ran, um zu lauschen, was da drinnen vorging.
Ich erkannte die tiefe Stimme von Dr. Franklin. “Ja, das werden wir auch noch
hinbekommen!“
Dann hörte ich eine andere Stimme sagen:“ Sie wissen, den Erfolg dieses
Projektes ist uns allen sehr wichtig.“
Ich konnte diese Stimme nicht einordnen und versuchte durch den Spalt der Türe
etwas zu sehen, erkannte aber nur an den Schatten dass sich drei Personen im
Labor aufhielten.
Jemand lief zur Tür und mein Herz raste schneller als ich es sonst beim Sport
gewöhnt bin. Die Tür schloss sich aber nur.
Als mein Adrenalinspiegel wieder den Normalstand erreicht hatte, holte ich meine Unterlagen und ging wieder zum Auto zurück.
Mir ging die zweite Stimme nicht aus dem Kopf. Ich überlegte
und überlegte aber ich konnte die Stimme zu keiner Person, die ich kenne,
einordnen. Was machte eigentlich Dr. Franklin um diese Uhrzeit noch im Labor,
dachte ich mir, eigentlich ist er immer recht früh weg.
Ich versuchte meine wirren Gedanken auf den Straßenverkehr zu lenken und fuhr
nach Hause.
Ich fuhr die Einfahrt am Haus hinauf und sah Jennifers Wagen vor der Garage
stehen. Wenn sie so früh zu Hause ist, war bei ihr im Labor bestimmt nicht viel
los dachte ich mir. Ich stieg aus dem Auto aus Jennifer kam auch gerade nach
Hause und öffnete mir noch die Tür.
„ Ja Schatz was machst du denn schon so früh zu Hause?“
Es war auffallend ruhig im Haus. Aber heute war je Dienstag und dienstags
holte Martina immer die Kinder ab und sie durften bei ihr übernachten.
Jennifer ging durch das Wohnzimmer hindurch in Richtung Küche, wo sie dann auch
hinter einer Schwenktüre verschwand. Sie hatte noch keinen Ton gesagt,
vielleicht hatte sie doch etwas Stress im Labor. Ich beschloss ihr nachzugehen
und zog vorher noch meine Schuhe aus. Als ich in die Küche kam, stand sie am
Kühlschrank und holte sich was zum Trinken heraus. Ich stellte mich zu ihr und
beobachtete sie dabei.
„Und was war den im Labor heute so alles los?“
Sie sah mich an und setzte die Wasserflasche ab.
„Und bei dir? War wenigsten bei dir was los oder bist du auch nur von
Schwachköpfen umgeben?“
„Nein“ antwortete ich knapp „Heute war der Tag, an dem wir das Geschehen eines
Traumes
teilnehmen durften. Wir hatten ein Bild das war so aufregend aber auch
erschreckend zugleich, wir haben es geschafft!“
Jennifer sah mich an und freute sich für mich. Sie gab mir einen Kuss auf den
Mund, der mich erfreute. Wir waren schon über siebzehn Jahre verheiratet und
seit einem Jahr ist irgendwie ein kleiner Wurm in unserer Ehe. Jennifer war
vertieft in ihre Arbeit, ebenso ich. Und dann war da noch der Streit mit ihren
Eltern. Ihr Vater und ich hatten öfters Auseinandersetzungen, weil er meinte,
immer alles besser zu wissen jedes Mal, wenn ich eigene Initiative ergriff,
machte er es wieder zunichte in dem er meinte, dass könnte man noch besser
machen. Auf jeden Fall erwiderte ich Jennifers Kuss und drückte sie fest an
mich.
„Jetzt erzähl’ endlich. Wie war der Traum der Testperson?“
Ich erzählte es ihr, während ich mir einen Kaffee kochte und wir es uns im
Wohnzimmer bequem machten. Jennifer war regelrecht begeistert.
„Ja es war echt faszinierend zu sehen, wie sich so was
aufbaut.“ sagte ich „Ach übrigens ich habe mich heute mit Billy getroffen und
er hat mir erzählt, dass sich Frank bei ihm nach mir erkundigt hat..“
„Frank?“ wiederholte sie. „Der Frank, der mit dir auf der Uni war?“
„Ja, der Frank!“ gab ich zur Antwort
„Der war heute bei uns als wir unsere Präsentation für unsere Geldgeber
hatten.“ meinte sie und stellte ihre Kaffeetasse auf dem Tisch ab.
„Was hat Frank bei euch zu suchen?“ wollte ich wissen. Was wollte der in einem
Genlabor? Erst ruft er Billy an, um sich nach mir zu erkundigen und kreuzt dann
noch bei Jennifers Präsentation auf. Das hatte irgendwie keinen Sinn. Oder
doch?
„Was wollte Frank den nun bei euch?“ fragte ich nach.
Jennifer sah mich nur achselzuckend an und meinte: “Woher soll ich denn das
wissen!“
Mein Handy klingelte. Das Display zeigte keine Nummer an.
„Ja, Kinley“.
„Hallo, bist du es Mike? Ich bin’s, Frank!“
„Ach Frank, was für eine Freude...“ heuchelte ich, “nach so vielen Jahren mal
wieder was von dir zu hören. Wie geht es dir denn?“
„Ach Mike, du weißt ja schlechten Menschen geht es immer gut.“ gackerte er ins
Telefon.
Der typisch dumme Spruch und das gleiche Gelächter wie früher. Das war es, was
ich an ihm so abscheute. Ich musste versuchen ihn so schnell wie möglich wieder
los zu werden.
„Was hört man von dir, du bist unter die Träumer gegangen und versuchst mit
Hilfe eines umgebauten EEG´s Bilder einzufangen?“ Frank gackerte schon wieder
los.
„Ja mir geht es blendend aber ich verstehe dich kaum.“ log ich und hielt mein
Handy weit weg von mir und brüllte: “Frank, ich höre dich nicht.“
Dann legte ich einfach auf. Woher hatte er meine Handynummer? Und dann mir fiel
plötzlich auf, dass Frank die gleiche Stimme hatte wie der Typ aus dem Labor.
Wenn das je Frank im Labor war, was hatte er mit Dr. Franklin zu tun? Ich
versuchte mir einen klaren Gedanken zu fassen. Was hatte Frank oder die
Regierung wohl vor? Und was wollte er wohl von Jennifer und von mir?
Mein Wecker klingelte und ich sah auf die Uhr, es war neun
und mir fiel ein, dass ich um halb zehn mit Dr. Franklin einen Termin hatte,
um die Berichte abzugeben.
Ich sprang aus dem Bett und rannte ins Badezimmer. Als ich in die Küche ging,
um mir noch einen Kaffee mitzunehmen, fiel mir auf, dass Jennifer schon aus
dem Haus war. Neben der Kaffeemaschine hing ein weißer Zettel, ob ich heute
Nachmittag die Kinder von der Schule abholen könnte, wenn nicht dann sollte ich
Martina, unsere Haushälterin, anrufen.
Als ich zur Haustür raus wollte, kam mir schon Martina
entgegen.
„Guten Morgen.“ sagte sie mit freundlicher Stimme.
„Morgen“ erwiderte ich. „Ach Martina, könnten Sie heute Mittag die Kinder von
der Schule abholen?“
„Aber selbstverständlich!“
Ich war erleichtert und verabschiedete mich.
In der Uni angekommen wollte ich eigentlich noch die
Berichte von meinen Kollegen aus meinem Büro holen, aber dann erinnerte ich
mich wieder, dass die Berichte gar nicht drin liegen konnten, da ich ja gestern
das mein Büro abgeschlossen hatte.
Also ging ich auf dem direkten Weg zum Labor. Ich blieb noch kurz vor
verschlossener Tür stehen, holte tief Luft und drückte dann die Türklinke nach
unten, um hineinzugehen. Alle meine Kollegen waren schon anwesend. Auch Brady
der sich schon mit Franklin zusammen das Band ansah. Brady und Franklin
schenkten mir keinerlei Beachtung.
Brady war es wahrscheinlich recht, dass ich heute etwas zu spät kam.
Ich setzte mich auf den freien Stuhl neben Sophia, ohne ein Wort zu sagen und
hörte zu was Brady Dr. Franklin so zu berichten hatte.
Er zeigte Franklin die Aufnahme von gestern Nachmittag und erklärte es ihm, mit einem für mich verhältnismäßigem sich bezogenem Enthusiasmus, so als hätte die Sache erst durch ihn den richtigen Schliff bekommen. Er stellte sich hin wie Gott.
„ Wieso habt ihr nicht auf mich gewartet?“ fragte ich leise
Sophia.
“Brady meinte er könne es auch und wir sollen ihm doch die Berichte geben, da
dein Büro
verschlossen war.“
„Ach, sagte er das?!“
Sie nickte zustimmend.
Das war mal wieder typisch für Brady. Aber ich versuchte mich nicht weiter
darüber aufzuregen und lauschte der Erklärung. Franklin, der nun meine
Anwesenheit bemerkte lächelte mich an: „Ach Mike,“ und winkte mich zu ihm.
Brady hörte auf zu erzählen und war über meine Anwesenheit nicht gerade
begeistert.
Ich nahm es zur Kenntnis und bleib vor den beiden stehen. Ich streckte Franklin
meine Hand entgegen: „Guten Morgen. Es tut mir leid das ich etwas zu spät komme
aber ich habe
verschlafen!“
Franklin grinste mich an und meinte:“ Ist schon gut.“ Dann wandte er sich zu
Brady:
„Brady, vielen Dank aber da Mike ja jetzt da ist kann er ja weitermachen“
„Oh ja kein Problem!“
Ich schaute auf den Monitor und sah das, was ich gestern
auch gesehen hatte. Ich fing an, alles so detailliert zu erzählen, wie es nur
ging. Danach kamen wir zu den einzelnen Berichten. Jeder vom Team wurde mit
einbezogen, somit konnte jeder Einzelne einen Kommentar dazu abgeben.
Nach circa einer Stunde Besprechung des gestrigen Tages, verließen alle das
Labor und widmeten sich wieder den schriftlichen Aufgaben.
Franklin und ich blieben noch kurz im Labor und gingen noch ein paar Einzelheiten
durch.
„Dr. Franklin, ich hätte da mal eine Frage!“
„Und die wäre?“
Ich machte eine kurze Verschnaufpause, bevor ich in fragte, ob die Gerüchte
stimmten und die neune Geldgeber von der Regierung seien
Franklin nickte mir nur.
„Aber was sollen die den mit einer solchen Forschung
anfangen und welchen Nutzen hat die Regierung davon?“ fragte ich.
Franklin nahm seine Brille ab und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Seine
Nervosität, über die Frage die ich ihm gestellt hatte, war kaum zu übersehen.
Er schwieg lange und versuchte wahrscheinlich die passenden Worte zu finden.
„Also Mike“, sagte er endlich, „Die Regierung ist aus dem einfachen Grund an
unseren Forschungen interessiert ... weil sie schon seit langer Zeit versuchen
zu verstehen, was ein Wachkomapatient für Träume hat.“
„Ja aber das möchte ich doch auch aber deshalb muss man doch nicht gleich für
die Regierung arbeiten oder sehe ich das falsch?“
„Ja, das stimmt schon. Aber das sollten wir nicht hier
besprechen. Dieser Raum hat Ohren ...“ Das war mir egal.
„Und wann gedenken Sie allen davon erzählen, was eigentlich genau vorgeht?“
„Wissen Sie Mike, das ist ein wenig verzwickt, und ich würde sagen wir beide
treffen uns um halb zwei bei mir zu Hause, um das ganze zu bereden.“
„Ja warum nicht!“
Wir standen beide auf und verließen den Raum. Franklin verabschiedete sich von
mir und lief den Gang hinunter.
„Also bis um halb zwei,“ rief er mir nochmals zu.
„Alles klar.“ entgegnete ich ihm.
In meinem Büro war es kühl, deshalb drehte ich die Heizung
ein wenig mehr auf. Ich nahm meinen Laptop heraus und schaltete ihn ein.
Während das Betriebssystem hochfuhr, nahm ich den Telefonhörer zur Hand und
drückte die Taste drei. Es knackte und ich hörte die Stimme von Brady an dem
anderen Apparat.
„Ja!“
„Ich bin es, Mike, hast du kurz Zeit für mich?“
„Ja ich habe Zeit, soll ich gleich vorbeikommen?“
„Ja das wäre klasse.“ sagte ich.
Was sich Brady heute erlaubt hatte, fand ich nicht besonders toll. Mich hatte
als Leiter des Teams herausgesucht und deshalb hatte ich auch bei allem die
volle Verantwortung zu tragen. Brady gab Franklin die gesamten Berichte ohne
sie einmal mit mir durchgesprochen zu haben, so was sollte nicht vorkommen.
Keine zwei Minuten später klopfte es an der Türe.
„Also“, sagte ich mit einer eher ernsten Stimme, „ich habe
ja nichts dagegen, wenn du einen Teil von meiner Arbeit übernehmen möchtest,
somit bleibt weniger an mir hängen. Aber rufe mich das nächste Mal vorher an!“
Er nickte mir gelangweilt entgegen und das machte mich nun doch wütend. Ich
schlug mit der offenen Handfläche auf den Tisch.
„Hörst du mir eigentlich zu?“ fragte ich ihn sehr energisch.
„Ja ich höre dir doch zu.“ erwiderte er mir in einem sarkastischen Ton.
„Aber wenn du nicht in der Lage bist rechtzeitig da zu sein,
dann muss es doch jemand übernehmen oder siehst du das anders?“
Ich kochte vor Wut. Die Gelassenheit von Brady machte mich noch wütender.
„Das sehe ich allerdings anders,“ gab ich ihm zur Antwort.
Ich stand auf und lief aufgeregt im Büro umher. Mir kam es vor, als würde er es
im Moment genießen mich so zu sehen.
„Langweile ich dich etwa?“ fragte ich ihn hysterisch.
Er atmete tief durch und meinte dann zu mir:“ Jetzt hör mir mal zu Mike, ich
lass mich nicht von dir zum Affen machen. Du meinst du bist der Größte aber das
wird sich noch ändern, abwarten!“
Ich sah ihn nur an: „Ich denke jetzt ist es an der Zeit das du sofort mein Büro
verlässt, bevor ich mich vergesse.“
Brady grinste vor sich hin.
„Du sollst aus meinem Büro verschwinden habe ich gesagt und
das sofort. Und das ganze wird noch ein Nachspiel haben, darauf kannst du dich
verlassen.“
Brady ging und warf mir einen bösen Blick zu: „Das werden wir ja mal sehen.“
Mein nächster Blick galt meiner Armbanduhr, es war schon eins! Jetzt muss ich mich aber beeilen wenn ich um halb zwei bei Franklin sein wollte.
Ich fuhr die Ausfahrt der Garage hinaus auf die Straße. Am
Zebrastreifen, der nicht weiter als fünf Meter von der Ausfahrt entfernt war,
musste ich anhalten. Es waren Brady und Sophia, die gerade die Straße überquerten.
Als ich mich gerade mit Hupen aufmerksam machen wollte, erhob Brady nur seine
Hand um mich zu grüßen. Sophia drehte sich auch um und winkte mir zu. Ich
nickte mit dem Kopf den beiden zu und fuhr dann weiter.
Ich verließ die Stadt nach und nach und kam immer mehr aufs Land, wo Fränklin wohnte. Er haste den Trubel in der Stadt und hat sich deshalb vor ein paar Jahren ein Häuschen außerhalb gekauft. Dort hatte er dann seine absolute Ruhe
Ich bewunderte das Haus immer wieder aufs neuste. Es war ein
altes Haus, das aber sehr schön renoviert wurde. Ganz zu schweigen von dem
tollen großen Garten den Franklin mit großer Hingabe pflegte. Sein Wagen stand
vor der geöffneten Garage. Ich parkte mein Auto hinter seinem und stieg aus.
Ich lief die prachtvolle Marmortreppe hinauf und machte vor der großen Haustüre
aus Eschenholz halt. Die Tür war so lackiert und auf Hochglanz poliert, das man
sich hätte fast darin spiegeln können. Ich drückte den Klingelknopf und
wartete.
„Ja Hallo?“ kam es knackend aus der Sprechanlage.
„Hallo ich bin’s Mike.“
„Ach ja Mike, einen Augenblick.“
Nach kurzer Zeit surrte es an der Haustüre ich drückte dagegen und öffnete
diese. Ich ging hinein und wartete in dem Vorraum.
Oben am Treppengeländer stand schon Franklin und begrüßte mich.
„Willst du was trinken?“ fragte er mich. „Bier, Wein, Tee oder Kaffee?“
„Ich würde gerne einen Tee trinken, aber nur wenn es keine Umstände macht.“
sagte ich.
„Es macht überhaupt keine Umstände, ich habe schon Wasser
aufgesetzt, weil ich es mir schon fast gedacht habe, du als alter Teetrinker.“
„Wo waren wir heute Morgen stehen geblieben?“ rief er mir aus der Küche zu. Ich
drehte meinen Kopf in Richtung Tür. „Was will die Regierung mit unseren
Forschungsarbeiten?“
sagte ich etwas lauter.
„Ach ja.“ ertönte es aus der Küche.
„Milch, Zucker?“
„Nur Zucker!“
Die Türe ging auf und Franklin kam mit einem Tablett heraus,
dass er auf dem etwas zu kleinen Tisch abstellte und sich wieder setzte.
Franklin antwortete mir nicht auf meine Frage, es herrschte längeres Schweigen.
Währenddessen tranken wir unseren Tee. Franklin brach das Schweigen und legte
los zu erzählen.
„Also die Regierung erhofft sich von unseren Arbeiten…“
Mir wurde plötzlich ganz komisch im Kopf und Franklins Stimme kam mir immer
entfernter vor. Ich konnte meine Augen fast nicht mehr offen halten und mir
wurde ständig schwarz vor Augen. Franklin redete immer weiter aber ich konnte
ihm nicht mehr folgen, ich verlor völlig den Faden und auf einmal wurde alles
schwarz um mich herum und ich wurde ohnmächtig.
Ich hörte leise Stimmen im Hintergrund und so langsam konnte
ich meine Augen öffnen.
Ich sah zwar noch ziemlich verschwommen aber ich bemerkte, dass mich zwei
Personen anstarrten.
„Was denken Sie?“ hörte ich eine Stimme sagen.
„Er öffnet seine Augen!“
Ich versuchte meinen Blick zu schärfen aber es gelang noch nicht so richtig. So
langsam aber sicher konnte ich mir vorstellen, wo ich war, im Krankenhaus. Was
war geschehen dachte ich mir. Meine Augen waren einfach noch zu schwer um sie
offen zu halten. Ich bemerkte ein Stechen an meinem rechten Arm, vermutlich von
einer Spritze. Mein Kopf brummte so als hätte ich unangenehmen Kater. Ich
schlief wieder ein und als ich wieder aufwachte, konnte ich wieder richtig
sehen.
Ich sah in Jennifers Gesicht. Mein Kopf tat noch ein wenig weh und meine Arme
und Beine waren schwer wie Blei.
„Was war los?“ fragte ich Jennifer
„Du hattest noch mal Glück!“ antwortete sie mir mit Tränen in den Augen.
„Dr. Franklin…“ schluchzte sie.
„Was ist mit Dr. Franklin?“ fragte ich.
„Er ist tot!“
Mir stockte der Atem und ich konnte kaum schlucken.
„Wie er ist tot, dass kann doch gar nicht sein was ist passiert?“
Die Tür in meinem Zimmer ging auf und ein Arzt kam herein.
„Ach Sie sind ja endlich wach, wie fühlen Sie sich?“
„Bitte sagen Sie mir, was passiert ist.“
„Tja Sie hatten eine Überdosis von einer Substanz, die uns noch nicht bekannt
ist. Dadurch wurden ihre Nervenbahnen im Gehirn blockiert und eine
Bewusstlosigkeit trat ein. Deshalb haben sie bestimmt noch kräftige Kopfschmerzen,
oder?“
Ich fuhr mir mit meiner Hand über den Kopf, der wirklich noch ziemlich
schmerzte.
„Aber wie bin ich hier hergekommen und wo ist Professor Franklin? Meine Frau
sagte mir er sei tot, das kann doch nicht sein!“
Der Arzt trat noch einen Schritt näher an mein Bett heran.
„Ihre Frau hat recht, Dr. Franklin ist tot. Wir fanden in seinem Blut dieselbe
Substanz, nur noch viel höher dosiert als bei ihnen.“
Ich schloss meine Augen und dachte an Franklin.
„Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Vermutlich löste die Substanz eine
allergische Reaktion aus und führte dabei zum sofortigen Herzstillstand. Es kam
jede Hilfe zu spät. Es tut mir leid.“
Jennifer hielt meine Hand.
„Wer hat uns den gefunden, wir waren doch ganz alleine im Haus?“ fragte ich.
„Wer derjenige war, wissen wir auch nicht es war ein anonymer Anrufer.“
Der Arzt notierte sich etwas auf seinem Block und fühlte mit seiner Hand
nochmals meine Temperatur auf der Stirn. Ich las auf seinem Namenschild am
Kittel, den Namen des Arztes,
C. Corrado.
Der Arzt verließ das Zimmer und ich schaute Jennifer an.
„Irgendwas stimmt nicht!“ sagte ich.
Sie sah mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
„Was meinst du damit?“
„Ich weiß auch nicht aber sobald ich hier raus bin werde ich es erfahren!“
sagte ich.
Jennifer sah mich fragend an und schaute dann auf die Uhr.
„Ich muss jetzt los, die Kinder von der Schule abholen.“
„Warum die Kinder von der Schule abholen, wie spät ist es denn?“
„Es ist halb eins.“
Also habe ich die letzte Nacht im Krankenhaus verbracht und nicht wie ich
annahm die letzten paar Stunden. Jennifer erhob sich, beugte sich nochmals zu
mir und gab mir einen Abschiedskuss. Als sie gegangen war, versuchte ich
nochmals zu schlafen da mir alles weh tat und meine Augen recht schwer waren.
Am nächsten Morgen ging die Türe auf und eine Krankenschwester kam herein.
„Wie fühlen Sie sich?“
„Prima, ich werde ja heute das Krankenhaus verlassen.“ sagte ich.
„Ach ja?“ sagte sie zu mir eher etwas fragend.
Ich ging zum ich zu meinem Schrank und zog meinen Pulli und meine Hose an. Als
ich fertig war, kam der Arzt herein.
„Wo wollen Sie den hin?“ fragte er.
„Ich werde heute das Krankenhaus verlassen oder nach was
sieht es denn aus?“ antwortete ich ihm etwas spöttisch.
Gerade als der Arzt etwas sagen wollte, verließ ich mein Krankenzimmer und
stand im Gang. Der Arzt sah mir noch verwundert nach. Am Informationsstand bat
ich die Dame hinter dem Tresen mir ein Taxi zu rufen.
Bei mir zu Hause angekommen zahlte ich und stieg aus.
Jennifer war daheim, da ihr Wagen in der Einfahrt stand. Ich öffnete die
Haustüre und ging hinein. Ich lief ins Wohnzimmer, weil ich Jennifer mit jemand
reden hörte. Sie telefonierte.
Als ich reinkam, sah sie mich mit großen Augen an.
„Wir werden es nachher im Labor besprechen, ja nachher ich fahre gleich los
.Tschüss.“
Sie legte den Hörer auf.
„Was, wie …“ stammelte sie. „… haben sie dich entlassen oder bist du einfach
selber
gegangen?“
„Hallo erst mal.“ sagte ich und nahm sie in den Arm.
„Ja ich bin heute entlassen worden. Musst du gleich gehen? Wenn du kurz
wartest, dann kann ich mich noch kurz umziehen und du kannst mich dann bis zu
Uni mitnehmen.“
„Ja aber mach schnell, die im Labor machen schon seit gestern Stress:“
In der Uni hingen die Fahnen wegen Dr. Franklin auf
halbmast.
Ich ging zum Haupteingang und lief in Richtung Labor. Als ich die Türe zum
Labor öffnen wollte, hörte ich Brady und Sophias Stimmen im Konferenzraum auf
der gegenüberliegenden Seite. Ich öffnete die Tür und alle schauten mich
entsetzt mit großen Augen an.
„Guten Morgen alle zusammen.“
Als ich die Tür hinter mir zumachte, entspannten sich die Gesichter von meinen
Kollegen wieder. Es schien das alle, selbst Brady. Froh waren mich heute hier
zu sehen. Bis auf Michael, der mich immer noch mit leicht geöffneten Mund und
großen Augen ansah. Brady stand auf, kam auf mich zu und begrüßte mich.
„Junge was machst du für Sachen, wir haben uns alle große
Sorgen um dich gemacht. Das mit Dr. Franklin tut uns allen sehr leid.“ Ich
nickte.
Es herrschte Ruhe im Raum und mir kam es vor als wollten sie von mir erfahren
was geschehen ist aber ich konnte und wollte nicht darüber reden. Ich ging
gleich auf die Arbeit über.
„Wie sieht es mit unserer Verlegung aus?“
„Verlegung? Ach ja die Verlegung von unserem Team meinst du,
wir waren gerade dabei die letzten Punkte noch durch zu sprechen aber jetzt
setz dich doch erst mal hin.“
Neben Sophia war noch ein Platz frei und dort ließ ich mich auch nieder. Was
mich sehr verwunderte war, das mir noch niemand Bescheid gegeben hatte, wann
die Beerdigung von Franklin stattfindet. Nicht mal seine Frau hat mir eine
Nachricht hinterlassen, er war doch schon seit drei Tagen tot. Ich wollte jetzt
auch nicht nachfragen da alle so sehr in die Arbeit
vertieft waren.
Da Franklin tot war, war ich der Nachfolger von diesem Team und ob das so gut
war, würde sich noch herausstellen.. Brady wollte ja schon immer diese Position
einnehmen und die Sachen auf seine Art durchziehen. Jetzt würde sich also
rausstellen, was ich vollbringen konnte. Und ich entschloss mich, Brady zu
meiner rechten Hand zu machen. Diese Neuigkeit
werde ich ihm aber nach dieser Besprechung in meinem Büro unter vier Augen
sagen.
Sophia stöberte in ihren Unterlagen, die vor ihr lagen, herum.
„Was ist jetzt, wann genau werden wir jetzt verlegt?“ fragte Michael.
„Das werden wir heute Nachmittag von Frank Meyers erfahren, er wird dann auch noch ein paar Einzelheiten mit uns durchgehen!“
Das ist ja super dachte ich mir, Frank Meyers, den auf der
Uni niemand leiden konnte. Hat der also doch seine Finger an unseren
Forschungsarbeiten dran. Darüber war ich nicht gerade begeistert.
„So das heißt wir werden jetzt so langsam aber sicher mal unseren ganzen Kram
hier zusammenpacken müssen.“
Brady erhob sich und schob den Stuhl mit seinem Fuß nach hinten. Er fuhr sich
mit seiner Hand durchs Haar und warf mir einen Blick zu.
„Mike alles in Ordnung?“ fragte er mich.
„Ja ja alles klar.“ antwortete ich ihm eher uninteressiert und kam mit meinen
Gedanken wieder auf den Boden der Realität zurück.
„Also was sollten wir deiner Meinung nach tun, Mike?“
„Ahh…?“ stammelte ich, ohne zu wissen, was er gerade von mir wollte.
„Was meinst du mit was sollen wir tun, um was geht es denn
eigentlich genau Brady?“
„Na um den Umzug, den wir hier schon seit einiger Zeit durchgehen, hast du gar
nicht zugehört?“
„Nein!“ antwortete ich ihm ehrlich und erhob mich ebenfalls von meinem Stuhl.
Meine Augen kreisten nochmals durch den Raum, den ich dann mit großen Schritten
verließ.
„He Mike.“ hörte ich Brady noch hinterher rufen, da war die
Tür aber schon zu. Ich stand im Gang hinunter zum Kaffeeautomat und genehmigte
mir erst mal einen Kaffee. Ich nahm den Becher aus der Halterung heraus und
lehnte mich mit einer Hand an die Wand.
Ich konnte heute keinen klaren Gedanken fassen. Meine Gedanken schwirrten nur
so durch den Kopf. Ich sah Brady auf mich zu laufen.
„Ach Brady …“ seufzte ich schwerfällig in seine Richtung und nahm dabei einen
Schluck Kaffee. „…es ist einfach gerade zu viel.“
Brady sah mich an und ich erkannte ebenfalls Trauer in seinem Gesicht. „Wir
wissen alle was du in den letzten Tagen durchgemacht hast aber es muss trotz
all dem weitergehen, jetzt hast du das Zepter in der Hand!“
„Ja ich weiß aber ich bin nicht in der Lage das Zepter
alleine zu halten!“
Ich stellte mich in aufrechter Position hin. „Du musst mir helfen. Ich möchte
das du meine
rechte Hand wirst, wie ich es bei Franklin war oder hast du was dagegen?“
Er sah mich plötzlich mit hochgezogenen Augenbrauen an. So wie es aussah, hatte
er damit nicht gerechnet, weil schon viel gemunkelt wurde, dass irgendwann
Michael diesen Part übernehmen wird.
„Ob ich was…?“ fragte Brady nochmals.
Er spitzte seine Ohren und wollte es nochmals hören.
„Du hast mich schon richtig verstanden, machst du es?“
„Ja schon, aber das hätte ich nicht erwartet.“
Bevor der Kaffee in meinem Becher kalt wurde, trank ich den Rest. Brady stand
mit einem breiten Grinsen vor mir, klopfte mir auf die Schulter und meinte:
„Dann ist unser Kriegsbeil begraben?“
„Es ist begraben aber versuche nicht wieder mir am Stuhl zu sägen!“
Brady fing an zu lachen: „Das hätte ich niemals von dir
erwartet Mike, wieso ich? Ich
habe es gespürt das du mich, seit ich im Team bin, nicht leiden konntest.“
„Ach was, du wolltest mir immer die Show stehlen aber du bist kein Feind von
mir. Du bist sehr ehrgeizig und das ist das was ich nun an meiner Seite brauche
okay?“
Brady nickte mit dem Kopf und wir liefen gemeinsam wieder zurück in den
Konferenzraum, wo alle noch auf uns warteten. Michael unterhielt sich mit
Francis die, wie immer sehr hektisch in ihren Unterlagen herumsuchte.
„Also Leute, wir werden heute noch anfangen zu packen. Jeder schnappt sich
einen Karton und räumt seinen Schreibtisch leer.“ sagte ich.
„Aber was ist mit Mister Meyer?“ fragte Brady.
„Was soll mit dem sein?“
„Er wollte uns doch mitteilen, wann es losgeht und vor allem wohin!“
„Ach das meinst du, ich werde mit Frank den restlichen Ablauf besprechen und
euch heute Abend noch darüber benachrichtigen. Ist das in Ordnung?“
Er sah mich an und nickte zustimmend mit dem Kopf.
Ich stand vor meiner Bürotür, die leicht angelehnt war. Als
ich vor drei Tagen mein Büro
verlassen hatte, hatte ich die Tür abgeschlossen. Ich sah mir das Schloss an,
ob jemand versucht hatte mit Gewalt einzudringen, aber es war unversehrt. Ich
öffnete die Tür langsam auf und dann verschlug es mir die Sprache. Es herrschte
absolutes Chaos. Alle Aktenordner,
die ich einst fein säuberlich in die Regale gestellt hatte, lagen verstreut auf
dem Boden. Sämtliche Stühle waren umgeworfen und die Schreibtischschubladen
waren leer.
Das Büro sah aus, als hätte es eine Razzia hinter sich.
Ich stieg über die Akten hinüber zu meinem Schreibtisch. Das Telefon lag auf
dem Boden. Ich
hob es auf und testete, ob ich noch ein Freizeichen bekam. Es war tot. Das
Telefonkabel war aus der Wand gerissen. Wer auch immer das war, hat auf jeden
Fall sorgfältige Arbeit geleistet. Selbst der Tresor im Schrank stand offen und
alle Unterlagen waren verschwunden. Ausgerechnet die Testergebnisse von unserem
letzten Versuch.
Es klopfte an meiner Türe, ich erhob mich vom Boden und
hielt noch einige Akten in der Hand.
„Ja bitte“.
„Oh, komm ich etwas unpassend Mister Kinley“?
Ich kannte diese Stimme. Sie gehörte niemand anderen als Frank Meyer, der für
die Regierung arbeitete.
„Nein nein. Komm doch herein und lass dich von dieser
Unordnung nicht stören“. erwiderte ich leicht sarkastisch „Ich miste gerade ein
wenig aus und da ist es üblich das ich alle meine Akte im ganzen Raum
verteile.“
„Ach macht man das heutzutage so?!“
„Mike?“, sagte er und streckte mir zur Begrüßung die Hand
entgegen. „Schon lange nicht mehr gesehen, siehst ja immer noch gut aus.“
„Was man von dir nicht gerade behaupten kann!“
„Bist wohl auf mich immer noch nicht gut zu sprechen. Seit
der Uni sind jetzt schon ein paar Jahre vergangen und du hast dich immer noch
nicht geändert.“
„Wieso sollte ich mich ändern? Ich habe damals meinem Kommilitonen nicht
die Forschungsarbeiten geklaut und ihn dann vor allen lächerlich gemacht.“
Meine Stimme war energisch und ich spürte wie sich das Adrenalin in meinem
Körper verteilte und meine Hände anfingen zu zittern.
“Das wirst du mir wohl nie verzeihen! Ich habe mich doch
schließlich bei Billy entschuldigt, oder etwa nicht?“
„Ach vergiss es, es ist es nicht wert das ich mich über dich aufrege.“
Ich versuchte mich wieder zu beruhigen und legte die Akten in den Tresor
Dann ging ich zu meinem Schreibtisch, stellte den umgestürzten Stuhl wieder auf und setzte mich..
„Ach ja mein herzliches Beileid übrigens. Wie ich gehört
habe, hast du ziemlich Glück gehabt,“ meinte Frank.
„Danke, ja ich hatte wirklich Glück. Mich würde brennend interessieren, wer
hinter dieser ganzen Sache steckt,“
„Mike, ich bin eigentlich gekommen um über den Umzug…“
„Ja ich weiß, wann gedenkst du das durchzuziehen?“
Meine Blicke ließen Frank nicht aus den Augen. Ich wartete auf den Tag, an dem
Frank einmal einen Fehler machte. Und bewahr ihn Gott vor meiner Rache, wenn
herauskommen sollte, dass er mit alldem, was bisher geschehen war, tun hatte.
„Ich dachte, wenn ich dir ein paar Männer schicke, dann würde es in drei Tagen
über der Bühne sein,“ er legte eine kurze Pause ein. „und alles zeitplanmäßig
an dem neuen Standpunkt,“
„Wo liegt er den genau?“ fragte ich.
„Wo der liegt?“ fragte Frank und holte tief Luft.
„Nun das wollen alle, die hier Arbeiten wissen und ich natürlich auch.“ meinte
ich.
„Ja das ist so eine Sache.“
„Was machst du denn so ein Geheimnis draus, dass ist ja gerade so als dürften
wir den genauen Standort gar nicht erfahren,“ meinte ich energisch.
„Genauso ist es, Mike“:
„Du wirst doch nicht glauben, dass irgendein Mitarbeiter ins Nirwana geht und
Frau und Kinder hier lässt, was denkst du überhaupt?“
„Also jetzt hör mal zu Mike,“ Franks Ton wurde lauter. „Dr. Franklin hat einen
Vertrag unterzeichnet, den man nicht mehr rückgängig machen kann. Also ihr
müsst euch fügen oder ihr werdet alle aus diesem Projekt ausgeschlossen!“
Ich war stinksauer, weil Franklin uns alle hintergangen hatte. Er hatte niemals
ein Wort darüber verloren oder wollte er mir das, an dem Tag als er starb
sagen?
„Weißt du eigentlich, was du da von uns verlangst?“
„Mein Gott, es ist zwar nicht leicht aber es ist machbar,“
„Machbar sagst du? Das ist mir schon klar das es für dich machbar ist, du hast
auch nicht Frau und Kinder. Du hast wohl überhaupt keine Skrupel. Alle die an
dem Projekt weiter arbeiten wollen, müssen alles was sie hier aufgebaut haben
plötzlich fallen lassen. Du bist immer noch so herzlos wie früher.“ Ich legte
eine kurze Pause zum ein. „Dass eines klar ist, du wirst es ihnen sagen. Ich
werde es nicht tun.“
„Das werde ich…“sagte Frank.„…und wie gesagt, wenn jemand nicht mitzieht, dann
ist das
Projekt eben Vergangenheit für denjenigen.“
„Das werden wir ja mal sehen,“ sagte ich.
Frank erhob und ging zur Tür und meinte dann noch: „Du denkst du kannst das
verhindern? Das ich nicht lache.“
Als ich meine Unterlagen soweit wieder am richtigen Platz
hatte, entdeckte ich auf dem Fußboden einen Zigarettenstummel. Ich sah ihn mir
genauer an und bemerkte, dass es eine Marlboro war.
„Marlboro,“ sagte ich leise vor mir her, wer raucht bei uns diese Marke?
Mir fiel spontan Sophia ein. Aber was sollte sie in meinem Büro gesucht haben?
Aber dann kam mir der Gedanke, dass Sophia neuerdings viel mit Brady zusammen
war. Schnüffelte etwa er in meinem Büro umher? Ich beschloss ihn anzurufen.
„Brady? Ich bin es, Mike. Kannst du den anderen Bescheid geben, dass wir uns alle gleich im Konferenzraum treffen?“
Brady erzählte mir das Frank Meyer gerade da war.
„Er hat mir und der Truppe schon alles kurz und schmerzlos erklärt und kannst
du mir mal sagen was diese Scheiße soll? “ Brady war sehr aufgeregt.
„Es tut mir leid, aber ich habe das ganze auch erst vorhin von Frank erfahren,“
sagte ich.
„Also hat Franklin uns hintergangen oder was?“
„Ich glaube nicht aber das werde ich noch herausfinden.“
Ich ging in der Sitzungsraum um die ganze Sache noch mal mit
den anderen durchzugehen. Frank betrat so zirka zehn Minuten später wieder den
Saal und erntete natürlich sehr böse Blicke. Es ließ ihn aber relativ kalt,
erst als alle auf ihn einredeten stand er kurz wie ein kleines hilfloses Kind
da. Ich genoss diesen Augenblick.
„Verdammt noch mal, Ruhe jetzt!“ brüllte Frank plötzlich „So ist das doch schon
viel besser meine Damen und Herren!“
„Müssen wir nun alle unsere Familie verlassen oder dürfen wir sie mitnehmen?“
fragte Michael.
„Nein, aber Sie…“
„Was aber, ich habe nichts unterschrieben also wird meine Familie mitkommen.
„So einfach ist das nicht,“ sagte Frank
„Und ob das einfach ist!“ rief Francis
Frank holte tief Luft. „Lassen Sie mich bitte ausreden!
Professor Dr. Franklin hat vor seinem plötzlichen Tod noch einen Vertrag
unterzeichnet der besagt, dass wenn Sie nicht alle bereit sind
diesen Umzug mitzumachen, wir Sie aus dem Projekt entfernen müssen. Sie haben
ab diesem Zeitpunkt keinerlei Befugnis mehr über diese Forschung!“
Es war sehr still im Raum. Alle starrten Frank an, der den besagten Vertrag in
der Hand hielt.
„Es tut mir sehr Leid aber es ist nun mal so.“ sagte Frank, während er sich
eine Zigarette aus der Tasche holte. Ich konnte die Marke leider nicht
erkennen, da er die Schachtel nicht aus der Tasche nahm.
DER UMZUG
Es war spät, als ich nach Hause kam. Die Kinder schliefen
bestimmt schon. Im Wohnzimmer brannte noch Licht und man hörte den Fernseher.
Ich stellte meine Aktentasche ab, hing an der Garderobe meinen Mantel auf und
nahm meinen Koffer wieder zur Hand.
Ich betrat den Vorraum, indem ich auch einen Blick in das Wohnzimmer hatte. Ich
ging die Treppe hinauf zum Obergeschoss. Ich genoss im Moment die Stille, dass
tat richtig gut.
Der plötzliche Tod von Franklin ging mir einfach nicht aus dem Kopf, ich musste
immer wieder daran denken. Es waren noch so viele Fragen offen. Wieso hatte er
den Vertrag unterschrieben? Wollte er mich und das Team davon noch informieren?
Hat er freiwillig unterschrieben oder wurde er dazu gezwungen?
Franklin war selbst auch immer gegen einen Umzug und er
hatte mir versprochen, dass er von diesem Projekt kein Wörtchen an die
Regierung verlieren wird. Hatte ich mich so an ihm getäuscht?
„Schatz?“ hörte ich Jennifer aus dem Wohnzimmer rufen. Sie saß da und sah sich
gerade die
Nachrichten im Fernseher an. Der Tisch war überfüllt mit Ordnern die sich
aufeinander stapelten.
„Musst du noch viel nacharbeiten?“ fragte ich sie.
„Ja das muss ich. Und bei dir alles in Ordnung? Wie war es denn heute,
sicherlich schwer?“
„O ja, das kann man laut sagen aber das erzähle ich dir alles nachher“
Ich stand auf und ging in Richtung Badezimmer. Die Türe vom Schlafzimmer stand
offen und ich sah beim Vorbeilaufen, dass ein Ordner aus meinem Arbeitszimmer
auf dem Bett lag. Ich wunderte mich und ging ins Schlafzimmer. Neben dem Ordner
lag Jennifers Handy. Auf dem Display war eine Nachricht zu lesen:“ Danke für
die Information sie haben uns sehr geholfen, wir werden uns wieder bei ihnen
melden. Gruß M..“
Wer ist M.? Meyer Frank? Nein das konnte ich mir nicht vorstellen, so etwas
würde er bestimmt nicht so öffentlich machen da wäre er vorsichtiger. Ich
drückte die
Wahlwiederholung und die angezeigte Nummer war mir nicht
bekannt. Ich schrieb mir die Nummer auf. Ich legte nun das Handy an denselben
Platz neben meinen Ordner wieder zurück.
„Was machst du den da?“
Ich erschrak und drehte mich um. Jennifer stand da und sah mich an.
„Was hast du an meinem Handy zu schaffen, spionierst du mir etwa nach?“.
„Das muss ich dich erst mal fragen. Was macht mein Ordner hier auf dem Bett?“
Sie sah mich an und meinte:
„Mich hat gestern ein Mann angerufen!“
„Ach“, zuckte ich interessiert mit den Schultern. „Und er wollte wohl nur ein
paar Informationen oder was?“
Ihr Blick wurden aggressiver.
„Ja genau.“ brüllte sie mich an und kam dicht zu mir heran.
„Und dann dachtest du, dass …“ bevor ich den Satz zu Ende sagen konnte, holte
sie plötzlich mit der Hand aus und wollte mir eine gewaltige Ohrfeige
verabreichen. Ich konnte mich noch rechtzeitig bücken und Jennifer verfehlte
ihr Ziel. Ich verstand die Welt nicht mehr. Was war den plötzlich mit ihr los?
Als ich aus meiner Deckung wieder hoch kam, versuchte sie es gleich noch mal.
Ich hielt sie am Arm fest und schubste sie aufs Bett.
„Was soll das?“ schrie ich sie an.
Jennifer lag weinend und verstört auf dem Bett, sie war völlig außer sich. Ich
setzte mich aufs Bett. „Es tut mir Leid aber was ist um Himmels willen
passiert?“
Sie ließ sich aber nicht beruhigen, zerrte mir am Hemd und versuchte mir noch
einmal eine reinzuhauen. Ich stand schnell auf, schnappte mir meinen Ordner und
verließ das Zimmer, das ich dann von draußen absperrte.
Ich lehnte mich an die Türe und atmete erst einmal tief durch. Mein Gott,
verdammt noch mal was ist den hier los? Drehen jetzt alle durch?
„Lass mich sofort raus!“ schrie es aus dem Zimmer.
„Es tut alles so weh.“
„Was um alles in der Welt ist mit dir los und schrei nicht so die Kinder
schlafen.“
Jennifer weinte bitterlich. „Die Kinder sind bei meiner
Schwester!“
Ich ging zum Kinderzimmer. Die Kinderbetten waren leer .Ich ging wieder zur Schlafzimmertür
und es war nichts mehr zu hören, sie muss jetzt wohl eingeschlafen sein. Ich
lehnte mich an die Wand um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich kam auf den
Gedanken Jennifers Schwester anzurufen, vielleicht wusste sie mehr als ich.
„Ja Hallo?“ klang es müde.
„Ja Hallo hier ist Mike!“
„Mike, weißt du, wie spät es ist?“
„Ja ich weiß aber es ist sehr wichtig! Warum hat Jennifer dir die Kinder heute
gegeben?“
„Ihr ging es heute nicht so gut und da hat sie mich gefragt, ob ich die zwei
nehmen könnte. Wieso ist was passiert?“
Ich ließ mich langsam zu Boden gleiten.
„Jennifer ist total ausgerastet, sie hat versucht mich schlagen ohne Grund!“
„Sie hat was?“ die Stimme wurde plötzlich hellwach.
„Ist dir heute, als du die Kinder abgeholt hast an Jennifer irgendwas
aufgefallen oder hast du was beobachtet?“
„Nichts Besonderes, aber der Flaschner war heute Mittag da und hat den
Wasserenthärter
ausgetauscht. Sonst ist mir nichts Weiteres aufgefallen.“
„Okay ich danke dir. Kannst du die Kinder noch eine Weile bei dir behalten?“
„Ja klar kein Problem,“ ihre Stimme klang besorgt.
„Ist sonst alles in Ordnung bei euch zwei?“
„Ja ich denke Jennifer ist einfach überarbeitet, also gute Nacht dann und danke
nochmals.“
„Keine Ursache.“
Ich legte den Hörer wieder auf. Sie war heute also nicht bei der Arbeit, aber
wieso? Ich erhob mich, lauschte nochmals an der Tür und ging die Treppe
hinunter in die Küche. Ich ließ mir aus dem Wasserhähnen ein Glas Wasser und
gerade in dem Moment als ich trinken wollte fiel mir was ein.
Der Flaschner, wir hatten die Enthärterflasche doch erst vor acht Wochen
austauschen lassen. Ich wurde skeptisch, hielt mein Glas gegen das Licht und
schaute mir den Inhalt etwas genauer an. Irgendwas ist da faul, dachte ich mir.
Ich stellte mein Glas ab, ging zur Kellertür, öffnete sie und rannte die Stufen
hinunter.
Ich schaute mir die Flasche, die das Wasser enthärten sollte, an und es war
sehr seltsam.
Sie sah anders aus als sonst und ein Etikett von der Firma war auch nicht
aufgeklebt.
Da konnte etwas mit dem Inhalt der Flasche nicht stimmen, sagte ich zu mir. Vor
acht Wochen ausgetauscht, nicht dieselbe Flasche wie seit Jahren, keinerlei
Etiketten einer Firma und das Wasser war auch milchiger als sonst. So langsam
fange ich auch an durchzudrehen, dachte ich. Jennifer hatte bestimmt von dem
Wasser getrunken und war deshalb so aggressiv.
Ich drehte die Flasche fest zu und überlegte, wer das Wasser
untersuchen könnte. Mir fiel niemand anderes ein außer der Firma, die uns
belieferte. Also beschloss ich, gleich am nächsten Morgen eine Wasserprobe
abzugeben, um es auf Unreinheiten überprüfen zu lassen. Ich ging wieder hoch in
die Küche und leerte das Wasser aus dem Glas in eine Flasche und
verschraubte diese fest zu.
Ich setzte mich ins Wohnzimmer aufs Sofa zwischen den ganzen Akten von
Jennifer. Der ganze Tisch war davon belagert, ganz zu schweigen vom Sofa. Ich
räumte ein paar Ordner auf die Seite das ich mehr Platz für mich hatte.
Beim letzten Ordner wurde ich etwas aufmerksam, da er die Aufschrift „Projekt
51“ trug.
Das machte mich natürlich neugierig. Ich öffnete den Ordner.
Als ich so durchblätterte, stieß ich auf einen Bericht über Traumforschung und
deren medizinischen Erkenntnisse, Träume sichtbar zu machen. Der Artikel
stammte aus der Uni-Zeitschrift und darunter war ein Bild. Auf dem Bild waren
Dr. Franklin und ich abgebildet.
Was hat solch ein Bericht bei Jennifers Unterlagen zu suchen überlegte ich mir.
Ich blätterte weiter und sah die nächste Überschrift
Projekt 51
Genetischer Versuch 20
Laboratorium zu Versuch zwecks genetischer Veränderungen der Gehirnströme an
menschlichen Zellen. Die Entnahme der Gehirnrinde an der Versuchsperson in
Labor
2 fiel mit einem nicht zufrieden stellenden Ergebnis aus. Die Person trug
schwere Verletzungen davon.
Die Entnahme missglückte. Weitere Versuche werden an
Ratten durchgeführt, um somit einer weiteren Gefahr eines menschlichen Versuchs
zu entgehen
Unterzeichnet
Dr. P. Belling
Mein Gott, an was arbeitet denn Jennifer da. Dass sie mit so
etwas zu tun hatte, hatte sie mir nie erzählt. Trotzdem würde ich gerne wissen,
was mein Artikel darin zu suchen hat. Ich blätterte weiter und fand nur
wissenschaftliche sowie mathematische Analysen. Berechnungen von
Kernstranganalysen aber sonst nichts Weiteres. Ich legte den Ordner beiseite
und machte, trotz das ich extrem müde war, den Fernseher an.
„Guten Morgen meine Damen und Herren.“
Ich wachte blitzartig auf. Ich bin so erschrocken, dass ich
vom Sofa fiel. Mit müden Blicken schaute ich zum Fernsehgerät. Es liefen gerade
die sieben Uhr Nachrichten. Ich muss wohl gestern so tief geschlafen haben dass
ich vom Fernseher nichts mehr mitbekommen hatte. Ich erhob mich vom Boden und
streckte mich in alle Richtungen.
Ich griff nach der Fernbedienung, machte das Gerät aus und lief dann zur Treppe
um nach oben zu lauschen Es war nichts zu hören, deshalb ging ich hoch und
horchte noch einmal vor verschlossener Tür. Nichts.
Ich nahm den Schlüssel aus dem Schlüsselloch und blickte hindurch. Jennifer lag
noch auf dem Bett, hatte sich in der Zwischenzeit auch zugedeckt und schlief
noch. Leise steckte ich den Schlüssel wieder in das Loch und schloss leise auf.
Als Erstes wollte ich nun mal nach der Telefonnummer der Firma schauen. Ich
suchte eine Rechnung raus, wo die Nummer draufstand. Ich wollte dem ganzen
jetzt genau auf den Grund gehen und rief dort an. Ich nahm das Telefon und
tippte die Nummer.
„Firma Smither, guten Morgen wie kann ich ihnen behilflich sein?“ ertönte eine
nette Stimme am anderen Ende.
„Ja Hallo mein Name ist Kinley und meine Kundennummer lautet 25640.“
Die Dame tippte etwas auf ihrer Tastatur.
„Ja Mister Kinley, da haben wir es wie kann ich weiterhelfen?“
„Ich hätte da mal eine Frage. War gestern Vormittag jemand aus ihrer Firma bei
uns und hat den Wasserenthärter ausgetauscht?“
Die Dame bat mich einen Moment zu warten und tippte wieder auf der Tastatur.
„Es tut mir Leid, aber von unseren Leuten war gestern niemand bei ihnen das
letzte Mal vor acht Wochen.“
„Okay danke, ich hätte da aber noch eine Frage!“
„Und die wäre?“
Ich blickte auf die Küchenablage, wo die Flasche mit dem Wasser stand.
„Könnte ich heute Morgen noch vorbeikommen, um eine Wasseranalyse machen zu
lassen?“
„Sie meinen um den Härtegrad Ihres Wassers testen zu lassen? Ja das ist kein Problem
kommen Sie, wann Sie wollen.“
Ich bedankte mich bei der Dame, legte auf und machte mich gleich auf den Weg zu
der Firma. Im Haus war es immer noch ruhig also vermutete ich, ohne nochmals
nachzuschauen, dass Jennifer noch immer schlief. Ich ging nach draußen, stieg
in mein Auto ein und fuhr los. Auf
der Fahrt dorthin kam es mir vor als würde mich ein Wagen verfolgen. Ich
blickte immer wieder in den Rückspiegel und das Auto hielt immer einen größeren
Abstand. Ich erkannte nicht, wer in dem Auto saß. Die Firma lag im westlichen
Industriegebiet außerhalb der Stadt. Dort angekommen stellte ich meinen Wagen
ab und blieb noch kurz sitzen. Plötzlich bog das Auto, das mir ständig
hinterher fuhr auch auf den Parkplatz ein. Es steuerte direkt auf mich zu und
parkte dann neben meinem Auto. Es waren zwei Männer die ausstiegen, um das Auto
herumliefen und in das Gebäude gingen. Ich nahm meine Tasche und ging ebenfalls
in die Firma. An der Informationssäule schaute ich nach der für mich
zuständigen Zimmernummer.
„Guten Morgen Mister, kann ich ihnen weiterhelfen?“ hörte ich eine Stimme sagen
und drehte mich um. Es war einer von den Männern, die mir ständig hinterher
gefahren sind.
„Oh nett Danke aber ich finde mich schon zurecht.“
Ich lief zum offenen Fahrstuhl, betrat ihn und die Türen schlossen sich.
„Mist“, sagte der andere der beiden Männer.
„Ich nehme schnell den anderen Fahrstuhl und du sagst mir per Funk Bescheid, in
welches Stockwerk der Kerl fährt.“
Die Fahrstuhltüre schloss sich und er holte einen Hörknopf aus der Tasche und
steckte ihn ins Ohr.
„Also ich kann dich hören, welches Stockwerk?“
„Vierte Etage!“
Er drückte die vier und der Fahrstuhl setzte sich mit leichtem, nicht
wahrnehmbarem Ruck in Bewegung. Im vierten Stockwerk öffnete sich die Tür
wieder und der Typ trat in den Flur. Er schaute hoch und runter sah aber nur
ein paar Mitarbeiter des Hauses.
„Verdammt ich habe Kinley verloren. Stopp warte ich habe ihn wieder!“
Ich betrat das Büro. Am Empfang saß eine junge Dame, Anfang
dreißig. Sie telefonierte und bat mich einen Moment zu warten. Ich sah mich ein
wenig um. An der Wand hingen sehr viele Urkunden und Zertifikate. Über dem
Schreibtisch hing ein großes Bild, das den Chef der Firma zeigte und eine
Person, die im Senat tätig war. Mein Blick ging wieder zur Empfangsdame, die
soeben den Hörer aufgelegt hatte.
Ich holte aus meiner Tasche die Flasche mit dem Wasser.
„Ich hatte heute Morgen bei ihnen angerufen um eine Wasseranalyse durchführen
zu lassen.“
„Ah dann sind sie Mr. Kinley. Das ging aber schnell.“
„Jawohl der bin ich, wo muss ich hin?“
Sie stand auf und bat mich ihr zu folgen. Wir betraten einen großen, weißen
Raum mit der Aufschrift Labor. Es sah alles sehr steril aus. Alle Mitarbeiter
waren mit weißen Jacken, Hosen und Schuhen versehen.
„Das ist, wie Sie sehen unser Labor, das mit der neusten Technik ausgestattet
ist.“
Ich folgte ihr immer noch und beobachtete währenddessen, was hinter den
gläsernen Laborräumen so gemacht wurde.
„Sehr interessant.“, entgegnete ich.
Wir kamen nun an eine große Glastüre, die sich mit Luftdruck öffnete, und
gingen hinein.
„So da wären wir.“
Sie trat etwas bei Seite und ich sah schon einen jungen Mann in Weiß auf mich
zulaufen. Er streckte mir seine Hand entgegen und begrüßte mich.
„Also ich werde jetzt mal wieder gehen.“ sagte die Sekretärin und die Türe
schloss sich wieder.
„Hallo ich bin Dr. Flanders, wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Hallo mein Name ist Kinley.“ Er sah mich an und nickte mir zu.
„Wegen was ich hier bin ist…“ ich zeigte ihm die Flasche mit dem Inhalt. „…ich
hätte gerne eine Analyse meines Wassers auf irgendwelche Giftstoffe.“
„Wie kommen Sie darauf, dass das Wasser Giftstoffe enthält?“
„Das ist eine längere Geschichte. Können Sie das oder nicht?“
„Natürlich können wir das. Haben sie an einen besonderen Giftstoff gedacht?“
„Können sie auch LSD im Wasser nachweisen?“ Er sah mich mit immer größer
werdenden Augen an
„Auf LSD…“ Er machte eine kurze Pause.
„Ich habe sie schon richtig verstanden, LSD ja?“
Ich sah ihn an, nickte mit dem Kopf und gab ihm die Flasche.
„Aber diese Geschichte würde ich nun doch gerne erfahren. Niemand untersucht
einfach so sein Wasser auf LSD.“ meinte Dr. Flanders.
Ich musste mir jetzt ganz schnell was einfallen lassen.
„Also das war so, meine Kinder hatten gestern Abend eine Party veranstaltet und
als wir heimkamen, benahmen sich alle etwas daneben. Und dann sah ich ein Glas
mit Wasser das aber nicht nach reinem Wasser aussah also…“
„Ist schon gut ich weiß, was Sie meinen. Warten Sie bitte einen Moment draußen
vor dem Labor im Warteraum.“
Ich verließ das Büro und sah am Ende des Ganges das
Wartezimmer. Ich steuerte direkt darauf zu, die Türe öffnete sich und ich
betrat einen Raum voller Stühle und Pflanzen. Es war wie in einem botanischen
Garten. Die Musik aus den Lautsprechern, die in der Decke mit eingebaut waren,
war sehr beruhigend. Ich kam mir einen Moment vor wie damals in den siebziger
Jahren, in solch einem Ambiente wurden des Öfteren ein paar Haschpartys
gefeiert.
Das Wartezimmer war leer, was natürlich auch kein Wunder war so früh am Morgen.
Meine Gedanken flogen durch den Raum und ich machte mir Sorgen um Jennifer, wie
es ihr wohl heute geht. Wenn sich meine Theorie bestätigt und sich tatsächlich
LSD im Wasser befindet, dann hat jemand die feste Absicht mich von dem Forschungsprojekt
fern zu halten. Das sind doch alles keine Zufälle erst Franklins Tod, dann mein
verwüstetes Büro und jetzt auch noch das mit Jennifer. Ich zweifelte so oder so
noch an der Aussage das Dr. Franklin diesen Vertrag unterzeichnet hat. Ich würde
zu gerne wissen, wer hinter diesem Komplott steckt. Ist es jemand der den Ruhm
an sich reißen, möchte wie Frank? Oder vielleicht ist es jemand aus dem Team
wie Brady, der schon immer versucht hatte, mich vom Thron zu werfen. Ich traute
niemandem mehr und würde meine Augen in nächster Zeit offen halten.
Die Tür zum Büro der Sekretärin ging auf und ein Mann trat
herein.
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Oh ja!“
Als sich die Tür hinter ihm wieder schloss, zog er eine Pistole mit einem
Schalldämpfer aus der Jacke und lief direkt auf sie zu. Ohne zu zögern, tötete
er die Sekretärin. Die Dame rutschte von ihrem Stuhl auf den Marmorboden. Er
steckte seine Pistole wieder ein, ging um den Schreibtisch herum und beugte
sich zu der Leiche hinunter.
„Okay, ich bin wieder auf der Spur!“
Er hob die Leiche vom Boden hoch und verstaute sie in einer Truhe, die im Raum
stand.
Dann suchte er auf dem Tisch nach Unterlagen, er wurde fündig und steckte die
Papiere ein.
Er hielt einen Finger ans Ohr und meinte:“ Kinley, ich habe ihn.“
„Okay dann beeil dich.“
Der Mörder schritt mit eiligen Schritten aus dem Büro direkt ins Labor. In der
Hand hielt er einen Zettel, den er aus dem Büro mitnahm. Im Labor machte er
kurz halt, um zu sehen, was genau auf dem Zettel stand. „Labor 20“, murmelte er
leise vor sich hin.
Als niemand zu sehen war, zog er seine Pistole wieder aus der Jacke. Er öffnete
die Tür zum Labor 20. „Mr. Kinley, warten Sie noch einen Augenblick ich bin
noch nicht so weit. Sie sind ja gar nicht Kinley, was machen Sie hier?“
Die Tür ging zu.
Ich starte auf meine Armbanduhr und bemerkte, dass schon eine halbe Stunde
vorbei war. Ich wurde nervös, dass konnte doch nicht so lange dauern. Also
beschloss ich kurz nachzusehen, und im selben Moment öffnete sich die Tür.
Ich erkannte den Mann wieder, dem ich die Wasserprobe gegeben habe.
„Und haben Sie nun Unreinheiten gefunden?“ fragte ich ihn aufgeregt.
„Leider nein aber ich muss Ihnen was zeigen.“
Wir verließen gemeinsam den Wartesaal und gingen in sein Labor. Die Türe
schloss sich hinter uns und ich sah ihn erwartungsvoll an.
„Was wollen Sie mir den zeigen?“ Er machte eine kopfnickende Bewegung, dass ich
mich umdrehen soll. Hinter mir stand ein Mann mit einer Waffe auf mich
gerichtet. In diesem Augenblick wurde mir sofort klar, dass mit dem Wasser doch
etwas nicht in Ordnung war und man mich doch, wie vermutet, von Anfang an
verfolgt hat.
„Es tut mir Leid,“ hörte ich den Mann zu mir sagen. Nun würde das Katz- und
Mausspiel ein Ende haben dachte ich mir, während meine Blicke nicht von der Pistole
wichen.
„Was wollen sie von mir?“ fragte ich sehr unhöflich.
„Sie wissen etwas zu viel Mr. Kinley!“
Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, schob sich die Tür auf
und ein Sicherheitswachmann kam mit erhobener Waffe herein.
„Sofort die Waffe fallen lassen!“ rief er laut.
Ich nutzte diesen Moment und warf mich seitlich auf den Boden. Ich hörte einen
Schuss. Ich sah zu dem Mann hoch der mich mit der Waffe bedroht hatte. Seine
Pistole fiel zu Boden er drehte sich langsam um und sackte dann zu Boden. Der Sicherheitswachmann
lag auch auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Ich kroch zu dem Laboranten,
der auf der anderen Seite auf dem Boden lag, und packte ihn am Kittel.
„Was verdammt noch mal war in meinem Wasser?“ brüllte ich ihn an.
„Es war LSD.“
Ich ließ ihn wieder los und raffte mich hoch. Alle Türen der Labor waren offen
und es herrschte eine unbeschreibliche Hektik. Menschen sprangen panisch durch
die Räume in Richtung Ausgang. Mir fiel nichts Besseres ein, als mich unter die
Menschenmenge zu mischen, um so schnell wie möglich aus dem Gebäude zu kommen.
Als ich am Empfang vorbeikam, warf ich nochmals einen kurzen Blick auf den
Schreibtisch und entdeckte eine Akte mit meinem Namen drauf. Ohne zu wissen was
der Inhalt war schnappte ich mir den Ordner und steckte ihn, in meine Jacke.
Als ich zum Ausgang rannte, fiel mir ein Mann auf
der sich in die gegengesetzte Richtung drängte. Ich schaute schnell auf dem
Boden und mein Gang war etwas gebückt, um unauffällig an ihm vorbei zu kommen,
da dieser Typ bestimmt zu den anderen gehörte. Ich rannte so schnell mich meine
Beine trugen die Treppe hinunter, den Hauptausgang hinaus ins freie. Es waren
Sirenen von Polizei und Krankenwagen zu hören. Ich verlangsamte meine Schritte
und steuerte direkt auf mein Auto zu. Als ich im Wagen saß, machte ich erst mal
eine Verschnaufpause. Innerhalb kürzester Zeit hatten sich
Hunderte von Passanten vor der Firma versammelt. Ich startete mein Auto und
fuhr davon. Was war den das für eine Aktion, dachte ich mir, und das alles nur wegen
dem Forschungsprojekt. Meine Wut war riesig, ich hätte tot sein können. Ich
wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Plötzlich klingelte mein Handy, ich
drückte den Knopf der Freisprechanlage.
„Ja Hallo?“
„Hallo Mike, ich bin’s Brady. Wo steckst du?“
Mir schossen viele Gedanken durch den Kopf. Wieso ruft mich ausgerechnet jetzt
Brady an? Hat er mit der Sache doch was zu tun?
„Ich bin gerade unterwegs, warum?“ fragte ich ihn ganz locker.
„Frank fragt nach dir.“
„Sag ihm ich bin unterwegs.“
Ich hielt an einer roten Ampel an.
„Ach Brady und sag ihm noch das es mir gut geht und das er sich wegen dem Umzug
keine Sorgen machen muss.“
Dann drückte ich den Aus-Knopf der Freisprechanlage. Die
Ampel schaltete auf grün und ich fuhr über die Kreuzung auf dem direkten Weg
nach Hause. Ich wollte als Erstes jetzt mal nach Jennifer schauen das alles
ließ mir keine Ruhe.
Vor meinem Haus stand ein blauer Lieferwagen, mit der blauen
Aufschrift „Labor of Technologie“. Die waren sicher wegen Jennifer da. Ich
stieg aus meinem Wagen aus und mir fiel auf das die Haustür offen stand. Das
war normalerweise nicht Jennifers Art. Ich ging langsam hinein und schaute um
die Ecke, es war niemand zu sehen. Ich hörte leise Stimmen konnte aber nichts
verstehen. Zu meinem Schutz nahm ich Tim’s Baseballschläger, der rechts neben
dem Eingang stand. Ich klammerte meine Finger fest um den Schläger und lief mit
langsamen, leisen Schritten ins Haus.
Die Stimmen kamen aus der Küche. Mir lief der Schweiß über der Stirn. Bei der
Küche angekommen öffnete ich die Schwenktür einen kleinen Spalt und sah einen
Mann im schwarzen Overall, der unter unserem Spültisch herumschraubte.
Ich machte die Türe leise wieder zu und überlegte, wo er Zweite sein könnte. Ich hatte schließlich jemanden reden gehört also mussten mindestens zwei Leute im Haus sein. Ich sah im Wohnzimmer nach aber da war niemand. Ich vermutete das sich die zweite Person im Keller aufhielt. Ich nahm mein Telefon vom Tisch und drückte den Knopf, die Leitung war tot und mein Handy lag im Auto.
Ich stand also wieder vor der Küchentür. Mit einem kräftigen Stoss trat ich die
Türe auf und schrie: „ Was zum Teufel machen Sie hier?“
Aber es war niemand mehr da und die Kellertür war auch
geschlossen. Ich rannte vor das Haus um die Leute im Lieferwagen noch zu
erwischen. Aber es war auch kein Auto mehr da. Wo war jetzt so plötzlich der
Wagen hin, ich hätte es doch gehört, wenn jemand den Motor startet und weg
fährt. Habe ich mir das hier jetzt alles nur eingebildet? So langsam wusste ich
nicht mehr was ich glauben soll.
Ich lief schnell wieder ins Haus, die Treppe hoch und rein ins Schlafzimmer.
Jennifer war nicht da. Ich setze mich aufs Bett und ließ den Baseballschläger
zu Boden fallen. Ich sah, dass im Schlafzimmer Licht brannte, erhob mich und öffnete
die Tür. Jennifer lag bewusstlos auf dem Boden neben der Toilette. Ich beugte
mich schnell zu ihr hinunter, hob ihren Kopf und
tätschelte leicht ihre Wange, um zu sehen, ob sie reagiert. Keine Reaktion.
Meine Panik wurde immer größer ich wusste mir nicht mehr zu helfen.
Ich nahm einen kleinen Spiegel zur Hand und hielt ihn
Jennifer unter die Nase, um zu sehen, ob sie noch atmet. Der Spiegel beschlug
sich und ich war sichtlich erleichtert. Anschließend trug ich sie rüber ins
Bett und deckte sie zu. Sie musste sich wohl von dem Wasser, das sie getrunken
hatte, übergeben und wurde dann bewusstlos. Nach kurzer Zeit beschloss ich nun
mein Handy aus dem Wagen zu holen, um in Labor anzurufen, und Bescheid zu geben
das Frank warten soll, da ich ein wenig später komme. Dann setzte ich mich
wieder zu Jennifer auf die Bettkante. Nach circa fünfzehn Minuten öffneten sich
Jennifers Augen langsam, sie waren sehr glasig und die Pupillen ganz klein.
„Was ist passiert?“ fragte sie mich
„Ich…“
Ich versuchte nachzudenken was ich ihr erzählen soll. Die wahre Geschichte
würde ihr, in ihrem jetzigen Zustand, nicht gut tun.
„…weist du, ich bin gestern sehr spät nach Hause gekommen und du warst schon im
Bett, weil du dich nicht wohlgefühlt hast. Geht es dir jetzt besser?“ fragte
ich und tupfte ihr mit einem nassen Tuch den Schweiß von der Stirn.
„Es geht so, mein Kopf tut etwas weh.“ gab sie zur Antwort.
Ich schaute auf den Digitalwecker auf der anderen Seite des Bettes. Es war
schon zwölf Uhr fünfzig und ich müsste mich jetzt mal auf den Weg machen. Da
ich Jennifer nicht alleine zu Hause lassen wollte, rief ich noch ihre Schwester
Petra an und fragte sie, ob sie den nicht vorbeikommen könnte.
Gegen halb zwei klingelte es an der Haustür, ich ging hinunter um sie zu
öffnen.
„Dad“, sagte Tom und umarmte mich.
„Geht es Mama besser?“ fragte mich Jellisa und umarmte mich ebenfalls.
„Ja eurer Mama geht es besser aber sie braucht jetzt trotzdem noch ein wenig
Ruhe. “gab ich zur Antwort. „Vielen dank Petra das du so schnell da sein konntest
ich möchte nach all dem Jennifer nicht alleine im Haus lassen.“
„Kein Problem ich helfe euch gerne.“
Ich schloss die Tür wieder und erklärte Petra, im Kurzverfahren, was geschehen
war.
„Wenn es an der Türe klingelt, macht bitte nicht auf egal, wer es ist. Und wenn
Jennifer sich besser fühlt, dann wäre mir es lieb, wenn ihr zu dir nach Hause
fahren könnt. Würde das gehen?“ fragte ich Petra.
Ich ging mit einem sehr unguten Gefühl ins Labor, was würde noch alles auf mich
zukommen?
Als ich mein Büro betrat, stand Frank am Fenster und sah auf die Straße.
„Hallo Frank, was machst du in meinem Büro?“
Frank drehte sich um und kam auf mich zu
„Du siehst nicht gerade gut aus, Mike!“
„Ach, was du nicht sagst.“ gab ich ihm spöttisch zurück.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet, was hast du in meinem Büro zu suchen?“
„Also es geht um den Umzug. Wir müssen die Sache bis morgen Mittag durchgezogen
habe.“
„Ich werde sehen, was sich machen lässt, aber ich verspreche nichts.“
Er nickte mir zu und in dem Moment als er das Büro verlassen wollte, fragte er
beiläufig:
„Hast du mal wieder, was von Billy gehört? Wäre nett ihn mal
wieder zu sehen!“
„Nein schon lange nichts mehr!“
„Ach dann ist der Brief auf dem Schreibtisch wohl schon älter?“ sagte er
grinsend und verließ das Büro.
Ich fing an meine Ordner und sämtliche Unterlagen aus dem Schrank zu holen, um
alles samt in einen Karton zu packen, als wieder mal mein Telefon klingelte.
„Wir wissen alles“, hörte ich eine verzerrte Stimme sagen.
„Hallo wer spricht denn da? … Was wollen Sie den von mir? Lassen Sie mich in
Ruhe.“
„Sie werden noch wach!“
Meine Blicke gingen aufgeregt die Straße hoch und runter in der Hoffnung
jemanden mit einem Telefon zu sehen. In einer Telefonzelle stand ein Mann, der
sehr verdächtig aussah, ich konnte aber nicht erkennen, wer es war.
„Was meinen Sie mit Sie werden noch wach?“ fragte ich.
Die Tür zu meinem Büro ging auf und Brady kam herein. Ich winkte ihn aufgeregt
zu mir und
drückte ihm den Hörer in die Hand. Dann flüsterte ich ihm
zu, dass er auf keinen Fall auflegen soll. Brady sah mich fragend an. Ich
rannte durch die Uni, die Treppe hinunter, rempelte ein paar Dozenten und
Studenten an die mir hinterher schimpften. Unten angekommen riss ich die Tür
auf, rannte Richtung Straße und sah noch mal kurz zu meinem Bürofenster ob
Brady noch da stand. Es herrschte reger Verkehr und ich überquerte die Straße
ohne mich weiter umzusehen. Ein großer LKW fuhr knapp an mir vorbei. Das
nächste Auto hupte mit quietschenden Reifen.
Auf der anderen Straßenseite lief ich zu der Telefonzelle. Es war niemand mehr
drin aber der Hörer hing herunter, ich nahm ihn mir und brüllte hinein:“
Brady?“
„Ja.“
Es war Brady Stimme. Ich sah mich noch einmal um, sah aber in der
Menschenmasse um mich herum, niemanden der mir verdächtig vorkam.
„Verdammt noch mal!“, fluchte ich und schlug mit meiner Hand auf die
Telefonzelle.
Brady sah mich noch immer fragend an, als ich ins Büro zurückkehrte.
„Du bist in letzter Zeit sehr merkwürdig!“ murmelte er „Kann
ich dir auf irgendeine Art und Weise helfen?“
Ich sah ihn an: „Ich wünschte du könntest es aber mir ist gerade einfach alles
zu viel. Was wolltest du eigentlich?“
„Ach ja ich komme wegen dem Umzug, wann müssen wir den mit
all dem fertig sein?“
„Tja ich habe eben die tolle Nachricht bekommen, dass wir bis morgen Mittag
fertig sein müssen.“
„Bis Morgen? Ist der irre das schaffen wir niemals.“
„Doch wir müssen es hinbekommen. Du musst allen Bescheid sagen das niemand,
bevor er sein Zeug nicht eingepackt hat, das Gebäude verlässt. Es muss morgen
alles zum Abtransport bereit stehen.“
Brady ging kopfschüttelnd zur Tür.
„Tja dann werde ich die schlechte Nachricht mal verbreiten, so was Verrücktes.“
Ich sah ihm noch nach und musste wieder über den mysteriösen
Anrufer nachdenken. Wer wollte nur was von mir? Da ich Brady aus dem Kreis der
Verdächtigen ausschließen konnte, blieb nur noch Frank übrig. Ich beschloss
über die Vorfälle vorerst zu schweigen, um niemanden aus dem Team damit
reinzuziehen.
Es war jetzt schon halb acht abends und ich wollte Petra noch anrufen, ob alles
in Ordnung war. „Hallo Mike.“
„Hallo Petra, du wie geht es Jennifer?“
„Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Sie hat sich nochmals übergeben
aber es geht aufwärts. Und bei dir alles in Ordnung?“
„Na ja nicht so wirklich, ich muss dich nochmals um einen Gefallen bitten. Bei
mir im Labor sind ein paar Dinge aufgetreten die ich…“ Wie sollte ich es Petra
erklären ohne dass sie gleich mitbekam dass das Labor umzieht. Es war doch noch
geheim und niemand durfte davon erfahren. „… ach vergiss es, ist doch nicht so
wichtig.“
„Was ist nicht so wichtig? Um was wolltest du mich bitten?“
„Ach Petra lass gut sein, ist echt nicht so wichtig ich erkläre dir mal alles.
Also sag allen einen lieben Gruß von mir und ich melde mich dann morgen
wieder.“
„Also gut Mike, bis morgen dann.“ Ich legte den Hörer auf und bemerkte, dass
ich Hunger hatte. So verließ ich das Büro um nach den anderen zu sehen. Die
Tür zum Sitzungsraum stand offen und ich hörte, wie sich Sophia und Brady sich
über den Umzug unterhielten.
„Na Brady, hat der Umzug schon Fortschritte gemacht oder muss ich euch noch
helfen?“
„Nein ist schon fast alles fertig, außer das Labor aber da sind gerade noch
Frank und seine Leute sowie Michael und Francis dran.“
Frank? Ich vergaß meinen Hunger und wollte nur noch schnell ins Labor.
„Brady könntest du mir einen Gefallen tun und mit Felizia etwas Essbares auftreiben?“
„Ja klar was sollen wir bestellen?“
„Was ihr wollt, Hauptsache es ist essbar und vor allem ausreichend.“
Ich verließ den Raum und ging mit großen Schritten zum Labor. Die Tür war zu, also gab ich den Sicherungscode ein um sie zu öffnen.
„Ja das alles muss bis morgen abfahrtsbereit sein.“ hörte
ich Frank sagen.
„Mike, wir sind gerade dabei das Labor auseinander zu nehmen.“
„Ach ja?“ mein Ton war energisch und voller Wut. „Könntest du kurz mit mir
mitkommen?“
Draußen auf dem Gang lehnte Frank die Labortür nur leicht an.
„Was machst du schon wieder hier?“ fragte ich.
„Nach was sieht es den aus?“
„Ich habe dir heute schon einmal gesagt, dass wir deine Hilfe beim Umzug nicht
benötigen. Und was machen überhaupt die anderen Leute in meinem Büro?“
„Jetzt hör mir mal zu, du bist zwar der Projektleiter aber nicht der Boss, ist
das klar? Und ich muss mich bei dir nicht rechtfertigen.“ sein Ton verschärfte
sich.
„Ich sage es dir jetzt noch einmal. Du nimmst deine Leute und haust sofort ab.
Ist das bei dir angekommen?“
„Mike, jetzt reicht es mir ehrlich. Dir ist wohl nicht klar
das ich dir sofort das Projekt entziehen kann und dafür sorgen, das du auf
diesem Gebiet nie wieder eine Anstellung bekommst!“
„O ja das kannst du sicherlich gut. Du hast dich keineswegs geändert.“
„Jetzt hör aber auf, was soll das? Seit ich hier bin,
behandelst du mich, als wolle ich dir deinen Job streitig machen. Aber das habe
ich nicht vor verstehst du?“ Frank legte eine Pause ein.
„Jetzt hast du mal die Chance ein Projekt mit den nötigen Mitteln
weiterzuführen und was machst du stattdessen? Du sträubst dich, wo es nur geht.
Ich weiß nicht was du willst Mike.
„Was ich will, ist das du deine Finger hier aus dem Spiel lässt. Überlass uns
die Arbeit im Labor das, bekommen wir auch ohne deine Hilfe hin.“
Ich entdeckte, wie Michael aus dem Spalt der angelehnten Labortür spähte und
lauschte.
Frank war genervt und schnaufte tief durch.
„Wach doch auf, ich bin nun mal der Verantwortliche für das hier alles. Aber
wenn du auf unsere Hilfe nicht angewiesen bist, dann mach es doch alleine,
bitte sehr.“
Frank machte die Labortür auf und gab den anderen ein Zeichen, das sie
mitkommen sollen, die sich gerade eben an den Videobänder zu schaffen machten.
„Kommt mit, unsere Hilfe ist hier nicht erwünscht. Sollen die ihren Scheiß doch
selber machen.“
Franks Leute legten die Bänder wieder ins Regal und verließen das Labor.
„Ach übrigens Mike, das eins klar ist, das Zeug ist bis morgen ordnungsgemäß
verpackt.“
Sie liefen den Korridor hinunter und ich schaute ihnen noch nach. Michael und
Francis standen neben der Tür und sahen mich ärgerlich an.
„Habt ihr nicht noch was zu tun?“ fragte ich die beiden.
„Müssen wir das alles jetzt selbst erledigen?“
„Nein wir machen das alle gemeinsam. Dann bekommen wir das bis morgen hin. Aber
bevor wir loslegen essen wir noch was oder habt ihr schon was gehabt?“
Beide schüttelten den Kopf.
„Ich hätte da noch eine Frage an dich.“ sagte Michael.
„Und die wäre?“
Michael befeuchtete seine Lippen, zog die Augenbrauen hoch und meinte:“ Was
hast du nur gegen Frank? Er wollte uns doch nur helfen, wenn ihr ein Problem
miteinander habt, dann versucht es doch untereinander zu klären und nicht vor
uns allen.“
Ich nickte ihm zu.
„Ja das ist schon richtig, aber ich kenne Frank schon seit der Uni und er ist
wirklich mit Vorsicht zu genießen. Er war damals schon ein arroganter Kerl und
das wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern. Aber das ist jetzt auch egal,
wir gehen jetzt zu Sophia und Brady die bestimmt schon mit dem Essen auf uns
warten.“
Es lag eine riesige Pizza auf dem Tisch, jeder nahm sich ein Stück und genoss
es sichtlich.
Nach dem Essen saßen wir noch eine Weile da und überlegten uns einen
strategischen Plan, wie wir am schnellsten das Labor auseinander nehmen
könnten, ohne das alles durcheinander kam. Was mich wunderte, war, dass heute
noch niemand gefragt hatte, wo die Sachen morgen hingebracht werden. Mir kam es
vor, als wenn ich der einzige wäre der es noch nicht wusste.
Wir gingen nun alle gemeinsam zum Labor.
Sophia blieb vor der Labortür stehen. „Warum ist die Türe
noch offen?“ fragte sie energisch.
„Hallo, hat von euch jemand die Türe nicht richtig zugemacht?“ fragte sie
nochmals.
Alle standen nur kopfschüttelnd und achselzuckend da. Wir gingen hinein und
sahen uns um aber uns fiel nichts Verdächtiges auf.
Michael lief zu den Videobändern und sah nach, ob sie vollständig waren. Sophia
kontrollierte die Überwachungsbänder. Ich begutachtete das Schloss der Labortür
an, konnte aber keinen einzigen Kratzer entdecken. Das war schon komisch, da ja
den Sicherheitscode eigentlich nur die wussten, die mit dem Labor zu tun haben
und das waren nur wir.
„Es sieht so aus als hätten wir nochmals Glück gehabt, es fehlt nichts. Aber
wer hat denn nun vergessen die Tür richtig zu machen?“
Mir ging wieder mal eine Person durch den Kopf und das war Frank. Als wir den
Streit hatten, sagte er zu mir dass ich doch endlich aufwachen soll. So langsam
nahm ich ihn in die engere Auswahl unter meinen Verdächtigen. Aber auf der
anderen Seite würde einer der beim CIA arbeitete, so eine Sache doch ganz
anders angehen. Ich verließ den Raum um nach draußen zu
gehen und etwas frische Luft zu schnappen.
„Wo gehst du hin?“ fragte mich Sophia.
„Ich muss kurz an die frische Luft um einen klaren Kopf zu bekommen, wenn ihr
nichts dagegen habt.“
Brady sah Mike und Sophia an der Türe stehen und drehte sich dann wieder zu den
Monitoren um. „Michael, was denkst du, seit Franklins Tod hat sich Mike sehr
verändert. Er wirkt so gestresst und durcheinander.“
„Ja du hast Recht, als er heute sah das Frank und seine Leute uns geholfen
hatten das Regierungslabor zu räumen, ist er völlig ausgerastet und hat ihn
angeschrieen, dass er gefälligst abhauen soll und dass wir das hier auch ohne
seine Hilfe auf die Reihe bekommen.“
„Weißt du, heute ist, was Seltsamen passiert als ich bei ihm
im Büro war!“ sagte Brady „Mike war am telefonieren, als ich in sein Büro
reinkam, drückte er mir den Hörer in die Hand und sprang wie ein wildgewordener
Affe aus dem Büro. Ich wusste nicht, was geschehen war und dann war er schon
draußen und überquerte den Campus. Ich sah, wie er in einer Telefonzelle einen
herunterhängenden Hörer zur Hand nahm.“
Francis sah zu Michael und Brady hinüber.
„He ihr zwei, wir sind nicht hier, um zu lästern.“ Sie drehte sich wieder zu
den Monitoren der Überwachungskameras herum, um vielleicht irgendwelche
Hinweise zu finden, wer die Tür geöffnet hatte oder sie doch vergessen wurde zu
zumachen.
Ich öffnete die Türe der Uni um mich im freien auf eine Bank zu setzten. Ich
schaute in den sternenklaren Himmel und atmete tief durch. Mein Kopf konnte
sich nicht erholen, mir gingen so viele Dinge durch den Kopf. Ich schaute zu
den beleuchteten Fenstern des Labors hinauf.
Was ist wenn Michael derjenige … nein, ich versuchte gerade in jeder Person
einen Feind zu sehen. Ich werde noch wahnsinnig, wenn ich es nicht schon lange
bin. Vielleicht sollte ich doch zur Polizei gehen und den Vorfall schildern.
Aber die würden mir eh nicht glauben.
„Hallo Mike.“ hörte ich eine Stimme aus dem dunkeln hinter mir. Ich drehte mich
um und sah aber niemand nur die Glut einer Zigarette.
„Frank?“ fragte ich.
„Nein, aber dreh dich nicht weiter um, schau nach vorne.“ sagte die Stimme.
„Verdammt wer seid ihr? Steckt ihr hinter dieser ganzen Sache?“
„Nein, wir versuchen dir zu helfen, sofern wir in der Lage sind. Bleib
unbesorgt.“
„Wie soll ich ruhig bleiben, wenn ich jeden Moment tot sein könnte?“ Ich
versuchte meine Unruhe und Angst zu unterdrücken.
„Dann sagen Sie mir doch, wer dahinter steckt und wir könnten
zusammenarbeiten:“
Es kam keine Antwort. Ich drehte mich langsam um aber ich konnte niemanden
sehen. Nun hatte ich wirklich Angst unter Paranoia zu leiden. Ich stand auf und
lief schnell zurück ins Gebäude zu den anderen.
„Mike, was ist mit dir los? Du bist ja kreidebleich, hast du ein Gespenst
gesehen?“ fragte mich Brady, der mir entgegenkam. Ich nahm im am Arm und hielt
ihn fest.
„Ich muss es jetzt jemanden erzählen, sonst drehe ich durch!“
„Was musst du erzählen? Leg los ich höre dir zu es wird schon nicht so schlimm
sein.“
Ich wusste nicht so recht, mit was ich anfangen sollte, fand
dann aber doch die richtigen Worte.
„Also es fing alles bei Professor Dr. Franklin an. Ich war bei ihm zu Haus und
er wollte mir erzählen, was die Regierung mit unseren Forschungsarbeiten
vorhat. Dazu kam es, aber nicht weil ich am nächsten Morgen im Krankenhaus
aufwachte und erfuhr das Franklin tot ist und ich nur knapp davon
gekommen bin Das nächste ist das man meine Frau mit Drogen gefügig gemacht hat,
um sie auf mich aufzuhetzen. Ich fand im Wasserenthärter die Droge LSD. Ich
hatte es untersuchen lassen. Da wusste ich aber noch nicht das man mich schon
seit längerer Zeit beobachtete.“
„Und was war das für eine Aktion heute in deinem Büro?“ fragte Brady.
„Da hatte ich einen seltsamen Anruf bekommen. Die Stimme zu mir sagte dass ich
schon noch aufwachen werde. Ich schaute aus dem Fenster und sah auf der anderen
Straßenseite eine Person in der Telefonzelle stehen mit dem Blick auf mein
Bürofenster gerichtet und da dachte ich mir der Typ muss es sein. In diesem
Moment kamst du herein und ich drückte dir den Hörer in die
Hand!“
Ich bemerkte dass Brady noch nicht so recht wusste was er dazu sagen soll.
„Und jetzt?“ fragte er mich.
„Ich hatte gerade eine kleine Unterhaltung mit einer Person die mir erzählte
das sie mir helfen möchte diese Typen zu fassen. Ich habe ihn aber nicht gesehen
und plötzlich war er auch wieder verschwunden. Ich würde nur zu gerne wissen,
wer dahinter steckt. Es nicht zu wissen macht mich krank. Weißt du, zuerst
hatte ich dich in Verdacht.“
„Mich, wie kommst du denn da drauf?“ fragte Brady.
„Als wir damals den Streit in meinem Büro hatten, sagte du zu mir, das werden
wir noch sehen, weißt du noch?“
„Ach so, und dann dachtest du dass ich versuche mit allen
möglichen Mitteln dich aus dem Weg zu räumen!“ Brady wippte leicht mit dem Kopf
und grinste dabei.
„Ja genau aber das Blatt hat sich gewendet ich glaube nicht mehr das du es bist
sonst hätte ich es dir nicht erzählt ich denke Frank steckt dahinter. Frag mich
jetzt nicht was er davon hätte das weiß ich nämlich selber nicht aber du musst
mir helfen es rauszukriegen.“
„Aber wie soll ich dir helfen?“
Wir gingen zu Kaffeeautomaten und ließen uns zwei Becher
befüllen
„Sobald wir den Umzug hinter uns haben und wir wissen, wo wir hinkommen, werden
wir alles weitere Besprechen wie wir vorgehen sollen.“
Brady sah mich fragend an, nahm einen Schluck Kaffee und verzog dabei die
Mundwinkel.
„Ich möchte nur eins, wissen, wer mich von dem Forschungsprojekt weg haben
möchte!“
„Mike ich denke du brauchst dringend Urlaub. Seit dem Tod
von Franklin hast du dich hier in der Uni um nichts mehr gekümmert, bis auf den
heutigen Tag.“
Ich dachte ich höre nicht richtig, man versuchte mich umzubringen und Brady
redete von Urlaub hatte er denn gar nicht kapiert, um was es hier geht?
„Ich spreche für alle im Team, jeder denkt so. Spann dich doch mal ein paar
Tage aus und wenn du wieder fit bist, kannst du ja wieder kommen. Was hältst du
davon?“
Ich nahm einen großen Schluck Kaffee.
„Du fragst mich, was ich davon halte? Ich halte davon überhaupt nichts. Ich
dachte du würdest mir helfen aber nicht so was.“
Meine Stimme klang nervös, meine Beine fingen an zu zittern und ich spürte den
Boden unter meinen Füßen nicht mehr. Mein Körper fühlte sich plötzlich schlaff
und ausgebrannt an. Ich schaute Brady an der leicht verschwommen wirkte. Mein
rechter Arm schmerzte extrem, das Ziehen wurde immer stärker und es fühlte sich
an ob mir alle meine Finger einzeln herausgerissen würden. Brady sagte noch,
was zu mir. Aber ich konnte es nicht mehr hören. Das Stechen im Arm wurde immer
stärker. Ich versuchte meine Finger von dem Becher zu lösen aber es war
vergebens. Ich merkte, wie sich bei mir alles drehte und dann wurde mir schwarz
vor Augen und ich brach zusammen.
Brady stand da und sah zu wie Mike umkippte.
„Hey Mike, was ist los mit dir?“ fragte er mit entsetzter Stimme.
Er sah um sich und wusste nicht, was er tun sollte. Er kniete zu ihm nieder, um
ihn hochzuheben. Die Labortür ging auf und Francis sah wie Brady versuchte Mike
vom Boden hoch zu heben.
„Was ist passiert?“ schrie Francis so laut das alle anderen auch aus dem Labor
kamen.
„Ich weiß es nicht er bekam plötzlich keine Luft mehr und fiel dann zu Boden!“
Michael sprang schnell zu Brady, um ihm zu helfen. Beide hielten sie Mike unter
den Armen fest und wollten ihn in sein Büro bringen. Auf dem Weg dorthin fragte
ihn Michael nochmals, wie das passiert sein könnte. Brady erklärte ihm nochmals
dass sie einen Kaffee getrunken hatten und Mike plötzlich zusammenbrach.
Sie öffneten Mikes Büro. Mit einem leichten Fußtritt machte Michael die Tür
wieder hinter sich zu. Die Jalousien waren heruntergelassen es drang nur ganz
wenig Licht von draußen ins Büro. Plötzlich ertönte eine Stimme aus der dunklen
Ecke. „Und hat es gewirkt?“
Michael sah Brady an und verstand nicht so ganz, was los
war. Brady legte Mike auf das Sofa.
„Gut nun geht wieder zu den anderen!“ sagte der Unbekannte aus der Ecke.
Als ich wieder zu mir kam, sah ich nur unscharfe Konturen
und ich spürte einen leichten Schmerz in meinem rechten Arm. So langsam aber
sicher wurden die Konturen schärfer und ich hob meinen Arm, versuchte eine
Faust zu machen. Doch ein leichtes Stechen durchdrang meinen Körper.
„Keine Angst, du bist wieder wach. Bist du in Ordnung?“
Ich sah in ein grelles Licht und erkannte jemanden. Er oder sie trug einen
Mundschutz so das ich nicht erkennen konnte wer es war.
„Was ist mit mir passiert?“ fragte ich.
„Du hast geträumt.“ antwortete mir jemand.
Ich versuchte all meine Sinne zu sammeln um aber ich konnte mich nicht
konzentrieren, die Schmerzen in meinem Arm waren zu stark.
„Ist alles mit ihm alles in Ordnung?“ hörte ich jemand sagen.
Ich blickte noch einmal hoch und konnte das Gesicht von Brady erkennen.
„Brady “, stammelte ich.
„Ja ich bin es. Wir hatten Angst dich zu verlieren, du hast uns einen großen
Schrecken eingejagt!“
Ich verstand nicht so ganz, was er damit meinte aber so langsam kamen meine
Erinnerungen wieder zurück. Daran, dass ich mit Brady am Automaten stand und
wir zusammen Kaffee tranken, ich dann plötzlich starke Schmerzen an meinem Arm
spürte und mir schwarz vor Augen wurde.
„Wo bin ich?“ fragte ich Brady, der sich gerade über mich beugte.
„Na du bist noch immer da, wo du heute Morgen schon warst. Oder kannst du dich
daran nicht mehr erinnern?“
„Nein, ich weiß es nicht mehr.“
Brady drehte das grelle Licht zur Seite „Mike, du warst ziemlich lange
weggetreten.“
„Wie meinst du weggetreten? Ich verstehe nicht ganz.“
Er fuchtelte an meinem Kopf herum und nahm ein paar Saugknöpfe und Stecker weg,
die er dann Francis in die Hand drückte. Plötzlich merkte ich wie mein Kopf
schwerer wurde und ich wahnsinnige Kopfschmerzen hatte, wie nach einer
durchzechten Nacht..
Ich richtete mich langsam auf und versuchte mich auf die Bettkante zu setzen.
Ich sah Sophia an einem Monitor sitzen, in den sie hineinstarrte. Es drehte
sich alles und das Pochen im Kopf wurde stärker.
Brady kam mit einem Glas Wasser und zwei Tabletten. „Nimm die“, sagte er.
Dann half er mir vom Bett herunter auf den Sessel zu gelangen. Ich fühlte mich
wie ein alter Mann. Meine Beine waren schwach und ich ließ mich wie ein nasser
Sack in den Sessel fallen. „Ja jetzt erzähl mal, wie war es denn?“ fragte Brady
und schaltete das Aufnahmegerät ein.
„Ich weiß schon wieder nicht was du meinst,“ murmelte ich: „Was soll ich dir
erzählen?“
Was um alles in der Welt läuft hier für ein Film ab, ich falle auf dem Gang um,
wache angestöpselt auf einem Bett auf und jetzt soll ich erzählen wie das alles
war!?
„Du sagst mir jetzt erst mal was hier läuft.“
Brady schaltete das Aufnahmegerät wieder ab und sah zu Sophia hinüber.
„Also Mike es ist so… du bist gestern morgen gekommen und warst ziemlich
aufgebracht, Nachmittags hatten wir ein Meeting, auf dem du dich mit Frank
gestritten hast und das vor dem ganzen Team. Anschließend hatten du und ich
eine Unterhaltung wegen den neuen Versuchen mit der Testperson.“
„Ja und was ist dann passiert?“ fragte ich angespannt.
Felizia legte eine DVD ein und nickte Brady mit dem Kopf zu. „Also, vielleicht
hilft dir das hier weiter. Schauen wir mal was dir deine Träume für einen
Streich gespielt haben!“
Der Fernseher flimmerte einige Sekunden lang, bevor man verschwommene Umrisse
auf dem Bildschirm sah. Ich erkannte das Labor und dass Franklin in den Raum
trat. Ich verstand nicht so richtig ob all das, was ich erlebt hatte, nur ein
Traum war oder doch Realität. Es sah auf dem Bildschirm so aus, als würde sich
Franklin mit mir unterhalten.
Brady drehte seinen Kopf zu mir herum und meinte: „Wie du
siehst funktioniert die Aufzeichnung von Träumen optimal, nur mit dem Ton ist
das noch so eine Sache. Es hörbar zu machen ist noch ein wenig kompliziert,
aber was erzähl ich dir? Das weißt du ja selber.“
Ich konnte es nicht fassen, alles was ich in den letzten zwei Tagen erlebt
hatte läuft jetzt hier auf einem Videoband ab. Man konnte viele Dinge nicht so
recht erkennen, da es immer wieder mal unscharf wurde aber ich erinnerte mich
an viele Szenen genau
„Wo sind wir denn jetzt?“ fragte ich.
„Wir sind doch umgezogen, in das neue Gebäude. Aber das weißt du doch oder?“
„Äh ja, aber ich bin etwas irritiert, wohin sind wir gezogen?“
„Das ist doch geheim. Ich denke ich bring dich jetzt erst mal in dein Zimmer,
da kannst du dann duschen und dich ein wenig ausruhen, um heute Abend wieder
einen klaren Kopf zu haben.“
Draußen auf dem Gang liefen sehr viele Leute mit weißen Kitteln herum und an
einigen Türen standen bewaffnete Soldaten. Mir wurde auf jeden Fall klar, dass
wir nun doch für die Regierung arbeiteten. Als wir um die Ecke bogen sah ich
Frank, der sich aber gerade mit einer jungen Dame in Weiß unterhielt. Die Frau
war sehr attraktiv und nach meiner Schätzung Mitte dreißig. Als die beiden uns
sahen kamen liefen sie uns entgegen.
„Ach, da ist Frank mit Dr. Simone Putzulo.“ sagte Brady.
„Wie geht es dir denn?“ fragte mich Frank und sah mich an. Ich konnte seinen
Anblick nicht ertragen und schaute weg.
„Ich hoffe Ihr neues Büro gefällt Ihnen!“ sagte Dr. Putzulo.
„Ich hatte leider noch nicht die Gelegenheit mir es näherst anzusehen.“
Brady und Frank unterhielten sich ausgiebig über mich, dann drehte sich Brady
zu mir um und klopfte mir auf die Schulter. „Mike ich muss mit Frank etwas
besprechen, ich denke Simone kann die auch dein Zimmer zeigen.“
„Ja kein Problem.“ sagte Simone.
Wir gingen gemeinsam aus dem Büro und da erst stellte ich fest, dass wir uns,
so wie das aussah, mitten in der Wüste befanden. Die Sonne brannte und meine
Augen schmerzten von dem grellen Licht. Das Hauptgebäude war der zentrale Punkt
der Basis und darum standen noch viele kleinere Häuser die aussahen wie
Schlafbaracken. Etwas dahinter sah man auch noch einen Teil von einer kleinen
Fluglandebahn. Simone führte mich zu einem Fahrzeug. Rings um die Häuser war
grüner Rasen der mit einer Sprengelanlage bewässert wurde. Für mich war klar,
dass wir uns auf einem militärischen Stützpunkt befanden.
Wir stiegen in den Wagen ein und fuhren los. Auf der Fahrt hatte ich noch etwas
Gelegenheit die Umgebung anzuschauen. Nach ungefähr fünf Minuten bogen wir nach
rechts in eine andere Straße ab. Grüne Rasen, viele große und kleine Bäume und
ein hübsche kleine Häuschen. Ich drehte mich staunend zu Simone um.
„Wo sind wir denn hier eigentlich genau?“ fragte ich sie.
„Das kann und dürfte ich auch nicht sagen, alles ist hier sehr geheim. Aber
eines weiß ich genau. Es ist nicht Areal 51.“ sie schmunzelte. „Also Mike,
dieses Haus hier wird in nächster Zeit ihre Heimat sein.“ sie zeigte mit dem
Zeigefinger auf ein Gebäude.
„Ja und wo wohnt der Rest des Teams?“
Simone deutete auf die andere Straßenseite. „Dort drüben ist Bradys Haus und
gleich nebenan sind Sophia und Francis untergebracht.“
„Und wo wohnt Michael?“
„Ähm Michael, also Michael ist nicht mehr in ihrem Team
dabei. Er hat die Sache hingeworfen und meinte er wolle nicht ohne seine
Familie leben. Seine Unterlagen liegen bei Ihnen im Haus. Da können Sie noch
mal alles genau nachlesen.“
Ich war etwas verwundert über Michaels Rücktritt. Simone verabschiedete sich
von mir, stieg wieder in den Wagen und fuhr davon. Ich öffnete die Tür von
meinem Haus und ging hinein. Von innen sah alles sehr normal aus. Über der
Treppe am Eingang, gelangte man in die oberste Etage, in der sich das
Schlafzimmer befand. Im Erdgeschoss befand sich ein kleines Wohnzimmer mit
einer gemütlichen Küchennische, die ich aber wahrscheinlich nicht so oft
brauchen würde. Neben der Treppe stand mein Koffer, der noch sämtliche
Aufkleber vom Flughafen dran hatte. Ich ging zu meinem Koffer um nach dem Datum
zu schauen.
„Der elfte März!“ sagte ich laut.
Ich suchte im Wohnzimmer einen Kalender, weil mir absolut nicht klar war was
wir heute für einen Tag hatten. Auf dem Schreibtisch stand ein Wecker der
Uhrzeit und Datum angab, darauf stand das heute Freitag der zwölfte März war.
Wir waren gestern noch beim zusammenpacken für den Umzug und heute bin ich
schon woanders, ich hatte von dem Flug überhaupt nichts mitbekommen. War das
was ich erlebt hatte doch nur ein Traum? Aber das konnte doch nicht sein dachte
ich mir, das war alles so real.
Ich wollte mir jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen und beschloss meinen
Koffer auszupacken. Dann nahm ich die Unterlagen uns las sie sorgfältig durch
und verstand aber trotzdem noch nicht, wieso Michael so plötzlich ausgetreten
ist. Als das Team damals beschlossen hat das wir alle unsere Arbeit
niederlegen, wenn das Projekt jemals an die Regierung geht, war er eigentlich
der Einzige der gesagt hatte, dass es ihm egal sei, für wen er arbeite. Er
wollte das Forschungsprojekt um jeden Preis durchziehen. Und plötzlich sind
alle die, die eigentlich nichts mehr damit zu tun haben wollten, nun doch
Arbeiter der Regierung und demjenigen dem es egal war, ist ausgedrehten. Da
stimmte doch was nicht, dachte ich mir.
In seinem Bericht begründete Michael seinen Rücktritt mit dem Satz, dass er
seine Familie nicht alleine zurücklassen wolle. Es klopfte an meiner Türe. Ich
öffnete, es war Brady.
„Störe ich?“ fragte er.
„Nein, ist kein Problem.“
„Ich wollte eigentlich nur mal sehen wie es dir geht!“
“Ja, es geht schon wieder so langsam, obwohl ich noch einiges nicht so ganz
verstehe.“
„Das haben wir heute auch alle gemerkt.“ murmelte Brady.
„Nimm Platz, möchtest du ein Glas Wein?“
Brady nickte und ich suchte uns zwei Gläser und entkorkte dann den Rotwein.
„Jetzt erkläre mir mal bitte, was eigentlich genau passiert
ist. Ich habe von dem ganzen Flug überhaupt nichts mitbekommen.“
„Tja, wenn wir das wüssten dann wären wir auch schlauer. Also, du und Frank
hatten mal wieder eine heftige Auseinandersetzung. Dabei ging es um eine
Testperson die wir an unserer Maschine anschließen wollten. Aber das ganze war
Frank zu riskant. Da hast du dich als Testperson angeboten und hast gemein,
wenn was schief laufen sollte, hättest du eben Pech gehabt.“
Brady war sichtlich nervös, er drehte sein Weinglas ständig zwischen seinen
Fingern.
„Das soll ich gesagt haben? Ich kann mich an keine Auseinandersetzung mit Frank
erinnern. Ich weiß nur noch dass ich mit dir auf dem Gang stand, wir Kaffee
getrunken haben und dir alles erzählte, was ich erlebt hatte und plötzlich
umgefallen bin. Wann soll ich den Das Gespräch mit Frank gehabt haben?“
„Das war heute Morgen, wir hatten alle unsere Geräte in das
neue Labor gebracht und angeschlossen, um zu überprüfen ob auch alles
funktioniert. Ohne die Genehmigung von Frank hatten wir dich dann
angeschlossen.“
„Also war das heute Morgen! Ich versteh zwar immer noch nicht ganz aber das
macht jetzt auch keinen Sinn weiter darüber nach zu grübeln. Ich würde gerne
Jennifer und die Kinder anrufen würde das gehen?“
„Wer ist Jennifer?“
„Was soll das? Meine Frau natürlich“
Brady sah mich fragend an.
„Mike, was ist denn blos los? Du hast keine Frau, du bist nicht verheiratet und
hast auch keine Kinder.“
Mir fiel mein Weinglas aus der Hand und zerschmetterte auf dem Parkettboden in
hundert Einzelteile. Mir war, als wenn mir jemand die Kehle zuschnürte.
„Was soll das heißen? Natürlich bin ich mit Jennifer verheiratet und zwar das
schon ziemlich lange. Und Kinder habe ich auch, Jelisa und Tom. Meinst du so
was kann ich mir in fünf Minuten ausdenken?“
„Als du den Traum hattest, warst du ja an der Maschine
angeschlossen und dann ist uns für ein paar Bruchteile von Sekunden der Strom
ausgefallen und wir hatten es schwer dich da wieder herauszuholen! Was in
deiner Hirnaktivität zu vernehmen war hat sich ein kleiner Teil daraus
gelöscht. Wie das passieren konnte, konnten wir uns auch nicht erklären. Wir
haben dich zum Glück recht schnell von der Maschine losbekommen um einen
größeren Schaden zu verhindern.“
Ich drehte mich zum Fenster und starrte in die Dunkelheit. „Und wie viel
Prozent waren das?“
„Wie gesagt, wir hatten Glück.“
Ich sah ihn an und wurde wütend da er mir mal wieder auf meine Frage keine
korrekte Antwort gab. „Wie viel?“
„Null Komma drei Prozent, also nicht gravierend.“
„Nicht gravierend sagst du? Für das was passiert ist und ich ständig an etwas
denken muss das ich gar nicht habe, finde ich das sehr viel.“
Brady stand auf und klopfte mir auf die Schulter.
„Ich denke du solltest dich jetzt schlafen legen, damit du wieder einen klaren
Kopf bekommst.“
„Ja ich denke das wäre das Beste.“
Ich verabschiedete Brady und sah noch kurz aus dem Fenster
wie Brady die Strasse überquerte und in sein Haus verschwand. Dabei fiel mir
auf. dass er nicht alleine ins Haus ging sondern eine zweite Person auf ihn
gewartet hat. Ich konnte aber leider nicht erkennen, wer es war. Ich machte ich
mir keine weiteren Gedanken und ging ins Bett.
In meinen Träumen sah ich Jennifer, die mich immer wieder fragte wo ich sei und
was geschehen sei. Aber ich beruhigte sie und sagte, dass sie sich keine Sorgen
machen solle und es mir gut geht.
Ich wachte schweißgebadet auf und sah auf meinen Wecker neben dem Bett.
„Halb zwei“, sagte ich leise zu mir und wischte mir erst mal meine nasse Stirn
trocken. Ich hatte Durst, ging ins Bad und ließ mir ein Glas Wasser ein. Mir
fiel ein, dass ich Jennifer überhaupt nichts von meinem Umzug erzählt hatte.
Klar machte sie sich Sorgen um mich. Ich sah in den Spiegel und erfrischte mein
Gesicht mit kaltem Wasser. Danach sagte ich zu mir selbst, dass ich doch gar
keine Familie habe und versuchte den Gedanken zu löschen. Ich legte mich wieder
in mein Bett und versuchte noch etwas zu schlafen.
Der Wecker klingelte und ich entschloss mich dann aufzustehen, es war immerhin
schon acht Uhr. Sehr schwerfällig und mit starken Kopfschmerzen stieg ich aus
dem Bett und lief ins Bad um mich ein wenig frisch zu machen.
Als ich unten in der Küche war, machte ich das Rollo hoch und die Sonne
strahlte in den Raum. Die Vögel zwitscherten und die Gesänge des Militärchors
waren zu hören. Ich kochte mir einen Kaffee und frühstückte recht schnell um im
Labor pünktlich anzukommen. Danach schnappte ich meine Unterlagen und ging
zügig zur Tür. Ich öffnete sie und erschrak.
„Brady!?“
„Guten Morgen, ich dachte wir gehen gemeinsam ins Labor das du dir den Weg
dorthin noch mal einprägen kannst.“
Ich nickte ihm dankend entgegen und wir liefen zu seinem Auto das am Rand der
Strasse stand. Im inneren des Wagens sah ich Francis und Sophia sitzen.
Brady ließ den Motor des Jeeps an und fuhr los. Heute fuhren
wir eine andere Strecke als gestern und kamen an netten kleinen Häuschen
vorbei, die alles andere als militärisch aussahen. Plötzlich wurde es sehr
laut. Ein Düsenjet mit sehr geringer Flughöhe brauste gerade über uns hinweg.
Der Lärm war ohrenbetäubend. Brady steuerte den Wagen auf ein sehr großes
Gebäude zu. Ein Haus mit neutraler, weißer Fassade und über der großen, offenen
Holztür stand: Laborkomplex 3.
„Wie viele Laborkomplexe haben die den hier?“ fragte ich
„Fünf.“ antwortete Brady.
Er parkte seinen Wagen unter einem großen, schattenspendenden Baum. Die Bäume
und das Grün mussten hier künstlich angelegt worden sein, da wir uns ja hier
mitten in der Wüste befanden. Wir stiegen aus dem Wagen aus, die Hitze draußen
war fast nicht zu ertragen.
„Genau dreiunddreißig Grad!“ sagte Felizia. „Und es ist erst neun Uhr …“
Ich öffnete die Eingangstür und mir kam gleich eine angenehme Temperatur
entgegen. Gott sei Dank, die Räume waren alle klimatisiert. Ich schaute mich im
Inneren des Gebäudes um. Der Fußboden der aus Marmor war, war spiegelblank. Es
herrschte ein reges Treiben und vor einigen Türen standen Wachposten. Wir
machten an einer Schranke halt, Brady hielt an einen Scanner seinen Ausweis hin
und schließlich öffnete sich die Schranke. Danach würde jeder einzelne von uns
in einen Metalldetektor geschickt der uns überprüfte. In der Kabine suchte ein
Lichtstrahl, der von oben nach unten fuhr, die einzelne Person ab. Dann ging
die vordere Tür auf und ich kam auf der anderen Seite wieder heraus. Francis
stand schon mit meinen Wertsachen da.
„Mike, ich werde dir jetzt dein neues Büro zeigen und anschließend unser
Labor.“
„Ja das wäre nett, gestern war ich nicht in der Lage mir
irgendwelche neue Räume anzuschauen.“ erwiderte ich ihr und gleich darauf
liefen wir eine lange Treppe hinauf.
„Und wie geht es dir heute? Gestern sahst du ja nicht gerade fit aus!“
„Ich weiß auch nicht so recht ich glaube ich muss das Ganze, was man mir
gestern so erzählt hat, erstmals verdauen. Aber mir geht es heute schon
wesentlich besser als gestern.“
Als ich so mit Sophia redete und wir die Treppen hoch liefen, bemerkte ich das
oben am Treppengeländer jemand stand der uns beobachtete. Ich hatte das Gesicht
schon einmal gesehen, konnte es aber nicht einordnen. Ich überlegte mir Sophia
zu fragen ob sie wüsste wer das sei,
entschloss mich dann aber doch erst einmal abzuwarten. Als wir oben ankamen
hielt ich nochmals nach der Person Ausschau aber unter den vielen Menschen die
hier herumliefen konnte ich niemanden mehr sehen. Ich sah wie Frank auf uns
zusteuerte.
„Guten Morgen, und wie geht es dir heute?“
Ich machte eine etwas erzwungene freundliche Geste, antwortete ihm aber nicht
auf seine Frage. Frank wandte sich von mir ab und begrüßte auch Sophia.
„Werden Sie ihm sein Büro zeigen?“ fragte er sie mit einem Grinsen im Gesicht.
Frank und Sophia unterhielten sich noch kurz, ich aber davon nichts mitbekam,
da ich nochmals nach der Person Ausschau hielt, die uns beobachtet hatte.
„Gehen wir?“ hörte ich hinter mir.
Ich drehte mich um und nickte mit dem Kopf ohne was zu sagen. Frank
verabschiedete sich von uns und wir liefen den Gang hinunter, bis wir dann vor
einer großen Tür aus Holz stehen blieben. Ein großes Schild mit der Aufschrift „Dr.
Mike Kinley“ verriet mir, dass dieser Raum wohl mein neues Büro sein sollte.
Sophia öffnete die Tür und wir gingen hinein.
Der Raum war sehr groß, in der Mitte stand ein zweieinhalb
Meter langer Schreibtisch. Gleich daneben an der Wand befand sich ein Regal,
das voll gepackt mit Büchern über die Hirnforschung. Die Fenster waren aus
getöntem Glas, so dass sich der Raum automatisch verdunkelte, sobald direkte
Sonnenbestrahlung vorhanden war. Was mich vor allem sehr freute war, dass sehr
viele Pflanzen in meinem neuen Büro standen. Das machte das ganze doch gleich
nochmals gemütlicher. Sophia schloss die Tür.
„So, das ist also mein neues Arbeitszimmer.“ sagte ich.
„Ja das ist es. Wenn du durch die Tür neben dem Regal gehst, dann stehst du in
unserem Meetingraum und von dort aus kommst du durch die nächste Tür direkt in
unser Labor. Bevor du jedoch das Labor betreten möchtest, musst du einen
Sicherheitscode eingeben.“
„Und wie lautet der?“
Ich sah sie fragend an da ich den Code noch nicht wusste.
Aber ich musste ja sowieso noch einiges neu erfahren, wenn alles das stimmte,
was Brady mir erzählt hatte. Sophia lief zu der Tür neben dem Regal und ging
hinein und ich folgte ihr.
„So das ist unser Meetingraum!“
Ich war begeistert, der Raum war kein Vergleich zu dem alten in der Uni. An der
Wand hing eine riesige Leinwand und an der Decke war der dazugehörige Beamer
festgemacht. Auf dem Tisch stand an jedem Platz ein Flachbildmonitor und ich
dachte nur dass das sehr edel aussah. Sophia zeigte mit ihrem Finger auf eine
Stahltür und lief hin. In der Mitte der Türe befand sich ein Bullauge.
„Das ist die Tür zum Labor. Erst wenn du die zwei Sicherheitscode getätigt
hast, kommst du weiter.“
Sie zeigte an die Wand neben der Tür. Dort hing eine transparente leere Tafel,
die Sophia dann leicht mit der Hand berührte. Nachdem sie das getan hatte,
erschien ein Display mit Nummern darauf, die man für den Code verwendete.
„Also, pass jetzt gut auf. Du musst jetzt den ersten Code eingeben das sich die
erste Tür öffnen lässt.“
Sophia tippte auf dem Display herum, ich konnte aber leider aus meiner
Perspektive keine Zahlen erkennen da man in einem bestimmten Winkel hinter der
Tafel stehen musste, um diese zu erkennen. Sie trat einen Schritt von der Tür
weg, die sich dann mit einem leisen zischen öffnete.
„So, nachdem du das gemacht hast wird sich im Labor,
unmittelbar nach der Haupttür, eine mit Panzerglas verdickte Tür wieder
schließen. Also das heißt diese Tür öffnet sich und gleichzeitig schließt sich
die Panzerglastür und das ist dann nun unser zweiter Sicherheitscode. Deine
Augennetzhaut ist der Schlüssel, damit du die Panzerglastür wieder öffnen
kannst. Ganz wichtig ist es aber das man immer alleine dort reingeht, da sich
sonst ein Alarm auslöst.“
Sophia meinte, ich solle nun in den Vorraum eintreten. Nach
dem ich dies getan hatte, schloss sich die Tür wieder und Sophias Stimme war
aus einem Lautsprecher zu hören, der sich oben an der Decke befand.
„So Mike, nun drehst du dich um und schaust in den Spiegel. Du siehst unter dem
Spiegel eine kleine Ablage für dein Kinn. Geh nun mit deinem Kopf so weit
runter bis dein Kinn die Ablage berührt und schaust dann mit deinen Augen ganz
gerade in den Spiegel.“
Ich folgte ihrer Anweisung und bemerkte kurz darauf das mich ein kreisrundes
Rotlicht zuerst am linken und dann am rechten Auge etwas blendete. Nach ein
paar Sekunden war es fertig und ich durfte mich wieder aufrichten. Nun hörte
ich wie das Schloss sich an der zweiten Tür langsam öffnete. Ich drehte mich zu
Sophia um und sah an ihrem Gesichtsausdruck dass
sie recht zufrieden war.
Ich trat in das Labor ein und wurde gleich von Francis, die in der Ecke bei den
Monitoren saß, begrüßt.
„Ich habe mir erlaubt dein Band von gestern Abend nochmals anzuschauen.“
Francis zeigte auf den Monitor.
Ich erkannte darauf Franklin und kurz darauf verblasste das
Bild und man konnte nur noch schwer etwas erkennen. Aber ich glaubte, dass die
zweite Person aussah wie Brady.
Sophia kam nun auch ins Labor und stellte sich neben mich um auch in den
Monitor zu schauen.
„Gibst du mir bitte das Band?“ sagte ich.
Francis sah mich fragend an doch ohne einen Ton zu sagen stoppte sie den Player
und gab mir das Band.
„Danke aber ich muss mir das Band einmal ganz in Ruhe anschauen, ist das in
Ordnung?“
Sie nickte mir zu. „Ach übrigens, alle Maschinen laufen einwandfrei.“
„Das ist gut zu wissen.“
„Ich werde nachher mit Brady die restlichen Kartons, die hier noch so
herumstehen auspacken und einräumen.“ sagte Francis und deutete auf die drei
Paletten die noch am anderen Ende vom Labor standen.
„Wo ist Brady eigentlich?“ fragte ich.
„Er müsste jetzt in seinem Büro sein.“
Ich drehte mich zu Sophia um die schon schmunzelte. „Ich zeig dir sein Büro.“
Wir verließen das Labor und kamen in einen schmalen aber
langen Gang, in dem es nur so von weiße Jackenträgern wimmelte. Einige von
ihnen hatten Unterlagen in den Händen, andere wiederum Tassen mit Kaffee
gefüllt. Alle Türen in dem Gebäude waren wohl mit solchem Sicherheitscode
versehen.
„Können wir in diese Labore auch hinein?“ fragte ich.
„Nein, jedes Labor hat seine eigene Sicherungsnummer. Man weiß immer nur den
Code, von dem Labor, in dem man arbeitet. Wir können diese Labore nicht
betreten und wiederum können diese Leute unser Labor nicht betreten. Das ist
alles streng geheim.“ sagte Sophia.
„Ja das merkt man, dass ist fast unheimlich.“
„Wenn Franklin den Vertrag niemals unterzeichnet hätte dann wären wir jetzt noch in unserem Labor an der Uni und wir hätten unsere Errungenschaften an jedermann weiterverkaufen können. Aber das ist jetzt alles anders, jetzt sind wir nämlich Gefangene der Regierung.“ In Sophias Stimme war ein Funken Wut.
Wir blieben vor dem Büro von Brady stehen. Ebenfalls wie an
meinem Büro hing an der Wand ein großes Schild mit Bradys Name drauf.
Sophia klopfte an die Türe und kurze Zeit später surrte es und die Tür war
offen. Wir gingen hinein. Brady saß auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch
und telefonierte. Er machte eine freundliche Geste und wir setzten uns. Wir
machten es uns solange auf dem Sofa neben dem großen Glastisch bequem. Ich
versuchte seiner Unterhaltung am Telefon unbemerkt zu lauschen aber es geling
mir nichts genaueres zu hören, weil Sophia mich über den neusten Stand der
derzeitigen Entwicklung, seit wir hier sind, aufzuklären. Schließlich beendete
Brady sein Telefonat, legte den Hörer auf und setzte sich gegenüber von uns in
einen Sessel.
„Hat sie dir dein Büro gezeigt?“
„Ja hat sie und das Labor gleich mit.“
Brady schlug seine Hände zusammen und rieb sie fest aneinander.
„Prima, ich wollte dir es ja selber zeigen aber wie du mitbekommen hast bin ich
ja aufgehalten worden. Also sorry noch mal.“
„Ist ja nicht schlimm. Wir sind schließlich ein Team, jeder ist somit ein
fester Bestandteil, dessen was wir machen.“ sagte ich.
Sophia sah mich an und fühlte sich geehrt. Aber das war immer so und wird
hoffentlich auch so bleiben. Jeder der bei uns ist, ist gleich wie jeder andere
es gibt keine Hierarchie auch wenn wir uns jetzt auch auf militärischem Boden
befinden.
Sophia ergriff das Wort.
„Ich denke wir sollten jetzt mal loslegen die restlichen Sachen auszupacken.“
Brady und ich nickten ihr zustimmend zu und standen auf.
„Ich werde gleich zu euch kommen, ich möchte nur nochmals kurz in mein Büro.“
„Ja kein Problem.“ sagten beide gleichzeitig.
Ich lief mit den beiden zum Labor und von da aus versuchte ich den Weg zu
meinem Büro wieder zu finden. Und es war einfacher als ich dachte. Ich öffnete
die Bürotür, ging hinein und schloss die Tür hinter mir ab, um sicher zu sein
dass ich auf wirklich ungestört bin. Das Videoband legte ich auf den
Schreibtisch und ging in meinem Büro auf die Suche nach einem
Videorekorder. Ich öffnete sämtliche Schränke um nachzuschauen ob sich dahinter
ein TV-Gerät mit Player befand. Als ich fündig wurde, legte ich das Band ein
und startete die Geräte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen das alles was
ich so real erlebt hatte, einfach nur ein Traum sein sollte. Ich wartete bis
das Band ganz zurückgespult hatte und startete es dann. Ganz am Anfang fiel mir
auf, dass man gar nicht sieht wie ich verkabelt wurde. Das machen wir immer mit
unseren Testpersonen, dass bevor der Traum aufgezeichnet wird, man sieht wie
die Person angeschlossen wird. Aber vielleicht ist da ja noch was auf einem
anderen Band zu sehen.
Brady und Sophia betraten in der Zwischenzeit das Labor und fingen an die
restlichen Kartons auszupacken. Francis sortierte die Bänder nach Datum.
„Also Sophia, dann fangen wir mal an. Ich denke Mike wird auch gleich kommen.“
sagte Brady.
Ich sah mir das Band ganz genau an und kam plötzlich ins Zweifeln. Es war kaum
zu glauben was ich da sah. Das was ich vor knapp zwanzig Minuten erlebt hatte,
lief jetzt dort auf dem Bildschirm. Wie konnte das sein, ich war doch noch
wach.
Auf jeden Fall sah ich, wie Francis mir im Labor das Band übergab und Franklin
zur Tür hereinkam. Es war faszinierend und erschreckend zugleich. Das
Faszinierende daran war, dass wir es endlich geschafft haben die Träume
sichtbar zu machen und das Erschreckende war, dass ich nicht wusste in welcher
Welt ich mich gerade befand. In einer Traumwelt oder in der Realität.
Mir fiel auf, dass Franklin die Armbanduhr an seinem linken Armgelenk hatte, obwohl er doch Rechtshänder war. Über der Tür hing die große Uhr, als ich die Szene sah musste ich das Band stoppen. Auf der Uhr waren keinerlei Zeiger zu sehen. Ich schaute mir das Band an um etwas zu finden, aber gar nicht genau wusste nach was ich eigentlich suchte.
Ich musste jetzt ganz schnell auf andere Gedanken kommen.
Ich stand aus dem Stuhl auf und sah zur Uhr. Es war schon kurz vor halb eins.
Ich stoppte das Band und holte es aus dem Player heraus. Nach kurzer Überlegung
verstaute ich das Band in meiner Schreibtischschublade. Gerade als ich die
Schublade wieder zu machen wollte, fiel mir ein kleiner roter Zettel, mit einer
Nummer auf. Es sah aus wie eine Handynummer die mir irgendwie auch bekannt
vorkam. Mir fiel aber nicht ein, wem sie gehörte.
Es klopfte an meiner Türe und vor lauter Schreck knallte ich die Schublade zu.
„Ja wer ist da?“ fragte ich während ich den roten Zettel in meiner Hosentasche
verschwinden ließ.
„Ich bin es Frank.“
Ich verdrehte die Augen und fragte mich was der schon wieder von mir möchte.
Ich ging zur Tür, schloss sie auf und öffnete sie.
„Hallo Mike, ich dachte ich schau kurz vorbei um nachzusehen wie es dir geht.“
sagte Frank und betrat mein Büro.
„Ja danke, mir geht es einigermaßen gut.“ antwortete ich ihm.
„Du Frank, das mit gestern tut mir leid, ich hätte mich nicht einfach selber an
die Maschine anschließen sollen, es wahr wohl sehr leichtsinnig von mir.“
„Dann bin ich aber beruhigt wenn du das einsiehst, deshalb
bin ich auch unter anderem hier!“
Frank bat mich ihm zu folgen. „Komm mit Mike, wir machen einen kleinen
Spaziergang an der frischen Luft.“
Wir verließen das Gebäude und überquerten die Strasse um dort auf der anderen
Straßenseite in einen kleinen Park zu gelangen, der mir auf der Herfahrt gar
nicht aufgefallen war.
Frank zündete sich eine Zigarette an.
„Also Mike, eines musst du wissen, ich bin auf keinen Fall sauer auf dich aber
das was gestern passiert ist, war ein riesiger Fehler und wird harte
Konsequenzen für dich haben.“
Ich wusste von was Frank redete, er meinte den Stromausfall der gestern fast
meine Hirnneuronen im Kopf gelöscht hätte.
„Ja ich weiß es war leichtsinnig.“
„Die Dinge hier laufen eben etwas anders als wie vor ein paar Tagen an der Uni.
Dieses hier ist ein System das später einmal jedermann in den Einkaufsläden
sieht. Als hier die erste Mikrowelle gebaut wurde, war es nur ein Projekt von
vielen Enthusiasten die etwas versuchten. Und heute hat fast jeder Haushalt
eine Mikrowelle.“
Frank legte eine Pause ein und nahm einen Zug von seiner Zigarette.
„Vieles, was heute ein Nutzen der Menschheit ist, war erst Testversuch beim
Militär. Egal ob in Japan, Europa oder sonst wo. Und wenn einer das Gerät
testen wollte, dann machte er das nicht an sich selbst, sondern nahm andere
Personen dafür. Hast du jetzt verstanden was ich damit meine?“
Ich nickte Frank schwerfällig zu.
„Wenn es gestern schief gegangen wäre, dich wieder abzukoppeln und du dadurch
dein bewusstes Ich verloren hättest, dann wäre das nicht für uns von Nutzen
gewesen.“
Ich dachte nur, dass es dann sicherlich sehr entmutigend für alle gewesen wäre
weiter an dem Projekt zu arbeiten, vielleicht wäre es ihm sogar recht gewesen
aber wie kann ich es wissen ohne Beweise zu haben? Jeder hier kann mir Dinge
erzählen und mir klarmachen, dass ich einen Traum hatte. Ist nicht in jedem
Traum ein Funken Wahrheit? Sind wir nicht alle nur ein Traum und nur unser
Gehirn kann dieses steuern? An die Sachen die uns Freude bereiten, erinnern wir
uns gerne aber die Sachen die uns keine Freude bringen, die wollen wir schnell
wieder vergessen, können aber nicht da unser Gehirn sie immer wieder
hervorholt. Jeder ist für das was er tut selbst verantwortlich.
„Ich wollte doch nur versuchen ob noch alles einwandfrei funktioniert. Wie
hätte ich es den herausfinden sollen, ohne Testperson?“ sagte ich zu Frank.
„Wir haben jemanden der sich für die Tests bereitstellt!“
sagte Frank und machte seine Zigarette an einem Baumstamm aus.
„Und wer wäre das?“
„Auf diesem Stützpunkt gibt es doch auch eine Krankenstation und es ist jemand
der an zwangsneurotischer Schlafstörung leidet.“
Frank wirkte ein wenig nervös und druckste herum.
„Ja nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, wer ist dieser Jemand?“
fragte ich ungeduldig.
„Es ist der oberste Kommandant hier auf der Basis. Als er
von dem Projekt Wind bekommen hatte, hat er sich auf diesen Stützpunkt
herversetzten lassen.. Er ist momentan im Hospital zur Behandlung, weil er sich
beim Schlafwandeln den Arm gebrochen hatte.“
Frank schmunzelte als er das sagte.
„Als der Kommandant hier eintraf, hat er gleich gesagt das er auf alle Fälle
der Erste sein möchte der die Maschine testet. Er kann es sich zwar noch nicht
so wirklich vorstellen das es klappt, aber er möchte unbedingt herausbekommen
an was für einer Schlafstörung er leidet und da würde er jeden Weg auf sich
nehmen.“
„Welche Symptome hat er noch außer Schlafwandeln und unruhigen Schlaf?“ fragte
ich Frank.
„Er kann sich zum Beispiel an keinen seiner Träume, die ihn in der Nacht
überkommen, erinnern.“
„Ja und sonst noch?“ Mir war es sehr warm und auf meiner Stirn versammelte sich
der Schweiß.
„Den Rest kannst du dann in den Unterlagen, die im Labor liegen, lesen. Brady
hat sich schon darüber informiert und hatte gestern auch eine ausführliche
Unterhaltung mit mir. Aber er meinte das ich dir das selber sagen sollte.“
Ich entdeckte eine Bank und steuerte direkt darauf zu um mich hinzusetzten. Ich
bemerke das es Frank doch auch etwas warm wurde, er hatte ebenfalls
Schweißperlen auf seiner Stirn. Das verwunderte mich das jemand, der so eiskalt
ist, trotzdem schwitzen kann.
„Ja aber warum mit mir Frank? Du bist doch jetzt der Teamleiter und nicht mehr
ich.“ meinte ich.
„Naja, das stimmt nicht ganz. Ich möchte mich da eigentlich gar nicht so sehr
einmischen, da ich von deiner Forschung nicht viel verstehe!“ gab Frank mir als
Antwort und sah mich dabei aber nicht an.
„Das Einzige was ich eigentlich möchte ist einen detaillierten Tagesbericht,
abends auf meinem Schreibtisch und nicht mehr.“
Obwohl ich Frank ja nicht leiden konnte, war das der vernünftigste Satz den ich
jemals von ihm gehört hatte, seit ich ihn kannte und das war schon sehr lange.
„Okay, damit bin ich einverstanden. Wir bringen dir jeden Abend die Berichte
und du lässt und in Ruhe unsere Arbeit machen.“
Frank rieb sich mit den Händen übers Gesicht und schmunzelte.
„Ich weiß das du mich nicht leiden kannst, Mike. Ich lass dich und die anderen
vom Team in Ruhe, solange alles gut geht. Sollte ein gravierender Fehler
auftreten, lasse ich das gesamte Projekt auf Eis legen, das kann ich dir
garantieren.“
„Kein Thema!“ erwiderte ich ihm und musste gerade daran denken ob er wohl wieder
mal was von Billy gehört hatte.
„Ach Frank, hast du eigentlich mal wieder was von Billy gehört?“
Frank stand auf und wollte soeben gehen, doch währenddessen sagte er zu mir,
ohne mich anzuschauen:“ Nein, nicht mehr seit der Uni!“
Ich blieb noch eine Weile auf der Bank sitzen und sah in den Himmel. Während
meine Gedanken so kreisten, fiel mir ein das auf dem Videoband ja auch zu sehen
war, als Billy und ich uns bei einem Becher Kaffee unterhielten. War das etwa
auch ein Traum?
Ich stand auf und ging wieder ins Gebäude, in mein Büro. Ich
schloss meine Schublade vom Schreibtisch auf und holte das Band heraus. Ich
versteckte es unter meiner Jacke und lief ins Labor um Sophia und den anderen
Bescheid zu geben, dass ich heute keine Zeit mehr hätte und sie mich
entschuldigen müssen.
Die Reaktion war positiv, doch um eine Bemerkung von Brady kam ich natürlich
nicht herum.
„Ja Mike, dass ist kein Problem wir lassen dir einfach zwei Paletten übrig, die
kannst du dann morgen auspacken oder wann du dann eben Zeit hast.“
Alle lachten, ich sah ihn an und schmunzelte ebenfalls.
„Das ist kein Problem für mich, lass es stehen ich pack es Morgen aus.“ sagte
ich etwas spöttisch zurück.
Ich verließ das Büro und lief die Treppe zur Vorhalle hinunter. Hinter dem
Informations-Schalter saß eine junge attraktive Frau und telefonierte. Ich
stellte mich vor den Schalter und sie machte eine kleine Handbewegung, die mir
vermitteln sollte, dass ich noch einen kleinen Moment Geduld haben soll.
Schließlich legte sie den Hörer zur Seite, erhob sich aus ihrem Stuhl, zupfte
ihre Uniform zurecht und kam auf mich zu.
„Hallo, kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie mich.
„Ich hoffe es, ich suche einen Videobandkopierer. Wo finde ich so etwas?“
„Im unteren Geschoss, Zimmernummer null null acht. Sie
gehen die Treppe hinunter, den Gang immer gerade aus und auf der rechten Seite
die zweitletzte Tür.“
Ich bedankte mich und ging die Treppe neben dem Fahrstuhl hinunter. Neonlichter
beleuchteten den Gang. Ich lief bis ganz nach hinten bis ich vor der Türe mit
der Nummer null null acht stand. Ich klopfte an, doch niemand meldete sich,
also öffnete ich die Tür. Im Raum stapelten sich viele Geräte die nicht
unbedingt aussahen, als könnte man alle noch benutzen. Jemand kam direkt auf
mich zu.
„Hallo, kann ich Ihnen helfen?“
„Ja, ich bin auf der Suche nach einem Videodrucker, ich bräuchte ein paar Bilder von diesem Band, haben Sie so etwas?“
„So etwas haben wir, kommen Sie mit.“
Ich folgte ihm durch die endlosen Regale bis zu einer sehr kleinen aber sauber
aufgeräumten Nische. Auf einem Tisch stand ein Fernsehrgerät der älteren
Generation, neben an ein Videorekorder sowie ein Videodrucker der wiederum sehr
neu aussah.
„Ich denke hier ist alles was Sie suchen!“ sagte der Mann.
„Vielen Dank, ich brauche es auch nur für einen kleinen Moment.“
„Das ist kein Problem, sagen Sie mir dann Bescheid wenn Sie fertig sind.“
Ich nickte ihm zu und so schnell er auf mich zukam, so schnell war er auch
wieder verschwunden. Ich schaltete die Geräte an und setzte mich auf einen Holzstuhl
der daneben stand. Ich legte das Band in den Videorekorder ein und fing an
vorzuspulen, bis an die Stelle als man Billy und mich beim Kaffeetrinken sah.
Mit der Fernbedienung des Videodruckers vergrößerte ich das Standbild. Nun
konnte ich mit einer anderen Taste in den Hintergrund
des Bildes hineinzoomen um nach Kleinigkeiten zu suchen. Ich zoomte Billys Uhr
an und sah sie mir mal genau an. Ich erkannte etwas undeutlich sein
Ziffernblatt sowie das Datum.
Ich versuchte das Bild noch etwas zu verschärfen. Seine Uhr zeigte mir die
korrekte Zeit, genau um diese Uhrzeit hatte ich mich mit ihm getroffen. Als ich
langsam wieder aus dem Bild herauszoomte, fiel mir im Hintergrund ein Schatten
auf. Der Schatten sah nicht echt aus, es kam mir vor als wurde er hineinprojiziert.
Ich ließ genau das Bild, so wie ich es gerade
vor mir sah, ausdrucken. Das Gerät sprang mit einem leisen Surren an, das war
wohl die Vorwärmphase. Ein Blatt wurde eingezogen und der Drucker fing an zu
drucken. Ich konzentrierte mich wieder auf den Bildschirm um weitere Indizien
in meinem Traum zu finden, den ich laut Brady hatte. Ich fand noch einiges und
ließ es dann auch gleich ausdrucken. Ich drückte danach die Stopptaste des
Players, holte das Band heraus und nahm die ausgedruckten Blätter aus dem
Auswurfschacht heraus. Ich schaltete alle Geräte aus. Gerade als ich aufstehen
wollte, bemerkte ich das jemand hinter mir stand.
„Puh, haben sie mich erschreckt!“ sagte ich mit zitterndem
Körper.
„Oh, das wollte ich nicht es tut mir leid.“
„Ist schon gut, ich habe sie nur nicht kommen gehört deshalb habe ich mich so
erschrocken.“
Er sah mich an und machte eine Geste.
„Sind Sie fertig? Wenn ja dann folgen Sie mir bitte.“
„Ja ich bin fertig.“
Brady trat in das Büro von Frank ein.
„Ah auf dich habe ich gewartet.“ sagte Frank zu ihm.
„Denkst du er weiß es?“
„Nein kann ich mir nicht vorstellen.“ sagte Frank und spitzte dabei seine
Lippen.
„Wie kommst du darauf, dass er was weiß?“
Frank sah aus dem Fenster und sah wie Mike gerade in den Park ging.
„Frank, wir wissen nur, dass er ein Trauma im Traum erlebt
hatte, als der Strom kurz ausfiel. Wissenschaft birgt so seine Gefahren und wir
müssen unbedingt etwas dagegen tun, dass Mike ständig mit dem Gedanken im Kopf
herumläuft, ob es nun Realität oder ein Traum ist. Diese Gedanken könnten nicht
einkalkulierbare Risikofaktoren für unser Projekt bedeuten.“
„Überlass das mal uns, wir werden es entscheiden. Du wirst weiterhin das tun
was wir wollen. Du lieferst uns die Ergebnisse und wir machen den Rest und mehr
muss noch nicht geschehen.“ sagte Frank mit einer arroganten Art.
„Also hast du keine Angst das etwas schief gehen kann?“
„Und wenn, das ist das Teilrisiko das man in dieser Forschung eben hat, so was
muss man eben einkalkulieren. Es läuft eben nicht immer so wie man sich das
vorstellt.“
Brady sah Frank nur an und nickte mit dem Kopf. Er erhob sich aus dem Stuhl als
Frank noch meinte:“ Es muss eben wie ein Unfall aussehen!“
Brady sagte nichts mehr und verließ das Büro.
Ich setzte mich auf eine Parkbank in der Nähe des Brunnens und sah mich erstmals um, um sicher zu gehen dass ich alleine war. Nicht, dass ich unter Verfolgungswahn litt aber man musste eben etwas vorsichtiger sein. Ich holte die ausgedruckten Bilder aus meiner Tasche, um sie im Tageslicht noch mal anzuschauen. Beim genaueren Hinsehen fielen mir wieder die unterschiedlichen Zeiten auf den Uhren auf. Bei einigen Bildern war es so verschwommen das man nur mit einer Lupe etwas erkennen konnte. Aber zumindest sah ich, dass die Armbanduhr an Franklins Arm keine Ziffernblätter hatte, aber die große Uhr über der Tür genauestens zu erkennen war. Als ich die Bilder so durchblätterte, blieb ich an dem Bild hängen, wo man Jennifer auf dem Bett liegen sah.
Es kam mir vor als wäre das erst gestern gewesen, als ich
sie aufs Bett legte und sie dann ins Schlafzimmer eingeschlossen hatte, da sie
ja versucht hatte mich umzubringen. Ich betrachtete das Bild genau mit der
Lupe. Auf dem Nachttisch lag ein Zettel mit einer Telefonnummer darauf. Das
musste die Nummer von mir zu Hause sein. Da ich mir meinen eigenen
Nummeranschluss nicht merken konnte, machte ich an jedem Telefon im Haus ein
Zettel fest wo die Nummer drauf stand. Es wäre doch peinlich gewesen, wenn mich
beim Telefonieren jemand nach meiner Nummer gefragt hätte, und ich hätte sie
nicht gewusst.
Ich rollte die Bilder zusammen und ging noch ein wenig durch den Park
spazieren, bevor ich mich wieder in mein Büro begab um Brady zu fragen ob er
mich nach Hause fahren könnte.
Ich schloss meine Haustür auf und ging in das Wohnzimmer.
Ich legte die Bilder auf meinen Schreibtisch und beschloss mir jetzt erst mal
einen Kaffee zu kochen.
Ich stellte meine Kaffeetasse auf den Schreibtisch und sah mir noch einmal die
Bilder an. Ich holte einen Kugelschreiber und schrieb die Nummer, die ich bei
Jennifer auf dem Nachttisch gesehen hatte auf. Mich würde es schon brennend
interessieren ob ich mit dieser Telefonnummer wirklich bei mir zu Hause
ankomme. Doch Brady meinte, dass man von der Basis aus nicht nach draußen telefonieren
könnte. Ich nahm mir das Telefon, nahm den Hörer ab und gleich darauf hörte
ich, ohne jegliches getan zu haben, eine sanfte Stimme die fragte:
„Ja Hallo, mit wem darf ich Verbinden?“
Ich war ein wenig orientierungslos und wusste nicht so recht was ich sagen
sollte.
„Hallo, hier ist Dr. Mike Kinley, ich würde gerne einen
Anruf nach draußen tätigen, würde das gehen?“
Eine kurze Zeit hörte ich nichts.
„Nein leider nicht, laut meinen Unterlagen müssen Sie alle Anrufe, die Sie nach
draußen tätigen wollen, von oben genehmigen lassen.“
„Und was verstehen Sie von oben?“ fragte ich sie ahnungslos.
„Sie brauchen eine Genehmigung von ihrem Vorgesetzten, und das ist in ihrem
Fall Frank Meyer. Nur wenn ich solch eine Genehmigung vorliegen habe darf ich
sie außerhalb der Basis verbinden.“
„Alles klar, also vielen Dank für die Information.“ Ich legte den Hörer rasch
auf und schaute aus dem Fenster.
Die Sonne neigte sich langsam dem Erdboden und machte somit Platz für das
Eintreten der Dunkelheit. Am Himmel sah man schon den Mond und den Abendstern.
Wie sollte ich es denn herausfinden ob diese Nummer tatsächlich existiert, ich
wollte doch einfach nur Gewissheit ob ich mich in einem Traum oder der Realität
befand. Ich setzte mich wieder an meinen Schreibtisch und sah mir die Bilder
wieder und wieder an.
Ich beschloss noch einmal das Videoband anzuschauen.
Vielleicht hatte ich irgendetwas übersehen. Ich legte das Band in den Player
und schaute es mir in Zeitlupenaufnahme an. Und plötzlich bemerkte ich doch
etwas und zwar war für ein Bruchteil von Sekunden einen Schatten zu sehen, der
eine Person im Schlafzimmer auf das Bett legte. Ich spulte nochmals zurück,
ließ es dann wieder laufen und das machte ich einige Male doch konnte ich nicht
erkennen wer dieser Schatten war. Ich setzte mich direkt vor den Fernseher, in
der Hoffnung doch noch was zu erkennen aber es war zwecklos. Ich war so wütend,
dass ich die Fernbedienung an die Wand knallte. „Ich will doch nur mein Leben
zurück und sonst nichts, ist das zuviel verlangt?“
Ich lehnte mich zurück und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen, dass
allerdings nicht ganz einfach war. Ich erhob mich vom Boden und lief die Treppe
in mein Schlafzimmer hinauf. Mein Koffer lag noch immer unausgepackt vor dem
Bett. Ich sah in den Spiegel und irgendwie kam es mir vor, als wenn ich mich
selbst aus einer anderen Perspektive beobachten würde. Das da war nicht ich.
Ich setzte mich auf mein Bett und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass
dieser immer wieder kommende Schmerz endlich vorbei wäre. Ich hatte keine Lust
mehr, meine Kräfte waren am Ende. Ich sah nochmals wie apathisch in den Spiegel
und dachte mir, ist nicht jeder Spiegel ein Spiegel aus einer parallelen Welt
die wir nie erreichen können? Ich nahm eine Decke die neben dem Bett lag und
bedeckte damit den Spiegel, ich konnte mein eigenes Ich
nicht mehr sehen.
Ich machte mich dann über meinen Koffer her und versuchte
mich durch das Einräumen meiner Klamotten auf andere Gedanken zu bringen. Nach
kurzer Zeit hörte ich ein Klingeln, das weit weg war. Ich drehte mich zum
Nachttisch um, dort wo das Telefon stand, aber das war es nicht. Das Klingeln
kam aus meinem Koffer. Wie wild geworden riss ich die Kleider heraus und dabei
wurde der Klingelton immer lauter. Ich entdeckte schließlich zwischen meinen
Socken mein Handy. Ich nahm es und starrte voller Angst auf das Display, weil
ich ja eigentlich hier auf der Basis gar kein Handy besitzen durfte.
Es klingelte unentwegt weiter und mit zitternden Fingern drückte ich dann doch
schließlich die Abnehmtaste.
„Kinley!“ sagte ich mit leiser Stimme weil ich Angst hatte vor dem was mich
jetzt erwartete.
„Sind Sie wach?“ fragte mich eine Stimme die mir sehr vertraut vorkam.
Es war die Stimme von Franklin, doch das konnte nicht sein der war doch tot!“
Zur selben Zeit in der Hauptzentrale.
In einem Raum mit vielen Computern und leicht gedämpften Licht, hörte man die
Klimaanlage leise surren und Telefone klingeln. Leute mit Ordnern liefen von
einem Monitor zu dem anderen und sahen sich sämtliche Anrufe und
Sattelitenbilder der Basis an.
Eine Zigarette wurde in einem Aschenbecher ausgedrückt und ein farbiger Soldat
starrte auf einen Bildschirm der ihm am oberen Rand des Monitors eine Warnung
anzeigte.
„Scheiße, was ist da denn los?“
Er tippte auf seine Tastatur ein und versuchte die Warnung zu verfolgen und zu
analysieren. Er startete ein Sattelitenbild der Station. Auf dem Monitor waren
viele rote Flecken die wanderten zu sehen. Die ganze Basis war mit
Wärmesensoren ausgestattet, somit konnte man auf dem ganzen Gebiet die Leute
bewachen und auch herausbekommen wo sie sich aufhielten. Das war ein
Komplettüberwachungssystem wo die Würde des Menschen wohl keine Rolle mehr
spielte. Das Blinken auf dem Monitor hörte nicht auf. Der Mann tippte
immer schneller auf seiner Tastatur und die Wärmepunkte verschwanden nach und
nach auf dem Bildschirm. Dann konnte man nur noch die Fremdquellen erkennen,
sowie Handys, Mikrowellen und andere Wärmegeräte. Er schaute hektisch zu dem
anderen Monitor neben ihm. Der Bildschirm zeigte ein Sattelitenbild, dessen
Spektrum die Genauigkeit einer Landkarte der ganzen Basis beinhaltete. Er
zoomte immer tiefer in das Bild. Er griff zum Telefon, dass neben ihm auf dem
voll gepackten Schreibtisch gerade noch Platz hatte und tippte eine Nummer ein.
„Leutnant Mayer? Hier Kontrollzentrum Platz acht, Berger.“ sagte er.
„Was gibt es den Berger?“ sagte Frank am anderen Ende der Leitung
„Alarm drei strich fünf wurde ausgelöst. Ich denke Sie
sollten sich das einmal anschauen.“
„Ich komme so schnell ich kann, zeichnen Sie bitte alles auf.“
„Jawohl Sir, läuft schon alles. Soll ich alle anderen Maßnahmen einleiten?“
„Nein, Sie warten bis ich da bin und verlassen so lange Ihren Platz nicht.“
Er legte den Hörer auf und tippte weiter auf seiner Tastatur herum. Das Bild
auf dem zweiten Monitor war nun so genau das man sogar die Gesichter, der
Personen die herumliefen erkannte. Man sah wie sich das Bild langsam über den
Platz und die Häuser hinwegbewegte. Per Strahlensuche, suchte das Bild nach dem
sogenannten Störfaktor. Denn sobald unerlaubte Strahlenquellen auftraten,
schlug das Programm Alarm und wurde sofort in der Zentrale gemeldet.
Danach wurde mit hundertprozentiger Sicherheit die Störung
ausfindig gemacht. Der Mann sah sich das Bild auf dem Monitor genau an und
erkannte eine Person die sich in einem Raum aufhielt. Diese Person konnte nun
durch die Wärmestrahlen sichtbar gemacht werden. Er tippte noch einmal auf der
Tastatur herum, bis er schließlich in dem zweiten Monitor die Adresse und deren
Bewohner des Hauses fand.
Die Tür des Überwachungsraums ging auf und helle Lichtstrahlen traten in den
dunklen Raum ein. Es war Frank. Außer Atem sah er sich hektisch nach Platz
Nummer acht um, ging drei Stufen nach unten und bahnte sich seinen Weg durch die
anderen belegten Plätze. Als der Soldat Frank bemerkte, erhob er sich aus
seinem Stuhl und salutierte vor ihm. Frank begrüßte
ihn ebenfalls mit schneller Handbewegung.
„Setzen Sie sich wieder.“ sagte Frank immer noch ein wenig außer Atem.
Der Soldat tat wie befohlen und beide starrten wie gebannt auf den Monitor.
„Wie kann so etwas passieren Berger?“
„Keine Ahnung. Er muss wohl das Handy mit rein geschmuggelt
haben. Aber fragen Sie mich nicht wie.“
Frank las auf dem Monitor Mike Kinleys Name.
„Das kann er nicht hereingeschmuggelt haben. Können wir das Gespräch orten,
woher es kommt? Versuchen Sie eine Verbindung in das Netzt herzustellen, ich
will wissen mit wem er da redet!“
„Ja Sir, ich gebe mein bestes.“
Frank nahm sich den Hörer des Telefons das neben ihm stand und tippte eine
Nummer.
„Frank hier, es ist uns wohl ein Fehler unterlaufen, kommen Sie bitte so
schnell Sie können ins Kontrollzentrum Platz acht. Haben Sie mich verstanden?“
Er legte den Hörer auf und starrte weiterhin in den Monitor.
„Sir, das Signal ist nicht zu orten, der Anrufer muss wohl wissen das wir ihn
ausfindig machen könnten.“
„Verdammt noch mal und was ist mit dem Ton?“ fragte Frank gereizt.
„Das haben wir gleich, einen Augenblick.“
Berger übergab Frank ein Headset und drückte auf seinem Keyboard die
Entertaste.
Er hörte die Stimme von Mike, die andere Stimme konnte er nicht zuordnen sie
klang sehr verzerrt und undeutlich.
„Aber was soll das ganze Verseckspiel und was haben die mit den Forschungen von
mir vor?“
„Du bist denen schon immer ein Dorn im Auge gewesen, deshalb haben Sie
gravierende Maßnahmen eingeleitet. Verstehst du, die haben ein ganz anderes
Interesse als du und dein Team. Ich sage nur, sei sehr vorsichtig mit wem du
hier alles redest und schau dich immer genau in allen Räumen um. Man wird dich
und die anderen ständig beobachten.“ sagte die andere Stimme und Frank setzte
sein Headset wieder ab und legte es auf den Tisch.
„Und Sie können nicht herausfinden von wo der andere Anrufer anruft?“ Berger
schüttelte den Kopf.
„Nein unmöglich!“
„Zeichnen Sie weiterhin alles auf.“
„Jawohl Sir.“
Ich saß auf meinem Bett und versuchte zu verstehen was Franklin da sagte, es
war mir ein Rätsel was diese ganze Geheimhaltung hier sollte.
„Meine Herren.“ sagte ich leise, während Franklin am Telefon noch weiterredete.
„Mike, ich hoffe das du es noch verstehen wirst ich muss jetzt Schluss machen.“
„Halt warte, wie soll ich hier jemals wieder rauskommen?“
Kaum hatte ich den Satz zu Ende gesprochen, hörte ich ein lautes Knacken in der
Leitung und die Verbindung war unterbrochen. Plötzlich hörte ich draußen ein
Auto, dass mit quietschenden Reifen vor meinem Haus anhielt. Ich sah aus dem
Fenster und drei Männer stiegen hektisch aus dem Wagen aus. Ich sah mich
schnell nach einem geeigneten Versteck für mein Handy um. Ich wusste das es
einen leeren Kasten hinter der Toilettenspülung
gab, ging hinüber und platzierte mein Handy dort.
„Aufmachen!“ hörte ich es draußen rufen.
Ich sprang hektisch die Treppe hinunter und versuchte, nicht über meine eigenen
Füße zu stolpern. Ich blieb vor der Tür stehen, holte tief Luft und versuchte
so neutral wie möglich zu wirken, dass keinerlei Verdacht aufkommen könnte. Ich
öffnete die Tür.
„Was gibt es den so dringendes?“ fragte ich die Männer mit extrem ruhiger
Stimme, die mich dann aber nur auf die Seite schoben und in mein Haus stapften.
Alle waren mit der neusten Generation an Funkgeräten ausgestattet.
„Darf ich wohl bitte erfahren was das soll?“ fragte ich jetzt noch mal etwas
lauter. Der Letzte drehte sich zu mir um, legte die Hand auf sein Mikro und
meinte: „Reine Routinedurchsuchung. Wir hatten einen Elfer-Alarm sie brauchen
jetzt keine Panik haben.“
Elfer-Alarm? Was redete der denn da? Ich verstand kein Wort. Er nahm wieder die
Hand vom Mikro und nuschelte etwas hinein.
„Sir, wir sind drinnen.“ sagte er und mehr konnte ich nicht
verstehen. Einer der Männer ging die Treppe hinauf und die anderen waren schon
in meinem Wohnzimmer. Ich lief zu meinem Schreibtisch und verdeckte unauffällig
die daraufliegenden Bilder.
„Wenn Sie uns begleiten könnten?!“ sagte einer der Männer zu mir.
„Warum das denn? Kann mir jemand mal erzählen was überhaupt ein Elfer-Alarm
ist?“ fragte ich und sah im Augenwinkel, wie derjenige der ins oberste
Stockwerk ging gerade die Treppe wieder herunter kam. Er hatte was in der Hand
und steckte es schnell in seine Hosentasche. Ich konnte aber nicht erkennen was
es war.
„Folgen Sie uns einfach, bitte!“ erwiderte er mir ohne auf meine Frage zu
antworten.
„Ich wüsste nicht warum ich Ihnen folgen sollte!“
Er sprach nochmals leise in sein Mikro und sah mich dann mit strengem Blick an.
„Frank Meyer möchte mit Ihnen reden, es sei sehr dringend.“ sagte er zu mir und
packte mich am Arm. Bevor ich überhaupt noch was sagen konnte standen wir schon
vor der Haustür und stiegen in das Auto ein.
„Um was geht es denn?“ fragte ich nochmals.
„Das darf ich Ihnen nicht sagen, ich führe nur meine Befehle aus.“
Ich saß auf der Rückbank des Wagens und die zwei anderen Männer neben mir. Der
Motor ging an und ich überlegte mir auf der Fahrt nochmals um was es hier nun
wieder ging und hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Was, wenn die mich
beim Telefonieren mit dem Handy ertappt haben? Oder mich beim Telefonieren
abgehört haben? Ich versuchte ganz gelassen zu sein und wartete einfach
ab, was Frank mit mir zu bereden hatte. Einer der Männer der neben saß, drehte
sich zu mir um und meinte:
“Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
Ich nickte ihm mit meinem Kopf zu.
„Ja alles in Ordnung, aber könnten Sie mir denn nicht erklären was es mit dem
Elfer-Alarm auf sich hat, ich habe doch nichts getan.“
„Das werden Sie nachher schon noch erfahren, Sir.“ gab er mir als knappe
Antwort.
Ich sah aus dem Autofenster. Wir verließen die kleine
Siedlung und kamen den großen beleuchteten Lagerhallen immer näher. Der Fahrer
hielt an einem geschlossenen Tor, kurbelte seine Fensterscheibe herunter und
redete kurz mit dem Wachmann. Der Wachmann leuchtete mit seiner Taschenlampe
nach hinten auf den Rücksitz des Wagens. Das Licht blendete mich so sehr, dass
sich meine Augen danach erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen mussten.
Das große Tor zur Halle öffnete sich schwerfällig und wir fuhren hinein. In der
Halle standen einige Fahrzeuge, die allesamt mit großen Tarnnetzen bedeckt
waren. Es sah aus als wären das alle Prototypen, die man nicht sehen durfte.
Die Halle war menschenleer und schwaches Licht ließ den großen Raum gruselig
wirken.
Wir hielten vor einer Auffahrt mit der Aufschrift
„Hangar 51 - Betreten nur mit Sicherheitsausweis.“ Der
Fahrer steckte eine Karte in ein Lasergerät das in der Höhe des Fahrzeuges
angebracht war. Als sich das Tor öffnete schien helles Licht in die dunkle
Halle, wir fuhren hinein und parkten. Einer der neben mir saß riss die Türe auf
und stieg aus.
„Kommen Sie Kinley!“
Ich sah mich im Laufen ein wenig in der Halle um und entdeckte plötzlich Bradys Auto, mit dem er mich heute zum Labor gefahren hatte. Vor einer Stahltür mit der roten Aufschrift „Lagerhalle10“ blieben wir stehen.
Jemand öffnete von der anderen Seite. Wir liefen einen langen Gang hinunter bis wir zu einem Fahrstuhl kamen in den wir dann auch einstiegen. Einer der Männer drückte den obersten Knopf der mit einer drei gekennzeichnet war. Demzufolge hatte dieses Gebäude nur drei Stockwerke, es sah von außen aber viel höher aus. Als die Fahrstuhltür wieder aufging stand im Flur an der Wand „Stockwerk 5“, das verwunderte mich. Der Gang war sehr hell beleuchtet und in einem komplett sterilen Weiß gehalten. Selbst ein Krankenhaus wirkte wohnlicher. Ich folgte den Männern. Wir kamen wieder vor einer Metalltür zum stehen, darauf stand „Kontrollzentrum“.
Der Fahrer des Wagens tippte auf einer Schalttafel etwas ein, die Türe öffnete sich und wir gingen hinein. Es waren sehr viele Leute zu sehen die vor ihren blinkenden Monitoren saßen. Es sah so aus als sahen alle sich irgendwelche Satellitenbilder an. Wir liefen eine kleine Treppe hinunter und durch den schmalen Gang der Tische hindurch. Auf der anderen Seite des Raumes war eine große Glasscheibe zu sehen. Wenn mich meine Augen von dem Licht nicht täuschten, sah ich hinter der Scheibe Brady und Frank, die sich anscheinend sehr angespannt unterhielten.
Eine schmale Metalltreppe führte zu dem Raum mit der Glasscheibe. Man sagte zu mir, dass ich einen Moment warten solle, was ich dann auch tat. Als ich so wartete hatte ich Zeit mich ein wenig umzuschauen und mir wurde bewusst, dass dieses hier wohl das Gehirn der ganzen Basis sein muss. Von hier aus konnte man wohl alles, was sich auf dem Boden und in der Luft abspielte, kontrollieren.
Plötzlich ging die Tür am Ende der Metalltreppe auf und zwei
Männer baten mich herein. Ich ging hinein und die zwei verließen ohne ein Wort
zu sagen den Raum.
„Hallo Mike, ich hoffe wir haben dich nicht all zu sehr gestört, aber es ist sehr
wichtig.“ hörte ich Frank sagen.
„Nein.“ sagte ich mit angespannter Stimme.
Der Raum in dem ich mich befand war sehr rar ausgestattet, ein Schreibtisch und
ein runder Tisch mit fünf Stühlen. An der Wand hing noch ein Bild von der
Basisstation auf der wir uns im Moment befanden. Frank und Brady standen am
Fenster und neben ihnen drei Männer, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
„Aber jetzt sag mir mal bitte was so wichtig ist um diese Uhrzeit, dass es
nicht bis morgen warten kann.“
„Weißt du Mike, hier ist eine der neusten und modernsten Basisstation errichtet
worden, die einzigen die das wissen, sitzen im Senat des Präsidenten.“
Ich verstand nicht ganz recht was das mit mir zu tun hatte,
deshalb ließ ich ihn einfach mal weiterreden.
„Hier herrscht eine der strengsten Sicherheitsmaßnahmen überhaupt und wir tun
alles das dass auch so bleibt!“
Er legte eine Pause ein und machte eine Handbewegung die mir signalisierte das
ich mich hinsetzen soll. Ich setzte mich und bemerkte dabei das die drei Männer
mich die ganze Zeit schon anstarrten, als hätten sie noch keinen lebenden
Menschen gesehen. Brady stand immer noch am Fenster und sagte kein Wort.
„Wie spät haben wir es eigentlich?“ wollte ich wissen.
„Das alle hier ist das Neueste an Technik, was aus der ganzen Welt
zusammengebracht wurde. Und das ist so geheim, dass wir uns keinerlei
Unannehmlichkeiten leisten können verstehst du?“
„Ich verstehe überhaupt kein Wort von dem was du mir gerade erzählst, du musst
schon etwas genauer werden. Du hast mich doch bestimmt nicht um diese Uhrzeit
hierher geholt um mir das zu erklären oder?“
„Was Frank sagen will ist, dass wir alle wissen was hier vorgeht und was so
gemacht wird.“ sagte Brady und drehte sich vom Fenster in meine Richtung. So
langsam verstand ich, sie hatten mich wohl beim Telefonat mit Franklin ertappt.
„Das heißt was?“ fragte ich ahnungslos.
„Das heißt Mike, dass wir alles wissen.“ Frank ging zum Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl. In dem Raum war es still, Franks tippen auf der Tastatur war zu hören. Die drei Männer hatten sich in der Zwischenzeit auch an den Tisch gesetzt. Plötzlich hörte ich eine Stimme aus den Computerlautsprecher sagen:
„Ja aber was soll das ganze Versteckspiel und was haben die
mit meinen Forschungsunterlagen vor?“ Ich erschrak, weil ich meine eigene
Stimme erkannte, dass war das Telefonat mit Franklin.
„Mit wem hast du telefoniert?“
Sie wussten also nicht mit wem ich telefoniert hatte. Dies
verschaffte mir in dieser Situation einen kleinen Vorteil. Trotz der neusten
Technik konnten sie Franklins Stimme nicht heraushören.
„Ich weiß nicht wer das war, ihr habt uns doch abgehört und mit eurer neuesten
Technik müsstet ihr doch wissen, wem die andere Stimme gehört!“
Brady sah mich an.
„Mike, es wäre besser für dich und für uns wenn du uns das
sagen würdest!“
Sein Gesicht wirkte sehr verkrampft.
„Weswegen? Ich habe doch nichts zu verlieren!“ gab ich ihm zur Antwort und
wandte mich wieder Frank zu der sich von seinem Schreibtischstuhl erhob und
sich zu uns an den Tisch setzte.
„Wenn du mit uns kooperieren möchtest, müssen wir das wissen. Denkst du nicht
auch so?“
Was ich dachte würde in diesem Raum sowieso niemanden interessieren.
„Ich habe nichts schlimmes gemacht. Die Forschungsunterlagen von mir sind frei
zugänglich, ich verstehe nicht wieso alles so ein Geheimnis sein soll.“
Brady nahm sich vom Tisch ein Glas und fragte ob ich auch
Durst hätte, ich nickte ihm zu und er lief an die kleine Bar hinüber und
schenkte mir was ein.
„Das haben wir bei dir gefunden!“ sagte Frank und legte mein Handy auf den
Tisch. Kurze Zeit darauf nahm er es wider in die Hand und tippte auf ein paar
Tasten herum. Er versuchte wohl heraus zu bekommen wer mich angerufen hat. Sein
Gesichtsausdruck verriet mir aber dass er nicht fündig wurde.
„Du wusstest doch das Handys hier strengstens verboten sind oder?“
Ich nickte ihm zu.
„Ja, und ich hatte auch nicht gewusst das ich eins dabei habe. Ich muss es wohl
beim, Kofferpacken übersehen haben.“
„Das Handy wird jetzt erst mal zur Sicherheit bei mir bleiben.“
„Wenn du meinst das sei besser, dann behalt es doch.“ sagte ich zu Frank und
trank dann mein Glas auf einen Zug aus, da ich sehr durstig war.
Brady bot mir an mich wieder nach Hause zu fahren, was ich natürlich auch
annahm. Ohne weitere Worte verließen wir dann den Raum und machten uns auf zum
Auto.
Frank drehte sich zu den Männern um und meinte:
„Was meinen Sie, wie lange wird es dauern bis die Droge
wirkt?“
„Es dauert nicht lange, maximal eine halbe Stunde.“ sagte einer der Männer.
Brady war auf der Fahrt sehr schweigsam.
„Was sollte das eben?“ fragte ich ihn zornig.
„Weißt du Mike, es gibt hier gewisse Regeln und du kennst sie. Du hast den
Vertrag gelesen und unterzeichnet. Und das mit dem Handy war eindeutig ein
Verstoß.“
Wir hielten vor meinem Haus und er schaltete den Motor ab.
„Also wir sehen uns ja morgen wieder, da haben wir ja einiges vor.“
„Alles klar, bis morgen.“
Als ich vor meiner Haustür stand, drehte ich mich noch
einmal um und sah Brady hinterher wie er wegfuhr. Am Nachthimmel beobachtete ich
einen Blitz, der für kurze Zeit die Nacht zum Tage machte, gefolgt von einem
gewaltigen Donner der über mich hinwegrollte. Kurz darauf fing es dann auch an
zu regnen. Ich schloss schnell die Haustür auf um mich ins Trockene zu bringen.
Ich ging ans Fenster und schaute noch eine Weile hinaus, es schüttete
wie aus Eimern und stürmte heftig. Die Bäume vor dem Haus bogen sich hin und
her.
Ich zog die Vorhänge zu, setzte mich an meinen Schreibtisch und deckte die Fotos wieder auf. Als Wissenschaftler hat man es nicht leicht, man schlägt sich mit Träumen von fremden Menschen herum und weiß nicht mal selbst ob man sich in einem Traum befindet.
Das Bild, auf dem Franklin zu sehen war, lag vor mir und als
ich es so betrachtete fiel mir auf, dass nicht nur der Zeiger an der großen Uhr
fehlte und er seine Uhr am falschen Handgelenk trug. Nein, das auf dem Bild war
nicht Franklin. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter.
Plötzlich hatten sich wieder Gedankenströme in meinem Gehirn aktiviert, die ich
längst für Tod gehalten habe. Wir machte damit in unserer Studentenzeit immer
einen Witz daraus. So ist das auch mit dem vergessen, einfache Strukturen der
Hirnzelle. Die wie ein großes Netzwerk funktionieren, werden mit ständigen
Impulsen kleiner Stromstöße an etwas erinnert, was längst vergessen war. Es gab
eine Methode die Impulse zu verstärken und so mit die
Komplexität der Denkstruktur zu umgehen, aber diese Methode wurde bisher nur an
Affen getestet. Nachdem dann für dieses Projekt keine Forschungsgelder mehr
flossen, wurde das ganze abgebrochen.
Ich betrachtete das Bild, mit der Hilfe einer Lupe, nochmals genauer. Das ganze
Foto war überarbeitet, eine Fälschung aber so gut gemacht, dass man es eben
nicht sofort erkannte. „Was zum Teufel geht hier vor?“ sagte ich wütend laut
vor mich her. Wenn ich all meine Gedanken zu einem Bild zusammenfügen könnte,
dann wüsste ich wenigstens genau was ich dachte. Denn so war es nur ein wirres
Durcheinander.
Wenn ich jetzt noch in das Labor reinkäme, würde ich mit Hilfe der Maschine meine
Gedanken sichtbar machen, da wäre mir wirklich geholfen. Dann fiel mir ein.
Dass Sophia eine Sicherheitskarte zum Labor besaß. Ich lief sofort zum Telefon
und versuchte sie zu erreichen.
„Verbindungsstation, mit wem wollen Sie sprechen?“ hörte ich am anderen Ende
der Leitung.
„Frau Dr. Seran bitte!“
„Einen Augenblick, ich werde Sie verbinden.“
Während ich auf die Verbindung wartete, sah ich kurz nach wie spät wir es
hatten. Es war schon halb zwei in der Nacht und Sophia schlief bestimmt schon.
„Ja!“ erklang eine müde Stimme.
„Ich bin’s Mike!“
„Ähm, hast du schon einmal auf die Uhr geschaut?“
„Ja gerade eben, ich weiß es ist ziemlich spät und es tut mir auch leid aber es
ist sehr dringend, kann ich bei dir vorbeikommen?“
„Um was geht es denn?“
„Kann ich dir nicht am Telefon sagen!“
„Hat das denn nicht Zeit bis morgen?“ gähnte sie in den Hörer.
„Nein Sophia, bitte es ist wirklich sehr wichtig für mich. Darf ich
vorbeikommen?“
„Du gibst ja doch keine Ruhe, komm vorbei.“
Ich legte den Hörer auf, schnappte mir das Foto und die Lupe und war dann auch
schon auf dem Weg zu ihr. Da es noch in Strömen regnete, sprang ich so schnell
ich konnte über die Strasse. Bei Sophia ging auch schon das Licht an und die
Haustür auf. Sie stand in einem bunten Morgenmantel und mit zersausten Haaren
vor mir und bat mich herein.
„Was gibt es denn so wichtiges, dass du mich um halb zwei in der Nacht aus dem
Bett klingelst?“
Ich zog meine nasse Jacke aus und bemerkte das dass Haus genauso aufgebaut war
wie meins. Ich drehte mich zu ihr herum und gab ihr das Foto.
„Was siehst du darauf?“
Sie nahm das Bild und schaute es sich an.
„Was um alles in der Welt soll das?“ fragte sie mich und streckte mir das Bild
wieder entgegen.
„Wen siehst du auf diesem Bild?“ fragte ich sie noch einmal nach.
„Wen schon, das ist Franklin! Aber was soll das, hast du mich deshalb geweckt
um mich zu fragen wen ich da auf diesem Bild sehe?“
Ich schüttelte den Kopf und gab ihr die Lupe. Sie sah mich fragend an.
„Du musst das Foto mit der Lupe unter dem Licht genau
anschauen und dann sagst du mir noch einmal was du siehst.“
Sophia tat was ich sagte und knipste die Stehlampe an um das Bild genauer
anzusehen.
„Mir fällt auf das er seine Uhr am falschen Handgelenk trägt und das die Uhr
über der Tür keine Zeiger hat.“
„Was siehst du noch? Schau dir sein Gesicht genau an.“
Sie hielt die Lupe nochmals genau auf Franklins Kopf.
„Das ist nicht Franklin, oder doch?“ sie sah mich einen Augenblick an und
schaute dann wieder aufs Foto.
„Sophia, ich möchte nur eines wissen, ist das wirklich mein Traum oder ist das,
was ich auf dem Band gesehen habe nur eine Fälschung um mich zu verwirren? Sag
mir bitte einfach nur die Wahrheit.“
„Das kann ich dir nicht sagen das Einzige was ich weiß ist, dass man mich erst
geholt hast als du schon auf dem Bett lagst und verkabelt warst. Und ab da habe
ich deine Träume dann aufgezeichnet. Mehr kann ich dir nicht sagen.“
Sie sah mich mit ihren müden Augen an.
„Also heißt das, dass alles eine Lüge ist. Sie haben uns hier her gebracht um
für militärische Zwecke, unseren erforschten Stand zu missbrauchen. Es war mir
irgendwie klar aber ich wollte nicht so wirklich daran glauben. Jetzt leuchtet
mir auch ein das alles was ich erlebt hatte doch real war und kein Traum!“
„Was meinst du damit? Du wusstest doch das wir sobald der Vertrag
unterzeichnet ist, wir für die Regierung arbeiten.“
„Ja, aber was ich nicht dachte ist das man mich hereingelegt hat um mich
hierher zu locken und das unsere Forschungen keinerlei Allgemeinnutzen trägt
sondern nur dem Militär zugute kommt.“ ich machte eine kurze Pause und dann
fiel es mir plötzlich ein. „Ja klar, sie werden unsere Forschungen mit denen
die sie gemacht haben vergleichen, und somit den Stand der Dinge mit der
neuesten Technik über die sie verfügen weitgehend verbessern. Während wir noch
mit unseren alten Geräten arbeiten entwickelt das Militär sicherlich schon
einen Prototyp.“
„Was denkst du, wenn die doch selber an so was arbeiten würden, würden die uns
doch nicht dazu brauchen. Die hätten dann doch einfach die Unterlagen von uns
mitgenommen ohne uns zu fragen!“
„Ja aber wir wären denen doch nur im Weg. Also nimmt man das ganze Team mit und
derjenige der nicht mitmacht wird zum Schweigen gebracht, so vermute ich.“
„Aber was hat das ganze jetzt mit Franklin zu tun, er ist tot.“
„Tot?“ wiederholte ich ihre Worte. „Ist dir nie aufgefallen das es nie eine
Trauerfeier gab? Und Franklins Frau hatte nicht mal bei mir angerufen, dass
finde ich schon sehr komisch. Ich denke er lebt noch, sonst hätte er mich ja
heute nicht auf dem Handy angerufen!“
„Wie er hat dich auf deinem Handy angerufen, wie ist das möglich? Es ist doch
strengstens verboten irgendwelche Geräte mitzubringen mit denen man Kontakt in
die Außenwelt aufnehmen könnte.“
Unruhig lief ich auf und ab und verspürte Wut in der Magengegend
„Auch denen unterlaufen Fehler!“
„Und was willst du jetzt unternehmen?“ fragte sie.
„Was ich nun unternehme? Ich muss in das Labor und versuchen mich an der Maschine anzuschließen um herauszubekommen ob das, was ich bisher erlebt hatte, wirklich ein Traum war oder doch die pure Wirklichkeit. Sophia, du musst mir helfen, wenn das nicht so wichtig für mich wäre, hätte ich dich damit niemals belastet.“
„Du weißt schon dass es um diese Uhrzeit nicht einfach ist,
in das Labor zu kommen?“
Ich nickte ihr zu
„Ja dessen bin ich mir bewusst. Außerdem habe ich auch keinen Ausweis für das
Labor. Aber du hast doch einen ...“
Wir schwiegen uns einen Moment lang an, bis sie dann sagte:“ Okay aber...“ sie
beendete den Satz nicht und sah mich nur an.
„Ja was aber?“
„Ach vergiss es, ich geh schnell hoch und zieh mich um.“
Ich wartete solange sehr ungeduldig im Wohnzimmer. Ich schaute nervös immer
wieder auf die Wanduhr, mir kam das Warten wie eine Ewigkeit vor.
„Sophia?!“ rief ich die Treppe hoch.
„Sei doch nicht so laut, du weckst sonst noch Francis auf.“
Dass Francis auch in diesem Haus untergebracht war, hatte ich völlig vergessen.
Sophia hatte recht. Je weniger von dieser Aktion wussten, umso besser.
Sophia kam endlich. Ihr Haar war zu einem Zopf zusammengebunden und sie trug eine schwarze Jeans sowie eine schwarze Jacke. In der rechten Hand hielt sie die Schlüssel und den Sicherheitsausweis fürs Labor.
„Prima dann können wir ja los.“ sagte ich.
„Ja, jetzt brauchen wir nur noch ein Auto den zu Fuß wären wir eine Weile
unterwegs.“
„Ich dachte du hast auch einen Wagen bekommen. Ist Brady der Einzige, der ein
Auto hat?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, Francis auch und ich weiß wo die Autoschlüssel dazu sind.“
Sophia suchte vergeblich im Wohnzimmer, wurde dann aber auf dem Schreibtisch
unter dem ganzen Schreibkram fündig.
„Da sind die Schlüssel, wir können los.“
Wir verließen das Haus und liefen auf die andere Seite der Strasse wo das Auto
stand. Es war auch ein Militärjeep einer der neusten Modelle. Es regnete immer
noch sehr stark und der Scheibenwischer kam kaum noch hinterher. Sophia stoppte
den Wagen.
„Warten wir bis der Regen etwas nachlässt.“
Sie drehte den Schlüssel herum und der Motor hörte auf zu tuckern. Nach kurzer
Zeit ließ der Regen dann auch schon nach und wir fuhren weiter. Die
Straßenlampen gaben kaum Licht. Wir kamen dem Laborgebäude immer näher und ich
musste so für mich denken, das dass Gebäude im Dunklen ziemlich unheimlich
aussah. In einigen Räumen brannte noch Licht, das hieß, dass dort noch einige
arbeiten. Sophia fuhr auf einen großen Parkplatz hinter dem
Gebäude und parkte den Wagen.
„So da wären wir.“ sagte sie während sie sich umdrehte und auf dem Rücksitz
nach was suchte.
„Was suchst du?“ fragte ich.
„Einen Regenschirm oder möchtest du noch nasser werden?“
Doch da die Suche nach einem Schirm erfolglos war erledigte sich die Frage an
mich.
„Also, dann lass uns mal gehen.“
Wir öffneten gleichzeitig die Wagentür und stiegen aus. Mit meinem Glück musste
ich natürlich beim Aussteigen gleich, in die wahrscheinlich größte Pfütze hier
auf dem Parkplatz treten.
„So ein Mist!“ rief ich laut und schüttelte meinen Fuß. Doch
ich merkte schon, wie mein Strumpf das Wasser im inneren des Schuhes
aufsaugte. Wir liefen auf das Gebäude zu und gingen den Treppenaufgang hoch.
Die Tür oben öffnete sich automatisch. Als wir im Trockenen waren schüttelte
ich nochmals kräftig mein Haar in der Hoffnung das die Regentropfen nicht
ständig in mein Gesicht tropften. Wir liefen, bis wir zu einem Detektor
kamen, der mit einem Uniformierten Mann mit einer MP im Anschlag, gesichert
war.
„Wo wollen Sie hin?“ fragte uns der Soldat nicht gerade freundlich.
„Wie müssen in das Labor einundfünfzig, für morgen etwas vorbereiten, geht
das?“
„Wenn Sie mir ihren Sicherheitsausweis zeigen, ist das kein Problem.“
Sophia kramte in ihrer Jackentasche und zog dann eine Art Visitenkarte heraus
und zeigte es dem Soldaten. Er nahm den Ausweis an sich und steckte ihn in eine
Lasergerät, es dauerte einen Moment und dann bekam sie ihn wieder zurück.
„Alles in Ordnung Dr. Seran, Sie können passieren. Doch ihren Namen habe ich
noch nicht mitbekommen!“ sagte er höflich zu mir.“
„Dr. Mike Kinley.“ sagte ich zu ihm, in der Hoffnung das keine weiteren Fragen
auftauchen wegen dem Alarm den es wegen mir gab.
„Okay, Sie können beide durchgehen.“ meinte er und öffnete die Türe.
Wir gingen hinein und liefen an der Rezeption sowie der Information, wo ich
heute morgen schon war, vorbei. Mir fiel erst jetzt auf das der Informationsstand
mit sehr vielen kleinen Farbmonitoren ausgestattet war. Auf jedem Monitor war
ein anderer Korridor des Gebäudes zu sehen, innen sowie im Freien.
Brady saß auf dem Stuhl neben Frank.
„Denkst du er hat einen Verdacht?“
„Ich denke nicht, aber wenn das doch der Fall wäre dann müsste man so schnell
wie möglich etwas dagegen unternehmen.“
Frank drückte seine Zigarette aus.
„Und wie sollen wir das machen?“
„Wie müssen in dann an die Maschine anschließen.“
Bradys Augen wurden groß.
„Aber wir haben sie doch noch überhaupt nicht getestet!“
„Tja, dann wird das eben das erste Mal sein!“
Sophia und ich liefen gemeinsam den Korridor hinunter, vorbei an vielen Türen
und etlichen Überwachungskameras. Mir persönlich kam das alles hier nicht
vertraut vor, obwohl ich schon mal hier war.
„Komm schon, wir sind gleich da.“ meinte sie und beschleunigte ihr Tempo.
Ich stapfte ihr schwerfällig hinterher. Vor dem Laboreingang blieben wir
stehen. Sophia steckte ihre Karte, die sie seit der Wachkontrolle in der Hand
hielt, in ein Lesegerät und legte ihre Hand auf ein Gerät das die
Oberflächenstruktur der Haut scannte. Ein Piepston war zu hören und gleich
darauf öffnete sich die Tür. Sie bat mich als Erster einzutreten, was ich dann
auch tat. Die Tür schloss sich hinter uns wieder und wir standen im
menschenleeren Laborraum. Die Neonröhren schalteten sich nach und nach ein und
es wurde taghell.
„So Mike, und was hast du jetzt vor?“ fragte sie.
„Ich werde mich nun an unsere Maschine anschließen und deine Aufgabe ist, das
was ich träume aufzuzeichnen.“
Ich ging zur Liege, die neben dem Aufzeichnungsgerät stand. Ich spürte, dass
Sophia mir in dieser Sache noch nicht vertraute. Die Fotos die ich ihr zeigte,
überzeugten sie zwar mich hierher zu bringen. Aber jetzt traute sie der ganzen
Sache hier nicht mehr so ganz.
„Was soll schon schief gehen?“
Ich drehte mich zu ihr und setzte mich dann auf die Liege. Ich nahm die
Hirnstrommessgeräte in die Hand und setzte mir die Gummimütze auf. Sophia
steckte mir die Neuronenableitungen an und sah mich immer noch misstrauisch an.
„Und was ist wenn doch was schief geht?“
„Ach das wird schon schief gehen.“ sagte ich und machte eine abwinkende
Handbewegung.
Ich legte mich auf die Liege und sah aus dem Augenwinkel wie Sophia alle Geräte
in Betrieb nahm. Ich zwinkerte ihr noch einmal zu, um ihr ein wenig Mut zu
machen.
„Okay, Systeme laufen. Alle Hirnstrukturen in vollem Gange und alle Messgeräte
laufen einwandfrei. Wir sind nun online, wenn du es jetzt versuchen möchtest!“
Ich schloss meine Augen und versuchte meine Atmung etwas zu
drosseln. Mein Herzschlag wurde langsamer und die Müdigkeit überkam mich. Ich
versuchte mich zu entspannen. Mir schwirrten noch ein paar Sachen im Kopf herum
und dann schlief ich ein.
Sophia starrte auf den Monitor. Die Aktivitäten meiner Hirnströme fingen an
ungleichmäßig zu werden. Sie klickte jede Ungleichmäßigkeit auf dem Monitor mit
der Maus an. Plötzlich erkannte sie auf dem Fernseher ein heller Punkt, sie
beobachtete es genau. Es war ein Umriss einer Person zu sehen. Anfangs war es
noch sehr undeutlich aber das Bild wurde immer schärfer und Sophia erkannte
Brady.
„Das sieht aus, als wenn sich Mike mit Brady unterhält!“
Ihre Finger flogen nur so über die Tastatur; sie versuchte im System einen Ton
zu finden.
Sie drehte den Lautstärkeregler an den Boxen etwas höher, dennoch waren
keinerlei Geräusche zu hören. Schließlich versuchte sie es über die
Phasenregulierung der Wiedergabe im Verstärkerbereich. Man merkte, dass sie
nervös wurde und endlich einen Ton hören wollte. Anscheinend unterhielt ich
mich angeregt mit Brady.
Sophia tippte etwas in eine freie Programmierleiste ein und
drückte danach die Entertaste. Erneut drehte sie an der Lautsprecherbox und
hörte dann doch, wenn auch noch weit entfernt einen Ton. Sie sah auf den
Fernseher und bemerkte, dass ich mich nicht mehr mit Brady unterhielt,
stattdessen stand ich auf einer Wiese und das Rauschen aus den Boxen der Klang
eines Baches war.
„Jawohl. Ich habe es geschafft!“ sagte sie voller Stolz.
Sie lehnte sich erstmals zurück und beobachtete weiterhin beide Geräte. Ich
verließ unterdessen die Wiese und trat in einen dunklen Raum ein wo ich in der
Ferne ein kreisendes Licht, dass immer näher kam, erkannte. Als das Licht die
Dunkelheit verdrängte stand plötzlich Jennifer vor mir.
„Was ist mit dir los? Ich habe einen Anruf von Franklin erhalten, der doch
eigentlich tot sein müsste. Er hat mir erzählt das du und dein ganzes Team in
Gefahr seid.“
Ihr Gesicht war regungslos, nur die Lippen bewegten sich das machte mir Angst.
„Was hat er sonst noch gesagt?“
Sie drehte sich um und ging. Ich lief ihr nach bis ich vor ihr stand. Sie hatte
plötzlich kein Gesicht mehr es war nur noch ein heller Punkt mit zwei schwarzen
Löchern zu sehen. Schließlich hörte ich in der Ferne ein Knirschen und
Knacken. Dann sah ich einen Wald dessen Bäume umknickten und das Geräusch wurde
immer lauter. Als ich mich wieder zu Jennifer umdrehte, war sie verschwunden
und Franklin stand an ihrer Stelle. Er streckte mir die Hand entgegen und
befahl mir ihm zu folgen. Ich wollte, doch ich konnte mich nicht vom Fleck weg
bewegen.
„Lass deine Gedanken frei, versuch das was du erlebst als real zu empfinden und
dein Schritt wird dich wieder loslassen.“
„Ich verstehe nicht!“
„Als ich dich angerufen habe, habe ich das in einem realen Zustand des
Wachseins getan und nun bin ich im Schlaf bei dir um dir deine Gedanken zu
ordnen. Aber dafür brauche ich deine Hilfe. Wir befinden uns gerade n einer
nicht realen Zone, also sei sehr vorsichtig du bist nun sehr verwundbar und leicht
zu manipulieren.“
Ich schloss meine Augen und versuchte meine Gedanken zu sortieren dabei machte
ich einen Schritt und ich konnte wieder gehen.
Sophia starrte auf den Herzfrequenzmonitor und bemerkte das
mein Herzschlag für die REM-Phase viel zu langsam war. Sie sprang auf und lief
zu mir hinüber. Ich lag schweißgebadet auf der Liege und meine geschlossenen
Augen bewegten sich wild. Sie sah meine Anspannung die ich im Traum hatte. Ihr
blick fiel erneut auf den Monitor und sie fing an sich langsam Sorgen um mich
zu machen, da mein Pulsschlag rapide nachließ. Sie kontrollierte nochmals alle
Werte sowie die Verbindung und beschloss mich dann zu wecken.
Sophia beugte sich über mich und entfernte vorsichtig die Neutronen von meinem
Kopf und versuchte dabei nie den Monitor aus den Augen zu lassen. Plötzlich
ging die Tür zum Labor auf, sie drehte sich um und schaute in Bradys Gesicht.
„Hast du mich erschreckt!“ sagte sie und atmete tief durch. „Was führt dich um
diese Uhrzeit hierher?“ fragte sie leise und legte dabei die Kabel aus der
Hand.
„Das Gleiche könnte ich dich fragen!“ seine Stimme klang sehr ernst und
verärgert. „Ist das Mike da auf der Liege?“
„Ja warum?“
„Er hat heute schon einmal Ärger gemacht.“
„Weswegen hat er Ärger gemacht?“
„Er hat ein Handy mit hierher genommen obwohl es strengstens untersagt ist.“ Er
sah auf mich herunter. „Und jetzt will er wohl bei einer Nacht- und Nebelaktion
versuchen seine Träume zu kontrollieren um heraus zu bekommen was in ihm
vorgeht.“
Sophia bekam es mit der Angst zu tun, sie wusste nicht was sie ihm antworten
sollte und meine Werte waren auch noch nicht optimal und es sah aus, als wenn
ich auch noch fest schlafen würde.
„Was geht hier eigentlich genau vor?“
Brady trat noch einen Schritt näher an Sophia heran und meinte:“ Das ist sehr
schwierig zu erklären!“ und in diesem Moment zog er eine Pistole aus seiner
Jackentasche und richtete diese auf sie.
Sie traute ihren Augen nicht. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben sie
hatte ja keinerlei Chance sich zu wehren.
„Hatte Mike Recht mit seiner Vermutung?“ fragte sie mit zittriger Stimme.
Brady zögerte und warf noch mal einen Blick auf mich. „Ja,
das könnte man so sagen aber ich frage dich, was ist real und was nicht? Jeder
hat auf dieser Welt sein Leid zu tragen, ich auch und das ist meistens nicht
ganz einfach aber wir lernen ja schnell mit Dingen umzugehen. Wir sind
irgendwie auch nur Tiere auf der Evolutionsleiter nur eben etwas intelligenter.
Wir haben die Macht, Dinge so zu manipulieren und zu beeinflussen, dass man uns
glaubt.“
Sophia versuchte einen Blick zu Mike zu ergattern doch der
schlief immer noch.
„Viele Menschen glauben was sie sehen also kann man auch sagen was gut für sie
ist. Und das ist hier eben der beste Weg dazu das alle am gleichen Strang ziehen.“
Ihre Gedanken waren nur bei Mike, in der Hoffnung, das er bald aufwachen würde.
„Aber was hast du für einen Nutzen davon?“ sie versuchte alles noch etwas
hinauszuzögern.
„Ich persönlich habe keinen Nutzen davon aber andere die es wollen werden es
bekommen und somit ist der Weg zur perfekten Gesellschaft nicht mehr weit.“
„Gedankenmanipulation? Ich denke das wird nicht so einfach gehen, Gedanken und
Gehirnaktivitäten eines jeden sind einmalig.“ Ihre Stimme klang sehr
angespannt und nervös. „Ja, dessen sind wir uns bewusst und deswegen werden wir
auch andere Wege einschlagen um diese Probleme zu lösen. Aber was soll das
lange Gerede wir werden es an euch beiden testen.“
Sophia sah auf dem Monitor, dass sich Mikes Kreislauf wieder
stabilisierte und er in der Aufwachphase war. Plötzlich hielt Brady die Waffe
direkt vor Sophias Gesicht. Ein Schuss fiel. Sophia schloss nur noch ihre
Augen.
Frank, der sich gerade aus dem Sicherheitsgebäude entfernte sah auf die Uhr die
ihm anzeigte das es halb zwei war. Er hielt mit seinem Wagen kurz nach der
Ausfahrt an der Schranke an und begrüßte den Soldaten mit einem militärischem
Gruß. Als die Schranke geöffnet war, fuhr er wieder weiter.
Sophia merkte, dass sie noch auf ihren Füssen stand, die
Augen geschlossen hatte und keine Schmerzen empfand. Sie öffnete ihre Augen und
sah wie Brady mit der Waffe zu Boden fiel direkt vor Mikes Liege. Er starrte
Mike an, der etwas leicht angeschlagen auf der Kante saß.
Sie lief zu Mike hinüber und hob ihn, dass er nicht das Gleichgewicht verlor.
Ich merkte, dass ich schwer Luft bekam und mein Pulsschlag
konnte ich ihm Kopf spüren. Ich war nassgeschwitzt und noch zu schwach um
aufzustehen. Sophia holte mir ein Glas Wasser das ich in einem Zug leer trank.
Doch meine Kehle war noch immer trocken.
„Wie fühlst du dich?“ fragte sie mich.
Ich wollte das Glas auf den Tisch stellen, ließ es aber unabsichtlich vorher
los und es ging auf dem Boden zu Bruch.
„Den Umständen entsprechend.“ stammelte ich.
„Was war hier den los?“
Felizia sah zu Brady, der regungslos auf dem Boden lag.
„Er wollte dich und mich umbringen!“
Ich bekam schon wieder ein bisschen besser Luft und mein Herzschlag war auch
wieder fast normal.
„Geht es langsam wieder? Wie du da so gelegen hast dachte
ich für einen Moment du müsstest sterben. Ich hatte solche Angst um dich!“
sagte Sophia und streichelte mir über die Wange.
„Die Zeit um zu sterben ist noch nicht da.“ entgegnete ich.
„Würdest du die Waffe aufheben?“
Sie nickte nur und nahm die Waffe an sich.
„Es wäre wohl besser wenn wir von hier verschwinden.“ sagte
ich und versuchte langsam aufzustehen.
„Soll ich dich noch stützen oder geht es?“
„Es muss gehen. Wir müssen so schnell wie möglich weg von hier. Wenn einer von
den Sicherheitsleuten kommt und uns dann sieht, Brady auf dem Boden. Das wäre
nicht gerade gut für uns.“
„Ich muss noch das Videoband holen.“ sagte sie. Bevor sie die Videokassette
einsteckte warf sie noch mal einen prüfenden Blick auf Brady um sicher zu gehen
das er sich auch wirklich nicht mehr bewegte. Dann kam sie wieder zu mir und
half mir aufzustehen. Mein rechter Fuß war taub und das erschwerte mir den Gang
zur Ausgangstür. Während Sophia die Labortür öffnete, zwickte ich mir nochmals
ins Bein um wenigstens ein Gefühl zu bekommen.
„Halt mal.“ murmelte sie und drückte mir die Waffe in die Hand.
Ich sah wie sich Brady wieder bewegte. Er stützte die Arme auf dem Boden ab um
sich aufzurichten und drehte dabei seinen Kopf in unsere Richtung. Ich sah die
Wut in seinen Augen. Mir fiel nichts Besseres ein als mit der Waffe auf ihn zu
zielen. Sophia erschrak und wurde hektisch. So schnell wie möglich versuchte
sie die Tür zu öffnen, was ihr auch gelang.
„Schnell!“ sagte sie und packte mich am Arm.
Brady war nun wieder auf den Beinen. Aber ich richtete die Pistole so lange auf
ihn, bis wir in der Schleuse waren.
„Ich dachte du hast ihn erschossen!“ sagte sie vorwurfsvoll.
„Nein, so etwas würde ich niemals tun! Wir müssen irgendetwas an die Türe
stellen, dass sie sich nicht mehr öffnen lässt.“
„Nehmen wir den Stuhl dort drüben!“ ich stellte mich in die
Tür der Schleuse, dass diese sich nicht wieder schließen konnte. Dann stellten
wir den Stuhl dazwischen und kurz drauf schloss sich die Tür mit einem Zischen
und blieb am Stuhl hängen. Brady stand an der anderen Seite und schaute uns an.
„Mike, mach die Tür auf. Ich möchte euch doch nur helfen!“ bettelte er.
Sophia sah mich nur an und schwieg.
„Lass uns versuchen von hier weg zu kommen.“
„Die Frage ist nur wohin?“
Da hatte sie recht, wo sollten wir jetzt hin. Wenn einer der Wachmänner am
Labor vorbeiläuft und Brady dann die Tür öffnet, würde er gleich die ganze
Basis alarmieren.
“Was hältst du davon wenn wir ihn doch rauslassen?“ fragte ich
Sophias Augen wurden groß und sie schüttelte den Kopf.
„Das halte ich für keine so gute Idee.“
„Aber überleg doch mal, egal was wir machen, wir kommen hier
nie raus.“
Sie überlegte einen Moment und stimmte mir dann schwerfällig zu.
„Ich hoffe du weißt was wir hier tun!“
„Mach dir mal keine Sorgen!“
Die Schleuse öffnete sich und Brady trat heraus.
„Was um alles in der Welt ist in euch gefahren?“
„Was wird hier gespielt, kannst du mir das beantworten?“
Brady zuckte nur mit den Achseln. „Ich weiß auch nicht so recht. Ich hatte von
draußen gesehen das im Labor Licht brennt und da wollte ich mal nachschauen.
Ich sah wie Sophia irgendwelche Kabel von dir löste und du hast geschlafen.
Mike, ich wollte dir das Leben retten.“
„Du lügst doch schon wieder, sag wie es wirklich war!“ schrie sie außer sich.
Ich sah wie Sophia die Waffe fester in der Hand hatte und den Finger auf dem
Abzug.
„Mike, er lügt, du kannst ihm kein Wort glauben. Er wollte uns beide
umbringen.“
Sie lief einige Schritte rückwärts und es sah aus, als wäre sie richtig in
Panik wäre.
Ich versuchte zu unterscheiden was wohl richtig sein könnte.
Mein Kopf war noch so voll gepumpt mit lauter Fragen die unbeantwortet waren.
„Sophia was ist mit dir los, was ist die Wahrheit?“ fragte ich sie mit
genervter Stimme.
In diesem Moment trat einer der Wachmänner um die Ecke und bemerkte unsere
Auseinandersetzung.
„Was ist hier los? Bleiben Sie wo Sie sind.“ rief er und kam
mit hastigen Schritten auf uns zu.
Der Wachmann murmelte etwas in sein Funkgerät und zog seinen Schlagstock aus
der Halterung. In diesem Moment sah ich wie Sophia ihre Waffe hob und auf den
Wachmann zielte. Ein Schuss fiel und der Sicherheitsmann brach zusammen. Brady
stürzte sich auf Sophia und versuchte ihr die Waffe wegzunehmen. Letztendlich
fiel die Waffe mir vor die Füße und ich hob sie auf.
Eigentlich kannte ich Brady als einen nicht gewaltsamen Menschen, doch heute
sah das anders aus. Beide erhoben sich wieder und Brady hielt Felizias Arm
fest. Ihr Gesichtsausdruck verriet mir, dass es ihr weh tat.
„Mike, glaub mir endlich dass ich dir nur helfen möchte,
genau so wie Franklin. Ich habe bevor ich hierher kam nochmals mit ihm
telefoniert.“ sagte Brady.
Ich fing an so langsam niemandem mehr zu glauben, da mir jeder eine andere
Geschichte erzählte. Ich hörte Schritte die immer näher kamen.
„Lasst uns gehen. Ich kenne einen Weg aus dem Gebäude ohne das wir durch die
Sicherheitstür müssen!“ sagte Brady und zog Sophia hinter sich her.
„Aber ich kann nicht so schnell mein Bein ist immer noch nicht richtig
durchblutet.“ sagte ich und tastete mich langsam an der Wand entlang. Aber ich
riss mich zusammen und versuchte so gut es ging den Beiden zu folgen.
Wir liefen den Korridor entlang, bis wir zu einer Tür kamen mit der Aufschrift „EXIT“. Brady öffnete sie mit einem Schlüssel und wir gelangten in ein Treppenhaus. Das Treppenhaus war auch Videoüberwacht, deshalb ließ Brady Sophia los und sah sie aber drohend an.
„Wohin führt diese Treppe?“ wollte ich wissen.
„Ins Erdgeschoss. Dort gibt es ein Fenster das von innen nicht gesichert ist,
ein Notausgang so zu sagen.“
Sophia sah mich an und schüttelte unmerklich ihren Kopf. Tausend Fragen
beschäftigten mich. Was wollte sie mir damit sagen? Woher wusste Brady so viele
Details über dieses Gebäude und woher wollte er wissen, dass das Fenster im
Erdgeschoss nicht gesichert war? Bin ich wach oder befinde ich mich doch noch
in meinem Traum?
„Los, wir sind bald unten.“ ich humpelte so schnell ich
konnte die Treppe hinunter.
Brady war schon ein paar Stufen voraus und Sophia nutzte die Gelegenheit und
blieb vor mir stehen.
„Wir können ihm nicht trauen, er will uns in eine Falle locken.“ flüsterte sie
aufgeregt.
„Wo bleibt ihr denn?“ rief Brady.
Unten angekommen standen wir vor einer weiß gestrichenen Metalltür die mit
einem großen Riegel verschlossen war.
„Toll!“ sagte Sophia zu Brady.
Wir hörten wie Leute die Treppe herunterkamen. Man wusste also, welchen Weg wir
wählen würden. Immerhin hatten wir einen Sicherheitsmann auf dem Gewissen und
standen nun vor einer verschlossenen Tür.
Brady versuchte mit aller Kraft den Riegel des Schlosses umzulegen.
„Würde mir vielleicht mal einer helfen, oder was?“
Wir gingen zu ihm hinüber und versuchten es zu dritt, Dann schafften wir es
tatsächlich und die Tür ließ sich öffnen. Schnell traten wir in einen dunklen
Raum ein und verriegelten die schwere Tür wieder. Das alles geschah in letzter
Minute, die Männer riefen uns von draußen noch zu das wir stehen bleiben
sollen.
Brady holte aus seiner Jackentasche ein Feuerzeug und
tastete sich dann an der Wand entlang bis er dann auch schließlich fand was er
suchte, den Lichtschalter. Ich hörte dass Sophia völlig außer Atem war und
spürte dann plötzlich ihre Hand auf meiner Schulter.
„Lass uns ohne ihn verschwinden, er möchte uns doch nur aus dem Weg räumen!“
sagte sie während Brady den Lichtschalter betätigte und die Neonröhren im Raum
angingen.
Das Licht war so grell das es mir in meinen Augen wehtat. Es sah aus als wären
wir in einem Lagerraum. Es standen überall Kisten herum und Schränke, die mit
Aktenordner vollgestopft waren.
„Wo sind wir hier?“ fragte Sophia.
„In einer Art Lagerhalle unter dem Hauptgebäude.“
Ich sah Brady an und verpasste ihm erst einmal einen ordentlichen Kinnhaken, so
dass er zu Boden fiel.
„Und für was war das?“ fragte er verärgert.
„Was bist du nur für ein mieser Verräter?!“
„Wieso Verräter?“
„Wie kann es sein das du dich hier so gut auskennst, sogar die einzelnen
Lager?“ sagte ich wütend und hielt die Pistole auf Brady gerichtet.
„Für große Erklärungen haben wir jetzt keine Zeit, die Wachmänner brauchen
sicher nicht lange bis sie die Tür auf haben.“
„Das ist mir jetzt egal, ich habe nichts mehr zu verlieren und du ebenso. Lass
sie ruhig kommen dann gehen wir eben alle drauf!“
Als ich den Satz zu Ende gesprochen hatte, erschrak ich vor mir selbst. Was war
los mit mir ich war doch sonst nie so aggressiv? Ich hatte Brady an der
Unterlippe getroffen. Sie aufgeplatzt und blutete. In all den Jahren hatten wir
ein tolles Team und hatten auch gut zusammen gearbeitet. Doch nun wusste ich
wirklich nicht mehr wer mit mir und wer gegen mich arbeitet.
Eines war mir klar. Wenn ich hier jemals lebend herauskommen sollte, würde mich
die Regierung so lange jagen bis sie mich hatten. Brady wischte sich das Blut
vom Mundwinkel ab und sah mich mit einem bösen Blick an.
„Merkst du denn nicht was hier vor sich geht, seit wann bist du so blind?“
sagte er und spukte das Blut aus seinem Mund auf den Boden.
„Ich bin nicht so blind wie du denkst, meine Gedanken wissen schon was sie
tun!“ antwortete ich herausfordernd.
Die Waffe hatte ich noch immer auf Brady gerichtet und Sophia stand nur da und
beobachtete alles.
„Mike, du kannst mir glauben ich möchte dir doch nur helfen.
All das was du weißt ist wahr und alles andere falsch. Unsere Forschung war von
Anfang an nur militärisch und nicht für das Allgemeinwohl der Menschheit
gedacht. Was die hier auf der Basis herausfinden möchten ist, wie man Neuronen
er menschlichen Struktur mit Wellen über dem Niveau der Mikrowellen
manipulieren kann und das alles in einer Traumphase des Bewusstseins. Als die
das nicht hinbekamen, war das ganze Projekt zum scheitern verurteilt. Als sie
aber mitbekamen das du und Professor Franklin ein Team auf die Beine gestellt
habt, dass für die Erforschung von Traumdeutungen arbeitet, kamen sie eines
Tages zu mir und fragten mich ob ich ihnen helfen könnte. Ich lehnte am Anfang
ab aber sie ließen mir keine Ruhe und boten mir eine Menge Geld an, wenn die
Kooperation erfolgreich werden würde. Also stimmte ich letztendlich zu.“
„Aber warum die ganzen Lügen über mein Leben?“ fragte ich.
„Sie wussten, dass du nicht gut auf das Militär zu sprechen bist und wenn sie
dich gefragt hätten, wäre alles umsonst gewesen. Aber verdammt noch mal, müssen
wir das jetzt klären? Sophia ist diejenige die alles verraten hat, sie gehört
nämlich auch dazu!“ sagte Brady und zeigte mit dem Finger auf sie.
„Du wirst ihm doch keinen Glauben schenken?“ sagte sie mit zitternder Stimme zu
mir.
Ich sah beide nur abwechselnd an und konnte keinem glauben.
„Das ist mir im Moment so was von egal, ich möchte nur hier endlich raus!“.
Von draußen hörte man, wie die Wachmänner versuchten die Tür von außen
aufzustemmen. „Du musst mir vertrauen, wenn du endlich herausbekommen möchtest,
was real war und welches ein Traum dann müssen wir hier weg.“ drängelte Brady.
Die Waffe glitt mir aus den Händen und mit einem mächtigen Schlag fiel sie auf
den Betonboden. Durch den Aufprall löste sich ein Schuss und alle gingen in
Deckung.
„Lasst uns endlich hier verschwinden!“ sagte ich genervt.
„Ich weiß wie wir hier rauskommen aber du musst mir vertrauen.“
Sophia wollte die Pistole, die nun vor meinen Füßen lag aufheben. Doch bevor
sie dazu kam trat ich mit meinem Fuß auf den Waffenrand und schaute sie mit
einem strengen Blick an. Ich nahm die Waffe an mich und dann rannten wir quer
durch die Halle. Mein Bein schmerzte noch etwas, aber es war immerhin schon
besser als vorher.
„Wir haben ein Problem.“
Frank saß am Steuer seines Wagens und stellte den Funk lauter. „Was soll das
heißen, ich dachte es sei alles erledigt.“
„Nein Sir, wir haben einen toten Wachmann und sie flüchten gerade durch Halle
vierzehn unter dem Gebäude.“
Der Funkverkehr zwischen den beiden wurde immer wieder durch das Gewitter, das
momentan draußen herrschte, gestört.
„Das heißt, dass wir sie so gut wie haben?!“
Frank zündete sich eine Zigarette an und kurbelte das Fenster des Autos einen
Spalt auf.
„Ja das ist doch erfreulich. Wenn Sie sie haben dann erwarte ich die Ausreißer
im Gebäude einundfünfzig, haben Sie mich verstanden?“
„Jawohl Sir.“
Frank nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarette, startete den Wagen und fuhr los. Die Scheibenwischer überschlugen sich fast denn es regnete in Strömen.
Sophia blieb stehen und lehnte sich gegen eine große Kiste.
„Weißt du überhaupt noch wo wir sind?“ fauchte sie, nach Luft ringend, Brady
an.
Brady und ich blieben einige Schritte vor ihr stehen und drehten sich nach ihr
um.
„Ja, wir kommen gleich an einen Ausgang das zu einer Tiefgarage führt. Von dort
aus kommen wir dann in das anschließende Gebäude.“
„Ich hoffe ihr habt recht!“
Sophias Blick konnte man in dem Neonlicht gut erkennen und sie hatte einen
Ausdruck der mir verriet das sie ihm gar kein bisschen vertraute. Das konnte
ich ihr auch nicht krumm nehmen, wenn das stimmte was sie mir erzahlt hatte.
ich war noch in meiner
Schlafphase und Brady wollte uns umbringen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause rannten wir weiter bis wir
zu einer großen Gittertür. Die Tür, wie konnte es auch anders sein, war
natürlich abgeschlossen und es befand sich noch zusätzlich eine dicke Kette mit
einem Schloss darum, das auf mich einen sehr stabilen Eindruck machte.
„Na toll, hier werden wir nie rauskommen!“ sagte ich. Die Wachmänner hatten es
wohl geschafft die Tür zu öffnen, es waren deutlich Schritte zu hören.
„Und zurück können wir auch nicht mehr, da wir dann gleich
in die Arme der Wachmänner laufen.“
Brady rüttelte an dem Schloss um es sich genauer anzuschauen.
„Kannst du mir bitte die Pistole geben?“ fragte er mich und streckte mir seine
Hand hin. Sophia sah mich an, schüttelte ihren Kopf und formte mit ihrem Mund
ein Nein. Ich zögerte einen Moment lang und gab ihm dann aber die Waffe.
Bradys Blick war mir plötzlich wieder vertraut, so wie ich ihn kannte. Ich
konnte natürlich auch falsch liegen. Dann würde er mich jetzt hier und auf der
Stelle töten.
Brady drehte sich zur Tür, ging einen Schritt zurück, streckte seinen Arm in
der er die Waffe hielt in Richtung Schloss aus und drückte ab. Der Schuss
hallte durch die ganze Halle aber er hatte es geschafft. Die dicke Eisenkette
rutschte zu Boden und die Tür war offen.
„Kommt wir müssen hier lang, bis zu einer Treppe.“
Wir ließen Sophia als erste durch gehen, gefolgt von mir und Brady.
„Bevor wir weiter gehen müssen wir noch was vor die Tür schieben, damit die
Wachmänner noch eine Weile beschäftigt sind.“
Schnell schoben wir einige Kisten und ein Regal, gefüllt mit Ordnern vor die
Gittertür. Beim hinschieben des Regals viel mir ein Ordner auf mit der
Aufschrift „Projekt Moon (Apollo)“.
Lagert das Militär hier alle die geheimen Projekte die sie mal entwickelt
hatten, dachte ich mir. Projekt Moon (Apollo) erinnerte mich sofort an die
Mondlandung, bei der man immer noch nicht weiß ob sie wirklich schon auf dem
Mond waren oder ob das alles nur eine groß angelegte Täuschung war. Aber jetzt
hatte ich andere Probleme. Ich wollte hier nur raus um die Wahrheit über mich
zu erfahren und vor allem ob ich nun verheiratet bin oder nicht.
Nach dem wir alles schön verrammelt hatten, liefen wir
weiter. Diese Halle war nicht mehr so
gewaltig wie die andere. An der Decke hingen einige Ansaugventile und manche
zischten wie eine alte Dampflok. Schließlich erreichten wir einen langen
schmalen Gang der schlecht beleuchtet war.
Also hatte Brady doch recht aber woher er das alles wusste,
das blieb immer noch offen.
Der Gang wollte nicht enden.
„Du weißt schon wo wir hin müssen?“
„Ja vertrau mir und mach dir keine Gedanken.“
Endlich kamen wir an das Ende des Ganges und Brady sah sich suchend in alle
Richtungen nach einer Tür um.
„War wohl nichts, oder?“ meldete sich Sophia zu Wort.
Er suchte verzweifelt nach einem Ausgang. „Verdammt, dort war doch immer eine
Tür!“
„Sitzen wir nun doch in der Falle?“ fragte ich ihn.
Brady sagte nichts und tastete die Wände ab. „Ja, hier ist es doch.“
Ich konnte keine Tür erkennen. Doch Brady kratzte den Dreck von der Wand ab und
eine Glasscheibe kam zum Vorschein. Hinter der Glasscheibe befand sich ein
roter Schalter, ein Notschalter
Brady trat die Scheibe mit seinem Fuß ein und drückte den Schalter. Ein Zischen
war zu hören und wie aus dem Nichts öffnete sich plötzlich die Wand. Ich sah
ihn nur verwundert an und lief dann durch. Die zwei anderen folgten mir und
dann standen wir erneut in einem Gang. Plötzlich schob sich die Türe wieder wie
von Geisterhand zu.
„Und wohin jetzt?“ fragte ich.
„Dort hinten ist eine Treppe die wir hinauf gehen müssen.“
Wir liefen den Gang hinunter bis zur Treppe und ich schaute noch einmal nach
hinten, um mich zu vergewissern das unsere Verfolger uns nicht zu nahe waren.
Wir stiegen die Stahltreppe hoch und oben angekommen sah ich direkt in Franks
Gesicht.
„So eilig unterwegs, wohin des Weges?“ fragte er.
Sein Ton gefiel mir überhaupt nicht, er hatte etwas Schadenfrohes. Zwei
bewaffnete Männer packten Brady am Arm und nahmen ihm die Waffe ab. Sophia
stellte sich in der Zwischenzeit hinter Frank. Also hatte Brady doch recht
damit Sophia nicht zu vertrauen.
Ich konnte es einfach nicht begreifen. In all der Zeit als ich mit ihr zusammengearbeitet hatte, hatte ich nicht den kleinsten Verdacht dass sie für die Regierung arbeitete. Geld spielte in unserer Gesellschaft wohl doch eine größere Rolle, sonst hätte Sophia doch nie die Seiten gewechselt.
Meine Enttäuschung war sehr groß. Dass Frank da mitspielte
war mir schon irgendwie klar er war schon immer ein Verräter und würde es wohl
auch immer bleiben.
„Ich hätte es wissen müssen, schon von dem ersten Tag an als ich dich gesehen
hatte, hattest du nichts anderes im Kopf als Ruhm und Geld.“
Ich hätte noch so vieles sagen können aber ich biss mir auf die Zunge, er war
es einfach nicht wert sich aufzuregen.
„An deiner Stelle würde ich nicht so vorlaut sein, wie du siehst habe ich hier
die besseren Karten.“ sagte Frank.
Was bist du nur für ein arrogantes Arschloch dachte ich.
Brady ließ sich ohne Gegenwehr die Waffe abnehmen und sah zu mir herüber.
„Ich habe es dir gesagt!“ sagte Brady.
„Was haben Sie ihm gesagt?“ fragte Frank und machte den Männern mit einer
Handbewegung klar das sie ihn loslassen können.
„Das werde ich ihnen gerade noch auf die Nase binden, das
geht sie nichts an.“
Bradys Stimme wurde laut. Noch immer grübelte ich darüber nach:, als ich den
Anruf von Franklin erhielt und sie mich dann verhörten, sah es aus als wären
Brady und Frank die besten Freunde. Jetzt kamen natürlich wieder meine Gedanken
in mir hoch, war das auch nur ein
Traum? Ich hörte wie die Männer die uns verfolgten die Treppe herauf kamen.
„Das werden wir noch sehen ob mich das was angeht oder nicht.“ Frank machte
eine Pause als die Wachmänner oben ankamen.
„Meine Herren es ist alles in Ordnung, wir haben die Situation wieder im
Griff.“
Frank sah mich an. Ich aber hielt es für besser, nichts zu sagen.
„Bringen wir sie nach oben ins Labor!“
Eine Hand schob mich von hinten und ich lief los. Frank und Sophia, die sich
unterhielten, hinterher. Leider bekam ich von dem Gespräch nichts mit, obwohl
es mich brennend interessierte was Sophia, Frank wohl zu berichten hatte. An
meiner linken Seite von mir lief Brady und er sah ungewöhnlich entspannt aus.
Wir kamen durch eine Halle, in der sich unzählige Sicherheitsleute aufhielten.
Als wir einige Stufen hinauf gingen, drehte Frank sich zu mir.
„Du wirst von deinem Projekt, oh ich meine natürlich eurem Projekt begeistert
sein, was alles realisierbar ist und mit was für einer Perfektion man es
einsetzten könnte.“
Frank korrigierte den Satz mit „dein Projekt“ das wäre ja auch nicht richtig
gewesen, deshalb schaute er dann auch kurz zu Brady hinüber und meinte dann
„euer Projekt“. Schließlich haben alle daran mitgearbeitet und nicht nur ich.
Jeder war für einen speziellen Aufgabenbereich zuständig. Nur bei Sophia hatte
ich jetzt so meine Zweifel, da ich wusste für wen sie die ganze Zeit gearbeitet
hat.
„Das kann ich mir schon vorstellen.“ erwiderte ich ihm eiskalt, wollte ihm aber
nicht vermitteln. dass die Wut in mir immer größer wurde.
Wir blieben vor einer Tür stehen und Frank ging zu einem Display auf dem er
etwas eintippte um anschließend seine Hand draufzulegen. Es dauert nicht lange
und die Türe öffnete sich. Frank befahl den Wachmännern Brady und mich
loszulassen.
„Kommt und werdet Zeuge einer neuen Ära unserer künstlichen Evolution.“
Wir gingen in das Labor. Es war überwältigend groß und
bestimmt zehnmal größer als unseres.
„So Mike, wie du siehst ist dieses hier unser Laborkomplex aber das ist nicht
das was wichtig ist.“
Die Tür hinter uns verschloss sich wieder und mir fiel in dem Moment auf das sich Sophia nicht bei uns aufhielt. Der Raum war mit so vielen Geräten ausgestattet, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Rohre und Kabel sah man an der Wand entlang laufen und in die Decke verschwinden. Es waren sehr viele Laboranten zu sehen: die so sah es aus, machten Versuche mit Ratten. Die Tiere bekamen ein Serum gespritzt, wurden dann unter ein Mikroskop gelegt und auf einem Monitor konnte man dann das Ergebnis bis in die letzte Haarwurzel genau sehen.
In der Mitte des Raumes befand sich ein gläserner Pavillon.
Darin war ein nackter Mann, gefesselt an einem senkrecht aufgestelltem Bett und
umschlungen von unzähligen.
„Beeindruckend oder nicht?“ schwärmte Frank.
„Was um alles in der Welt wird hier gemacht?“
Ich verstand nicht so recht was das alles hier mit dem Projekt zu tun haben
sollte.
„Hier werden genetisch veränderte Menschen produziert.“
Produziert? Produzieren kann man materielle Dinge aber doch keine Menschen. Sie
erschufen also menschliche Klone.
„Spielt ihr hier Gott oder wie?“
„Nicht ganz den Gott gibt es nicht, wir machen nichts ethisch Falsches. Dies
hier ist nur eine Art der Erhaltung unserer doch so kranken Rasse. Wir rotten
uns doch selbst einmal aus wenn wir so weitermachen, sei es durch weitere
Terroranschläge oder durch Atombomben.“
Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, denn war fest überzeugt, dass die Natur
uns die Fähigkeit, uns selbst fortzupflanzen, nicht umsonst gegeben hat.
„Wie viele Klone gibt es schon?“ fragte ich ihn, obwohl mir schon im Voraus
klar war, dass ich bestimmt auf meine Frage keine Antwort bekam.
„Die Regierung arbeitet schon seit 1950 an diesem Projekt und mehr darf ich
nicht sagen.“
„Mit welchem genauen Hintergedanke? Man hat doch nicht zu euch gesagt, dass
ihr die Menschheit retten sollt, ich verstehe das nicht!“ warf Brady ein.
„Das müssen Sie auch nicht verstehen, dass ist für Sie uninteressant.“
Auf der anderen Seite des Labors öffnete sich eine kleine
Tür und ein großer dunkelhaariger Mann mit weißer Jacke betrat den Raum. Er
fuchtelte von weitem mit den Händen. Frank sah zu ihm hinüber und bat uns ihm
zu folgen. Wir hatten ja auch keine andere Wahl und liefen dem Mann entgegen.
Als wir ihm näher kamen, fiel mir auf, dass er eine Nachtsichtbrille um den
Hals hängen hatte.
„Dr. Frank, das ist gut das ich Sie hier noch treffe. Ansonsten hätte ich Sie
heute Nacht noch angerufen.“
Seine Stimme klang kräftig aber ich bemerkte, dass auch etwas Respekt vor Frank
vorhanden war.
„Was hat das hier alles mit uns zu tun?“ flüsterte Brady mir zu.
„Das würde ich auch gerne wissen!“ antwortete ich ihm.
„Dr. Kinley, Dr. Brady, darf ich ihnen Dr. Marvin vorstellen!“
Er streckte seine Hand nach uns aus um uns zu begrüßen.
„Angenehm, ich habe schon viel von ihrer Arbeit gehört Dr. Kinley.“ sagte er
mit einem Ausdruck im Gesicht als hätte er gerade sein größtes Idol getroffen.
„Ich hoffe doch nur gutes und nichts moralisch verwerfliches, was der Nation
schaden könnte.“
Dr. Marvin starrte mich an und grinste ein wenig, er mochte wohl meine
Anspielung nicht.
„Dr. Brady, von Ihnen habe ich auch schon was gelesen.“
An Bradys Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass ihn der Satz nicht gerade
erfreute, er hätte wohl doch noch was anderes hören wollen.
„Ich hoffe Sie können uns weiterhelfen!“ sagte Marvin zu mir.
„Kommt ganz darauf an welche Hilfe Sie benötigen, wenn Sie denken ich helfe
ihnen Gott zu spielen, dann sind Sie bei mir an der falschen Adresse. Ich werde
niemals irgendwo helfen wenn es um etwas ethisch Unmoralisches geht.“
Frank sah mich entsetzt an.
„Wissen sie Mike, ich darf doch Mike zu ihnen sagen?“
Ich nickte.
„Wir wollen nur den Menschen verstehen und was Sie hier sehen, dass kommt nur
der Menschheit zugute.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob das was Sie hier anstreben den Zweck erfüllen
soll der Menschheit zu helfen!“ sagte Brady.
Marvin war es überhaupt nicht recht, dass Brady sich einmischte.
„Aber verstehen Sie denn nicht was für ungeahnte Möglichkeiten sich hier eröffnen?“
Ich verstand das schon aber bestimmt nicht als militärische Zwecke. Ich würde
niemals der Regierung helfen menschliche Träume zu manipulieren, dass lag nicht
in meinem Sinn.
„Ich verstehe was Sie meinen. Aber das ist ein Eingriff in die Menschenwürde
und so was ist nicht vertretbar!“
Er schmunzelte leicht. Anscheinend wollte er meine Darstellung nicht annehmen.
Frank sagte während dem Gespräch kein einziges Wort, wahrscheinlich wusste er
auch gar nicht um was es geht.
„Ich hoffe Sie ändern ihre Meinung wenn ich Ihnen zeige was ich genau meine.“
Marvin drehte sich um und lief davon. Frank machte eine Handbewegung, das wir
ihm folgen sollen, was wir dann auch taten. Wir verließen das Labor und gingen
in einen anderen Raum der durch das Neonlicht ziemlich grell wirkte. Das erste
was mir auffiel war, dass sich viele Leute um einen einzigen Monitor versammelt
hatten. Bis auf eine Person die mitten im Raum, hinter einem weißen
Vorhang auf einem Stuhl saß. In der linken Hand einen Block, in der Rechten
einen Kugelschreiber. Es befanden sich hier sehr viele neuwertige Instrumente
der Neurologieforschung, die mir noch nicht bekannt waren.
„Haben Sie etwas?“ hörte ich Dr. Marvin sagen der mit großen Schritten auf die
Menschenmenge zuging.
Er winkte uns zu sich. Brady ging voraus und ich folgte ihm und sah mich
währenddessen noch unauffällig im Labor um. Wir blieben hinter Marvin und
dessen Mitarbeiter stehen und sahen in den Monitor. Es war ein verzerrtes Bild
zu sehen. Es sah aus wie eine Person die im Nebel stand. Irgendwie kam mir das
bekannt vor, es sah so aus als würden sie unsere Traummaschine an den geklonten
Menschen erproben. Aber was für einen Sinn sollte das ergeben? Die Klone
besitzen keinerlei eigene Gedanken oder Erinnerungen. Soweit man weiß haben
geklonte Menschen keinen eigenen Willen, so wie ein normaler Mensch der sich
alles von klein auf beibringen musste. Marvin drehte sich zu uns um.
„Sind Sie nicht beeindruckt?“
„Beeindruckt, von was?“ fragte ich ihn unfreundlich.
„Sie benutzen unsere Errungenschaft und testen diese an ihren Geschöpfen. Sie
denken wohl sie können die Evolution auskoppeln indem Sie einen einfachen Weg
gehen. Aber so läuft das nicht Dr. Marvin, man kann nicht einfach Menschen
klonen, denen dann Gedanken geben um dann mit der Traummaschine herauszufinden
ob es richtig ist. Was wollen Sie, wollen Sie einen perfekten Menschen mit
unbedingtem Gehorsam? Ich sage nur eins dazu und zwar das es krank ist so etwas
zu tun.“
Brady stimmte mir zu und ich merkte das Marvin ganz und gar nicht davon
begeistert war.
„Sie wissen nicht was Sie sagen, die Neuro-Wissenschaft hat in den letzten
Jahren einen gewaltigen Fortschritt gemacht, sowie die Genetik in Sachen Klonen
und Reproduktion. Nun sagen Sie mir, dass Sie erschüttert seien über das was Sie
hier sehen. Dabei sind Sie selbst Wissenschaftler.“
Frank hatte sich in der Zwischenzeit einen Kaffee geholt und gesellte sich dann
wieder zu uns.
„Eine solche zukunftsweisende Wissenschaft muss man einfach ein Zeichen
setzten, auch wenn in unserem Land das klonen von Embryos verboten ist wissen
sie nicht wie viele...“
Als Frank wieder bei uns stand hörte Dr. Marvin plötzlich auf zu reden. Mit
Sicherheit hatte Frank wieder einen seiner Blicke aufgesetzt hatte der soviel
bedeutete, dass nun genug geredet worden ist.
„Heißt das, dass sie die Genetik sowie die Neurologie verbinden möchten? Sehen
Sie denn keine Gefahr. Dass Ihnen das alles mal aus den Händen gleiten könnte?“
fragte Brady.
„Nun ist genug gefragt!“ sagte Frank
„Jetzt Moment mal!“ ich drehte mich zu Frank um „Brady ist berechtigt diese
Frage zu stellen und eine Antwort darauf zu bekommen. Wir leben hier
schließlich in einem freien Land, soweit das noch der Wahrheit entspricht.“
Franks Gesicht verzog sich aber dann lächelte er gekünstelt: „Klar leben wir in
einem freien Land aber nicht hier, hier stelle ich die Regeln auf.“
„Was soll das heißen, nicht hier?“ mein Ton gegenüber Frank wurde schroff.
„Hier gelten meine Regeln und die sind von allen die hier leben einzuhalten,
Dr. Kinley.“
Er wurde förmlich und nannte mich beim Nachnamen das wohl zu bedeuten hatte das
es ihm nun reichte.
„Dr. Marvin, würden Sie die beiden Herren nun weiterführen das wir endlich
weitermachen können?“
Marvin, der während der ganzen Diskussion mit Frank kein
einziges Wort gesagt hatte, beobachtete nur mich. Mir kam es vor wie wenn er
meine Haltung und Reaktion studierte.
„Ja natürlich, wenn Sie nun bitte mitkommen würden. Sie werden bald auf all
ihre Fragen Antworten bekommen.“
Dr. Marvin war immer noch sehr freundlich zu uns. Wir liefen zu einem anderen
Vorhang, der ebenfalls weiß war.
„Was Sie hier gleich sehen werden ist ein von uns entwickeltes Verfahren,
Neuronenzellen zu manipulieren. Es wird Ihnen zwar nicht ganz unbekannt
vorkommen und Sie werden sich fragen was das soll.“
Als er den Vorhang zur Seite schob, blieb mir als erstes die Luft weg.
Es war ein weibliches Wesen, welches mir bekannt vorkam. Sie war am ganzen
Körper verkabelt, ihr Kopf war auf jeden Millimeter mit feinen bunten Kabelchen
verdrahtet. Zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass die Kabel nicht
wie gewöhnlich mit Saugknöpfen angebracht waren, sondern mit in den Kopf
integriert waren.
„Was Sie hier sehen ist eine Verbindung des Neurotransmitters mit dem Gehirn
der Person. Die Kabel am Kopf sind nicht von außen angebracht sondern das
Gehirn selbst eingepflanzt. Sie müssen sich das so vorstellen, als wenn Sie
einen Kopfhörer in ihren Mp3-Stick einstecken. Dieses hier ist dasselbe
Verfahren. Wir stöpseln an den Gedankenfluss an und können somit Vorliebe und
Abneigungen herausfinden.“
Er zeigte mit der Hand auf einen Monitor der oben an der Decke befestigt war:
Man konnte darauf erkennen, was sie gerade träumte. Sie war ein gläserner
Mensch, total durchschaubar. Der Gedanke daran war pervers und fürchterlich.
„Warum tun Sie so etwas eigentlich, dass hat doch nichts mehr mit dem Ende der
menschlichen Evolution zu tun.“
Dr. Marvin sah mich nur an.
„Ja schon aber wir dachten uns, wenn wir nun in der Lage sind solche Dinge zu
vollbringen dann könnten wir doch dem Evolutionsablauf einen Schub verpassen.“
„Ich verstehe nicht was für ein Vorteil wir alle davon hätten. Ich für meinen
Teil finde es pervers und abstoßend.“ Bemerkte Brady anwidert.
„Das ist jetzt nicht so einfach zu erklären. Aber wenn man
Ihr wissenschaftliches Projekt betrachtet, ist das ja auch ein Schritt in diese
Richtung. Um es kurz zu sagen, es ist im Prinzip eine erweiterte Entwicklung
ihrer Forschungsarbeit, die wir einfach in eine andere Richtung gelenkt haben.“
Big Brother is watching you, dachte ich mir nur. Bei jedem Schritt und Tritt
wurde man überwacht und bald konnte man keinen freien Gedanken mehr fassen.
„Was erwarten Sie nun von uns?“ fragte ich.
„Eine kooperative Hilfe!“ sagte Dr. Marvin fast schon bettelnd.
Ich schaute Brady an, der seine Augenbrauen hochgezogen
hatte. Er wusste wahrscheinlich so wenig wie ich, in welcher Art wir helfen
sollten.
„Wir gehen jetzt am besten in mein Büro, dann werde ich alle offenen Fragen
beantworten.“
Er zog den Vorhang wieder zu und ich überlegte noch immer woher mir dieses
weibliche Wesen hinter dem Vorhang bekannt vorkam.
Wir verließen das Labor wieder und gingen den gleichen Weg wie wir gekommen
sind wieder zurück. Draußen vor der Türe gliederte sich Sophia mit zwei
Wachmännern wieder bei uns ein, die und bis zu Dr. Marvins Büro begleiteten.
Die Wachmänner blieben vor der Tür stehen und wir gingen in das Büro hinein.
Sophia sah mich mit einem entschuldigenden Blick an aber dafür war es nun zu
spät.
Das Büro war sehr einfach und mit keinerlei Besonderheiten ausgestattet. Mir
fielen nur drei Urkunden auf die über dem Schreibtisch an der Wand hingen.
Marvin und Frank bezogen Stellung hinter dem Schreibtisch. Während sich Marvin
setzte blieb Frank an seiner Seite stehen, holte aus seiner Jackentasche eine
Schachtel und zündete sich eine Zigarette an. Brady, Sophia und ich nahmen auf
der anderen Seite des Schreibtisches platz. Brady schlug sein rechtes Bein über
das linke und wippte nervös auf und ab.
„Ich hoffe, ich habe Sie mit dem was Sie gerade gesehen haben nicht all zu sehr
geschockt aber das hatten wir ja bereits diskutiert.“
Marvin lehnte sich mit seinen Armen auf den Tisch, faltete seine Hände und sah
uns an.
„Also, worum es genau geht ist, das was Sie in den letzten Jahren technisch
entwickelt haben, uns nun mit ihrer Hilfe an unserem Projekt zu helfen.“
„Ich wüsste nicht wieso ich für die Regierung arbeiten
sollte! Und übrigens, wenn sie doch schon im Besitz unserer
Forschungsunterlagen sind, dann können Sie diese doch selber weiterentwickeln
oder haben sie etwa Schwierigkeiten damit?“ ich wartete auf eine Antwort.
„Nicht direkt. Mike.“ sagte Frank.
„Nicht direkt? Das hört sich für mich aber schon an wie wenn da ein kleines
Problem aufgetreten ist.“
„Klar haben wir eure technische Unterlagen und die Berichte der Testpersonen
aber es geht hier speziell um dich!“
„Wie es geht speziell nur um mich? Jetzt rede mal Klartext ich verstehe nur
Bahnhof.“
Frank, der einen Zug von seiner Zigarette nahm, sah mich
nachdenklich an und plötzlich ahnte ich, dass er mit irgendetwas schonend
beibringen wollte.
„Also, alles begann im Jahr 1950 an: da wurden an den ersten Probanden Versuche
entwickelt, die die genetischen Strukturen eines Menschen klonten. Was aber
wiederum nicht richtig funktionierte. Aber die Idee war da und die Mittel auch.
Was auch noch entscheidend war, war der kalte Krieg. Die Regierung war auf
einen Plan eines Wissenschaftlers Namens Alan Gansy gestoßen. Dieser Mann hatte
die Grundidee und auch das größte Wissen der menschlichen Genetik. Zuerst wurde
das Klonen an Tieren versucht, dass stellte sich aber als nicht so einfach
heraus, da es sehr viele Missbildungen gab. Die Versuche liefen über anderthalb
Jahre bis dann endlich der große Durchbruch kam und man ein Schaf klonen konnte.
Das Schaf hatte zwar keine lange Lebenserwartung aber das gab den Machthabern
noch mehr Anstoß dazu. Nun, da es grünes Licht gab von oben war der Gedanke da,
einen Soldaten zu entwickeln der keinerlei Angehörige hatte. Man wollte diese
so schnell wie möglich in ein Erwachsenenalter bringen, um sie dann gleich
rekrutieren zu können. Was dann geschah war ein Desaster aber das hatte nicht
zu sagen. Selbst dort gab es Missbildungen, die die Medien in einigen Videos
als Außerirdische dokumentierten. Da sie sich im Fernsehen sowieso mit Ufos
auseinandersetzen, also sah man darin die Möglichkeit die wahren Dinge hinter
Aria51 zu verbergen. Aber an dem Tag als John F. Kennedy Präsident wurde,
geschah alles anders. Er wollte das Projekt stoppen. Dies konnte man nicht
zulassen, also war es nicht sehr schwer ihn zu beseitigen, da sich einige Klone
als sehr brauchbar erwiesen und man diese dann an den CIA weiterreichte wo sie
schließlich eine Ausbildung bekamen.“
Brady und ich hörten interessiert zu, wir waren beide erstaunt
wie lange man schon an der Genetik des Menschen forscht. Frank setzte sich auf
die Kante der Schreibtisches.
„Und das war eine Tat die wir mit besonderer Sorgsamkeit und viel Geschick
hinbekamen.“ sagte Frank ohne dabei einmal mit der Wimper zu zucken.
Ich dachte ich höre nicht recht als er das mit Kennedy erzählte. Das an seinem
Todestag dem 22.November 1963 etwas nicht stimmte und es aber kein Motiv dafür
gab, war schon so seltsam das man nur an eine Verschwörung glauben konnte. Aber
alles was dazu führte, untersagte man und brachte Material heraus das jetzt in
meinen Augen ein große Lüge war.
„Der angebliche Tod von Kennedy war ein großer Aufschwung für uns, denn als
Nixon dann Präsident wurde, unterstützte er das Forschungsprojekt mit voller
Begeisterung.“
„Und was ist mit dem Mörder von John F. Kennedy?“ hörte ich Brady fragen.
„Worauf wir hinaus wollen ist, dass wir mit dem was wir erreicht haben eine
perfekte Kontrolle hätten, von all dem was passieren könnte. Und Sie sind einer
der Schlüsselfiguren.“ erklärte Marvin.
Durch das ganze Zuhören hatte ich fast vergessen, dass es sich ja hier um mich
handelt.
„Ach ja und warum ich und nicht Brady?“
„Ich weiß das wird für Sie ein wenig hart sein aber Sie
werden uns schon glauben!“
„Was um alles in der Welt soll ich ihnen den glauben? Ich weiß doch nicht mal
um was es geht! Man erzählte mir, dass ich keine Frau und auch keine Kinder
habe und das die Erinnerung, die ich in mir trage nur ein Traum sei. Jetzt
reicht es mir aber!“
Ich stand auf und schlug mit meiner geballten Faust auf den
Tisch. Ich war außer mir und alle
waren wohl über meinen Wutausbruch entsetzt.
„Mike, es hat keinen Sinn sich über das alles hier aufzuregen!“ sagte Brady und
klopfte mir dabei auf die Schulter um mich wieder zu beruhigen.
„Was weißt du schon?“
Sophia stand ebenfalls auf aber sie ging einen Schritt
zurück.
„Kinley, jetzt setzen Sie sich bitte wieder hin.“
Dr. Marvins Stimme war sehr gelassen und sanft ich versuchte mich ein wenig zu
beruhigen.
„Als die Labore in den 60ern etwas erneuert wurden und das Projekt weiterging,
erschufen wir einen Embryo den wir an einer Testperson, die beim Militär tätig
war testeten. Wir pflanzten der Frau den Embryo ein und sie trug es für uns
aus. Das Ergebnis beeindruckt mich noch bis heute.“
Dr. Marvin stand auf, lief um den Schreibtisch herum und
blieb vor mir stehen.
„Mike Kinley, der Embryo waren sie!“
Mir stockte der Atem und ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich hatte
plötzlich viele Bilder aus meiner Kindheit und Jugend vor mir. War alles das,
was ich als Kind oder als Erwachsener erlebt hatte geplant? Ich wurde die ganze
Zeit über beobachtet. Ich war oder bin ein Experiment. Ein härterer Schlag ins
Gesicht konnte mich nicht treffen. Mit allem hätte ich
gerechnet aber nicht mit so was. Mein Körper zitterte und war schweißgebadet.
„Ein Ex...peri...ment?“ stotterte ich nervös.
„Ja Kinley, Sie sind ein Neuro-Kind der genetischen Wissenschaft.“
Als er das zu mir sagte, wurde mir einiges klar was in den letzten Tagen
geschehen war.
„Und was hat das direkt zu bedeuten?“ fragte ich mit zitternder Stimme.
„Was das zu bedeuten hat, kann ich in einigen Sätzen erklären. Alles was Sie
tun und denken ist unser Eigentum. Ihre Gefühle, Gedanken und selbst ihr Leiden
ist alles Eigentum der Regierung und der Wissenschaft. Deshalb sind Sie ja so
einmalig, ein Experiment des kalten
Krieges das wir seit dem Golfkrieg wieder aufnahmen. Uns sind Sie dabei mit
ihrer Traummaschine sehr wichtig geworden. Die Beeinflussung der Menschen ist
ein Konzept das wir schon sehr lange anstreben und auch erreicht haben, wie Sie
sehen.“
Frank sah zu mir.
„Mike, um alles das zu verstehen haben wir hier eine Person, die dir sicherlich
nicht fremd ist.“
„Franklin?“ fragte ich.
Frank schüttelte mit dem Kopf.
„Meine Familie kann es ja wohl nicht sein, Brady hat mir nämlich schon erzählt
das alles eine Traumerscheinung war und ich noch nie eine Frau und Kinder
hatte.“
„Nicht direkt die Wahrheit aber wir werden dir das noch erklären.“
Frank bat mich meinen Blick auf die Tür zu richten und darauf zu achten wer
gleich den Raum betrat. Es war Jennifer, meine Frau also hatte mich Brady
angelogen. Ich erhob mich vom Stuhl und musste sie dauernd ansehen. Sie trug
einen weißen Labormantel und war in Begleitung eines Sicherheitsmannes.
„Hallo Jennifer.“
Sie sah mich sehr ernst an und verzog keine Miene.
„Jetzt verliere ich aber die Geduld. Was soll dieses Spiel ich möchte jetzt
endlich aufgeklärt werden. Mal habe ich eine Frau, dann plötzlich wieder nicht
und dann steht sie kurze Zeit später doch vor mir, wie verdammt noch mal soll
ich das verstehen?“
Ich packte Marvin am Kragen und schüttelte ihn. Brady hielt mich am Arm fest
und wollt mich wohl davon abhalten eine Dummheit zu begehen. Ich war voller
Wut und mein Herz raste wie wild. Plötzlich spürte ich ein unangenehmes Stechen
in meinem Oberarm und mir wurde schwindelig. Ich ließ Marvin los und kurz bevor
mir schwarz vor Augen wurde drehte ich mich nochmals zu Jennifer um, die mir
zuzwinkerte.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich gefesselt in einem Bett.
Ich versuchte mich zu bewegen aber es gelang mir nicht. Das einzige was ich
bewegen konnte war mein Kopf, dass ich aber vermied weil er ziemlich schmerzte.
Ich nahm meine Sinne zusammen und versuchte mich an das zu erinnern, was sich
vor dem Kreislaufzusammenbruch abgespielt hatte. Bevor ich noch über das
Geschehen nachdenken konnte, ging die Türe zu meinem Zimmer auf und Jennifer
kam herein.
„Was willst du denn?“ fragte ich patzig.
„Ich will dir helfen!“
„Irgendwie wollen mir alle helfen und am Schluss kommt dabei heraus, dass sie
mich in die Scheiße reiten. Darauf kann ich verzichten. Erinnerst du dich noch,
du wolltest mich umbringen, wieso sollte ich gerade dir trauen? Du hast mich
all die Zeit wie eine Ratte im Käfig beobachtet.“
So sah ich das alles. Auch wenn sie meine Frau war, wusste ich nicht einmal,
sie mich wirklich liebte oder nur aus wissenschaftlichen Gründen bei mir war
mit Anweisungen von oben.
„Nein, du musst mir glauben ich möchte dir wirklich helfen. Das mit dem Versuch
dich umzubringen, dass war nicht ich das war eine andere. Es kamen Leute und
die meinten sie müssen den Wasserenthärter austauschen.“
„Und das soll ich dir nun einfach glauben? Du weißt gar nicht was ich in den
letzten Tagen mitmachen musste und deshalb möchte ich jetzt nur noch die
Wahrheit.“
„Ich wollte dir die Wahrheit an diesem Abend erklären.“
Ich erinnerte mich an Jennifers Akten, die offen auf dem Tisch lagen und ich
diese noch durchblätterte. Darin ging es um ein Projekt 51und um irgendein
Gehirn, dass sie entnahmen. Die ganze Sache wurde dann aber zu heiß und sie
beschlossen das Experiment an Ratten weiter durchzuführen.
„Deshalb die geheime Akte auf dem Tisch?“ fragte ich und nickte.
„Und das mit Franklin, was war das?“
„Er wollte es dir ebenfalls erzählen. Er ist hinter die Sache gekommen als er
ein Telefonat von Sophia mithörte und einige Unterlagen in ihrem Büro fand. Er
kontaktierte mich an und erzählte mir davon. Er fragte mich, ob ich darüber
informiert wäre, dass einst ein Experiment mit einem Embryo stattgefunden
hatte. Ich verneinte diese Frage, da ich am Telefon nicht
mit ihm darüber reden wollte.“
Während Jennifer erzählte, versuchte sie mir nebenbei die Hand- und Fußfesseln
zu lösen.
„Schließlich traf ich mich mit ihm und erzählte alles. Ich schlug ihm vor
seinen Tod vorzutäuschen, da er mit dem Wissen nun nicht mehr sicher war.“
Hätte Franklin mir das erzählt, wäre er jetzt sicherlich tot und ich aus dem
Verkehr gezogen. Und nun versuchen sie mein Gehirn an die Maschine, die ich
erfunden habe, anzuschließen um weiter zu forschen. In diesem Augenblick
verdammte ich die Neuro-Wissenschaft. Ich wollte nicht wie die anderen
Testklone enden, verkabelt bis auf den letzten Millimeter der
Haut. Ich hatte also keine andere Wahl, als ihre Hilfe anzunehmen.
„Vertrau mir einfach.“ sagte sie.
Ich musste plötzlich an unsere Kinder denken und hoffte
sehr, dass es auch meine Kinder waren.
„Den Kindern geht es gut, sie sind mit meiner Schwester im Urlaub.“ murmelte
sie.
Plötzlich hörte ich vor der Zimmertür Stimmen, es wunderte mich sowieso, dass
hier im Raum keine Überwachungskameras hingen. Jennifer versteckte sich schnell
unter dem Bett und wir warteten ab was passieren würde aber nach kurzer Zeit
war niemand mehr zu hören. Jennifer löste mir nun die letzte Fußfessel.
Vorsichtig richtete ich mich auf und rieb an meinen Gelenken, die durch die
Fesseln ziemlich gerötet waren. Jennifer sah mich komisch an und ihr Blick
verunsicherte mich.
„Was ist los, stimmt was nicht?“ fragte ich sie.
„Du musst alleine gehen, ich kann nicht mit!“
„Was soll das heißen, ich verstehe nicht.“
„Ich bin nicht die, für die du mich hältst. Ich bin ein Replik von deiner Frau,
so wie deine Gedanken. Wach endlich auf Mike!“
Ich versuchte schon gar nicht mehr darüber nachzudenken was Jennifer gerade
gesagt hatte. Als ich aufstehen wollte, bemerkte ich, dass ich einen
weißen Schlafanzug an hatte.
„Wo sind meine Klamotten, so kann ich unmöglich raus?“
Jennifer ging zum Wandschrank und öffnete ihn. „Hier, du musst dich beeilen sie
werden
wohl bald hier vorbeikommen.“
Ich stakste auf dem glatten Linoleumboden hinüber zum
Schrank und zog mich hastig an. Bevor Jennifer die Türe öffnete hielt ich sie
am Arm fest.
„Woher weißt du wo meine Kinder sind und was ist mit Brady?“
„Woher ich das weiß? Ich habe alles was deine Frau auch hat, die gleichen
Gedanken und Gefühle. Ich bin das perfekte Duplikat und daher weiß ich das die
Kinder in Sicherheit sind sowie deine Frau, die mich allerdings erschaffen hat.
Ich werde dir bei Gelegenheit alles erzählen aber als erstes müssen wir von
hier verschwinden!“
Sie öffnete die Tür und wir traten mit äußerster Vorsicht aus dem Raum. Es
waren keine Wachmänner zu sehen und im Gang deutete alles darauf hin, dass
dieses Gebäude ein Krankenhaus war. Wohl das Basislazarett für kranke oder
verrückte, so wie ich. Sie wollen mich in den Wahnsinn treiben um etwas von mir
zu bekommen. Von dem ich aber nicht wusste, was das sein sollte.
Als wir am Ende des Ganges waren kam eine Abzweigung nach
rechts. Der Flur war dort zu Ende, man konnte einen Fahrstuhl sowie einen
Treppen Davor waren aber zwei Sicherheitsleute positioniert. Und ein anderer
Mann der an einem Tisch saß und sich Notizen machte.
„Was nun?“ fragte ich.
„Ich weiß es nicht!“ flüsterte sie mir zu.
Jennifer entdeckte einen großen Wäschekorb der auf Rädern stand.
„Mir ist soeben etwas eingefallen.“ sagte sie und zeigte auf
den Wäschekorb.
„Naja, besser als nichts.“ sagte ich nicht so sehr begeistert.
Ich stieg in den Korb ein, machte mich so klein wie möglich und Jennifer deckte
mich mit den Lacken, die sich im Korb befanden zu.
„Los geht’s!“
Sie schob den Korb um die Ecke in Richtung Fahrstuhl.
„Hallo.“ hörte ich einen der Männer sagen. Sie begrüßte ihn ebenfalls
freundlich und drückte dabei wahrscheinlich den Knopf des Liftes.
Ich hatte, dass sie in den Korb sehen wollte. Aber es nicht der Fall. Es
öffnete sich eine Tür und die Räder des Wäschekorbes rollten ungleichmäßig in
den Lift hinein.
„Bleib drin, hier hängt eine Kamera!“ flüsterte sie.
Ich hörte fast auf zu atmen um keine Bewegung des Lackens zu erzeugen. Die
Fahrt mit dem Fahrstuhl kam mir ewig vor und ich wusste auch nicht ob wir nach
oben oder nach unten fuhren.
Zur selben Zeit diskutierten Frank und Marvin.
„Was denken Sie, werden wir das bekommen was wir wollen?“
„Ich weiß es nicht. Aber wir müssen ihn, in ein Koma
versetzten und dann die Neuronen seines Gehirn anzapfen, in der Hoffnung das
die verloren gegangenen Bilder noch da sind.“
Sie blieben vor der Tür stehen.
„Und was wenn nicht?“ fragte Marvin
„Gedankenmanipulation, wir haben doch die Mittel dazu. Ich verstehe nicht wieso
Sie immer so ängstlich sind. Jetzt öffnen Sie schon die Türe.“
„Ja aber was ist, wenn alles zu spät ist, wenn wir es nicht mehr schaffen
alles so zu organisieren. Die Gefahr ist zu groß für das, was wir vorhaben, ich
hoffe dessen sind Sie sich bewusst!“ sagte
Dr. Marvin und öffnete die Türe.
„Was wollen Sie denn? Brady ist das Experiment und nicht er. Wir haben was wir
wollen. Wir müssen Kinley nur noch ausknipsen und die restlichen genetischen
Eigenschaften von ihm entnehmen und der Rest erledigt sich dann von selbst.“
Frank sah in das Zimmer.
„Verdammt noch mal! Kinley ist weg, wie konnte er entkommen er war doch an Händen und Füßen gefesselt!“
„Wir hätten es gleich so machen sollen, so wie ich es gesagt
hatte und nicht erst warten bis er aus der Narkose aufwacht.“
Frank rannte aus dem Zimmer, den langen Gang hinunter bis zu der Abzweigung und
dann geradewegs auf die Wachmänner zu.
„Ist hier vor kurzer Zeit ein junger Mann vorbeigekommen?“ fragte er außer
Atem.
„Ein junger Mann nicht aber eine junge Frau mit einem Wäschekorb.“ sagte der
Wachmann.
„Wohin?“
„Hier rein in den Fahrstuhl.“
Frank sah auf die Displayanzeige, die in roter Farbe das fünfte Stockwerk
anzeigte. Er drückte mehrfach auf den Knopf des Liftes.
„Sie geben sofort einen stillen Alarm. Zwei Personen auf der Flucht und geben
Sie auch durch, dass der Gebrauch von Schusswaffen untersagt ist. Ich will sie
lebend.“
Marvin kam herangeeilt.
„Ist er mit dem Fahrstuhl unterwegs?“
„Ja aber er ist nicht alleine!“
„Wer ist noch bei ihm?“
„Sicherlich Jennifer.“
Die Wachmänner befolgten Franks Anweisungen.
„Sie kommen mit mir.“ sagte Frank zu einem der Männer.
„Ja Sir!“
„Ich werde jetzt alle Vorkehrungen treffen.“ sagte Marvin mit verunsicherter
Stimme.
„Ja tun sie das und verschwenden sie keine Zeit, das Projekt läuft wie geplant.
Bis der Cornell kommt haben wir die jetzige Situation wieder im Griff.“
„Verdammt!“ hörte ich Jennifer sagen.
„Was ist passiert?“ fragte ich.
„Ich denke Sie haben entdeckt, dass du nicht mehr da bist und deshalb den
stillen Alarm ausgelöst.“
Ich schaute vorsichtig aus dem Korb und sah, dass ein kleines rotes Lämpchen,
mit der Aufschrift „Alarm“ blinkte. Da es jetzt egal war, stieg ich aus dem
Korb aus und drehte als erstes die Kamera in Richtung Fahrstuhldecke. „Was
nun?“
„Jetzt weiß ich auch nicht mehr weiter!“
Ich entdeckte einen Notschalter und ohne lange darüber nachzudenken, legte ich
den Hebel um. Es ruckelte und der Fahrstuhl kam zum stehen. Die Displayanzeige
zeigte mir, dass wir uns zwischen dem sechsten und siebten Stock befanden. Ich
versuchte die Tür aufzustemmen, in der Hoffnung, nicht auf puren Beton zu
stoßen. Ich verstand allerdings nicht, warum wir unterwegs nach oben waren.
„Wir sitzen fest.“ sagte Jennifer.
„Nein, du musst mir nur helfen die Türe aufzuschieben!“
Wir versuchten es gemeinsam, jedoch ohne Erfolg.
„Sie sitzen fest, Sir.“ sagte einer der Wachmänner der am Telefon stand.
„Das sehe ich auch, geben sie mir den Hörer verdammt noch mal.“
Frank ließ seinen Frust an den Wachmännern aus und die am wenigstens dafür
konnten, dass der Fahrstuhl festsaß.
„Sie holen mir jetzt sofort den Fahrstuhl da runter,
verstanden?“
„Ich versuche was sich machen lässt.“ sagte der Mann am anderen Ende der
Leitung.
„Und das so schnell wie möglich und nun geben Sie mir eine Verbindung zum
Fahrstuhl!“
„Jawohl Sir.“
Ich lehnte mich gegen die Aufzugstüre und schüttelte den Kopf. Die
Lautsprecherbox im Aufzug knackte. „Mike, ich weiß dass du mich hören kannst.“
Ich blickte hinauf zur Lautsprecherbox und schaute mich dann nach der
Gegensprechanlage um und drückte den Knopf. Jennifer stand wie angewurzelt da
und sagte keinen Ton.
„Ich höre dich.“
„Das ist ja schon mal was, ich möchte das ihr da jetzt sofort runter kommt.“
Jennifer versuchte die Deckenplatten des Fahrstuhls anzuheben, um doch eine
Möglichkeit zu finden um hier heraus zu kommen.
„Mike, wir brauchen deine wissenschaftliche Kompetenz.“
„Ach ja? Und warum muss man mich dabei an ein Bett fesseln? Vielleicht um mir
meine Gedanken zu stehlen? Nein Frank, da kannst du lange darauf warten ich
möchte meine Gedankenfreiheit wieder und die bekomme ich auch.“
„Gedankenfreiheit? Das haben wir Menschen schon lange nicht mehr. Sieh dich
doch mal draußen um, Handys die überwacht werden und Medien die uns
manipulieren. „
„Was wollt ihr dann mit all dem erreichen?“
Ich sah zu Jennifer, die es geschafft hatte eine Deckenplatte zu lösen.
„Mike, jetzt werde doch vernünftig und lass uns alles erklären.“
Ich sollte also vernünftig werden. Alles was ich bis jetzt gehört hatte, waren
reine Hirngespinste. Alles was ich wollte war meine Freiheit und keine
Erklärungen.
„Frank, ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist aber ich denke darüber nach.“
Als ich den Satz sagte, riss ich gerade die kleine Lautsprecherbox aus der
Decke, so das sie nicht mehr funktionsfähig war.
„Jeder Fahrstuhl hat einen Notausgang aber in unserer Situation hatte ich da
nicht mehr daran. gedacht.“ sagte Jennifer.
„Komm lass uns hier raus.“ Jennifer drehte den Wäschekorb um, stieg hinauf und
kroch durch die schmale Öffnung an der Decke des Liftes hinauf. Ich folgte ihr.
„Mike, hörst du mich?“ Frank starrte einen der Wachmänner an
„Verdammt!“ schrie er und warf den Hörer auf den Schreibtisch.
„Kommen Sie, wir nehmen die Treppe.“
Durch den Fahrstuhlschacht wehte ein eisiger Wind, die Kabel und Drähte
vibrierten bei jedem Tritt. Kleine Lichter erhellten den Schacht und an der
Betonwand stand in weißer Schrift die Zahlen der Etagen. Rechts von mir befand
sich eine schmale Sprossenleiter die direkt ins oberste Stockwerk führte.
„Komm, wir müssen da lang.“ sagte Jennifer und stieg über einen kleinen Motor
der nicht größer war als ein Verstärker einer Hifi-Anlage.
„Sollen wir wirklich hier hoch steigen?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Okay, wir haben ja auch keine andere Wahl, du zuerst.“ sagte ich.
Jennifer sah mich mit entschlossenem Blick an und stieg auf die erste Sprosse.
Ich schaute kurz nach unten und der Anblick bekam mir nicht wirklich. Ich holte
tief Luft und kletterte los. Als wir an der Türe des siebten Stockwerkes vorbei
kamen, hörte ich Stimmen von draußen.
„Wir brechen hier jetzt die Türe auf.“
Mist dachte ich, wenn sie uns nun folgen dann ist alles vorbei. Ich schaute
hoch zu Jennifer die sich bereits an der achten Etage befand.
„Ist alles in Ordnung?“ fragte sie.
„Ja, geh ruhig weiter ich komme gleich nach.“
Die Angst, dass die Türe gleich geöffnet wird, war groß aber ich durfte einfach
nicht darüber nachdenken und kletterte weiter. Ich hörte wie die Türe unter uns
aufgebrochen wurde und dann schaute ich kurz nach unten. Ein Mann in Uniform
schaute zu mir hoch und sah mir direkt in die Augen.
„Sir, dort oben sind sie!“ hörte ich den Wachmann sagen.
„Jennifer klettere etwas schneller, sie haben uns entdeckt.“ sagte ich
hektisch.
„Mike es hat keinen Zweck wir bekommen dich so oder so.“ Die Stimme die durch
den Schacht hallte war Franks Stimme.
Ich kletterte noch etwas schneller.
„Verdammt noch mal, hörst du mich du hast keine Chance.“ sein Ton war sehr
schroff.
„Hier ist ein Lüftungsschacht!“ flüsterte Jennifer.
Ich blickte zu ihr hoch und sah den Lüftungsschacht. Aber ich entdeckte auch
noch etwas anderes. Der Schacht war mit einem Gitter versehen und wir hatten
nicht das nötige Werkzeug um es auf zu bekommen. Von unten kamen schon zwei
Männer die Sprossenleiter hochgeklettert.
„Geh weiter, die Schächte sind verschraubt das bringt uns nichts.“ sagte ich
während ich kletternd nach unten sah.
„Okay, schon gut.“
Außer Atem kamen wir am letzten Stockwerk an und dort gab es eine kleine Tür.
Daran hing eine Stahlkette mit einem Schloss und Jennifer versuchte es zu
lösen. Zu unserem Glück war die Kette nicht richtig befestigt und somit konnte
man sie problemlos entfernen. Wir hatten nicht mehr viel Zeit, die Wachmänner
kamen immer näher.
Die Stahlkette rutschte samt dem Schloss von der Tür weg und fiel knapp an
meinem Gesicht vorbei in die Tiefe auf den Arm eines Wachmannes. Der schrie vor
Schmerz kletterte aber trotzdem weiter.
Jennifer öffnete schnell die Tür und wir standen plötzlich
im Freien. Ich kniff meine Augen zusammen, da das Tageslicht meine Augen
blendete und versuchte mich ein wenig zu orientieren. Der Ort war mit völlig
unbekannt.
„Jennifer wo bist du?“ rief ich und drehte mich im Kreis.
„Jennifer??“ doch ich bekam keine Antwort.
Ich war am Ende mit meinen Kräften und ließ mich auf den Boden fallen. Bin ich
etwa schon wieder auf einen Menschen hereingefallen? Wollte Jennifer mich nur
ausliefern? Ich rief noch einmal ihren Namen.
„Alles in Ordnung, ich bin ja hier!“ hörte ich sie mit beruhigender Stimme
sagen und ich war erleichtert das sie doch da war.
„Wo sind wir?“ fragte ich.
„Wir sind immer noch auf der Basis und müssen so schnell wie möglich von hier
weg!“
Ich stand auf und Jennifer bat mich ihr zu folgen.
„Wir müssen ein Fahrzeug oder ein Flugzeug finden um hier heraus zu kommen.“
„Ach das hat doch alles keinen Sinn die werden uns doch eh finden.“
Sie sah mich mit großen entsetzten Augen an. „Das du so schnell aufgibst das
hätte ich nicht von dir erwartet, ich dachte du bist ein Kämpfer aber
anscheinend hatte ich mich da
getäuscht.“
Als sie das zu mir sagte musste ich ihr innerlich zustimmen. Aber ich hatte
jetzt keine Lust mehr zu fliehen da sie mich sowieso bekommen würden. Es war
alles nur eine Frage der Zeit. Unsere Füße liefen immer schneller, vorbei an
Häusern und dem Park entlang. Jetzt kam mir die Gegend wieder bekannt vor. Das
war das Gebäude, in dem ich vor zwei Nächten meinen eigenen Traum deuten wollte
und dann alles in ein unverständliches Chaos ausbrach.
Mir war jetzt klar wieso ich für die Regierung so wichtig
geworden bin. Aber sicherlich hätte ich noch ein paar Antworten mehr auf meine
Fragen, wenn ich Franklin treffen würde. Plötzlich heulten laute Alarmsirenen
auf. Nun war es offiziell. Wir wurden gesucht und jeder wusste es. Nun waren
also alle die auf der Basis stationiert waren hinter uns her. Aus der Suche
wurde nun eine Jagd und wohlmöglich hatten wir nun wirklich keine Chance mehr.
Ohne von den Soldaten, bemerkt zu werden, die mit ihren Jeeps durch die Strassen fuhren, erreichten wir mein Haus auf der Basis. Ich dachte mir, dass sie uns hier bestimmt nicht suchen würden, weil auf der Flucht niemand in das eigene Haus zurückkehren würde.
Vor dem Haus, stand ein Jeep und deshalb entschlossen wir
uns durch das hintere Fenster einzusteigen.
„Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist, sie werden uns hier bestimmt mit
den Sensoren ausfindig machen können, so wie sie es mit dir in der Nacht
gemacht hatten als du dein Handy angeschaltet hattest.“ flüsterte Jennifer.
„Du hast recht aber was sollen wir sonst tun? Ich denke nicht das sie mein Haus
als erstes mit ihren Satelliten inspizieren.“
Plötzlich hörten wir ganz in der Nähe einen Helikopter und
wir liefen schnell in die Mitte des Hauses, da sich dort keine Fenster
befanden. Ich sah mich vorsichtig um, um auch sicher zu sein das auch wirklich
niemand im Haus war.
„Lass uns in die Küche gehen.“ sagte ich.
Auf dem Weg in die Küche sah ich auf der alten Kommode eine DVD liegen, die
bevor ich das Haus verlassen hatte noch nicht da lag..
„Hast du was gefunden?“ fragte sie und hielt meinen Zeigefinger vor dem Mund.
Sie nickte mir zu und ich legte die DVD in den Player. Das Bild was zu sehen
war flackerte wie bei einer schlechten Videokameraaufnahme.
„Was ist das?“ flüsterte sie mir zu.
„Das weiß ich auch nicht aber diese DVD lag noch nicht da als ich in der Nacht
aus dem Haus ging, sonst hätte ich es bestimmt bemerkt.“
Ich drückte die Schnelllauftaste und aus dem Rauschen wurde ein unscharfes
Schwarz- Weiß Bild. Auf dem Fernseher erkannte ich plötzlich Frank und die
anderen Männer von der Uni.
„Verdammter Drecksack!“ murmelte ich.
„Wer denn?“
„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in dem Labor an der Uni eine Kamera
installiert war.“
Ich spulte weiter vor. Dann erkannte ich im Schnelldurchlauf mein Haus, stoppte
und rückte nochmals auf die Stelle zurück. Es war mein Haus zu sehen, sowie
meine Frau und meine Kinder. Es sah aus als wir gerade gemeinsam beim Frühstück
saßen. Kurze Zeit später sah man wie ich und die Kinder das Haus verließen.
Ich konnte es nicht fassen, man hat mich doch tatsächlich von Anfang an
beobachtet und alle meine Forschungsunterlagen und mein Bewusstsein
manipuliert. Dann machte der Film einen Schnitt und man sah ein Labor.
In der Mitte des Raumes stand ein Bett und ich lag darin und
schlief. Mir kam dieser Raum überhaupt nicht bekannt vor. Neben mir im Bett lag
noch eine Person, die ich aber nicht erkennen konnte weil ich das Gesicht mit
meiner Schulter bedeckte.
„Das hättest du nicht sehen sollen!“ hörte ich jemanden hinter mir sagen.
Ich drehte mich um und sah in die Gesichter von Frank, Sophia und Brady.
„Was hätte ich nicht sehen dürfen?“ fragte ich ahnungslos und sah mit
Entsetzen, dass .Jennifer sich auf der Seite der anderen stellte.
„Diese DVD. Aber wie du siehst machen wir auch Fehler, niemand ist zu hundert
Prozent perfekt.“
„Jetzt sag mir doch endlich was hier gespielt wird! Ich möchte eine Antwort.“
Frank trat einige Schritte an mich heran.
„Ein Spiel ist ein Traum und ein Traum ist ein Spiel das man spielt. In einem
Gehirn spielen sich so manche seltsame Gedankenabläufe ab, die man nicht
erklären kann. Was ich dir damit sagen möchte ist, alles was du tust, ist
vorhersehbar. Alles was du denkst ist zuvor schon geschehen. Die Abläufe in
deinem Gehirn sind durchdacht. Man kann in jedes Gehirn eines Menschen
hineinschauen, sofern man anfängt zu denken.“
Ich verstand kein Wort.
„Und was hat das mit meiner Frage zu tun?“
„Einiges, du bist ein Produkt deines Selbst. Du stehst in deiner Traumwelt die
dich gefangen hat und Franklin versucht dich da heraus zu holen, nur dürfen wir
das nicht zulassen sonst werden wir alle in solch einen kollektiven Traum
fallen. Du bist ein Teil dessen was wir einen Eindringling nennen und wir dafür
verantwortlich sind es zu entfernen.“
Entfernen? Ich sah Frank an und verstand nun einiges.
Ich selbst befand mich in einem Traum, um diejenigen zu befreien, die ebenso in
solch einem Traum gefangen sind. Die Regierung startete einst ein Projekt das
dem Menschen ermöglicht, die Gedanken jedem anderen anzusehen egal ob er
schläft oder wach war. Dieses war nicht menschlich sondern ein tiefer
Einschnitt in die Privatsphäre. Wenn man es sich genau überlegt sind wir doch
schon ein perfekt organisierter Überwachungsstaat der immer perfekter wird. Man
könnte dann irgendwelche Terroranschläge oder Gewaltverbrechen früher erkennen.
Ein Staat der die absolute Kontrolle über alles hat. Angefangen von den Medien,
von denen wir uns stark beeinflussen lassen oder die Überwachung der
Mobiltelefone, die einem ermöglichen zu überprüfen wo derjenige sich gerade
aufhält und was er macht.
„Die Angst sitzt die wohl im Nacken? Du hast Angst das noch mehr von meiner
Sorte kommen um dies alles zu unterbinden. Die reale Welt ist die wohl eine
Stufe zu hoch?“ fragte ich Frank.
„Die reale Welt? Ich komme aus der realen Welt und dort werden wir jeden, der
an solch einem Projekt arbeitet. einbeziehen. So werden wir es auch bei dir
machen, nur müssen wir noch den genauen Standort herausbekommen.“
„Also seid ihr noch nicht so weit?“
Frank war über meine Frage nicht besonders erfreut. Er wusste wohl selbst, dass alles noch eine fantasievolle Utopie war.
„Wir jetzt gehen und du wirst mitkommen, dein Tod ist leider unvermeidbar.“
Ich sah ihn nur an und bereitete mich auf das vor, was als nächstes kam.
„Die Wahrheit wirst du nie erfahren!“
Frank zog er eine Pistole aus seiner Jackentasche heraus, entsicherte die
Waffe. Dann drückte er ab, ohne eine Mine zu verzeihen. Als ich den Schuss
hörte, schloss ich meine Augen und spürte einen Schmerz der aber rasch wieder
verging. Während ich zu Boden fiel, hörte ich leise Stimmen.
„Mike, alles klar mit dir?“
Ich rang nach Luft und versuchte vorsichtig meine Augen zu
öffnen. Was ich dann sah, konnte ich kaum glauben. Vor mir standen Dr. Franklin
und Michael und grinsten mich an.
„Ihm geht es gut, er ist endlich wieder erwacht!“
Vorheriger TitelNächster TitelDanke an Germaine.Adelt
SYSTEM ( TRAUMDEUTER )
Ein Tim von Forschern macht sie an das Werg der Treuem um sie ihn einer sichtbaren Umgebung zu gestalten, der Versuch ein Traum Maschine zu bauen gelingt auf einer Art und sie werden nach Naheren Versuchs Projekten endlich eine Auswertung des Traumes zu geben, aber die Forschungsgelder werden Knab berechnet und sie suchen einen neuen Geldgeber der sich auch findet die Regierung finanziert die weiteren Versuche, aber dafür muss das gesamte Tim ihn einen neues Labor irgendwo ihn der Wüste untergebracht wo Professor Dr Kinle ein sehr böses Erwachen wider Vert . Geplagt von Verfolgungswahn bis zu Realitäts- Verlust ist Dr Kinle einer Verschwörung, auf der Spur die ihn und seiner Familie fast des Leben kostet, auf der Suche nach der Wahrheit verstrickt er sich immer mehr ihn nicht wissenden realen oder unrealen Welten die er nicht mehr zu unter Scheiden wissen kann.
Ein mysteriöser Anruf auf der Basis ihn der Wüste, verwirt ihn und er versucht einen Weg zu finden um all das was sein Tim seit hererreicht hat zu Vernichten so das es von niemanden mehr zu falschen oder ungewollten Versuchen an den Menschen, den man ja ihn seinen Träumen manipulieren kann, zu verhindern, dabei deckt er eine Verschwörung auf die einen ganzes Arsenal an ungeklärten Projekten, die bis hin zu dem Ersten Man im Mond aufdeckt und somit eine Regierung, die an Korruptheit und verdrossen Heid nur so strotzt aus dem Amtsentheben kann.Mike Siegel, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.01.2007.
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