Björn Gottschling

Elsterchen und die Geschichte der Tiere

In einer kleinen Stadt lebte eine kleine Elster. Und weil sie so klein war, wurde sie Elsterchen genannt. Eines Tages, sie war gerade in dem Nest der Großeltern-Elstern zu Besuch, fragte sie die Oma-Elster:

„Elsterchen, sag mir eins: Was möchtest du werden, wenn du mal groß bist?“

Da brauchte Elsterchen nicht lange zu überlegen.

„Wenn ich groß bin,“ sagte Elsterchen mit funkelnden Augen, „dann möchte ich die reichste Elster der Welt sein!“

Und kaum hatte Elsterchen das gesagt, entdeckte sie etwas Glitzerndes auf der Straße und flog aus dem Nest der Großeltern-Elstern. Und siehe da: Das Glitzernde, was sie gesehen hatte, war ein Ring, der in ganz vielen Farben schimmerte. Schon schnappte sich Elsterchen das kostbare Stück und wäre wieder zurück zum Nest der Großeltern-Elstern geflogen, wenn sie nicht ein leises Geräusch gehört hätte. Es war ein feines Ping. Leise zwar, aber laut genug, dass Elsterchen es hören konnte. Sie drehte ihr Köpfchen, kniff ihre Äuglein zu kleinen Schlitzen zusammen und konnte es nicht fassen: Auf der Straße lag ein zweiter Ring!

„Wo kommen denn die Ringe her?“, wunderte sich Elsterchen, „Die können doch nicht vom Himmel fallen!“

Nein, vom Himmel fielen sie nicht. Die Ringe fielen von einem LKW, der offensichtlich schlecht verpackte Ladung transportierte. Als Elsterchen das bemerkte, beeilte sie sich zum LKW zu fliegen. Doch da setzte er sich schon in Bewegung. Und bevor Elsterchen die Lade- fläche erreichte um mitzufahren, beschleunigte der Laster so sehr, dass Elsterchen ganz wild mit ihren kleinen Flügelchen schlagen musste, um hinterher zu kommen.

„Halt doch an!“, krächzte Elsterchen, „Ich möchte mit!“

Doch der LKW hielt nicht an. Er fuhr und fuhr und fuhr. Er fuhr immer weiter, hinaus aus der kleinen Stadt, über lange Straßen, bis er schließlich in eine größere Stadt kam. Es war keine riesige Stadt, aber sie war doch größer als die kleine Stadt, in der Elsterchen zuhause war. Und dort, in dieser Stadt, die Elsterchen nicht kannte, hielt der LKW an. Wenig später und ganz erschöpft kam auch Elsterchen an. Sie hatte ein paar Federchen verloren und ihre Flügel- chen taten ein bisschen weh. Sie wollte gerade auf der Ladefläche landen, als eine große, dicke Elster angeflogen kam und Elsterchen wegrammte.

„Mach dass du wegkommst!“, krächzte die große, dicke Elster, die mit großen, dicken Perlen- ketten behangen war. „Die Ladung gehört mir!“

Elsterchen war empört: „Aber du hast doch schon so viele Perlenketten um den Hals!“

Da lachte die große, dicke Elster mit den großen, dicken Perlenketten.

„Das sollen viele Perlenketten sein?“, rief sie Elsterchen lachend zu, „Soll ich dir mal meine Schatz-Nester zeigen? Dann weiß du, was wirklich viele Perlenketten sind.“

„Aber…“, sagte Elsterchen kleinlaut, doch weiter kam sie nicht.

„Du bist wohl vom Land, was?“, fragte die große, dicke Elster. Doch sie wartete auf keine Antwort. „Sieh zu dass du nach Hause kommst!“, fuhr sie Elsterchen an.

Und Elsterchen, die keine Kraft zum Widersprechen hatte, gehorchte und flog traurig zurück. Schließlich kam sie völlig fertig am Nest der Großeltern-Elstern an und erzählte von ihrem Ausflug. Die Großeltern-Elstern hörten aufmerksam zu und nahmen Elsterchen liebevoll in den Arm.

„Elsterchen, Elsterchen,“ sprach die Oma-Elster und tätschelte Elsterchens Kopf, „eines musst du begreifen: Es wird immer jemanden geben, der reicher ist als du.“

Als Elsterchen das hörte, wurde sie noch trauriger und weinte.

„Ach wär’ ich doch ein Pfau,“ schluchzte sie, „dann wäre ich wenigstens schön.“

Da schaltete sich Opa-Elster ein, der sich bislang zurückgehalten hatte und sah Elsterchen fest in die Augen.

„Elsterchen,“ sagte er, „hör gut zu, was ich dir zu sagen habe.“

Und Opa-Elster erzählte eine Geschichte:

 

 

Ein einer kleinen Stadt lebte ein kleiner Pfau. Und weil er so klein war, wurde er Pfauli ge- nannt. Eines Tages, er war gerade bei den Großeltern zu Besuch, fragte ihn die Pfauen-Oma:

 

„Pfauli, sag mir eins: Was möchtest du werden, wenn du mal groß bist?“

 

Da brauchte Pfauli nicht lange zu überlegen.

 

„Wenn ich groß bin,“ sagte Pfauli und spannte sein Federnrad auf, „dann möchte ich der schönste Pfau der Welt sein!“

 

Und kaum hatte Pfauli das gesagt, entdeckte er an einem entfernt stehenden Baum einen Plakatanschlag, auf dem ein schöner Pfau abgebildet war. Im Nu war er aus der Großeltern-Behausung verschwunden und las, was auf dem Plakat zu lesen war. Und dort stand in großen, dicken Buchstaben: Wer ist der schönste Pfau im ganzen Land?

 

„Eine Wahl zum Mister-Pfau!“, rief Pfauli begeistert, „Der schönste Pfau wird gewählt!“

 

Und als Pfauli weiter las und feststellte, dass die Mister-Pfau-Wahl noch am selben Abend in der größten Stadt des Pfauerlands stattfinden sollte, suchte er rasch seine Utensilien zu- sammen, um sich so richtig rauszuputzen. Er richtete seine Federn, entfernte Blätter, die sich in seinem Gewand verfangen hatten und trug zum Schluss eine außergewöhnliche Mixtur auf, die ihn in einem völligen Glanz erschienen ließ.

 

„Ich bin der Schönste!“, rief Pfauli, als er vor dem Spiegel stand, „Ich werde Mister-Pfau des Pfauerlands!“

 

Mit diesem Ziel vor Augen machte sich Pfauli auf den weiten Weg in die Stadt der Mister-Pfau-Wahl. Dort angekommen, merkte Pfauli, dass es gar keine riesige Stadt war. Genau genommen war die Stadt nur ein bisschen größer als die kleine Stadt, in der Pfauli zuhause war.

 

„Dann wird die Konkurrenz ja auch nicht so groß sein.“, dachte Pfauli und ging zum Ein- gang des Gebäudes, in dem die Wahl stattfinden sollte.

 

Dort standen zwei große, starke Pfauen, die ihre mächtigen Federnräder aufgeschlagen hatten. Sie versperrten Pfauli den Weg.

 

„Der Eingang für Zuschauer ist da drüben.“, sagte der linke der beiden großen, starken Pfauen. Und der rechte Pfau ergänzte: „Hier ist nur der Eingang für die Pfauen-Models.“

 

„Aber ich bin doch ein Model!“, entrüstete sich Pfauli. „Ich möchte Mister-Pfau des Pfauerlands werden!“

 

Da lachten die beiden großen, starken Pfauen so sehr, dass ihre Federnräder hin und her schlugen. Und noch ehe Pfauli etwas sagen konnte, schoben sich zwei Pfauen-Models an ihm vorbei. Sie waren viel größer als er, ihre Federn waren viel schöner, und ihr Federnrad war ein Halbkreis, als ob es vom Zirkel gezogen wäre. Pfauli ging automatisch drei weitere Schritte zurück. Dann stolperte er über einen Ast, den er nicht gesehen hatte, und fiel der Länge nach auf den Fußweg. Die beiden großen, starken Pfauen, die die beiden Pfauen-Models inzwischen durchgelassen hatten, lachten ihn aus.

 

„Vielleicht probierst du’s mal als Clown!“, spottete der linke der beiden großen, starken Pfauen. Und der rechte Pfau fügte hinzu: „Sieh zu dass du nach Hause kommst!“

 

Und Pfauli, dem die Federn in alle Richtungen standen, erhob sich mühsam und trottete von dannen. Mit gesenktem Kopf und eierndem Federnrad kam er in der Behausung der Pfauen-Großeltern an. Schluchzend berichtete er, was er erlebt hatte. Die Großeltern-Pfauen hörten aufmerksam zu und nahmen Pfauli liebevoll in den Arm.

 

„Pfauli, Pfauli,“ sprach die Pfauen-Oma und tätschelte Pfaulis Kopf, „eines musst du be- greifen: Es wird immer jemanden geben, der schöner ist als du.“

 

Als Pfauli das hörte, wurde er noch trauriger und weinte.

 

„Ach wär’ ich doch ein Bär,“ schluchzte er, „dann wäre ich wenigstens stark.“

 

Da schaltete sich der Pfauen-Opa ein, der sich bislang zurückgehalten hatte und sah Pfauli fest in die Augen.

 

„Pfauli,“ sagte er, „hör gut zu, was ich dir zu sagen habe.“

 

Und der Pfauen-Opa erzählte eine Geschichte:

 

In einem kleinen Wald lebte ein kleiner Bär. Und weil er so klein war, wurde er Bärchen ge- nannt. Eines Tages, er war gerade bei den Großeltern zu Besuch, fragte ihn die Bären-Oma:

 

„Bärchen, sag mir eins: Was möchtest du werden, wenn du mal groß bist?“

 

Da brauchte Bärchen nicht lange zu überlegen.

 

„Wenn ich groß bin,“ sagte Bärchen und streckte seine kleine Bärenbrust heraus, „dann möchte ich der stärkste Bär der Welt sein!“

 

Und kaum hatte Bärchen das gesagt, sah er, wie ein Menschenpärchen auf der Waldes- lichtung ihre Picknicksachen zusammenpackte und mit Korb und Decke von dannen zog.

 

„Da liegen bestimmt noch Essensreste,“ dachte Bärchen, der schon viele gleichgültige Menschen gesehen hatte, und er stürmte aus Omas und Opas Bärenhöhle geradewegs auf die Lichtung zu. Dort angekommen, setzte Bärchen seine kleine Bärennase an, genau dort, wo die Menschen gesessen hatten, und begann zu schnüffeln. Und es dauerte gar nicht lang, da stieß seine Nase gegen ein Glas.

 

„Honig!“, rief Bärchen und konnte es kaum glauben, „Honig!“

 

Bärchen liebte Honig über alles. Und so freute er sich über seine Entdeckung und hüpfte mit dem Glas über die gesamte Lichtung. Dann, als er lang genug gehüpft hatte, setzte er sich auf die Wiese, umklammerte das Honigglas so gut er konnte und machte sich an dem Schraub- verschluss zu schaffen.

 

„Puh!“, machte Bärchen, „Uff!“

 

Doch so oft er auch Puh und Uff machte, der Schraubverschluss wollte sich einfach nicht öffnen lassen. Also richtete sich Bärchen auf, sodass er seine ganze Kraft einsetzen konnte, und probierte es von Neuem. Er presste und drückte und klammerte und schüttelte, aber der Schraubverschluss blieb fest verschlossen. Bärchen schwitze schon aus allen Poren, sein Fell war nass, sein Kopf war rot und sein Hunger auf Honig war größer denn je. Da kam ein weiterer Bär auf die Lichtung. Bärchen erkannte ihn sofort, denn der Bär ging auf die selbe Bärenschule wie Bärchen.

 

„Na Kleiner?“, sagte der Bär, „Kriegst du das Glas nicht auf?“

 

„Doch, doch“, sagte Bärchen, „gleich hab ich’s.“

 

Und Bärchen nahm all seine Kraft zusammen und presste und drückte und klammerte und schüttelte. Er probierte es so lange, bis ihm seine kleinen Pfoten, die kleinen Arme und alle Muskeln vor Anstrengung weh taten. Der andere Bär sah belustigend zu. Er war kein ausge- wachsener Bär, kein Riese. Er war nur ein kleines Stück größer als Bärchen.

 

„Man kann das Glas nicht öffnen,“ sagte Bärchen, „Die Menschen haben es bestimmt zuge- geschweißt. Sowas machen die manchmal.“

 

„Das hab ich ja noch nie gehört.“ sagte der etwas größere Bär, „Ich glaube, du bist einfach nicht stark genug, um es zu öffnen. Lass mich es mal versuchen.“

 

Und noch ehe Bärchen widersprechen konnte, nahm der Bär das Honigglas, setze seine Tatzen an und drehte. Schon machte es Plopp und das Glas war geöffnet. Bärchen traute seinen Augen nicht.

 

„Tja, Kleiner,“ sagte der Bär und schleckte mit der Zunge durch das Glas, „Dann gehört der Honig wohl mir.“

 

Und als Bärchen nach dem Glas griff, um es dem etwas größeren Bär wieder abzunehmen, bekam er mit der Bärentatze einen Schlag auf seine Bärchenpfote.

 

„Sieh zu dass du nach Hause kommst!“, fuhr der Bär ihn an und drehte ihm den Rücken zu.

 

Also ging Bärchen, dem seine Muskeln weh taten und seine Pfote schmerzte, zurück zu Omas und Opas Bärenhöhle. Dort berichtete er von dem Honigglas, das er nicht öffnen konnte und von dem großen Bären, der ihn verscheuchte. Die Großeltern-Bären hörten aufmerksam zu und nahmen Bärchen liebevoll in den Arm.

 

„Bärchen, Bärchen,“ sprach die Bären-Oma und tätschelte Bärchens Kopf, „eines musst du begreifen: Es wird immer jemanden geben, der stärker ist als du.“

 

Als Bärchen das hörte, wurde er noch trauriger. Kleine Bärentropfen kullerten ihm übers Gesicht.

 

„Ach wär’ ich doch eine Giraffe,“ schluchzte er, „dann wäre ich wenigstens groß.“

 

Da schaltete sich der Bären-Opa ein, der sich bislang zurückgehalten hatte und sah Bärchen fest in die Augen.

 

„Bärchen,“ sagte er, „hör gut zu, was ich dir zu sagen habe.“

 

Und der Bären-Opa erzählte eine Geschichte:

 

In einer kleinen Gegend lebte eine kleine Giraffe. Und weil sie so klein war, wurde sie kleine Giraffe genannt. Eines Tages, sie war gerade bei den großen Großeltern-Giraffen zu Besuch, fragte sie die große Giraffen-Oma:

 

„Kleine Giraffe, sag mir eins: Was möchtest du werden, wenn du mal groß bist?“

 

Da brauchte die kleine Giraffe nicht lange zu überlegen.

 

„Wenn ich groß bin,“ sagte die kleine Giraffe und streckte sich so gut sie konnte, „dann möchte ich die größte Giraffe der Welt sein!“

 

Und kaum hatte die kleine Giraffe das gesagt, entdeckte sie in der Ferne ihre Giraffen- kameraden von der Giraffenschule. Und da die großen Sommerferien zu Ende gingen, wollte die kleine Giraffe sehen, ob sie immer noch die größte Giraffe in ihrer Klasse war. Denn die Giraffen-Sommerferien – das muss man wissen – sind noch länger als die Sommerferien aller anderen Tiere und Menschen. Und in dieser langen Zeit können Giraffen ein ganzes Stück wachsen. Also rannte die kleine Giraffe den großen Großeltern-Giraffen davon, um ihre Giraffenkameraden einzuholen. Und während sie lief, versuchte sie die Größe der anderen Giraffen einzuschätzen.

 

„Vielleicht sind sie ja gar nicht gewachsen.“ dachte die kleine Giraffe, „Dann bin ich immer noch die größte kleine Giraffe!“

 

Mit diesen Gedanken rannte sie ihren Giraffenkameraden hinterher. Um ganze 50 Zentimeter war sie in den Sommerferien gewachsen. Jede Woche hatte sie sich an dem gleichen Baum gemessen. Und jedes Mal konnte der Kreidestrich höher angesetzt werden. Die kleine Giraffe war so stolz wie sie groß war. Doch je näher sie ihren Giraffenkameraden kam, umso un- sicherer wurde sie.

 

„Sind sie genauso viel gewachsen wie ich?“, fragte sich die kleine Giraffe, „Oder täuscht mich die Entfernung?“

 

Der Zweifel trieb die kleine Giraffe an. Immer schneller liefen ihre Beine, immer höher schlug ihr kleines Giraffenherz. Und dann, als sie endlich ihre Giraffenkameraden erreicht hatte, hing ihr Hals ganz schlapp herunter, weil sie so sehr aus der Puste war. Mehr als ein Hallo konnte sie noch nicht sprechen. Also erzählten zunächst ihre Giraffenkameraden, was sie in den Ferien gemacht hatten. Die kleine Giraffe, die immer noch den Hals hängen hatte, hörte gespannt zu. Und als die Kameraden anfingen zu erzählen, um wie viel Zentimeter sie ge- wachsen waren, lauschte die kleine Giraffe besonders aufmerksam.

 

„Ich bin mehr als 60 Zentimeter gewachsen,“ sagte eine Giraffe, die vor den Sommerferien nur drei Zentimeter kleiner als die kleine Giraffe gewesen war.

 

„Das ist ja gar nichts!“, meldete sich daraufhin eine zweite Giraffe zu Wort, „Ich bin fast 90 Zentimeter gewachsen!“

 

Und die dritte Giraffe sagte: „Das kann ich überbieten: Ich bin 96 Zentimeter gewachsen!“

 

Als die kleine Giraffe das hörte, wurde sie ganz traurig. Sie war mit Abstand am wenigsten gewachsen. Ihre Giraffenkameraden waren nun alle größer als sie.

 

Da fragten die anderen Giraffen: „Um wie viel Zentimeter bist du denn gewachsen?“

 

„Hab ich gar nicht gemessen.“, log die kleine Giraffe kleinlaut und traute sich nicht aufzu- sehen.

 

„Na dann heb doch deinen Hals,“ forderten die anderen Giraffen sie auf, „dann können wir sehen, wie groß du nun bist.“

 

Da fing die kleine Giraffe zu schwitzen an und stammelte: „Ich habe noch nicht genug Kraft. Mich plagen seit einigen Tagen Halsschmerzen.“

 

Die anderen Giraffen wunderten sich, wie man in den Sommerferien Halsschmerzen kriegen konnte und schauten die kleine Giraffe misstrauisch an.

 

„Ich muss zusehen, dass ich wieder nach Hause komme.“, sagte dann die kleine Giraffe und trottete mit hängendem Hals den langen Weg zurück. Als sie bei den großen Großeltern-Giraffen wieder ankam, hatte die kleine Giraffe tatsächlich Halsschmerzen. Durch die schlechte Haltung, die sie eingenommen hatte, um ihre kleine Größe zu verheimlichen, schmerzten ihre Nackenmuskeln. Völlig enttäuscht berichtete sie von ihrem kleinen Ausflug. Die großen Großeltern-Giraffen hörten aufmerksam zu und nahmen die kleine Giraffe liebevoll in den Arm.

 

„Kleine Giraffe, kleine Giraffe,“ sprach die große Giraffen-Oma und tätschelte den Kopf der kleinen Giraffe, „eines musst du begreifen: Es wird immer jemanden geben, der größer ist als du.“

 

Als die kleine Giraffe das hörte, wurde sie noch trauriger und ließ ihren Hals noch tiefer hängen.

 

„Ach wär’ ich doch eine Elster,“ schluchzte sie, „dann wäre ich wenigstens reich.“

 

Da schaltete sich der große Giraffen-Opa ein, der sich bislang zurückgehalten hatte und sah der kleinen Giraffe fest in die Augen.

 

„Kleine Giraffe,“ sagte er, „hör gut zu, was ich dir zu sagen habe.“

 

Und der große Giraffen-Opa erzählte eine Geschichte:

 

In einer kleinen Stadt lebte eine kleine Elster. Und weil sie so klein war, wurde sie Elsterchen genannt. Eines Tages…

 

 

 

„Das bin ja ich!“, unterbrach Elsterchen den Elster-Opa, dem sie nun schon eine Weile zugehört hatte. „Ich bin das Elsterchen!“

Da sah der Elster-Opa ihr wieder fest in die Augen und sagte: „Ja, mein Kleines, das hast du richtig erkannt.“

Und Elsterchen fiel dem Elster-Opa in die Arme freute sich, dass sie es erkannt hatte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.02.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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