Jana Wacker

Wrong?

Disclamer:
Der Song ist von Coldplay, die Personen in dieser Geschichte gehören sich selbst.
 
~Es ist ein "Songfic" da der Text sehr zum Inhalt passt, zum richtigen Feeling sollte man ihm beim Lesen evtl. hören^^ 
 
Come up to meet you, tell you I'm sorry
You don't know how lovely you are

I had to find you
Tell you I need you
Tell you I set you apart

Die Nacht war kalt und Wolken verhangen, als er die leeren Straßen entlanglief, mit schweren Schritten, die an den Wänden widerhallten. Es roch nach Regen, der Geruch hing schwer, wie ein Tuch über den Dächern der Stadt. Die meisten Häuser, an denen er vorbeikam lagen dunkel und friedlich da, in manchen brannte Licht, hie und da lief noch ein Fernseher, doch er sah sie nicht. Er sah nicht die wenigen erleuchteten Fenster, er sah auch nicht die Katzen, die umherstreunten, er sah nicht die Scheinwerfer der Autos, die wie starre, leuchtende Augen die Bürgersteige erhellten und ebenso wenig die wenigen Menschen, die seinen Weg kreuzten.
Er hatte keine Augen für sie, denn in Gedanken war Tatsurou an einem ganz anderen Ort, als auf dieser kalten Straße.
Der Sänger hatte die fröstelnden Hände tief in den Taschen seiner Hose vergraben, seinen Mantel eng um den Körper geschlungen und einen dicken Schal um den Hals. Doch selbst das konnte die Kälte des Wintermonats nicht fernhalten. Doch auch auf diese achtete er nicht.
Seine Gedanken waren weit fort, wie ein Vogel, der die Ferne suchte.
Und sie kreisten einzig und allein um eine Person.
Miya.

Tell me your secrets
And ask me your questions
Oh let's go back to the start

Tatsurou seufzte und schüttelte ebenso unmerklich, wie unbewusst den Kopf. Gott, wie hatte er nur so dumm sein können? Miya war doch so unglaublich verletzlich. Er sah vielleicht nicht so aus, doch er sehnte sich nach etwas standhaftem, Geborgenheit und jemandem, an dem er sich festhalten konnte, wenn er wollte.
Und was tat er, Tatsurou? Ja, er zog ihm den Boden unter den Füßen weg. Dabei wollte er all das für Miya sein, standhaft, jemand der immer da ist. Das hatte er schon immer gewusst, nur bewusst wurde es ihm erst jetzt, jetzt wo sein Bandkollege fort war.
So ist es eben im Leben, die wichtigen Dinge erkennt man erst dann, wenn sie nicht mehr da sind. Die Erinnerungen schmeckten bitter.
Da hatte er es endlich geschafft, dass Miya sich ihm öffnete, ihm offenbarte, was er fühlte und er hatte ihn aus bloßer Angst davor verletzt zu werden von sich gestoßen. Wie dumm er doch war.

Running in circles
Coming in tales
Heads are a science apart

Hätte er doch nur noch eine Chance, dann würde er es nicht so verderben. Und genau um sich diese Chance zu holen war er nun hier, auf dem Weg zu Miyas Haus. Ob er wohl da war? Würde er ihm überhaupt reinlassen? Er musste...
Tatsurou hielt inne und blickte gen Himmel, als ein kühler Tropfen ihn auf der Wange traf. Dem Tropfen folgten viele weitere, der Himmel ließ sie zu Boden fallen, doch der Sänger setzte seinen Weg unbeirrt fort.
Nach wenigen Minuten waren sein Mantel und der Rest seiner Kleidung vollkommen durchnässt und die Kälte, die der Regen mit sich brachte fraß sich in seinen Körper.

Nobody said it was easy
It's such a shame for us to part
Nobody said it was easy
No one ever said it would be this hard

Oh take me back to the start

Erst, als er endlich an seinem Ziel angekommen war blieb Tatsurou endgültig stehen. Er betrachtete die graue Wand, des Hauses, vor welchem er Halt gemacht hatte. Sein Blick blieb an den Fenstern hängen. Es brannte Licht.
Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, der Gitarrist war also zu Hause. Als er die zwei kleinen Treppen hinaufstieg zitterte er leicht. Ob es vor Kälte oder Nervosität war, wusste er selbst nicht. Er wischte sich ein paar tropfende Strähnen aus den Augen und hob die Hand, um zu schellen.
Masaaki. Da stand es doch. Sein Finger war nur Zentimeter von der Klingel entfernt. Und doch zögerte er. Tatsurou!, schallte er sich selbst, Tatsurou, nun mach schon!
Er presste die Lippen fest aufeinander und drückte dann schnell und kurz, als ob er brennend heiß wäre, den kleinen, schwarzen Knopf. Es läutete schrill.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals und noch höher, während er wartete, dass sich die Tür öffnete. Es dauerte nicht lang, bis Miya im Türrahmen stand.

I was just guessing
At numbers and figures
Pulling your puzzles apart

Questions of science
Science and progress
Do not speak as loud as my heart

„Tatsurou“, stellte er ruhig fest und sah seinen Gegenüber mit zusammengezogenen Brauen hoch, „Was willst du?“
Der Angesprochene klappte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch kein Wort verließ seine Lippen. Seine Kehle schien zugeschnürt, er wollte so viel sagen, in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und sein Herz schlug so schnell, dass es drohte seine Brust zu bersten.
Seine Zunge wog schwer, sie fühlte sich an wie Blei und so klappte er den Mund wieder zu, wie ein Fisch, der auf dem Trockenen lag.
„Na dann, gute Nacht.“ Miyas Stimme war so kalt, dass es ihm einen Schauer den Rücken hinunter jagte. Er machte Anstalten die Tür wieder zu schließen, doch Tatsurou stellte schnell einen Fuß in den Türrahmen.
„Miya… warte.“
„Worauf denn?“, entgegnete dieser, öffnete die Tür jedoch wieder ein Stück, „Was willst du hier? Wir sehen uns morgen bei der Probe und selbst das ist zu früh für meinen Geschmack.“
„Aber ich kann nicht warten, Miya-kun.“, antwortete der Sänger und schluckte. Doch die Nervosität konnte er nicht mit hinunterschlucken. Sie nagte an ihm, wie ein Tier, doch er versuchte sie zu verscheuchen, „Bitte hör mir zu…“
„Das letzte Mal, als dir zugehört habe, hat es ziemlich wehgetan. Darauf kann ich verzichten. Danke.“
Abermals versuchte er die Tür zu schließen, doch Tatsurou atmete tief durch, sammelte Mut und schob sich nachdrücklich in den Türrahmen: „Bitte!“
Der Gitarrist seufzte: „Gut – was willst du?“
„D- darf ich vielleicht reinkommen…?“
Miya schürzte die Lippen, drehte sich um und lief in Richtung Wohnzimmer: „Du machst ja sowieso was du willst…“

Tell me you love me
Come back and haunt me
Oh and I rush to the start

Running in circles
Chasing tails
And coming back as we are

Das ließ Tatsurou sich nicht zwei Mal sagen und schnellen Schrittes folgte er dem jüngeren, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Im Wohnzimmer angekommen sah er, wie Miya am Fenster stand, ihm den Rücken zugekehrt und schweigend in die Nacht starrte.
„Miya-kun…“, murmelte der Sänger und wischte sich abermals ein paar nasse Haare aus der Stirn. Er war immer noch durchnässt bis auf die Knochen und seine Kleidung tropfte, doch er achtete nicht darauf, „Miya-kun… Es, es tut mir leid.“
Vom Angesprochenen kam nur ein tonloses: „Aha“.
„Wirklich, es tut mir alles wahnsinnig leid. Ich hab das alles nicht so gemeint…“, fuhr Tatsurou fort, „Ich…“
„Nicht so gemeint. Soso.“, unterbrach ihn Miya, „Was genau, Tatsurou, hast du nicht so gemeint? Dass das zwischen uns für dich nie mehr als Freundschaft war? Oder dass ich mich nicht lächerlich machen soll, ich wüsste nicht was ich rede? Oder…“ Er brach ab. Seine Stimme zitterte wie Esbenlaub.
Der Andere schluckte schmerzlich. Wie hatte er nur solche Sachen sagen können? „Miya-kun… ich wollte dir nie wehtun…“
„Das hast du aber…“
Tatsurou schwieg. Was sollte er bloß sagen, um die Dinge wieder zurechtzurücken? Er war nicht gut in so was. Er war noch nie ein Künstler der Worte gewesen.
„Wenn das alles ist, weshalb du gekommen bist, hast du deine Zeit verschwendet. Und meine auch.“ Miyas Stimme war wieder etwas gefestigter. Er hatte ihm immer noch den Rücken zugewendet, „Du findest die Tür sicherlich allein.“
Schmerzhafte Worte, befand der Ältere. „Miya-kun... Ich… du weißt ich bin nicht gut in solchen Sachen… Ich – Ich … Es tut mir leid. Ich wollte das alles nicht sagen. Ich weiß auch nicht warum ich so dumm war. Ich weiß nur, dass alles was ich will… du bist.“

Nobody said it was easy
Oh it's such a shame for us to part
Nobody said it was easy
No one ever said it would be so hard

Bei diesen Worten war er näher an seinen Bandkollegen herangetreten, „Das letzte was ich will, ist dass es dir schlecht geht. Alles, was ich brauche ist noch eine Chance.“
Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte sie sachte, „…bitte?!“ Das letzte Wort war nicht mehr als ein Flüstern gewesen. Eine geraume Zeit herrschte Stille. Tatsurou wurde abwechselnd heiß und kalt, sein Mund wurde trocken und er hatte Angst. Ja, Angst nun weggeschickt zu werden. Die Worte waren ihm so schwer gefallen. Es sollte nicht alles umsonst gewesen sein.
„Wer gibt mir eine Garantie…?“, murmelte Miya, immer noch ohne sich umzudrehen. Er zitterte ein wenig. Ob er weinte?
„Niemand kann dir eine Garantie geben…“, antwortete der Sänger sanft, „Ich kann dir nur versprechen, dass ich es ernst meine…“ Vorsichtig schlang er seine Arme um den kleineren und legte den Kopf auf seine Schulter, „Du bist mir sehr wichtig Miya-kun.“
Und endlich drehte sich der Gitarrist in seiner Umarmung um und lehnte nun seinen Kopf gegen Tatsurous Halsbeuge.
Tatsurou musste lächeln. Sein Herz schlug Saltos vor Freude und er verstärkte seine Umarmung. Er setze einen sachten Kuss auf Miyas Stirn.
Dieser hob nur wenig später den Kopf und legte seine Arme ebenfalls um den größeren.
„Das habe ich gehofft…“, flüsterte er und lächelte ebenfalls.
Dann reckte er seinen Hals ein Stück und ließ seine Lippen nur zu gern von denen des anderen verschließen.

I'm going back to the start


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.04.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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