Bernd Klausing

Vom Glück verlassen!

Es war früher Vormittag und die Sonne schien durch das Fenster

des Esszimmers.

André saß alleine am Esstisch und starrte auf ein Foto.

Er sah nicht mehr viel davon, denn seine Augen waren voller Tränen.

Mit seinen Gedanken war er sehr weit weg. Seit fast zwei Stunden saß er schon so da und dachte über den Sinn des Lebens nach.

„Sinn?“ Hatte es überhaupt einen?

Da vielen ihm wieder die Worte einer Guten Freundin ein.

Sie sagte einmal zu ihm: „André, der Teufel ist ein Eichhörnchen.“

Damals lachte André darüber, jetzt jedoch brach eine Welt für ihn zusammen.

André, war eigentlich ein Lebenslustiger, und für alles aufgeschlossener Mensch. Vor knapp zweieinhalb Jahren lernte er seine Verlobte Melanie kennen. Beide hatten zusammen ein Töchterchen. Diese hieß Anne und war schon eineinhalb und  ein süßes Mädel. Sie war André wie aus dem Gesicht geschnitten und sein ganzer Stolz. Melanie und André waren sehr Glücklich und in vier Wochen sollte eigentlich Hochzeit sein.

„Sollte!“ Doch alles kam anders:

 

 

Es war Dienstag morgen, so gegen halb 7Uhr und André stand im Bad und Rasierte sich. Melanie wollte gerade unter die Dusche als das Telefon klingelte.

„Ich geh schon“, sagte Melanie und verschwand im Esszimmer.

Im Flur hörte André sie noch Schimpfen: „Ich kann mir schon denken wer das ist.“

Sie nahm das Telefon und meldete sich: „Guten morgen, hier bei Engel, wer Stört so früh am morgen?“

Ihre Ahnung hatte sich bestätigt, es war die Firma von André, der Chef persönlich. „Ja hier Firma Steinecke, Prahl, ist André zu Sprechen? Melanie zog einen Schmollmund und Antwortete:

„Einen Moment bitte, er ist im Bad, ich hole ihn.“

Sie lief ins Bad und drückte André das Telefon unsanft in die Hand.

„Hier, für dich, dein Chef, sagte sie Wütend. Ich dachte wir haben Urlaub und fahren gemeinsam in die Stadt?“

„Pst, machte André und deutete mit dem Finger auf den Mund.

Erst mal hören was er will und dann sehen wir weiter.“

Melanie ließ ihn einfach stehen, ging in die Dusche und schloss etwas laut die Tür. Durch das Rauschen des Wassers konnte sie natürlich nicht hören um was es ging.

„Aber was gutes konnte der Anruf bestimmt nicht bedeuten“, dachte sie  so bei sich und seifte sich gründlich ein.

Als sie wieder aus der Dusche heraus kam, sah sie seinem Gesicht schon an, dass etwas nicht stimmte. „Was ist nun schon wieder?“ fragte sie. „Schatz, sei bitte nicht Böse, ich soll nach Hannover einen Messestand betreuen. Der Auftrag ist sehr wichtig für unsere Firma

Und der Kollege der es eigentlich machen sollte ist Krank geworden“,

sagte André. „Du hast doch Urlaub! Und wir wollten doch nach Leipzig das Brautkleid kaufen“, sagte sie verärgert.

André wollte sie in den arm nehmen und Küssen, sie drehte sich aber abrupt herum und ließ ihn einfach stehen.

„Melanie ,Schatz, bitte lass uns nicht Streiten“, versuchte er zu beschwichtigen. „Nein mein Lieber, es war für heute Geplant und im übrigen sind wir mit unseren Freunden verabredet, sagte sie. Jedes Mal kommt irgend etwas dazwischen. Dann fahre ich eben alleine.“

„Es ist doch nur für heute, morgen löst mich der Chef ab und dann können wir doch auch noch fahren“, versuchte André erneut einzulenken.

„Du kannst ja morgen nachkommen, ich fahre heute schon und Pasta, sagte Melanie. Ich nehme Anne mit und bringe sie zu meiner Mutter,

sie freut sich schon so auf die kleine.“

„Na gut mein Schatz, aber bitte fahre vorsichtig, sagte André.

Ich komme dann morgen nach und dann machen wir uns einen schönen Tag.“

Beide setzten sich an den Tisch und Frühstückten. Nah einer Weile lächelte Melanie wieder du sprach: „Ach André, warum kannst du nicht einmal nein sagen? Du bist eben zu gut für diese Welt und nach diesen Worten stand sie auf, setzte sich auf seinen Schoß und Küsste ihn ganz zärtlich.

André löste sich vorsichtig aus der Umarmung Melanies, lächelte und sagte: „Horch!, wer meldet sich da?“ jetzt hörte es auch Melanie, es war Anne die ganz leise rief: „Papi, will aufstehen“. Beide schauten sich an und lachten. André stand auf und sagte: „Na da wollen wir mal das süße Annchen aus dem Bettchen holen.“

Als er ins Kinderzimmer kam, stand die kleine in ihrem Bettchen und strahlte ihren Papa an. Freudig streckte sie ihm  ihre Ärmchen entgegen, denn sie konnte es kaum erwarten, dass der Papi sie auf den Arm nahm. Sie kuschelte sich auch gleich an ihn heran und drückte ihm ein Küsschen auf den Mund und ihr süßes Stimmchen überschlug sich fast, als sie rief: „Papiiiiiii!

„Na dann komm mal mit du kleines süßes ding, wir gehen zur Mami, ihr wollt doch dann zur Omi fahren“, sagte er und küsste sie auf die Wange.

Melanie hatte in der Zwischenzeit schon frische Sachen für die kleine aus dem Schrank geholt. Sie nahm ihm die kleine ab und zog ihr den Schlafanzug aus. Nachdem sie Anne gewaschen hatte, zog sie ihr frische Sachen an und gab ihr zu essen.

André hatte sich in der zeit auch für seine Reise fertig gemacht.

Nun ging er zu den beiden und verabschiedete sich von ihnen.

Nach einem langen zärtlichen Kuss drückte er seine Anne noch einmal und gab auch ihr ein Bussi aufs Näschen. Dann wünschte er beiden eine gute Fahrt und sagte: „Bestell der Oma liebe grüße von mir und sagt ihr dass ich morgen wieder zurück bin“.

 

Als er die Wohnung verlassen hatte, stieg er in sein Auto und fuhr los.

Melanie räumte noch etwas die Wohnung auf, dann zog sie die kleine an, nahm ihre Jacke von der Garderobe und ging auch zu ihrem Auto.

Sie setzte Anne in ihren Kindersitz und schnallte sie Vorschriftsmäßig an. Nachdem sie ihre Reisetasche im Kofferraum verstaut hatte, stieg sie ein und fuhr auch los.

Bevor sie auf die Autobahn fuhr, machte sie noch einen Stopp an der Tankstelle, Tankte auf und dann begann die „Reise“.

Über den Verkehrsfunk hörte sie, dass auf der A9 Stau sei.

„Na vielleicht hat er sich ja schon aufgelöst bis ich dort bin“, dachte sie bei sich.

André, der in entgegengesetzter Richtung fuhr, hörte diese Meldung auch und dachte sich: „Hoffentlich kommen die beiden gut bei der Oma an.“ Aber irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl und das schlimme daran war, auf sein Gefühl konnte er sich immer verlassen,

was ihn in diesem Fall überhaupt nicht beruhigte.

 

Zur gleichen Zeit, in der Richtung in der Melanie fuhr, war auch ein LKW unterwegs. Dies ist zwar nicht ungewöhnlich auf der Autobahn werdet ihr denken. Doch diesmal schon, denn der Fahrer des LKW

Hatte beim wechseln eines kaputten Reifens, das Radkreuz an den Kopf bekommen.

Da er eine Terminfracht hatte, ist er natürlich nicht zu einem Arzt gefahren. Er hatte sich notdürftig einen Verband angelegt und ein paar Tabletten gegen das Kopfweh eingenommen und seine Fahrt fortgesetzt. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf!

André war unterdessen in Hannover angekommen und hatte mit seinem Messestand voll auf zu tun.

Melanie hatte sich dem Angekündigtem Baustellenbereich genähert und es ging nur noch ruckweise vorwärts. Nach 10 Minuten ging dann gar nichts mehr und Melanie kam ausgerechnet hinter einer unübersichtlichen Kurve zum stehen.

Die kleine Anne war aber so fest eingeschlafen, das Melanie sie nicht

Aufwecken wollte und blieb deshalb mit ihr im Auto.

Im Verkehrsfunk kam eine erneute Meldung, dass im Baustellenbereich vor ihnen ein schwerer Unfall war und es deshalb eine Vollsperrung gab. „Auch das noch“, dachte sich Melanie.

Sie nahm ein Buch aus dem Handschuhfach und begann darin zu lesen.

Der LKW war noch ein paar Kilometer von dem Stauende entfernt.

Doch dem Fahrer ging es nun immer schlechter, denn er hatte sich eine böse Gehirnerschütterung zugezogen. Er musste öfter die Augen zukneifen, weil er alles verschwommen sah. Als er dann wieder zur Tablettenschachtel griff um was gegen die unerträglichen Kopfschmerzen zu tun, geschah es! Da seine Hände zitterten fiel ihm die Schachtel aus der Hand. Als er versuchte an die Schachtel heran zu kommen, verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug.

Sein Fahrzeug geriet ins Schlingern und eh er reagieren konnte, raste er ungebremst in das Stauende hinein.

Die Wucht war so groß, dass er gleich 8Fahrzeuge zusammenschob.

Melanie und Anne hatten nicht die geringste Chance. Beide waren auf der stelle Tod und das Auto glich eher einer zusammengeknüllten Blechdose.

Als André die Nachricht vom Tote seiner Verlobten und Annchen bekam, wurde er kreidebleich und glaubte ihm bliebe das Herz stehen. Aber dies geschah nicht und er fragte sich:

„Warum?“ Und niemand konnte ihm eine Antwort auf seine Frage geben. Jetzt sitzt er alleine in seinem Esszimmer und denkt über den

„Sinn?“ nach.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.05.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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