Stephanie Schneider

Die Wölfe - 10. Ein roter Teppich

Wir waren sehr schnell in dem Wald. Trotz dem es heller Tag war, umgab den Wald eine trübe Dämmerung. Die Blätter der Bäume verdeckten den Himmel und ließen kein Licht hindurch. Je tiefer wir in den Wald ritten, desto dunkler wurde es. Ich versuchte die Stelle zu finden, an der mein Pferd durchgegangen war, aber es sah alles gleich aus. Der Wind säuselte in den Blättern, aber die Bäume blieben still. War es vielleicht doch nur ein Traum gewesen? „Schau hier.“, rief Tand plötzlich und deutete auf den Boden. Dieser war aufgewühlt und voller Hufspuren. „Hier ist der Schimmel gestiegen und ich habe ihn weiter geführt.“, erklärte ich. Wir folgten den Spuren bis sie plötzlich aufhörten. „Seltsam, die Hufspuren führen nur hin, aber er ist doch zurück zur Stadt gelaufen.“ Ich schaute den Hengst an. Er schien sich an nichts zu erinnern, sonst wäre er nervös geworden, aber er stand da wie eine in Marmor gegossene Skulptur. Auch meine Fußspuren ohne das Pferd waren nicht zu sehen. Tand und ich schauten gleichzeitig zum Boden ob unsere jetzigen Spuren sichtbar waren, sie waren. „Sehr seltsam, ihr könnt doch nicht geschwebt sein.“ Tand blickte erneut auf den Boden. „Los weiter.“ Ich wusste nicht wohin weiter und ob ich überhaupt weiter gegangen bin, nachdem Blitz durchgegangen war. Wir suchten noch lange nach Spuren, aber es war nichts zu sehen. Langsam wurde es immer finsterer im Wald und Tand schlug vor zurück zu gehen. „Vielleicht reden die Bäume nur in der Nacht?“, sagte ich und überredete ihn noch eine Weile zu warten. Kaum war nichts mehr zusehen, als der Wind durch die Blattkronen fuhr: „Gefahr ist hier, nähert sich dir. Auch zu zweit seid ihr bald kalt.“ „Was war das?“, fragte Tand erstaunt und im nächsten Moment stieg sein Schwarzer und er lag auf dem Waldboden. Ich fasste die Zügel des Tieres und stieg von meinem Schimmel ebenfalls ab. „Hörst du etwas?“ Ich lauschte in die Stille, aber das nächste was ich hörte, waren wieder die Bäume: „Gefahr ist nah, Leben ist rar. Es ist nicht Mensch noch Tier, verschwindet von hier.“ Die Pferde gebärdeten sich wie wild, aber wir konnten sie halten. „Los gehen wir einfach weiter.“, schlug ich vor und zog den bockenden Hengst hinter mir her. Plötzlich fasste etwas meine Hand in der ich Blitz Zügel hielt und ich zog das Schwert. „Oscar, nicht doch, ich bin’s, Tand. Wir dürfen uns nicht verlieren und ich sehe nichts mehr.“ Ich steckte das Schwert jedoch nicht zurück in die Scheide und war auf einen Angriff vorbereitet. „Gefahr überall, ist hier der Fall. Geht nicht weiter, ihr zwei Reiter.“ „Jetzt reicht’s!“, schrie ich in den Wald und zündete die Fackeln an, die ich vorsichtshalber mitgebracht hatte. Ich sah mich um, aber nichts war anders als vorher. „Blut ist rot, gleich seid ihr tot. Gefahr auf dem Boden, dort liegen die Toten.“ Mein Blut gefror als ich den Boden sah. Es waren keine Leichen, aber ein Teppich von rotem, zähflüssigem Blut. „Lass uns abhauen, Oscar.“, sagt Tand während er versuchte auf Donner zu steigen. Doch der Schwarze war viel zu nervös und drehte sich immer wieder weg. Mit einem Schlag war meine Erinnerung wieder da, als mich erneut etwas am Fußgelenkt packte. „Tand!“, schrie ich heißer und versuchte mit der Fackel zu leuchten, aber es war nichts zu sehen. Unterdessen war es Tand gelungen das Pferd soweit zu beruhigen um aufsteigen zu können. Er ritt auf mich zu und versuchte mich auf den Schwarzen zu ziehen, aber ich wurde hartnäckig festgehalten. Plötzlich hörte ich ein schreckliches Knurren und die weißen Zähne fielen mir ein. Ein Dutzend Wölfe standen nicht weit entfernt grade noch von meiner Fackel erhellt. Waren die Wölfe Angreifer oder Retter? Egal was, ich hatte keine Lust es festzustellen. Mein Fuß war wieder frei, was immer mich gehalten hatte schien sich entweder auf die Wölfe zu stürzen oder war vor ihnen geflohen. „Wenn Wölfe beißen, Ihr sollt ausreißen. Geht schnell fort, vom finstren Ort.“, sangen die Bäume während Tand mich auf sein Pferd zog. Den Schimmel führte ich am Zügel. Im rasenden Galopp jagte Tand die Pferde durch den Wald.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.04.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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