Als ich das Haus betrat war es dunkel, nur vom Treppenaufgang her
schimmerte es hell. Oben im Bad brannte das Licht, die Dusche tropfte.
Eine
Überraschung sollte es werden, auf Socken schlich ich zu dem hellen
Türstock und drückte vorsichtig die Klinke. Ich sah als erstes ihre
Engelshaare, die blond übers Bett verteilt lagen und eine goldene
Kette. Die Kette um den Hals eines dunkelhaarigen etwas, erst als
Bärbel ihre rhythmischen Bewegungen unterbrach und sich mit einem hohen
"Ach" wegdrehte, erkannte ich diesen neuen Nachbarn, Designer, er
wohnte seit 2 Monaten im nächsten Block, jung, nett, immer gut drauf,
pah!!
Es sah dann aus wie ein Alptraum, das Blut rauschte in meinen
Ohren als Bärbel leise redend die Decke über ihre grossen Brüste zog
und der Typ mit einem "Cool, Mann, alles cool" seine Jackets zeigte und
nach seinen Boxershorts schielte, die über der Heinzung hingen. Mein
Blick glitt unwillkürlich zum Schrank, dort oben lag das Klappmesser,
das ich 78´ aus Italien mitbrachte, mit der 15cm langen Klinge, dem
sicheren Zugang zu jedem Herzen, doch während ich mit dem Gedanken
spielte, diese 2 Herzen zu besiegen, stieg mit atemberaubender
Geschwindigkeit die Realität in mir hoch, die sogenannte "Vernunft",
anerzogen in ewigen Kinder- und Jugendjahren und ich drehte mich
einfach um, stiess mit dem Kopf gegen die halbgeöffnete Tür und als ein
dünner Blutfaden in mein rechtes Auge lief, erwachte ich aus dem Traum
und setzte mich in die Küche.
"Der monogamen Beziehung gehört
nicht die Zukunft, die sexuelle Befreiung ist an mehrere
Partnerschaften gebunden, wir sollten die Dreierbeziehung versuchen,
schau, Holgi ist ein total offener Typ..." Sie nennt dieses Stückchen
Scheisse "Holgi" und Holger sitzt mir breit grinsend gegenüber, die
Goldkette über der haarigen Studiobrust, muskulös und gesund schwitzend.
Ich denke an das Messer und verschütte zitternd die Hälfte des Calvados, den Bärbel mir besorgt einschenkt.
Als ich am nächsten Morgen wie betäubt über den Marktplatz laufe, zum Büro, bemerke ich die Folgen.
Sepp
von der Stadtreinigung, der am Münster wie jeden Tag die Papierfetzen
pickt, bemerkt mich nicht. Er begrüsst mich immer, jeden Tag! Ich rufe
ihm zu, er reagiert nicht. Die Kleine von der Bank, ich begegne ihr
immer ausser Mittwochs, da hat sie frei, wir haben mindestens 10
Sekunden schmachtenden Blickkontakt, heute läuft sie auf der anderen
Seite und beachtet mich nicht.
Ich werde nicht mehr bemerkt,
seit gestern werde ich nicht mehr bemerkt, es ist, als ob die Liebe den
sichtbaren Teil von mir mitgenommen hat
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.05.2007.
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