Miles Railinc

Busfahren

Busfahren

 

Ich sitze im Bus. Busfahren ist etwas Ungewöhnliches. Es gibt Leute, die sieht man immer wieder. Sie sind auf den Bus angewiesen. Und es gibt die Leute, die nur manchmal mit dem Bus fahren. Ich kann das nur erzählen, weil ich selber oft mit dem Bus fahre. Ich hasse den Gestank im Bus. Tausend eigenwillige Gerüche. Das eklig süße Parfum, das die Blonde vor mir trägt und der Geruch von Knoblauch, der von meinem Sitzpartner zu mir rüberzieht. Der Gestank der Bremsen, wenn unser Busfahrer mal wieder vergisst, dass er nach rechts sehen muss, wenn er eine Kreuzung überqueren will. Die widerlichen Gerüche von Menschen, die im Sommer kein Deo benutzen. nicht zu vergessen. Zum Glück ist es Winter. Ich hab gerade noch einen Sitzplatz bekommen. Leider hat mein Nachbar auch einen. Ich halte das bald nicht mehr aus! Dieser Gestank macht mich verrückt und dann ist mein MP3-Player noch kaputt. Jetzt muss ich mir das Gelaber der alten Damen hinter mir anhören.

„Ach, dem Horst geht’s immer schlechter!“. 

„Das ist nur die Schuld seiner Frau!“

„Ach ja, die Ilse…“

Mich interessieren diese Dialoge nicht. Das Witzige daran ist, dass die Menschen, die da sprechen der Mist genau so wenig interessiert. Sie suchen Gesprächsthemen mit denen sie Interesse an demjenigen heucheln können, der zu ihrer Nächsten sitzt. Das merkt man immer daran, dass die Pausen zwischen den Sätzen immer länger werden oder ab und zu vereinzelte Blicke aus dem Fenster geworfen werden. Ich kann nicht sagen, was mich mehr stört: Das Interesse Heucheln oder das Angeben der Leute, die mit ihren „Busgesprächspartnern“ reden.

Ganz schlimm ist die Fraktion, die sich in die hinteren Reihen setzt und denkt von dort aus den Bus unterhalten zu müssen.

 

Oh, wir halten an… Der Bremsengestank kommt wieder! Der Idiot! Lernt man das in der Fahrschule nicht?

 

Sie steigt aus. Sie sehe ich immer im Bus. Das ist das Schönste am Busfahren für mich. Sie hat kurze schwarze Haare und guckt immer so süß, aber sie beachtet mich nicht. Doch jeden Tag, den ich den Bus benutze, denke ich wieder, ich hätte die Kraft sie anzulabern. Wohl heute auch nicht. Naja, die Illusion ist auch schön!

Die Bushaltestelle könnte man eigentlich abschaffen, da 20 Meter weiter eine andere ist. Diese dient nur als Umsteigepunkt für die Schüler mittags, aber es ist eh schon Abend und dunkel. Wir fahren weiter. Endlich macht der Fahrer die Lichter innen an. Ich hasse zwar dieses schlachthausartige Neonlicht, aber irgendwie muss ich ja sehen können, was ich da gerade mit meinem MP3-Player mache…

Er biegt um die Ecke: Die zweite Haltestelle in dem Dorf. Es gibt einen enormen Unterschied zwischen Stadt-. und Dorfbus! Ein Stadtbus bewahrt eine gewisse Anonymität, wohingegen der Dorfbus diese nicht zu kennen scheint. Ich fange schon an Leute auf der Straße zu grüßen, die ich nur aus dem Bus kenne…

Er fährt weiter durch die Nacht und als er an der Nächsten Haltestelle hält, steige ich aus.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.03.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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