Es war einmal eine wunderschöne rote Straßenkreide. Sie liebte es, von den Kindern gemalt und geschrieben zu werden, liebte die wunderbaren Bilder, die aus ihr entstanden, sie liebte die Worte, die sie schrieb.
Eines Tages entdeckte sie, dass sie immer kleiner würde, je mehr sie gemalt und geschrieben wurde. Da bekam sie es mit der Angst zu tun.
Als die malenden Kinder einmal nicht Acht gaben, rollte sie sich in eine Hecke. Sie fror dort bitterlich und war sehr allein. Manchmal kam ein Hund vorbei, um sie zu beschnüffeln oder eine Ameise krabbelte über sie. Sie war sehr einsam und vermisste die anderen Kreiden, besonders das Gelb und das Blau, mit denen sie eine tiefe Freundschaft verbunden hatte.
So vergingen Tage und Wochen. Sie wurde unendlich traurig, doch nie, wenn die Kinder draußen mit den Kreiden malten, traute sie sich, einfach in die Nähe der Schachtel zu rollen. Denn, wie sah sie aus?! Das wunderschöne, grüngemusterte Papierkleidchen war zerschlissen und gerissen und außerdem hatte sie sehr abgenommen. Sie hatte auch einfach keinen Mut. Doch eines Tages, es lag ein Gewitter in der Luft, und sie fühlte sich - wohl wegen ihres hohen Alters - sehr schwach, entschloss sie sich, es dennoch zu tun. Langsam schob sie sich in Richtung der Kreideschachtel. Der Weg dauerte lange und es war sehr anstrengend den vertrauten Platz unter der Hecke zu verlassen. Ihre Kräfte drohten, sie im Stich zu lassen, doch sie rutschte immer näher.
Da rief die Mutter das Kind herein. Es nahm seine Kreide und die Kreideschachtel und lief ins Haus. Die rote, alte Kreide blieb enttäuscht zurück.
Sie hatte nicht die Kraft, in ihre Hecke zurückzukehren. Da fing es an zu donnern und zu blitzen. Das Gewitter kam und es regnete. Die Kreide löste sich auf. Sie starb. Schnell war es vorbei.
Das Kind kam an der Hand der Mutter heraus.
„Schau mal Mutti, ist das nicht wunderschön?“
An der Stelle, wo die alte rote Kreide gestorben war, prangte ein flammendrotes Herz.
( © Elke Vennemann)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.05.2007.
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