Joachim Garcorz
Erinnerungen an einem verkorksten Leben 20.Kapitel
20.Kapitel
"Kriegsgeschädigt " lag ich nun im Lazarett. Mein Kreislauf wollte nicht so wie ich, oder dieser Uffz. Er hatte es wirklich übertrieben, wie ich später erfahren habe
hatte er aus meiner Unpässlichkeit eine Übung gemacht.
Meine Kameraden lernten wie ein Tragegestell gebaut wurde, und ich lag ohne Besinnung mit all meiner Ausrüstung auf einer Lichtung im Walde. Dank der Technik konnte man aber mittels einesFunkgerätes die Leitstelle erreichen und forderte Hilfe an.
Nach etwa einer halben Stunde soll der Sanitätswagen am Orte eingetroffen sein und drei Männer sprangen aus diesem. Ein Oberstabsarzt im Range eines Majors und zwei Sanitäter.
Diesen Anschiß wird der Uffz. wohl nie vergessen haben, ließ er mich noch in der prallen Sonne liegen und von erster Hilfe war laut Aussage meiner Kameraden nicht die Rede.
Zwei Tage Lazarett war eine Wohltat, zwar gab es keine Krankenschwestern, aber man hat sich intensiv um mich gekümmert.
STANDORTWECHSEL
Von den Panzergrenadieren durfte ich jetzt zur Panzerartillerie nach Lahnstein. Bis wir diesen Ort überhaupt gefunden hatten , mein Kamerad fuhr noch einen alten Käfer , mehrmals mußten wir tanken weil wir in eine andere Richtung fuhren. Wir hatten ja nicht viel Geld,der Sold war schmal und wir mußten in Vorkasse treten. Hier zehn Liter und dort fünf, so tuckerten wir unserem Ziel entgegen.
Rechtzeitig kamen wir aber an und bewunderten die Gegend, einfach nur schön ,
Vater Rhein und seine Burgen, hier wollte ich bleiben. Wir meldeten uns an und wurden direkt von einem Uffz. in unsere Stuben geleitet, einräumen und dann beim Spieß melden.
Unsere Papiere lagen schon da, so ging alles wie im Fluge, mein Kumpel wurde für den Transport eingeteilt und ich zu den Funkern. Kannten die etwa meine große Klappe ?
Aber mit großer Klappe war da nichts, Funkdisziplin hieß es. Alles ging nach einem Chema ab , bis man sich da ausgekotzt hatte war der Krieg schon vorbei. In den Filmen sieht es immer anders aus, Helden dürfen dort ihre Vorgesetzten anmeckern wenn es mal nicht so klappt wie es sollte.
Raus durften wir auch, Fernmeldeübung schimpfte es sich. Diesmal brauchte ich kein Sturmgepäck, eine Kabeltrommel war mein Begleiter, meine Waffe war eine P1 , also eine Pistole.
Eine Übung von 72 Stunden hatten wir vor, wir Bongos ( so wurden wir genannt), fuhren mit dem Unimog in denWald und schlugen unser Lager auf. Unser Zug hatte zwei MTW (Mannschaftstransportwagen), diese fuhren mit Ketten und hatten alle Fernsprechgeräte an Bord. Diese wurden gegeneinander aufgestellt und mit Tarnnetzen überspannt, der "Feind" sollte uns nicht sehen.
Wir Bongos hüpften wie Eichhörnchen durch den Wald und legten die Kabel bis zum nächsten Zug, teilweise hingen die Drähte in den Bäumen oder wir mußten sie ein wenig unter die Erde bringen, praktisch unsichtbar für den Feind. Nachdem wir alles aufgebaut hatten , die Verbindungen standen, meldete sich tatsächlich jemand.
Der Hunger, größter Feind des Lanzers.
Mittags gab es nichts, abends war es auch so, am nächsten Morgen wollten wir schon in den Wald und Beeren suchen, wir durften aber nicht. Im V-Fall würde kein Feind auf einen beerensuchenden Soldaten Rücksicht nehmen und ihn töten. (V= Verteidigung)
Mit leeren Bäuchen hingen wir da und warteten auf den Küchenwagen, die Moral wurde immer schlechter.
Jetzt hätten wir unsere Mamas gebraucht, nur ein Teller voller Erbsensuppe hätte da schon gereicht, ein wenig Wurst noch drin, glücklich bis ans Ende der Welt.
Ich dachte an meinen Opa, wie es ihm ergangen ist im richtigen Krieg. Eilends machte ich mich an meine Arbeit und schämte mich meines Verlangens. Ich wollte ein Mann werden, ein Kämpfer.
Manchmal sind auch einfache Soldaten Vorbilder, einige meiner Kameraden eiferten mir nach und erledigten ihre Arbeiten, es bedurfte keinen Befehl, sie waren einfach da. So überstanden wir diese Übung, war es nun Absicht von unseren Vorgesetzten, oder haben wir wirklich Kameradschaft gezeigt?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.02.2007.
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