Die
PumpGun
Das leise
Geräusch hat ihm gereicht, denn er wusste, wie es sich in voller Stärke
anhörte. Oft hatte er diese Arm-, und Handbewegung geübt, damit es so aussieht und
klingt, wie er es einmal im Kino gesehen hatte. Nicht nur dieses Geräusch war
Musik in seinen Ohren.
Plötzlich
blieb er stehen, und warf seinen Kopf in den Nacken und verharrte in dieser
Stellung
Er schloss
die Augen und spannte seine Muskeln an.
In
seinem Ohr klang die Passage des Musikstückes, das er so sehr liebte. Diese
Töne, die durch die Kopfhörer in ihn drangen, haben ihn für eine Weile der Realität
entführt. Völlig angespannt und abwesend, sein Kopf im Nacken liegend, hörte er
der Musik wie im Rausch zu.
Sie
floß an Hochzeiten, Trennungen, Freude und Trauer vorbei. Wassernixen tanzten
ihren Reigen im nächtlichen Mondschein. Alte Ruinen, stolze Burgen und
Schlösser ragten an ihrem Ufer empor.
Das schäumende
Wirbeln des blauen Wassers in den Stromschnellen unterbrach nicht ihren
kräftigen Lauf zu Prager Burg Vysehrad. Majestätisch und doch traurig lässt sie
ihre Wassermacht in der Ferne in der Elbe fast geräuschlos verschwinden.
Er
legte die restlichen dreizig Meter zur Tür im schnellen Tempo zurück, senkte die
PumpGun in die Waagerechte und schoss. Die Tür zersplitterte in der Mitte zu
einem großen Loch.
Das
Sonnenlicht, das durch die zerschossene Tür in den Flur drang und an den vielen
scharfen Kanten des zerstörten Holzes brach, erfasste ihn wie ein Spot einer
Theaterbühne.
Er
hob die PumpGun wieder in die Senkrechte und tat es.
Eine
kurze, kräftige Armbewegung. Er hörte es. Das Geräusch, das ihn so faszinierte.
Ein
paar Sekunden blieb er still stehen und ohne, dass ihn die Faszination
vollkommen verließ, trat er in den Raum hinein und schoss.
Gekonnt
lud er schnell wieder nach und schoss erneut. Ein paar Splitter flogen um ihn
herum.
Die
nassen Flecken in seinem Gesicht fühlten sich kalt an und die rot bespritzten
Hände hielten jetzt gemeinsam die PumpGun. Es war still um ihn. Er stand mitten
drin in dem Durcheinander und schaute sich teilnahmslos um.
‚Was
so drei Schüsse alles anrichten können’, sprach er erregt mit sich.
Das
halbe Mobiliar war zerstört. Kaputte Gläser, zerschossene Schränke, Tellerscherben
lagen im ganzen Zimmer verstreut.
Und ihr
Zwei’, rief er den zwei Stühlen zu.
Die
zwei Gummipuppen, die er gestern in Begleitung seiner Lieblingsmusik akribisch
mit Ketchup vollstopfte waren kaum zu erkennen.
Er
nahm einen Stuhl, stellte ihn ans Fenster und setzte sich hin.
Während
er sich eine Zigarette drehte, schaute er aus den Augenwinkeln auf die Straße
und beobachtete durch die mit Panzerglas verglasten Fenster die hastende
Menschenmenge ohne
die
Geräuschkulisse des Lebens hören zu können.
Mit
einem kalten Blick und verächtlichen Schmunzeln im Gesicht, umgeben von Stille
beobachtete er das lachende Pärchen an der Ecke.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.03.2007.
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