Ingo Baumgartner

Smoke in San Francisco


Rauchen ist in Kalifornien so gut wie überall verboten, in Lokalen jeglicher Art, vor den Lokalen, hinter den Lokalen, im Umkreis von zehn Meilen dieser Lokale, im Schatten von Bäumen und in allen Abstellkammern. Das heißt aber nicht, dass die Kalifornier nicht rauchen, nur kaufen sie die Zigaretten nicht, nein, sie schnorren. Es schnorren Herren in dunklen Anzügen und mit vornehmen Aktentaschen, es betteln soignierte Damen im Abendkleid, Sandler im Lumpenlook und Nutten ohne Kleid.  Sie alle haben nur eine Frage: „Have you got a cigarette for me?“

Als Fremder gibt man vorerst gerne. Schließlich ist San Francisco so schön, dass man auch dessen Bewohnern den Tag verschönern will. Aber mit der Zeit wird die Sache lästig, schließlich so unangenehm, dass man sich provokativ zum Nichtraucher erklärt, auch wenn man gerade an einer Zigarette zieht.

Einmal stand ich nach einer reichhaltigen Mahlzeit weit abseits des Fastfoodladens in einer belebten Straße um meinem Laster zu frönen. Da steuerte mich schon ein gut aussehender Herr an und stellte die unvermeidliche Frage. Ich wollte mich als ein  des Englischen vollkommen unkundiger Ausländer geben und sagte im breiten österreichischen Dialekt: „Tuat ma Load, i vasteh di net“. Der Mann zögerte eine Sekunde, in der er mich skeptisch musterte und sagte dann: „Ach, ich hab nur gefragt, ob sie mir eine Zigarette schenken könnten!“  Ich war so verdutzt, dass ich ihm das Päckchen hinhielt. Mit einem freundlichen „Thank you“ entnahm er drei Ernte und verabschiedete sich ebenso höflich.

Da San Francisco ja nur etliche Millionen Einwohner zählt, war es nur natürlich, dass mir der Mann am selben Tag noch mehrere Male über den Weg lief und ich, seiner ansichtig, mit Eilschritten das Weite suchte.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.02.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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