Unterwegs
zur Erinnerung
Die
Sonne schien trotz der zugezogenen Vorhänge ins Zimmer. Sakura
erwachte aus einem unruhigen Schlaf. Ein kleiner Blick zum
Radiowecker verriet ihr, dass sie noch liegen bleiben konnte. Sie
schloss die Augen und drehte sich noch einmal herum. Ihr Kissen
fühlte sich noch leicht feucht an, ihre Augen brannten. Wieder
ein Alptraum, wieder diese Angst. Nach ein paar Minuten konnte sie
nicht mehr liegen und beschloss, aufzustehen. Sie erhob sich aus
ihrem Bett, ging hinüber zum Fenster und öffnete es.
Herrlichster Sonnenschein lachte ihr entgegen, doch Sakura war nicht
nach lachen zu Mute. Die Ereignisse der letzten Zeit waren einfach zu
viel...
Wenig
später stocherte sie appetitlos und Gedanken verloren in ihrem
Frühstück herum, als ein Bild von einer wunderschönen
Landschaft in der Zeitung, welche ihre Mutter neben ihr in der Hand
hielt, ihre Aufmerksamkeit erregte. Sakura zog sie ihr aus einer
plötzlichen Trance erwacht aus der Hand und begann zu lesen.
„Gibt’s was interessantes, Sakura?“ fragte ihre Mutter
überrascht. Sakuras Blick eilte hastig über die Zeilen,
dann las sie laut vor: „Jugendreisen für Schülerinnen und
Schüler von 15-18 Jahren. In den Ferien nichts vor? Nicht genug
Geld für einen teuren Urlaub im Luxushotel? Dann seid ihr hier
richtig! Eine vierwöchige Tour durch die Natur in all ihrer
Schönheit und Vielfalt- ob Berge, Wälder, Flüsse oder
Seen- hier wird jedem etwas geboten. Vorraussetzungen sind ein Zelt
und die Bereitschaft, einen Monat fernab von der Zivilisation
gemeinsam mit anderen Jugendlichen zu verbringen.“ Sakuras Augen
leuchteten auf. „Sieh dir nur den Preis an, Ma!“ sie seufzte,
„Oh ich wünschte, ich könnte dorthin mit...“ Ihre
Mutter nahm ihr die Zeitung aus der Hand und begann zu lesen. „Vom
ersten bis zum 28. August- das sollte gehen, aber du musst es von
deinem Taschengeld finanzieren!“ Sakura schaute ihre Mutter
ungläubig an. „Du meinst... ich darf mit? Aber...“ „Keine
Sorge, dein Ferienjob läuft dir nicht davon!“ unterbrach sie
ihre Mutter, und bei einem Blick in das Gesicht ihrer Tochter fügte
sie leiser hinzu: „du musst einfach mit! Ich habe dich schon seit
Langem nicht mehr so strahlend gesehen...“
Etwa
eine halbe Stunde später telefonierte Sakura mit ihrem besten
freund Kai. „Also abgemacht!“ rief sie glücklich, „wir
beide nehmen an dieser Ferien-Tour teil!“ Und plötzlich
überkam sie ein wunderbarer Gedanke: „Endlich komme ich hier
weg!“
Die
nächsten drei Wochen schienen sich endlos hinzuziehen, dann
endlich war es soweit, Sakuras Tasche war gepackt, das Zelt
verschnürt, ein schneller Abschied von ihrer Mutter, ein kurzer
Moment des Verweilens, in dem Sakura ein seltsames Gefühl
überkam, als wäre da etwas, das sie festhielt. Doch sie
schüttelte alle störenden Gedanken ab und stieg in den Bus.
Nach sechs langen Stunden in denen sie Zeit hatten, sowohl die Mitte
zwanzig scheinenden Reiseleiter Rita und Max als auch die
restlichen acht Teilnehmer der Tour kennen zu lernen, waren sie
schließlich am Ziel- vielmehr standen sie am Anfang eines
wunderbaren Abenteuers!
Die
Tour begann in einem großen, dichten Wald, und Sakura wurde von
Minute zu Minute fröhlicher- sie scherzten herum, lachten,
sangen, aßen und tranken und saßen bis tief in die Nacht
hinein an einem Lagerfeuer in der Nähe eines Flusses. Gegen
Mitternacht beschloss Sakura, sich noch einmal die Beine zu
vertreten. Sie ging am Fluss entlang spazieren und ließ ihre
Gedanken wandern. Ein angenehmer Wind umspielte sie, wehte durch ihr
langes dunkles Haar, ein klarer, Sternen behangener Himmel über
ihr, ein im Mondlicht silber-glänzender Fluss neben ihr, die
leuchtende Dunkelheit um sie herum... all das gab ihr ein wunderbares
Gefühl der Freiheit und Unbeschwertheit, wie sie es noch nie
zuvor gespürt hatte. Sie setzte sich nach einer Weile auf einen
umgestürzten Baumstamm, schloss die Augen und genoss den
Augenblick, als sie plötzlich etwas hinter sich vernahm. Kurz
darauf setzte sich jemand neben sie. „Diese Ferien sind bereits
jetzt unglaublich schön, nicht wahr?“ Sie sah lächelnd in
das Gesicht ihres besten Freundes. Er nickte und erwiderte ihr
Lächeln. Nach einer ganzen Weile standen sie beide auf und
gingen gemeinsam zurück zum Lager. Jedes der sechs Mädchen
teilte sich mit einem anderen ein Zelt, die vier Jungs machten es
genauso, das jeweils übrige wurde als Reserve zurückgelegt.
Man war sich einig, dass niemand die Nacht ganz allein verbringen
wollte. Max und Rita hatten je ein eigenes. Sakura schlief gemeinsam
mit Laurie, einem ebenfalls siebzehn jährigen Mädchen, mit
dem sie sich auf anhieb prima verstanden hatte.
Es
war eine ruhige Nacht und am darauf folgenden Morgen fühlte
Sakura sich so erholt wie bereits seit langem nicht mehr. Das erste
Mal seit ihrem „Unfall“ von vor fast vier Monaten, bei dem sie
nach einem Schwindelanfall gestürzt war und sich den Kopf
angeschlagen hatte, hatten sie keine Alpträume geplagt, an
welche sie sich später nicht einmal mehr erinnern konnte. Sie
wusste nur, dass es schrecklich war, dass sie fürchterliche
Angst gehabt und laut geschrieen hat. Jedes mal erwachte sie zitternd
und bebend, mit einem Gefühl, dass sie nie beschreiben konnte,
das tief und brodeln in ihr war. Und jedes mal erschien ihr dieser
Traum real und vergleichbar mit fernen Erinnerungen... ohne weiter
darüber nachzudenken schlüpfte sie aus dem Zelt und ging
zum Fluss, um sich zu waschen und etwas zu trinken. Anschließend
gesellte sie sich zu den anderen und frühstückte.
Nachdem
alles eingeräumt und abgebaut war, ging es weiter, tiefer und
tiefer in den Wald. In den Pausen nutze Sakura die Zeit, ihrer großen
Leidenschaft nachzugehen- dem Malen. Sie hatte einen Zeichenblock und
Pastellkreiden dabei und malte alles mögliche, die Umgebung,
Bäume, Tiere, den Himmel- einfach alles. Während der
Wanderung beobachtete sie vor allem die Vögel. Sie liebte es,
ihnen zuzusehen, beneidetet sie um ihre Flügel, die nur dazu
bestimmt waren, sie durch die Lüfte zu schönen Orten und
empor gen Himmel zu tragen. Sie genoss das Gefühl, keinerlei
Verpflichtungen zu haben und unter keinem Druck zu stehen, sondern
einfach nur zu leben, im hier und jetzt und ohne Sorgen. Sie hatte
Spaß und war fröhlich, wie jeder andere Teilnehmer dieser
Tour ebenfalls.
Mit
der allmählich hereinbrechenden Dunkelheit setzte auch der Regen
ein. Sakura war jemand, der den Regen liebte, wie von einer saften
Hülle umgeben lief sie gern und oft durch den Regen. Doch nun
war sie wie all die anderen Jugendlichen darum bemüht, möglichst
schnell das Zelt aufzubauen, ehe der Boden allzu durchgeweicht war.
Sie legten eine große Plane über sämtliche Zelte und
setzen sich darunter, um gemeinsam zu essen. Plötzlich vernahm
einer der Jungs einen Schatten, der langsam an der Seite der
Zeltplane vorüberging. Alle spekulierten munter darüber,
welches Tier das wohl hätte sein können, ein Fuchs, ein
Hase, vielleicht ein kleiner Bär... doch bei Sakura löste
der Anblick eines schleichenden Schattens etwas seltsames aus, sie
wusste nicht, was es bedeutete, doch es ließ sie die ganze Zeit
über nicht los.
In
der Nacht erwachte sie von einem Geräusch. Sie öffnete die
Augen und sah wieder diesen Schatten an ihrer Zeltwand vorbei gehen.
Angst überkam sie. Ohne sich dagegen wehren zu können,
öffnete sie das Zelt und kletterte hinaus. Es war bereits morgen
und die Wiese um sie herum trocken. „Merkwürdig...“ dachte
sie, „bis vor Kurzem hat es doch wie aus Kübeln gegossen...“
Sie warf einen Blick zurück zu Laurie- doch die Person dort war
nicht Laurie, stattdessen lag Kai schlafend auf dem Boden des Zeltes.
Wie war er hier hereingekommen? Sakura hatte keine Zeit, darüber
nachzudenken, sie ließ ihren Blick umher schweifen. Plötzlich
hörte sie Schritte hinter sich, ihr Herz schlug laut und
schnell, sie hatte Angst, große Angst, doch wieso? Sie drehte
sich herum- und blickte in das Gesicht eines Mannes, ein stechender,
eiskalter Blick, sie rannte los, rannte, bis ihre Lungen brannten,
nach Luft ringend kam sie zum Stehen, blickte sich um, doch niemand
war zu sehen. Erleichtert sah sie wieder nach vorn. „Nein!!“ Sie
schrie, da stand er wieder, wieso nur fürchtete sie sich so sehr
vor ihm?
„Sakura!“
jemand rief nach ihr. „Saku, wach auf, hey, Sakura!!“ Sakura
öffnete langsam die Augen. Sie blickte geradewegs in dunkle,
warme Augen. „Kai!“ Sakura erhob sich und sank erleichtert und
leise weinend in seine Arme. „Ssht, schon gut, was ist denn
passiert? Du bist irgendwann an meine Schulter gesunken und
eingeschlafen, kurz darauf hast du dich wie wild gewunden und
gerufen... meine Güte Sakura, du zitterst ja!“ „Sakura löste
sich von ihm und sah ihn an. „I- ich weiß nicht...“ begann
sie, „ich weiß nur, dass ich Angst hatte, schreckliche
Angst... wie immer“ die letzen beiden Worte flüsterte sie
beinahe. Erst jetzt bemerkte sie, dass niemand sonst da war. Kai
schien ihre Gedanken zu lesen. „Nur noch wir beide saßen
hier, ich war noch nicht müde und wollte dich außerdem
nicht wecken.“ Er sah sie an. Dann stand er auf und führte sie
nach draußen, es roch angenehm nach nassem Gras und eine
leichte Brise wehte. Sie gingen ein Stück durch die Nacht „Du
sagtest, du hattest Angst... wie immer! Was meinst du damit,
‚wie immer’?“ Sakura wusste, dass es an der Zeit war, ihm die
Wahrheit zu sagen. Sie erzählte ihm alles, von ihren
regelmäßigen Alpträumen, dem Gefühl, dass sie
tagsüber von jemandem verfolgt wurde und davon, dass sie leichte
Gedächtnislücken zu haben schien. Kai hörte sie ganze
über Zeit aufmerksam zu. „Eventuell liegt das ja an deinem
Sturz von vor einer Weile... du solltest dem nicht so viel Bedeutung
zu kommen lassen!“ Er wandte sein Gesicht ab. „Na komm, lass uns
zurück gehen, du musst etwas schlafen!“ Er ging voraus. Sakura
sah ihm verblüfft nach. „Was war denn das nun?“ dachte sie,
„Hat er mir denn nicht zugehört? Er ist doch sonst nicht
so...“
Als
die Berge gegen mittag weit entfernt in Sicht kamen, fand Sakura
plötzlich einen Zettel auf dem Waldboden. Sie hob ihn auf und
sah fassungslos auf die dort geschriebenen Worte. Dort stand
genauestens beschrieben, welche Route die Gruppe gehen würde,
außerdem war eine Art Weg eingezeichnet, er musste hinauf zu
den Bergen führen, dort irgendwo war eine Markierung und ein
Pfeil mitten auf dem zu erkennenden Weg verweis auf die Worte: Sakura
abfangen. Was sollte das? Erlaubte sich hier etwa jemand einen
Scherz? Hektisch sah sie sich nach allen Seiten um. Jemand musste ihn
hier verloren haben, dachte sie, aber wer und wieso wollte er sie
abfangen? Plötzlich verspürte sie eine Art Stich in
ihrem Kopf, Bilder überschlugen sich, sie und Kai vor etwa einem
Jahr, sie zelteten in Kai's Garten, als sie auf einmal jemanden
bemerkten, der ihnen nachspionierte, nachts, als es dunkel war, ein
Schatten... der Traum! Sakura taumelte rückwärts gegen
einen Baum, alles war verworren und verschwommen.
„Sakura!“
Laurie! Es war ihre Stimme, die sie da hörte. „Was ist denn??
Ist dir nicht gut?“ Nun meldete sich Rita zu Wort. „Hey, was ist
denn passiert?“ Kai! „Es... es geht schon, mir war nur etwas
schwindlig, hab wohl zu wenig gegessen.“ brachte Sakura hervor und
als sie in die besorgten Gesichter der anderen sah, zwang sie sich zu
einem Lächeln. Nach einigen Minuten der Rast setzte die Gruppe
ihre Tour fort, Sakura versuchte, das eben Geschehene zu verdrängen.
Als sie später an einem See vorbei gingen, beschlossen sie
erneut eine Pause einzulegen und ein wenig zu schwimmen. Sakura war
dankbar dafür, schnell half sie, das Zelt aufzubauen, wo sich
nun jeder einzeln umziehen konnte. Sie sprang ins Wasser und schwamm
in schnellem Tempo einige Bahnen. Dann ließ sie sich eine Weile
einfach nur treiben, schaute dabei in den Himmel und vergaß
alles um sich herum. Als die Gruppe nach etwa zwei Stunden ihre reise
fortsetzte, fühlte Sakura sich unheimlich wohl und entspannt,
fast wie neugeboren, sie atmete den Geruch des Waldes, der Wiesen und
Bäume, der Pflanzen und Blüten ein und empfand ein
angenehmes Gefühl der Freiheit.
Nach
einem weiteren Tag lichtete sich allmählich der Wald, und als
die zwölf die Grenze des Waldes schließlich erreicht
hatten, begegnete ihnen ein Radfahrer, der schnell auf sie zukam.
Sakura’s Herz setzte einen Moment aus, als sie dem Fahrer ins
Gesicht blickte. „Das ist er!“ rief sie laut und ohne zu
überlegen rannte sie los. Diesmal träumte sie nicht, da war
sie sich sicher. „Kein Zweifel,“ dachte sie, „er ist es, jetzt
fällt es mir wieder ein, meine Träume, ich werde verfolgt,
und zwar von diesem Mann, und er hat den Zettel geschrieben, aber
woher kann ich das wissen? Wieso, wieso nur ist er hinter mir her und
wieso habe ich solch schreckliche Angst...“
Sie
lief so schnell sie konnte raus aus dem Wald, sie stolperte über
einen Stein, fand jedoch in letzter Sekunde ihr Gleichgewicht, der
Radfahrer war ihr dicht auf den Fersen. Sakura sah vor sich einen
Felsvorsprung und stürzt sich darunter. Sie rang nach Luft, ließ
sich auf den Boden sinken und zog zitternd ihre Beine eng an
ihren Körper. Sie lauschte angestrengt, doch sie hörte
keine Schritte oder ähnliches. Gerade als sie anfing, sich zu
beruhigen, erschienen zwei Beine zu ihrer Rechten. Er stand nun genau
neben dem Vorsprung! „Bitte geh weiter, geh weiter...“ betete
Sakura. Der Mann hielt inne. Dann beugte er sich mit einem mal nach
unten und sah Sakura direkt ins Gesicht. Blitzartig stand Sakura auf
und hastete erneut davon, auf die Berge zu, sie sah einige Felsen die
nach oben führten und erklomm sie. Plötzlich spürte
sie einen Griff um ihren Knöchel, sie stürzte. Im Fallen
wirbelte sie herum und blickte in das Gesicht des Mannes. Er war nun
ganz nahe. Wieder überkam Sakura dieses seltsame Gefühl und
mit einem Male wusste sie, was es war: Blanker Hass! Sie hasste
diesen Mann unendlich! Doch wieso? Mann kann nur Menschen hassen, die
einem zuvor etwas bedeutet haben.
„Endlich
hab ich dich, Sakura!“ donnerte der Mann, ließ ihr Bein los
und umklammerte mit hartem Griff ihre Schultern. Sakura riss entsetzt
die Augen auf, ihr wurde schwindlig und sie schwankte bedrohlich.
„Nein!“ sie versuchte sich loszureißen, „lass mich los,
lass mich sofort los! Hilfe, Hilfe! Bitte, ist denn da
niemand, HILFE!"Sie konnte nicht glauben, was eben
geschehen war. „Sei still, hier hört dich sowieso niemand! Du
warst sehr ungezogen, dafür wird ich dich wohl bestrafen
müssen...“ zischte der Mann drohend. Er legte eine Hand an
Sakuras Hals. Heiße Tränen rannen Sakuras Wangen hinunter,
sie konnte nicht mehr rufen.
Peng!
Ein Schuss hallte durch den Wald, ließ die Vögel
aufschrecken, den Mann sank zu Boden. Zwei Polizeibeamte standen da.
„Sakura!“ Kai kam auf sie zugerannt, er nahm sie in den Arm,
Sakura stand nur da und ließ alles geschehen. „Oh Sakura, es
tut mir so Leid, ich hätte es dir sagen müssen!“ begann
Kai, „als du mir neulich von dem Verfolger erzähltest- ich
wusste, wer es nur sein konnte, als du damals gestürzt bist,
warst du ganz anders, du sprachst nie von ihm, du hast dich am Kopf
verletzt und ihn vergessen, und deine Mutter und ich, wir dachten, es
sei das Beste so. Doch dann begann der wahre Alptraum.“ Er löste
sich von ihr. Sie sah ihn noch immer reglos an. „Sakura, dieser
Mann dort, er ist...“ „Ich weiß!“ unterbach Sakura ihn,
„dieser Mann dort, genauso wie der Verfolger in meinen Träumen,
das ist mein Vater!“ Kai sah sie verwirrt an. „Du weißt
es?“ „Ja, es ist mir eben wieder eingefallen, als er sprach.
Dieses Scheusal hat mir und meiner Mutter jahrelang das leben zur
Hölle gemacht... Kurz vor meinem Sturz hat sie ihn rausgeworfen,
doch er brach ins Haus ein... ich stürzt die Treppe hinunter, es
war kein Schwindelanfall“ Kai nickte. „Deine Mutter hat die
Polizei allarmiert, denn kurz nachdem wir hierher kamen, verschwand
dein Vater plötzlich. Sie wusste, er war die gefolgt, und als
ich ihn dann sah, hab ich mit dem Funkgerät von Max die Polizei
angerufen, diese teilte mir mit, dass uns bereits Schutzmänner
auf der Spur waren, sie rannten dir und... dem da,“ er deutete auf
die Gestalt am Boden, „hinterher und... nun ja...es ist vorbei,
Saku!“ Sakura sank in die Arme ihres besten Freundes, das war
einfach alles zu viel, sie hielt sich an ihm fest und nahm nichts
mehr von dem war, was um sie herum geschah.
Am
nächsten Tag wollten die Beamten sie zurückfahren, doch sie
wollte bleiben, sie wollte die Tour fortsetzen und so erklomm sie
drei tage später gemeinsam mit der Gruppe den Gipfel eines
Berges. Sie stellte sich gemeinsam mit Kai an die höchste Stelle
des Gipfels. Als sie so da oben stand und auf alles herunter sah, den
Wald und die hohen, majestätisch empor ragenden Bäume, die
Flüsse und Seen, die Vögel und Berge, und der sanfte Wind
sie umspielte, da kam ihr nur ein wunderbarer Gedanke in den Sinn:
„Dies ist der beste Sommer meines Lebens, der schönste Ort der
Welt- endlich bin ich frei!“
In
den darauf folgenden Monaten und Jahren kam sie noch oft mit ihrem
Freund Kai hierher, wanderte durch den Wal und über die Berge,
genoss das Leben, dachte nicht an gestern oder heute, war einfach
nur... unterwegs!