Sarah Sangmeister

Tag des Schicksals, Tag des 11.Septembers 2001

Staubbedeckt, schwer atmend und ungewöhnlich ruhig saß
der 9-jährige Marc nun schon Stunden im überfüllten Krankenhaus. Neben ihm heulten Sirenen, die einen neuen Notfall ankündigten, Menschen schrien verzweifelt und auch die Babys einiger weinenden Mütter stimmten verwirrt in das Lärmbündel ein.

Nur Marc saß einfach nur da, als ob es etwas ganz alltägliches war. Er dachte an seine kleine Schwester, die von flüchtenden Leuten überrannt worden war, an seine Mutter, die von den herabstürzenden Trümmern des World Trade Centers überrascht wurde und an seinen Vater, der bewusstlos auf der Intensivstation lag. Er beobachtete eine Frau, sie beugte sich weinend über den leblosen Mann auf der Trage, die Ärzte wünschten herzliches Beileid, sofern sie dazu in der Lage waren.

Auch sie wussten nicht ob die Familie noch lebte. Sie arbeiteten an dem Tag nur aus Menschenfreundlichkeit und weil sie verstanden was die Menschen fühlten. Sie waren ja selbst mitten drin. Marc seufzte. Er wusste, es würde alles anders werden und er wusste das er von nun an nur noch seinen Papa hätte. Keine nervige kleine Schwester, keine Mutter die über die Unordnung tadelte. Dicke, leise Tränen kullerten die Wange hinunter und nahmen den Staub auf, von dem der ganze Körper und die ganze Kleidung bedeckt war. Eine mitleidige Krankenschwester drückte ihm einen Teddy in die Hand, lächelte kurz und eilte weiter.

Stumm sah er den Teddy an. Ein Auge fehlte und der Kopf war bandagiert. „Dich hat’s auch erwischt.“ dachte Marc. Er drückte ihn. Er sah sich erneut um. Neben ihm saß eine schreiende Frau, Ärzte versuchten sie beruhigend festzuhalten, doch vergebens. Das etwa fünfjährige Kind saß daneben, schrie mit der Mutter. Marc stand auf, nahm es auf den Schoß und spielte mit ihm und dem Teddy. Als es sich etwas beruhigt hatte setzte er es neben seine Mutter, blickte ein letztes mal in die grauenvolle Szene bevor er auf die Straße trat.

Eigentlich sollte er das nicht. „Warte auf eine Schwester.“ hatte ihm ein Notarzt befohlen, bevor dieser wieder in seinen Wagen stieg und zum nächsten Einsatz fuhr. Marc ging den langen Weg nach Haus, schloss die Tür auf, schaltete den Fernseher mit den Nachrichten an und wartete auf seinen Vater. Er saß nur da, staubbedeckt, stumm, leise weinend, nachdenklich und wartend.

Diese Geschichte ist frei erfunden. Sie wurde zum Gedenken an den 11. September 2001 und ihre Opfer verfasst.

Ich muss immer wieder mit Grauen an diesen Tag denken. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich Bilder sehe, die Bilder von den einfliegenden Flugzeugen. Ich will nicht das man all das wieder vergisst, man darf es nicht vergessen. Das war der grund warum ich die Geschichte schrieb.Sarah Sangmeister, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.09.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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