Alexandra Peitsch

Tanz in die Liebe

 Tanz in die Liebe
   
„Hey Lulu, komm, lass uns tanzen!“, sagte meine beste Freundin Marie zu mir. Freudig willigte ich ein, denn es gab nichts schöneres für mich als das Tanzen. Deshalb hatte ich mich auch schon lange auf den Tanzkurs gefreut, den man gewöhnlicher weise in der neunten Klasse besuchte, doch viel Spaß hatte ich dabei nicht, denn ich hatte nie einen Tanzpartner. Es wurde für mich immer mehr zur Qual mich zur Tanzschule zu schleppen, doch ich schaffte es jede Woche aufs Neue. Wie, konnte ich mir allerdings nie erklären. Es war wohl eher der Trieb meiner Eltern, die ja schließlich auch den Grundkurs bezahlten.
    Ich ging mit Marie auf die Tanzfläche und tanzte einen gemütlichen Discofox mit ihr. Trotz dem ich nie einen Tanzpartner hatte, konnte ich alle Schritte, was ich wohl meinem Talent zu verdanken hatte, aber dies war schon lange kein Mittel mehr, um meine Laune zu bessern.
    Nach dem Tanz beendete der Tanzlehrer den Unterricht und Marie und ich gingen gemeinsam nach draußen. Plötzlich blieb Marie stehen und schaute mich an.   
    „Lulu, du musst dir nichts daraus machen, dass du nie einen Tanzpartner hast.“
„Ach, ich hab´s überlebt. Dieses Wochenende ist Abschlussball, da kriegt jedes Mädchen einen Tanzpartner, wenn auch von einer anderen Tanzschule.“, antwortete ich und versuchte fröhlich zu klingen, doch besonders gut gelungen ist mir das nicht. Eigentlich wollte ich jetzt auch nicht darüber reden, schließlich machte es mich immer traurig und das wollte ich jetzt nicht sein.
    „Na, wenn du meinst.“, sagte Marie noch kurz und fing an über ein anderes Thema zu sprechen, worüber ich auch ganz froh war.  
 
    Ich betrachtete mich noch einmal im Spiegel ehe ich mich mit meinen Eltern auf den Weg zur Stadthalle machen würde. Ich sah wunderschön aus. Mein weinrotes Kleid ragte bis auf den Boden und betonte meine Figur, während meine dunklen Haare leicht hochgesteckt waren.
    „Schatz, kommst du endlich?“, fragte meine Mutter aus dem Flur.
„Ja, ich komme ja schon.“, sagte ich schnell, nahm mein kleines Handtäschchen und verließ mit meinen Eltern das Haus.
    An der Stadthalle angekommen, suchte ich zu erst Marie. Danach gingen wir gemeinsam zur Garderobe, um unsere Mäntel abzugeben und warteten anschließend auf Maries Tanzpartner, der nicht viel später kam. Doch dann war es so weit und ich musste zum Eingang zurückgehen, um mir einen Partner auszusuchen. Das Zuteilen geschah schnell und ich konnte mein Glück zu erst gar nicht fassen. Vor mir stand der süßeste Junge, den ich je gesehen hatte. Er begrüßte mich freundlich und stellte sich mir vor. Auf den Weg in den Ballsaal erzählten wir uns einiges. Ich konnte mein Glück einfach nicht fassen. Alleine der Eröffnungstanz ließ seine tänzerischen Qualitäten auch bestätigen. Es war einfach der schönste Abend meines Lebens, alle beneideten mich und fragten nach seinem Namen, doch es wäre nur zu schön gewesen, wenn dieser Abend ewig gewesen wäre. Stattdessen war der Abschied nahe. Er war alleine und musste deswegen mit dem Bus den weiten Weg zurück fahren.
 
    Ich begleitete ihn noch bis zum Ausgang. Doch dann kamen keine Worte mehr aus meinem Mund. Ich hatte mich verliebt, wie mir auffiel. Bis auf ein leises „Tschüss“ sagte ich nichts mehr. Er ging und ich blieb zurück, wie immer alleine…  
 
    Es war genau ein Jahr nach dem Abschlussball als etwas passierte, was ich seit je her jede Nacht geträumt hatte. Meine Klassenlehrerin stellte uns einen neuen Mitschüler vor: Es war mein Tanzpartner. Ich konnte es kaum fassen. Er betrat die Klasse und lächelte mir zu. Gleich in der nächsten Pause ging ich zu ihm hin und begrüßte ihn. Er kannte mich noch. Mein Herz schlug höher. Doch es kam noch besser: Direkt in der zweiten Pause mussten wir zusammen Klassendienst machen. Als wir fertig waren, ging er zu dem Klassenrekorder und legte eine CD ein. Es war das Lied vom Eröffnungstanz auf dem Abschlussball gewesen. Verdutzt stand ich da und schaute ihn an, doch er hielt nur seine Hand hin und bat mich um einen Tanz. Ich willigte ein und mitten im Klassenraum tanzten wir einen Wiener Walzer. Ich konnte mein Glück erneut nicht fassen, doch ehe ich mich versah, legte er mich auf seinen rechten Arm und küsste mich. Zuerst war ich erschrocken, doch dann schloss ich meine Augen und träumte meinen schönsten Traum weiter…
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.05.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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