Gerold Treitler

Die Abenteuer von Proctor Silex 7: Kollaps der Wellenfunktion

Proctor Silex, aus der langen Reihe der Proctoren, König von Krauka, Held von Tawain, bester Verfliegenstechniker der Pedautzn Werke und viele vermuten er ist auch der Fledermausmensch war auf der Flucht vor der humorlosen Galaktozei, nur weil er wieder einmal einen Haufen akademischer Idioten über der Wüste Gobi auf dem terranischen Planeten abgeworfen hatte. Ja, die sind halt sehr, sehr nachtragend. Nun weiß jeder, der auf der Flucht ist, dass die beste Taktik, seine Verfolger abzuschütteln oder zumindest zu verwirren, die ist, dass man sich teilt und in verschiedene Richtungen flieht. Das bereitet jedoch gewisse Schwierigkeiten, wenn man alleine unterwegs ist. Für Proctor Silex war das jedoch kein Problem! Er beschloss, sich einfach zu vervielfältigen und danach auf verschiedenen Vektoren davonzufliegen. Als erstes überlegte er, sich Klonen zu lassen. Das Problem beim Klonen ist jedoch, dass das Kind natürlich nicht ausgewachsen zur Welt kommt, sondern als kleines Baby. Danach muss man es aufziehen mit all dem Drumherum, wie Windeln wechseln, Flascherl geben, Schreierei ertragen. Das alles erfordert natürlich sehr viel Zeit, welche man auf der Flucht selbstverständlich nicht zur Verfügung hat und wer will sich eigentlich schon selbst großziehen? Proctor Silex entwickelte daher seine eigene Methode, um seine geniale Person zu vermehren. Wieder tat ihm der Makroisierer gute Dienste. Eine Interpretation der Quantenmechanik ist die sogenannte Vieleweltentheorie, nach der aus den verschiedenen Wahrscheinlichkeiten, die sich aus Unschärferelation und Schrödingergleichung ergeben, laufend eine Unendliche Anzahl von Paralleluniversen entstehen, aber wir nur eine wahrnehmen. Proctor Silex erkannte, dass nicht zu jedem beliebigen Zeitpunkt unendlich viele Welten geboren werden, sondern nur in diskreten Schritten, der sogenannten Planckzeit. Das ist die kleinste mögliche Zeit, bei der eine Messung derselben überhaupt noch Sinn macht, denn zu diesem Zeitpunkt sind die Paralleluniversen auch noch nicht getrennt und man kann Objekte oder sogar AlienInnen von einer Parallelwelt in die eigene holen. Mit anderen Worten, man kann sich mit jeder Planckzeit verdoppeln, ideal wenn man auf der Flucht ist. Proctor Silex nutzte den Makroisierer um die Wahrscheinlichkeitseffekte soweit zu verstärken, dass er sein zweites Ich aus einem anderen Universum zu sich holen konnte. Mit einem Blob stand also plötzlich eine Kopie von Proctor Silex vor ihm. Umgehend befahl unser Genie seiner Kopie sich sofort der Galaktozei zu stellen, denn niemand würde ihn noch suchen, wenn er schon verhaftet sei. Die vermeintliche Kopie war damit aber gar nicht einverstanden, sondern schrie ihn an, dass er selbst das Original sei und daher es nur recht sei, wenn sich der andere gefälligst stellen sollte, woraufhin Proctor Silex sofort Verstärkung heranholte, indem er auf dem Makroisierer die Energie erhöhte und sofort erschien eine weitere Kopie von Proctor Silex mit der er die widerspenstige erste Kopie seiner selbst disziplinieren wollte. Leider hatte sich aber auch der Makroisierer verdoppelt und die aufmüpfige Kopie holte sich auch Verstärkung. Doch die zusätzlichen Zwillinge dachten nicht daran irgendwelche Befehle eines anderen Proctor Silex auszuführen und es begann nun ein wilder Streit darüber, wer nun der echte Fledermausmensch sei. Dabei wurde man auch handgreiflich und um ehrlich zu sein, es begann eine wilde Massenschlägerei mit eingerissenen Spitzohren, verbogenen Reißzähnen und gebrochenen Stolz. Immer wieder hörte man aus der Masse der verknäuelten Leiber Sätze wie: „Der Chef hier bin ich und nur ich!“. Leider wurde dabei immer wieder der Makroisierer benutzt und die Anzahl der Proctor Silex’en begann sich exponential zu erhöhen. Im Raumgleiter war schon fast kein Platz mehr und das Geschrei wurde immer lauter. Ein Hypergleiter der Galaktozei näherte sich dem BWM Gleiter und ein Galaktozist warf einen Blick durch die Fenster des Raumfahrzeuges der Streithähne. Nachdem jetzt ein unbedarfter Beobachter das Quantensystem beobachtete, kollabierte die Wellenfunktionen und die Wahrscheinlichkeit nahm einen konkreten Wert an. Mit anderen Worten ausgedrückt verschwanden alle Proctoren bis auf einen einzigen genauso schnell, wie sie gekommen waren. Der letzte übriggebliebene hockte ziemlich verbeult und mit umgestülpten Ohren am Boden seines Raumgleiters. Als er das Gesicht des Galaktozisten an seiner Scheibe kleben sah, benutzte er schnell den Makroisierer, um wieder einen Quantentunnel irgendwohin in die Weiten des Universums zu erzeugen und so verschwand er sehr schnell von den Ortungssystemen und aus den Augen des verblüfften Gesetzeshüters. Dieser träumt seither einen schrecklichen Traum von einem Universum, welches von den Leibern des Proctor Silex verschlungen wird und musste sich in psychiatrische Behandlung begeben.
Wir hoffen bald wieder von den Abenteuern des Proctor Silex erzählen zu können, denn wer alleine im großen, weiten, unendlichen Universum ist, der muss sich treue Verbündete suchen, die ihm selbstlos helfen, vielleicht für eine winzig kleine Gegenleistung, wie zum Beispiel Verrat an der galaktischen Kooperative?

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