Gaby Schumacher

Plüsch - Protest (2.Teil)

Impulsiv, wie er nun mal war, wartete Brummi nicht erst die offizielle Abstimmung über seinen Vorschlag ab, sondern rannte los in Richtung der Bastelabteilung, die zum Glück nur um zwei Ecken weiter lag. In seiner Fantasie schnappte er sich bereits Berge jener cremigen Image-Aufbau-Helfer, um sie dann wenige Minuten später stolz seiner Familie zu präsentieren.

Leider stand er dann furchtbar enttäuscht vor dem Regal mit all den Malutensilien. Da war nämlich kein Deckweiß, nicht einmal eine einzige Tube, mit der er dann wenigstens seine rechte Tatze (oder vielleicht besser die linke...?!) schon mal bearbeiten konnte.
„Und jetzt?“, überlegte er erbost. „Weiß muss her, koste es, was es wolle!“
Brummi war Brummi und genau deshalb wusste er schnell Rat.
„Zahnpasta! Die ist auch weiß!!“
Er flitzte zur Puppendrogerieabteilung und klaute auf dem Weg dorthin einer deshalb entgeistert keifenden Affenmeute deren Bollerwagen. Vor dem Hygiene-Regal angekommen, atmete er erleichtert auf. Da lagen massenweise Tuben, winzige, kleine, mittelgroße und riesige.

In seiner Hektik hielt sich Brummi gar nicht erst damit auf, den jeweiligen Tubeninhalt auf ´Echtweiß` zu überprüfen, sondern räumte kurzerhand alles ab in sein Gefährt. Danach herrschte auch auf jenem Regal gähnende Leere. Um die so gefährdete Gesundheit der Puppenzähne sorgte sich unser pfiffiger Bärenjunge da einen Dreck.

Die anderen Teddys staunten doch sehr, als ihr Brummi samt proppevollem Bollerwagen bei ihnen eintraf. Zwanzig Kilo Zahnpasta plus Tubengewand wogen schwer und das hatte der Bärenjunge sehr wohl zu spüren bekommen, pfiff mittlerweile fast aus dem letzten Loch. Als Brummis Kameraden schnallten, waas er da ankarrte, fielen ihnen denn doch fast die Augen aus dem Kopf. Brummi in seiner Euphorie wertete das als Zeichen der Bewunderung und war einfach nicht mehr zu bremsen.

„Tu`s nicht!“, wollten ihn die Pomade-Teddys, jene klügsten der klugen, noch warnen.
Zu spät! Voll jugendlichen Elans hatte sich Brummi bereits eine Tube gegriffen und betrachtete hingerissen die hervorquellende, strahlendweiße Paste.
„Knut, runter vom Platz Eins der Schmusetier-Hitparade. Jetzt sind wir dran!“
Ohne auch nur eine einzige Sekunde zu überlegen, klatschte er sich die Creme auf Arme, Beine und den Bauch und massierte sie gründlichst ins Fell ein.
„Weiß wie mit Persil gewaschen!“, murmelte er stolz.

Seinen entgeisterten Kameraden war vor lauter Schrecken das Brummen vergangen. Aus weit aufgerissenen Augen starrten sie den Bärenjungen an, der bereits mit der dritten Riesentube zugange war. Zahnpasta verklumpt schnell zu zäher Pampe. Das musste dann auch unser Brummi einsehen. Sein schönes, einst samtweiches Fell war zum schmierig braunweiß-fleckigen, kratzigen Borstenkleid geworden, das zusätzlich zu jucken begann.

Verzweifelt jammerte Brummi vor sich hin.
„Kannst` als geschecktes Zebra im Zirkus auftreten!“, versetzte ihm Strubbel.
Rache ist schließlich süß. Der Bärenjunge rubbelte wie verrückt, doch viel tat sich da nicht.
„Wie werd` ich denn bloß den Mist wieder los!?“, winselte er.

Alle Bären überlegten gemeinsam, was zu tun wäre.
„Sollen wir ´nen Schrubber nehmen?“
Prompt spielte Brummis Magen Waschmaschine.
„Spinnt ihr? Wollt ihr mich umbringen?“
Nein, wollten sie nicht. Dazu hatten sie den Schlingel viel zu gern.
Dann hagelte es von allen Seiten Vorschläge. Doch zu allem protestierte das Flecken-Zebra aufs Heftigste.

Endlich meldeten sich die Pomade-Teddys zu Wort:
„Brummi badet doch gerne. Nix wie rein ins heiße Vergnügen!“
Sie griffen sich den jaulenden, strampelnden Brummi und steckten ihn kurzerhand in eine extra große New-Born-Baby-Badewanne. Nach anfänglichem Entsetzen ob der Hitze beobachtete Brummi dort dann zunehmend beruhigt, wie sich nach und nach die Krusten aus seinem Pelz lösten und dann nur noch gleich Mini-Eisbergen um ihn herum schwammen.
„Wie am Pol. Nur sind die da nicht aus Zahnpasta!“

Anscheinend herrschte an seinem Badewannenäquator wahrlich Sommeranfang, denn innerhalb von Sekunden wurden die Krusten zu Schlieren, die sich in den Weiten des Wassers verliefen. Brummi war gerettet, er wieder ein brauner Bär mit einem allerdings immer nooch sehr dünnen Nervenkostüm.
„Niie wiieeder!“, beteuerte er wieder und wieder.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.04.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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