Michael Merk

Liebesgefunkel -- Kapitel I

Daniel ging heute wieder nicht zur Schule. Er wollte zwar, doch seine Gefühle trieben ihn in die Enge, schon wieder. Er war schon gestern nicht gegangen und den Tag davor, am Dienstag, blieb er auch zu Hause.
Da seine Eltern diese Woche auf Geschäftsreise waren, hatte er niemandem, der ihn daran erinnerte, wie wichtig die Schule doch sei, und das man wegen "ein wenig Liebeskummer" wie seine Mutter immer sagte, nicht einfach Blau machen könnte. Doch war sie nicht da, um ihm etwas vorzuschreiben und für ihn war es mehr als nur "Liebeskummer". Drei Jahre seines Lebens war er mit diesem Mädchen zusammen gewesen. Es waren, trotz einigen Unstimmigkeiten, schöne Jahre. Wenn etwas schief ging, konnte man es gemeinsam durchdenken und beim nächten Mal, falls es eines geben würde, besser machen. So konnten auch Probleme, die alleine unlösbar schienen, bewältigt werden.
"Drei Jahre" überlegte Daniel "das sind mehr als fünf Prozent meines Lebens." Er drehte seinen Kopf zum Fenster. Obwohl es schon Mittag war, lag er noch im Bett, aber schlafen konnte er nicht. Im Herzen war er bei ihr, diese Leere ohne sie war unerträglich.
Die Sonne, die gerade hinter einer Wolke hervorkam, blendete ihn ins Gesicht. Er drehte seinen Kopf wieder in die andere Richtung. In den letzten Wochen, vielleicht auch Monaten, Daniel war sich nicht ganz sicher , hatten sie sich oft gestritten. Meistens wegen unwesentlichen Kleinigkeiten. Oft wurden Sätze gesagt wie "Wenn das so weiter geht mache ich Schluss" und manchmal auch sehr verletzende Worte wie "Ich hasse ich." Doch meistens sprach er diese Worte aus, realisierte er. Vielleicht war sie ihm zu langweilig geworden, oder vielleicht wollte er etwas neues erleben. Er war sich nun nicht mehr sicher, warum er letzten Samstag mit ihr Schluss machte.
Wie jedes Wochenende trafen sie sich bei ihr zu Hause. Da gutes Wetter war, sassen sie im Garten. Aber dieses Mal war es ein kurzes Treffen. Melissa erzählte ihm von ihrer Woche, sie war auf Ausflug mit ihrer Schulklasse, darum hatten sie kaum miteinander reden können. Daniel empfand diese Woche als sehr entspannend, er fühlte sich so frei, so unkontrolliert. Nun saß er wieder direkt vor ihr und fühlte sich wie ein Vogel im goldenen Käfig. Er sah wie sich ihre Lippen bewegten, hörte ihre Stimme, aber er hörte ihr nicht zu. Was sie sagte prallte gegen eine Mauer. Nur wenige einzelne Worte kamen hindurch.
Sie merkte recht bald, dass etwas nicht stimmte. "Was ist los?" fragte sie. Daniel schaute sie mit tiefem Blick an und sagte mit ernster Stimme "Ich glaube es ist besser für uns beide, wenn wir uns eine Weile nicht mehr sehen." Melissas Augen wurden leer, ihr trauriger Blick schien durch ihn durch zu sehen. Ein paar Sekunden blieb sie so sitzen, vielleicht in der Hoffnung, dass er gleich lachen würde und alles nur ein Scherz war. Doch der Klang seiner Stimme und seine Mimik machten ihr klar, dass er es ernst meinte. Eine Träne bahnte sich ihren Weg von den Augen über die Wangen bis zu ihrem Mund. Daniels Worte hatten sie sehr verletzt, mehr als er gerechnet hatte. Ohne ein Wort zu sagen, rannte sie ins Haus. Mit einer Trennung hatte sie wohl, trotz all den Vorfällen in letzter Zeit, nicht gerechnet. Daniel stand auf und ging. Es war das letzte Mal, dass er sie sah. Bei dem Gedanken an diesen Moment konnte er sich das weinen nicht verkneifen. Er wischte sich die Tränen vom Gesicht. "Melissa zu verlassen, war der größte Fehler meines Lebens" dachte er. Niemals hätte er gedacht, dass eine Trennung so schmerzen kann. Erst jetzt, wo er sie nicht mehr hatte, viel ihm auf, wie wichtig sie ihm war, wie sehr er sie brauchte.
Er starrte auf sein, auf dem Nachttisch liegendes, Handy. Obwohl er ihr unbedingt sagen wollte, wie sehr es ihm leid tut und wie sehr er seine Entscheidung bereue, traute er sich nicht, sie anzurufen. Dazu fehlte ihm einfach der Mut. Und die Angst, ein anderer Junge würde an ihr Handy gehen, war zu groß. Ein so schönes, intelligentes, witziges und charmantes Mädchen wie sie, würde doch sofort einen neuen Freund finden. Er nahm sein Handy und hielt es fest in seinen Händen, hoffte, sie würde anrufen. Manchmal schlief er ein und träumte davon mit ihr zu reden, doch als er wieder aufwachte, musste er feststellen, dass es nur Fantasie war. Er konnte nichts tun, nur abwarten. So endete auch dieser Tag und Daniel verlor ein weiteres Stückchen Hoffnung.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.06.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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