Gaby Schumacher

Prinzessin Weißröckchen (3.Teil)

 
Bei ihrer Rückkehr gegen Abend entdeckten die überarbeitete und deshalb total dösige Königin Sauberfein und ihr ebenfalls erschöpfter, allerdings wegen fehlenden Arbeitseinsatzes nicht ganz so schlafbedürftiger Ehemann Blitzesrein das durchwühlte Blumenbeet. Die Pflanzen lagen zertreten wild verstreut auf der Erde. Die Wut darüber wirkte wie Kaffee und die Königin war urplötzlich wieder hellwach:

„Wer hat die Unverfrorenheit besessen, meine majestätischen Blumen zu zertrampeln?“, entfuhr es ihr mit schriller Stimme.

Ihr Ehemann schwieg klugerweise dazu, er ahnte etwas, denn die Sohlenabdrücke in Richtung des Schlosses kamen ihm mehr als bekannt vor.

Die Beiden betraten das Haus. Überall Schuhspuren, wohin sie auch blickten.
„Was ist denn hier los?“, schrillte Sauberfein noch schriller.
„Jedenfalls ist jemand durchs Schloss gegangen!“, stellte Blitzesrein, gleichfalls unter Schock stehend, nicht so ganz unrichtig fest.
Wen er da im Besonderen verdächtigte, äußerte er vorsichtshalber nicht.

Vor Empörung bereits leicht zittrig auf den Beinen, setzte Sauberfein, inzwischen ebenfalls eine leichte Ahnung hegend, angestrengt einen Fuß vor den anderen. Zu ihrem Entsetzen leitete sie die Spur direkt in ihren geliebten Ballsaal, doch von ´Ball` konnte wirklich keine Rede mehr sein. Die Wände waren verziert mit –zig braun-lehmigen Kinderhand-Patschern und den Boden bedeckte eine fast schon undefinierbare Dreckschicht. Kurzum, der einstige, prächtige Ballsaal hatte sich in einen einzigen Dreckstall verwandelt. Königin Sauberfein betrat den Raum, sah die Schweinerei und verlor die Nerven.

„Iih ... iihiih ... !“, gurgelte sie kraftlos mit ersterbender Stimme, sackte wie ein nasser Sack zusammen und dann, wie es sich in solchen Situationen einfach für hochedle Damen gehört, in Ohnmacht.


Daraufhin bewies sich, wer sich ein wahrer Herrscher nennen durfte. König Blitzesfein behielt trotz der einsetzenden Sorge um seine Frau die Übersicht, raste im super schnellen Luxusauto zur besten Parfümerie Güldenscheins und erstand dort zur Errettung seiner geliebten anderen Hälfte eine extra große Flasche des Parfüms ´Dornröschenkuss`. Auf dem schnellsten Wege flitzte er zurück nach hause und hielt sie Sauberfein unter die königliche Nase, die dem lieblichen Duft jener Köstlichkeit denn doch nicht widerstehen konnte. Der ´Dornröschenkuss` machte auch ohne ´Kuss` seinem Namen alle Ehre und die Königin schlug die Augen auf. Der Anblick ihres Gegenübers brachte sie denn recht fix wieder auf die Beine.

Von all dem hatte Weißröckchen nichts mitbekommen. Nach dem tollen Matschspiel höchst zufrieden, hatte sie sich ins Bett gelegt und war während ihres Schlosszustandsberichtes an Babsie und Plumchen selig eingeschlafen. Erfrischt war sie genau vor zwei Minuten aufgewacht und hatte denn doch bemerkt, dass sich im Hause etwas tat.
„Mama und Papa sind wieder da!“, folgerte sie ebenfalls sehr richtig, schwang sich aus dem Bett und stürmte in den Ballsaal.
Wie sie selber aussah und was sie in jenem vornehmen Raume angerichtet hatte, schien sie vergessen zu haben.

„Juhuuh, ihr seid zurück!“, jubelte sie und fiel pottdreckig, wie sie war, ihrer piekfein gekleideten Mutter um den Hals.
Die schaute ihre Tochter an und stand prompt vor einer zweiten, dann wahrscheinlich sehr viel tieferen Ohnmacht. Blitzesrein ließ blitzschnell ein weiteres Mal ´Dornröschenkuss` zum Einsatz kommen und verhinderte damit das Schlimmste. Wessen er sich jedoch so fix nicht mehr erwehren konnte, war die wilde Umarmung des töchterlichen Dreckspatzes.
„Igitt, meine Staatsrobe!“, kreischte Königin Sauberfein so gar nicht mehr fein.
„Oh je, mein Beinkleid!“, meckerte König Blitzesrein so gar nicht mehr rein.
Das lähmende Entsetzen stand beiden nur allzu deutlich in die von einer braunen Kruste überzogenen, darunter wachsbleichen Gesichter geschrieben. Der Anblick ihres unbekümmert immer noch strahlenden Töchterchens jedoch machte das Ganze zwar nicht ungeschehen, doch tat es seine Wirkung und besänftigte König und Königin denn doch sehr.

Alle Drei schauten in den riesigen Spiegel an der Wand gegenüber und musterten entgeistert die Matschgestalten, die ihnen da entgegen sahen. Trotz allen Ärgers zuckte es zunehmend in ihren Gesichtern. Schließlich prusteten sie los.
„Eigentlich ist das doch gar nicht so schlimm!“, schlug Blitzesrein-so-gar-nicht-mehr-Rein zögernd vor.
„Im Grunde genommen lebt es sich so sogar viel leichter!“, flüsterte Sauberfein-so-gar-nicht-mehr-Fein mit deshalb schamrotem Kopf.

Ob der Reaktion ihrer Eltern ganz begeistert, meinte Weißröckchen Dreckspatz dazu:

„Sieht doch irgendwie richtig toll aus!“

Sie erntete noch nicht einmal Widerspruch.

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.06.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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