Anna Jansen

Tendas Verrat

Dieser Text ist das bisher erste Kapitel meiner Geschichte "Keynya- Die Träume des Nebelberges".
Bitte nicht böse sein, aber ich weiss noch nicht, ob es hier eine Fortsetzung gibt, also schreibt bitte Kommentare, wie ihr es bisher findet. Ich geb mir dann extra viel Mühe weiter zu schreiben.
 
 
1. Tendas Verrat
 
 
Es war ein kühler Wintermorgen, wie jeder um diese Jahreszeit. In dem kleinen Dorf Thellwhyn herrschte jähe Aufruhr. Reiter aus dem Dorf, welche schon seit vier Tagen fast vergeblich suchten, brachten nach einem ihrer Streifzüge die zwei Kinder zu den wartenden Eltern zurück. Die Mutter rannte ihnen entgegen und nahm die viel zu kalten Kinderkörper weinend in den Arm. Das Mädchen und der Junge, beide im Alter von sechs Jahren, waren tot. Die Bisse von Harpyien waren deutlich auf Armen, Beinen, Bauch und Hals zu sehen, ihre Kleider waren zerfetzt. Die Mutter rannte, die Leichen der Kinder tragend, schluchzend ins Haus, in der Hoffnung ihre Kinder seien nur unterkühlt und zu erschöpft um sich zu rühren, während der Vater vor der Tür, das Gesicht hinter den Händen, zu Boden sank und weinend flehte, dass alles nur ein böser Traum sei. „Meine Kinder sind tot...“, diesen Satz wiederholte er immer wieder. Mittlerweile hatte sich fast das ganze Dorf versammelt. Beileid und Umarmungen wurde reichlich ausgeteilt, doch nichts vermochte den Hinterbliebenen die Trauer zu nehmen. Noch am Morgen wurden die Kinder dem nahen Friedhof beigesetzt. Der Priester des Dorfes, Tenda genannt, hielt eine kurze Rede zu Ehren der Toten und fuhr mit einer wichtigen Mahnung fort.
„Ich möchte noch daran erinnern, dass dies nicht das erste Mal ist das Bewohner dieses und anderer Dörfer von Harpyien getötet wurden“, seine Stimme bat nun eindeutig um Aufmerksamkeit, „Und doch haben wir noch mehr Grund zur Sorge. Nicht nur, dass es wieder geschehen wird. Es wird in Zukunft häufiger und immer stärker passieren. Wir haben uns die Bisse der Harpyien genau angesehen und bemerkt, dass keiner der Bisse von der Harpyienhexe Gali stammt, obwohl die Kinder in der Nähe ihres Reviers gefunden wurden.“ Eine lange Stille trat ein. Hätten die Toten etwas gesagt, hätte man es jetzt bestimmt hören können. Der Priester fuhr mit seiner Rede fort: „Die Bisse die wir vorfanden waren kleiner, nicht so tief und viel schwächer als die von Gali, aber sie stammen von Harpyien. Sie wird in nächster Zeit mehr Tiere und Menschen erlegen, um ... ihren Nachwuchs zu füttern. Ich möchte deshalb darum bitten, dass niemand sich alleine vom Dorf entfernt. So ... das wäre jetzt alles. Herr und Frau Viram, sie können mich jederzeit besuchen. Meine Tür steht jedem offen. An sie alle ... seien sie vorsichtig.“ Langsam entfernten sich wieder alle vom Friedhof. Das, was niemand mehr für möglich hielt, ist wahr geworden. Da Gali schon einmal Kinder aufgezogen hatte wussten alle, dass ihnen jetzt eine schwere Zeit bevorstand.
Einige der Reiter, die ihre Pferde gerade in den Stall brachten, wurden noch einmal zu Tenda gerufen.
„Was ist Herr?“, fragte einer von den Fünfen.
„Ich habe Vermutungen was den Tod der Kinder angeht. Sie würden nie im Leben so nah ans Harpyiengebirge gehen, man hat es ihnen eindrücklich verboten. Ich habe die Vermutung, dass jemand sie dorthin gebracht hat. Und wer würde ihrer Meinung nach problemlos auf die Berge und wieder runterkommen? Doch nur jemand, dem die Harpyien nichts tun würden. Jemand der ihr ... ‚Freund’ wäre. Und wer käme dafür in Frage?“, fragte er wartend auf eine Antwort.
Einer der Reiter flüsterte unsicher: „Saldra ... Sie ist seit ihrer Kindheit mit den Harpyien befreundet ... oder?“
„Genau den selben Verdacht hatte ich auch. Sie war es! Sie hat die Kinder in die Nähe und vielleicht auf den Berg gebracht! Die Geister verlangen Ruhe und wir müssen dafür Sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht! Wir werden sie und ihre Tochter den Geistern opfern!“ Seine Stimme erhob sich triumphierend. Die umstehenden Reiter machten erschrockene Gesichter.
„Ihr wollt die Kleine auch töten?! Sie hat doch nichts getan!“
„Klebt Blut an den Händen der Eltern werden die Kinder es ihnen gleichtun. Aus der kleinen Halbelfe Keynya wird das selbe hervorgehen wie aus ihrer Mutter.“
„Was sollen wir tun?“
„Geleitet mich zu ihrem Haus. Dort werden wir sie und ihre Tochter gefangen nehmen.“
„Was ist, wenn sie sich weigert? Sie ist die Tochter von Elfen und beherrsch seit langem mächtige Zaubersprüche“, warf ein anderer Reiter rasch ein, als hoffte er den Priester von seinem Vorhaben abzubringen, doch dieser blieb hart.
„Dann werden wir ihr sagen, dass wir ihre Tochter verschonen, wenn sie freiwillig mitkommt. Und dann, wenn Saldra ihren letzten Atemzug macht, wird Keynya ihr folgen und sie sterben zusammen, was unter diesen Umständen, meiner Meinung nach, noch zu freundlich ist.“ Der Priester lachte böse.
Die Reiter, welche dem Priester zu gehorchen hatten, wenn sie nicht einen frühen Tod erleiden wollten, stiegen auf ihre Pferde und holten eines für den Priester. „Auf zu ihrem Haus!“, rief er, die Pferde bäumten sich kurz auf und liefen in vollem Galopp auf die Brücke von Thellwhyn zu. Ihre Hufen schlugen auf dem gepflasterten Weg auf, als wären sie härter als der härteste Stein. In dem Tempo erkannte man keine Gesichter mehr. Nur noch ein roter und fünf braune Schweife ließen erkennen, dass der Priester mit fünf seiner Gefolgsleuten von der einen Seite der Brücke auf die andere stürmte. Viele Blicke folgten ihnen kurz. Doch darauf ging jeder wieder seinem Treiben nach.
Unwissend darüber bereitete Saldra eine Heilsalbe vor. Keynya hatte sich, wie so oft schon am Morgen, mit Pfeil und Bogen direkt ins Dickicht geschlagen, um einen der vielen Vögel in der Umgebung zu fangen. Obwohl sie erst sieben Jahre alt war, konnte sie mit Waffen gut umgehen und da sie weniger mit Kraft als mit Geschick gewann bevorzugte sie Bögen und kleine Dolche. Von ihrem Vater, einer der angesehensten Zauberer der Menschen, hatte sie einen verzauberten Dolch bekommen, den sie immer bei sich trug. Er war so hart, dass er fast alles sofort zerschneiden konnte, was sich ihm in den Weg stellte, sogar das härteste Metall. Und die Steine, mit denen er geschmückt war, leuchteten in den buntesten, grellsten Farben, wenn Gefahr drohte.
Dies war einer dieser Momente. Kaum das sich Keynya auf einen der zwei einfachen, aus Holz geschnitzten Stühle setzte, die mit dem Tisch in der einen Seite des Hauses Platz fanden, sprang sie auch schon auf und riss den Dolch von ihrem Gürtel. Einen Herzschlag lang starrten Keynya und ihre Mutter den Dolch fassungslos an.
Saldra ließ schreckartig die Salbe fallen, eilte mit wenigen Schritten zu ihrer Tochter, die den Dolch noch immer in der Hand hielt und zerrte sie in eine Ecke des Hauses. Ohne Keynya loszulassen bückte sie sich, warf den Teppich zurück und öffnete eine Falltür. „Los, rein mit dir! Und sei ja still!!“, rief sie fast und stieß ihre Tochter unsanft hinein.
„Mama! Du musst mit rein, komm!!“, drängte sie und wollte ihrer Mutter Platz machen, doch sie kam nicht. Stattdessen schlug diese die Tür wieder zu und verriegelte sie.
„Mama! Mama!!“, schrie Keynya nun. Sie spürte innerlich, dass ihre Mutter sehr angespannt und ängstlich war.
„Bitte sei ruhig, Keynya. Was immer auch passiert, du musst ruhig sein. Versprich es mir!“, flüsterte Saldra unruhig durch die Dielen und schob sorgfältig den Teppich zurück. „Versprochen...“, sagte Keynya leise. Eigentlich wimmerte sie mehr, als dass sie etwas sagte. Danach eilte Saldra zu der verschütteten Schale mit der Salbe und stellte sie auf den Tisch zurück. Sie musste nur kurz mit der Hand winken und der Boden reinigte sich wie von selbst. Sogar die Tropfen die schon durch die Bretter gelaufen sind schwebten zurück in die Schale. Saldra gab sich jede Mühe zu verschleiern, dass ihre Tochter unter den Dielen hockte.
Glitzernde Tränen rollten leise über Keynyas Gesicht und fielen auf den staubigen Boden, der sich unter dem kleinen Haus weitete. Etwas in ihr wollte laut aufschreien, versuchen zu ihrer Mutter zu gelangen, doch ein anderer Teil in ihr hörte auf die Worte ihrer Mutter und blieb still. Saldra bot der Gefahr die Stirn um sie zu schützen.
Der Dolch in Keynyas Hand leuchtete immer noch. Sollte jemand das Haus betreten, würde ihm sofort das, wenn auch schwache Leuchten auffallen. Hastig steckte sie ihn in den Staub, gerade noch rechtzeitig um den Blicken der Reiter, die gerade die Tür aufgestoßen hatten, zu entgehen.
„Was ist? Wieso fallt ihr in mein Haus ein?“, fragte Saldra die Reiter mit ernster Mine nachdem sie sich umgedreht hatte. Eine ihr nicht unbekannte Stimme antwortete forsch: „Dein Haus?! Ich weiß nicht was du glaubst, aber dieses Haus gehört mir! So wie jedes andere in diesem Dorf!“
Tenda trat an den Reitern vorbei ins Haus ein und sprach in unverändertem Tonfall fort: „Wo ist eigentlich deine Tochter, Saldra? Ist sie nicht hier?“
„Sie ist auf der Jagd, nichts weiter. Wenn sie irgendetwas angestellt hat, sagt es mir.“
Saldra brachte es fertig, trotz ihrer Vermutungen was Tendas Auftreten bedeuten könnte, sehr ruhig zu reden. Sie klang sogar beinahe freundlich! Saldra war eine Elfe und wurde deren Ruf freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit zu sein vollkommen gerecht. Von ihrer Schönheit ganz zu schweigen. Die meisten der Anwesenden starrten nur in ihre smaragdgrünen Augen oder sahen die langen, silbergoldenen Haare an. Alle, bis auf den Priester.
Nach kurzer Zeit bat sie Tenda und den anderen Reitern an mit ihr auf Keynyas Rückkehr zu warten und vielleicht etwas Suppe mitzuessen. Ein freudiges Raunen ging durch die Reiter, doch Tenda machte mit einer herrischen Geste klar, dass er hier das Sagen hatte.
„Wir sind aus einem ganz anderen Grund hier, Saldra! Wir wissen, dass du die Kinder an Gali ausgeliefert hast, nur du kämst dafür in Frage! Es stimmt doch, dass du mit Gali befreundet bist, oder?“
„Ja, das stimmt. Ich bin mit ihr befreundet, aber ich habe nie irgendjemanden an sie ausgeliefert, nicht damals und auch nicht heute.“
„Die Seelen der Geister verlangen Ruhe! Sie haben mir gesagt, dass du es warst! Leugne nicht mehr und komm friedlich mit uns. Dann wird deiner Tochter auch kein Haar gekrümmt. Oder willst du sie bei dir haben, wenn du diese Welt verlässt?“
„Das würdet Ihr nicht wagen...“
„Oh doch, ich wage! Du kommst mit oder deine Tochter wird mit dir sterben!!“
Bedrückende Stille trat ein. Saldras Augen schauten ins Leere. In ihrem Inneren tobte ein grausamer Kampf. Etwas in ihr wollte Tenda einfach umbringen. Sie konnte es nicht glauben, wo es doch heißt, dass Elfen niemals einen so gewaltigen Hass auf jemanden empfinden konnten. Sie hatte Tenda nie wirklich gemocht, das lag an seiner schlechten Ausstrahlung, aber dass sie für einen Moment mit dem Gedanken gespielt hatte ihn einfach umzubringen schockierte sie zutiefst. Sie merkte es nicht mal mehr wie einer der Reiter einfach ihre Hand nahm und sie in Ketten legte. Obwohl Tenda wissen müsste, dass Saldra nur daran denken müsste die Ketten zu sprengen, um es wirklich zu tun. Sie jedoch wehrte sich nicht. Das einzige was sie noch wollte war, dass ihre Tochter in Sicherheit war.
Sie brachten die Elfe raus. Auf den Befehl Tendas hin stellten zwei der Reiter das ganze Haus auf den Kopf. Niemand kam auf den Gedanken, dass sich Keynya unter dem Haus befand. Als die Reiter sie nicht fanden, machten sie erleichterte Gesichter. Keynya und ihre Mutter waren im ganzen Dorf gern gesehen, auch wenn niemand offen dazu stehen würde. Der Priester ließ jeden umbringen, der auch nur seiner Meinung widersprach oder die Andeutung machte zu widersprechen.
Nachdem auch der letzte Mann das Haus verlassen hatte richtete sich Keynya langsam wieder auf. Noch immer liefen Tränen über ihr Gesicht, das schon ganz rot geworden war.
„Mama hat doch nichts gemacht...“, murmelte sie leise. Sie versuchte die Falltür zu öffnen, aber ohne Erfolg. Die Tür war versperrt, da etwas auf ihr drauf lag. Schnell zog Keynya den Dolch unter dem Staub hervor und lief geduckt in eine andere Ecke des Zimmers. Sie stieß den Dolch von unten durch den Boden und schnitt ein Loch hinein. „Seltsam... er hat aufgehört zu leuchten. Für mich ist keine Gefahr mehr, aber für Mama!“ Sie zwängte sich rasch durch das Loch, schnappte sich ihren Bogen und einen Köcher voll mit Pfeilen und eilte geduckt bis zum Fenster. Sie stand langsam auf.
Tenda und die anderen drehten ihr den Rücken zu. Die Reiter gingen zu Fuß zurück. Sie hatten, die Zügel ihrer Pferde in den Händen, einen Kreis um Saldra gebildet, was ihr eine Flucht- wäre sie ein Mensch- so gut wie unmöglich machte. Der Priester ritt vor, wohl um die Bestrafung vorzubereiten.
Nach kurzer Zeit sprang Keynya durch das offene Fenster in den Schnee und folgte unauffällig den Reitern.
Auf der anderen Seite der Brücke sammelte sich eine Menschenmenge an. Keynya fühlte sich sehr schlecht, nicht nur weil ihre Mutter geopfert werden sollte sondern auch, weil ihre Mutter ihr eindeutig befohlen, hatte sich nicht von der Stelle zu rühren. Das letzte was sie wollte war, dass Keynya stirbt.
Und immer noch liefen Tränen über ihr Gesicht.
Auf der Mitte der Brücke angelangt war plötzlich ein wütendes, raubvogelähnliches Kreischen zu hören und nicht nur Keynyas Atem hielt an. Die Reiter sahen sich wild zu allen Seiten um. Das, was sie gehört hatten, war der Schrei einer Harpyie. Die Pferde bäumten sich erschrocken und ängstlich auf. Mit donnerndem Tempo liefen sie ihren Herren voraus. Einige der Männer spannten ihre Bögen und warteten angespannt darauf, dass sich ihnen eine Harpyie zeigte.
Nun erwachte Saldra aus ihrer Trance.
„Verschwinde Gali! Sie werden dich töten, wenn du noch näher kommst! Verschwinde und such Keynya!“
Ein schriller Schrei war die Antwort und tatsächlich flog eine Harpyie unter der Brücke hervor. Vollkommen überrascht schrieen einige der Reiter auf, stolperten zurück und ließen ihre Waffen fallen, angesichts der so berühmten wie berüchtigten Harpyienhexe Gali. Kaum drei Schritte entfernt schwebte sie beinahe mit ihren schwarzbraunen Flügeln in der Luft und sah mit angeekeltem Blick auf die umstehenden Reiter. Als ihre gelben, katzenähnlichen Augen auf Saldra und ihre Fesseln schauten wirkte sie sehr verwirrt.
„Gali, sie werden Keynya töten, wenn ich mich wehre. Du musst sie finden bevor Tenda sie findet! Such sie, los!!“
„Ich verspreche dir ich finde sie, liebe Freundin. Wir sehen uns dann auf dem Sonnengipfel.“
„Ja, das werden wir.“
Mit lautem Geschrei flog sie schnell zu Saldras Haus und zwei der Reiter verfolgten sie. Immerhin war der Kopf einer toten Harpyie viel wert für die, die es riskieren wollten oder konnten sich einer Harpyie zu stellen. Und der von Gali war sowieso viel wert, da sie eine der gefürchtetsten Harpyien weit und breit war.
Keynya bewegte sich immer noch nicht von der Stelle. Ihre Mutter war bereit zu sterben, das wusste sie jetzt. Der Sonnengipfel war der höchste Berg des Landes und viele, selbst die Harpyien, glaubten, er sei der Ort wo sich die toten Geister trafen.
Der Rest der Männer ging nun etwas schneller zum Dorf zurück, als ob sie fürchteten, dass noch mehr Harpyien Gali gefolgt seinen könnten.
Nachdem auch Keynya aus ihrer Starre erwacht war, glaubte sie ihr Herz würde so laut pochen, dass die Männer sie einfach entdecken müssen.
„Mama darf nicht sterben...“, murmelte sie immer wieder auf dem Weg zur anderen Seite der Brücke. Langsam erschien es ihr wie ein Wunder, dass sie noch nicht entdeckt worden war.
Nun hatte sich das gesamte Dorf versammelt und viele verwirrte Blicke folgten der gefesselten Saldra. Sie wurde zum Opferhaus gebracht, wo der Priester jeden Verräter, Mörder und jene im Feuer opfern ließ, die sich seinem Willen nicht beugten.
Während sich alle Blicke auf Saldra konzentrierten, nutzte Keynya die Gelegenheit von der Brücke runter und hinter einen der vielen Bäume zu laufen.
Ihr Herz blieb ihr im Halse stecken und sie glaubte vor Aufregung nicht mehr atmen zu können.
Einer der Männer, die ihre Mutter über die Brücke brachten, redete kurz mit dem Priester. Tendas Gesichtsausdruck nach zu urteilen wohl über Gali, die in diesem Moment wohl damit beschäftigt war die anderen Männer, welche ihr gefolgt waren, umzubringen und das schon völlig verwüstete Haus von Saldra noch einmal von Grund auf zu durchwühlen.
„Hört her!“, schallte die Stimme des Priesters über den Platz. „Wir haben die Verantwortliche für den Tod der Kinder! Die Geister werden Ruhe finden, wenn wir sie opfern!“
„Oh, nein...“ Keynya sah hilflos ins Nichts. „...Mama!!“, schrie sie nun und rannte auf ihre Mutter zu.
Saldra blickte schockiert auf. Ein heimtückisches Lächeln erschien auf dem Gesicht des Priesters.
Die Menge wich der heranlaufenden Keynya. Die Elfe hatte sich nun von ihren Fesseln gelöst und nahm ihre weinende Tochter schützend in den Arm.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du mir nicht folgen solltest“, hauchte Saldra sanft, doch enttäuscht in ihr Ohr. „Gali hätte gut auf dich aufgepasst.“
„Ich will nicht, dass du stirbst, Mama! Ich will das nicht!“, heulte Keynya und ließ ihren Tränen freien Lauf. Die umstehenden Leute machten besorgte und ängstliche Gesichter, besonders die anderen Kinder mit denen sich Keynya immer gut verstanden hatte.
„Tötet sie!“, erhob sich Tendas Stimme. Als keiner der Männer seinen Bogen spannte oder sein Schwert zog griff sich Tenda kurzerhand den nächsten Bogen und versuchte einen Pfeil an die Sehne zu legen. Er, als geistliches Oberhaupt eines Dorfes, hatte nie lernen brauchen wie man mit dem Bogen schießt. 
„Lauf weg Keynya“, sprach ihre Mutter schnell und stieß sie weg. Saldra stellte sich zwischen Tenda und ihre Tochter. Keynya rannte, wie es ihre Mutter gesagt hatte.
Ein Pfeil sirrte durch die Luft, schoss an Saldra vorbei und weiter auf Keynya zu. Als Keynya dies bemerkte war es schon zu spät um auszuweichen. Die Sekunden verstrichen immer langsamer und Keynya konnte den Pfeil ganz langsam auf sich zuschießen sehen. Die Angst, die sie verspürte, hatte ihre Augen bis an ihre Grenze geschärft und vermittelte ihr das Gefühl noch ausweichen zu können. Die Realität sah jedoch anders aus. Sie würde getroffen werden.
Kurzzeitig war der ganze Platz von einem hellblauem Licht erfüllt. Einige schrieen erschrocken auf, als dieser Nebel sie einhüllte.
Der Pfeil war verschwunden! Er hatte sich, kurz bevor er Keynyas Rücken durchbohrt hätte, in Luft aufgelöst!
Keynyas kurzzeitige Freude darüber, dass sie noch nicht tot war verblasste so schnell wie sie kam. Kaum dass sich der Nebel gelöst hatte erkannte sie auch schon, dass der Pfeil zwar sein Ziel verfehlt hatte, aber immer noch da war. Er steckte in der Brust ihrer Mutter.
Sie hatte ihre ganze Energie dafür aufgebracht den Angriff auf sich zu lenken.
Keynya blieb schlagartig stehen und sah ihre Mutter verzweifelt an. „Mama! Nein!!“, schrie Keynya und setzte dazu an zu Saldra zurückzulaufen. „Verschwinde Keynya.... lauf... weg...“, sprach Saldra unter großen Schmerzen und drehte sich zu ihr um. Ihre Tochter starrte sie fassungslos an. Saldra sah glücklich aus! Ob jetzt ihr Verstand so kurz vor dem Tode mit ihr durchging oder sie einfach nur froh darüber war, dass Keynya nichts passiert war sollte niemand mehr wissen. Sie fiel und war, schon bevor sie den Boden berührte, tot.
Der Schnee färbte sich dort wo sie lag schnell rot; ihre Haare verloren ihren Glanz.
Keynya rannte, so schnell sie konnte, weg. Weg von diesem Ort, von dem sie fortan nur noch Alpträume haben sollte. So schnell es ging rannte sie weinend aus dem Dorf, durch die Felder in Richtung des Sternenwaldes. Dorthin würde niemand ihr folgen. Dieser Wald wurde von den meisten Menschen gefürchtet, da in ihm magische Dinge am Werk waren. Dort wäre sie sicher. Würde jemand sie jedoch bis dorthin jagen, wäre der Weg lebensgefährlich. Es gab viele weite Flächen, wo man sich nicht verstecken konnte. Eine schwere Prüfung. Doch genau diese sollte sie bestehen. Drei Männer verfolgten sie.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.04.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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