Harald Saul

Peter, der Wolf im Schafspelz Nr. 48

Peter Nr.48
Peter schaute auf die Uhr und er konnte noch 4 Stunden schlafen. Er zog sich erst gar nicht aus, nahm sich eine flauschige Wolldecke und legte sich auf die breite Couch im Wohnzimmer seiner Wirtsleute. Er fiel sofort in einen tiefen aber kurzen Schlaf. Gegen 6 wachte er total erfrischt auf, kochte sich einen starken Kaffee und ging sich waschen sowie rasieren. Das Geld tat er in ein Geheimversteck, welches so ähnlich war wie das in seinem Kinderzimmer zu Hause. Dazu legte er die Waffe, die er in Herberts Schränkchen gefunden hatte und das Paket, mit den Personalunterlagen. Da fiel ihm ein, dass er ja noch mit den Wurstrezepten etwas anfangen könnte und er lächelte, stellte sich dann vor wie schnell er die zweiten Hunderttausend zusammen haben könnte und anlegen würde. Während er so am Küchentisch saß und den nun kalten Kaffee trank, gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. An Antje dachte er nun gar nicht mehr, gestern abends auf der Heimfahrt dachte er darüber nach, dass es eigentlich zu seiner Zufriedenheit gelaufen sei. Obwohl Antje eine total sichere Partie war und wenn es Peter geschickt angestellt wäre, hätte er bis an sein Lebensende finanziell ausgesorgt gehabt.  Der Alte hätte vielleicht noch 10 oder 15 Jahre zu leben und dann sei ja Peter der Nutznießer, der angehäuften Antiquitäten und des schönen großen Hauses. Es tat ihm aber nicht leid, Antje war irgendwie im Bett nicht so toll, so wie Marion und Ellen. Beide werde ich wieder mal anrufen, dachte sich Peter und bediente den Wagen automatisch. Der starke Berufsverkehr zwang jedoch Peter seine Aufmerksamkeit auf diesen zu lenken und so kam er schließlich in der Schule, in welche er unterrichtete, wie ein Lehrer. Peter, der junge, hoffnungsvolle, Energiegeladene  Lehrer, sprang elastisch aus dem sportlichen, blitzsauberen Wagen, schnappte seinen Lederkoffer und im Handumdrehen war im Schulhaus verschwunden. In dem Hausflur war keine Menschenseele und Peter meldete sich im Sekretariat an und die ältliche, wie in eine Zitrone gebissene lächelnde, Sekretärin machte in einer Liste hinter seinem Namen ein Häkchen und sagte zu ihm, dass er für gestern entschuldigt sein würde über den Chef. Sie kam hinter ihrem Schreibtisch vor und ging auf Peter zu, gab ihm die Hand und meinte, dass sie ihn ja noch gar nicht richtig als Kollege begrüßt habe. Peter roch ein sehr teures Parfüm und drückte die völlig überraschte Sekretärin an sich  und merkte zugleich, dass sie über eine starke, straffe Brust verfügte. Sie wurde etwas rot, ordnete sofort ihre Haare, die sie seit vielen Jahren zu einer Hausfrauenfrisur a la 1960  zusammen gesteckt hatte.  Sie freute sich trotzdem und bot ihm das Du, sagte dann auch, dass sie ihm jederzeit zur Seite stehen würde und Rat geben könne, wenn es um betriebliche Ereignisse ginge. Peter bedankte sich ganz herzlich und ging hinaus. In seinem Zimmer lümmelte schon sein Zimmermitgenosse und lächelte ihn an, er hatte auf seinem Schreibtisch Kopien ausgebreitet und tat sehr geschäftig. Er flüsterte Peter zu, das jeder Ausbilder seine Unterrichtsvorbereitungen bereit halten solle, ein Kremium werde sich alles anschauen. Er habe es von der Chefsekretärin, welche ihm sehr zugetan sei. Peter sah ihn an und lächelte verschwörerisch. Nun ja, die Frau sei zwar schon älter, aber eine sehr attraktive Frau. Und auf älteren Pferden lerne man nun mal das Reiten. Er fuhr fort, dass sie zwei schöne, gut geformte Titten habe und sehr kräftige Schenkel, die festhalten können.  Er hob den Zeigefinger in die Höhe und sprach verschwörerisch, schelmisch grinsend, dass er noch dese Woche mit ihr ins Bett gehen würde.  Sie lachten beide zottig und Peter legte einen Unterrichtsvorbereitungshefter auf seinen Platz. Zog sein Jacke aus, hängte sie sorgfältig auf einen Bügel in den Schrank und streifte einen weißen Kittel über. Er wusste, dass er heute Erziehungslehre machen sollte bei einer Klasse von älteren Frauen. Alles Babuschkas, wie er insgeheimen die älteren Frauen der Russlanddeutschen nannte. Sie waren immer sehr nett und Peter unterrichtete gern bei ihnen. Es klopfte an der Tür und nach einem eiligen Herein, welches Peters Schreibtischnachbar rief, kamen der Chef, und eine Dame vom Arbeitsamt herein. Sei wanden sich zuerst zu Peters Nachbar zu und verlangten die Unterrichtsunterlagen zu sehen, die er für heute angelegt hatte. Peter hörte zu und tat aber auf seinem Schreibtisch sehr beschäftigt. Schnell hatte er eine Karteikarte beschriftet und unter dem heutigen Datum einen Ablaufplan eingetragen, mit verschiedenen Namen, die ihm eingefallen waren und sogar Fragen und Kurzvortragsthemen hatte er dazu geschrieben, diese steckte er wieder in seinen edel aussehenden Aktenkoffer.  Er hörte jetzt laute Worte am Nachbartisch und vernahm mit Erstaunen, wie die kleine Dame den groß gewachsenen Herrn regelrecht zusammen pfiff. Sie hatte erkannt, dass er nur etwas hingelegt hatte ohne Bezugspunkte zur Gestaltung zum Unterricht.  Herbert, Peters Freund und Chef stand mit dunkelroten Gesicht daneben und Peter wusste, das da heute noch etwas sehr Unangenehmes auf seinen Zimmergenossen zukommen würde. Insgeheim freute er sich über dessen persönliches Unglück  und tat aber sehr beschäftigt. Jetzt standen beide Herrschaften bei ihm am Schreibtisch. Peter stellte sich vor und welchen Unterricht er heute habe. Er legte zwei dicke Aktenordner mit Folien für den Overhead-Projektor  und mehrere Vordrucke auf seinen Tisch und holte aus seiner Aktentasche de Karteikarte. Erzählte, dass er zu Hause alles noch mal die Unterrichtsvorbereitungen doppelt habe und  sich zu Hause auch vorbereitet habe. Aufmerksam schaute sich die Dame die große Karteikarte an und nickte wohlwollend. Rasch verabschiedeten sich beide und gingen hinaus. Beide Männer sahen sich an und Peter merkte, dass sein Nachbar sehr aufgeregt war. Er äußerte, dass er vielleicht rausgeschmissen werde und dann nicht wisse, wie weiter. Nach allem was er aber Peter erzählt hatte, wusste dieser, dass es Show war und hatte mit im auch kein Mitleid. Dieser ging zu seinem Gardeobenschrank und holte aus dem untersten Fach eine Flasche Bier, ließ den Verschluss laut aufschnappen und setzte an.  Peter setzte sich an seine Tisch und sah ihm zu, wie dessen Adamsapfel im unrasierten Hals hüpfte. Da ging wieder die Tür auf und wieder traten das Paar ein, welches vorher hier war. Die Frau ging geradewegs auf den Mann zu, welcher erschrocken die Bierflasche herunter riss und hinter seinem Rücken zu verstecken suchte. Peters Chef stand am Zimmereingang und lächelte jetzt sehr höflich und distanziert. Die Frau sprach den vor Angst in sich zusammen gefallenen größeren Mann an, mit den Worten, ob er sich nicht etwas schäme, denn von einer Vorbildwirkung, für die er ja auch irgendwie bezahlt werde,  sei ja nun ganz zu schweigen. Dann wandte sie sich Peter zu und fragte ihn, ob er in der großen Pause in das Direktorenzimmer kommen könne. Man würde sich doch gern mal mit ihm unterhalten. Drehte sich weg und stöckelte hinaus. Man hörte noch im Raum das Hämmern ihrer Absätze im Flur der Schule. Der Chef, nun wieder mit ruhigen und normalfarbigen Gesicht, drehte sich zu Peter um und sagte, dass man beeindruckt war und ihm einen beruflichen Vorschlag machen werde. Zu Peters Nachbar sich nun wendend, sprach er nur im gleichgültigen Ton, dass er wegen Nichteignung entlassen sei. Seine Papiere liegen abholbereit im Büro, der Außenstehende Lohn werde diesen Monat noch gezahlt, obwohl dieser erst angefangen habe. Er soll froh sein, dass man sich nicht weiter mit ihm befasse. Er ging zur Tür, sich noch einmal umdrehend sagte er noch, dass es empfehlenswert sei, weit weg sich eine neue Arbeit zu suchen. Peter ging in seine Klasse und versuchte, so weit es ging alle Gedanken, die nicht dazu gehörten Wegzuschieben. Die Frauen, dass merkte Peter sofort, waren gutwillig und er würde schöne 14 Unterrichtszeit Tage haben. Auch war keine darunter, wie im anderen Kurs, die ihm als männlicher  denkender Mann hätte gefährlich werden können. Peter stellte sich erst mal ausführlich vor und lies durchblicken, dass er froh sei, bei ihnen zu sein, da er wüsste, dass sie gern in den Unterricht gehen. Viele schauten ihn an und lächelten. Peter sah in viele goldene Münder, denn oft waren oben und unten die Zahnreihen mit Gold aufgefüllt. Dann brauchte er bis zur großen Pause damit, dass sie sich vorstellten und er immer dazwischen Fragen stellten. Aus dem Russischunterricht hatte er noch ein bisschen Ahnung und stellte genaue Fragen. Man war über sein Interesse erfreut und die Zeit verging sehr schnell. Dann ging er hinüber ins Direktorzimmer und klopfte an. Ein zweistimmiges Herein ertönte und als Peter eintrat, bot man ihm einen Kaffee an und er durfte sich mit in die Sesselgruppe setzen. Als erstes fragte ihn die Frau vom Arbeitsamt, wie er das mit seinem Arbeitskollegen sehen würde. Peter lehnte sich zurück und sagte, nach einigem Zögern., dass er sowieso staune, das sich dieser Ausbilder als Ausbilder solange halten konnte. Die Frau lehnte sich zurück, reckte ihre flache Brust vor und drückte ihr faltiges, aber spitzes Kinn hervor. Peter fand, sie  sah aus wie eine Krähe. Sie habe da einen guten Ausbilder für die Firma, zwar eine Frau, aber eine sehr gute Fachkraft. Ich kann sie ja mal herschicken und sah Peters Chef fragend an. Jetzt wandte sie sich zu Peter und fragte ihn ohne viel Federlesens zu machen, ob er sich nicht eine Tätigkeit im Arbeitsamt vorstellen könne. Peter, der  auf so was vorbereitet war, blieb erst mal stumm. Lange stumm ! Viel zu lange stumm ! Die Frau vom Arbeitsamt wurde unsicher und sah ihn an. Peter wusste, wenn er ja sagte, hatte er zwar eine bessere Stelle, aber nicht das bessere Geld und das war ja entscheidet für ihn !  Herbert sah zum Fenster hinaus und tat uninteressiert. Peter spürte aber, dass er gespannt war auf seine Reaktion. Er beugte sich zu der Frau hinüber und sah ihr in die Augen. Im Inneren erschrak Peter, soviel Kälte hatte er nicht vermutet und sah aber auch, dass es richtige Alkoholikeraugen waren. Ihm schauderte, bei soviel Abwehrhaltung gegen die Frau, die sich in Sekundenschnelle in ihm aufbauten. Langsam sprach er, dass er dieses Angebot sehr wohl zu schätzen wisse, es auch sehr gern annehmen würde.. Aber doch gern am Bildungsinstitut von seinem Chef bleiben würde. Die Frau wich sofort seinem direkten Blick aus und setzte sich kerzengerade hin und sprach, dass sie irgendwie nichts anderes erwartet hätte. Soviel Gutes habe sie von ihm von seinem Chef gehört. Um so einem Stand bei einem Vorgesetzten ihm Arbeitsamt zu erlangen, brauche er mindestens 20 Jahre. Herbert sah jetzt Peter direkt an und dieser erhob sich und verabschiedete sich mit den Worten, er müsse wieder in den Unterricht.  Vor der Tür holte Peter tief Luft und war stolz auf sich, er wollte noch was erreichen  im Leben und nicht als vertrockneter Beamter bzw. Angestellter  im Arbeitsamt  enden, der hin und wieder sein Mütchen an Menschen kühlen konnte, die weit unter ihm standen. Außerdem hatte er noch etliches Geschäftliches vor und das kann man nun mal nicht, als Angestellter unter gleitzeitartiger Beaufsichtigung bewerkstelligen. Nö, Nö und so eine Stellung zu finden wo man von Bildungsträgern geschmiert werden kann, damit diese zu bezahlten Maßnahmen kommen können, da zu braucht er ja Jahre. Mit diesen Gedanken betrat er den Klassenraum und erwartungsvolle Gesichter sahen ihm entgegen. Auf dem Lehrertisch lagen liebevoll auf einem Teller angeordnet, russische Fleischpasteten.     

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.05.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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