aufzeichnungen aus einem Zimmer I
Nett ist es hier, in meinem Fall ist unter "nett" wohl vor allen Dingen die angenehme Kühle, die diesem Raume innewohnt, zu verstehen.
Die große Balkontür ist abgeschirmt durch eine Jalousie aus Holz und einen Vorhang, der die Sonnenstrahlen, die durch das Holzgerippe scheinen, auffängt und ihnen eine wellenförmige Kontur gibt.
Auf der Fensterbank daneben zeigt ein Spiegel seine Rückwand, er spiegelt die Sonnenstrahlen zurück, wofür ich ihm dankbar bin.
Der Ventilator dreht unermüdlich seine Rotorblätter, wofür ich ihm auch dankbar bin.
Der Tag ist genau geregelt, dafür sorgt das Thermometer, das am Fensterrahmen angebracht ist.
Um 11 Uhr morgens, wenn ich aufzustehen pflege, zeigt das Thermometer
28 °C an. Ich schließe die Balkontür, die nachts kühle Luft und Mücken hineinträgt, lasse die Jalousie herunter, ziehe den Vorhang zurecht, der vom Gebrauch bereits diverse Verschleißerscheinungen zeigt, und begebe mich ins Badezimmer.
Dort übergieße ich meinen ausgetrockneten Kopf mit kaltem und stark nach Chlor schmeckenden Wasser, was jedoch der Kühlung nicht abträglich ist,..
Der Tag beginnt.
Mein Tag hier beginnt.
Die üblichen Aufgaben sind schnell erledigt, unsere Tochter zeigt sich verständnisvoll und hat ihre Wutanfälle auf die Hälfte reduziert und ich widme mich der Literatur.
Das Lesen über die Literatur habe ich zur Zeit aufgegeben. Es langweilt mich und lässt mich nicht über die Wände dieses angenehmen, aber begrenzten
Raumes hinausgehen.
Daher las ich Böll, der meine Stimmung senkte, ich jedoch rechtzeitig die wunderbare Satire "Und nicht nur zur Weihnachtszeit" fand, die mich mit einem angenehmen Gefühl aus Böll entließ.
Jetzt lese ich Hemingway auf Russisch.
Ich freue mich, mit Hemingway die Bekanntschaft machen zu können.
Ich freue mich, dass ich ihn auf Russisch lesen kann.
Denis kam und sprach
"Kannst Du
noch auf Englisch lesen"
Jetzt liegt Fiesta auf Englisch neben der Tastatur.
Auch von Hemingway.
Une course d'Hemingway.
Wird es Prüfungen geben?
Astrid Becker, Wolgograd 1999
aufzeichnungen aus einem Zimmer II
Nett ist es hier, in meinem Fall ist unter "nett" wohl vor allen Dingen die angenehme Kühle, die diesem Raume innewohnt, zu verstehen.
Aber das Zimmer ist ein anderes.
Das Jahr ist ein anderes.
Die Stadt ist eine andere.
Das Land ist ein anderes.
Schon wieder im Exil.
Exil in Russland
Exil in Deutschland.
Die allgemeinen Künstler ergehen sich ja bekanntlich gerne in Empfindlichkeiten und in der eingehenden Beschreibung ihrer Empfindungen:
Prinz Jussuf
fand in der Einsamkeit den Begleiter für sich
schrieb an Franz Marc
Franz Marc malte zurück.
Aber aus dem Krieg kehrte Franz Marc nicht zurück.
Prinz Jussuf blieb. Auch übrig.
Astrid Becker, Deutschland 2000
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.09.2002.
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Anfang – Ein leiser Traum
von Thorsteiin Spicker
Eine Expedition in dass Auf- und Ab des Lebens, der Sehnsucht und kleine leise Träume, Gefühle aus einer Welt die tief das innere selbst bewohnen, beschreibt der Autor in einer Auswahl von Gedichten die von Hoffnung genährt die Tinte auf das Papier zwischen den Jahren 2002 und 2003 fließen ließen. "Unentdecktes Niemandsland ist immer eine
Herausforderung die Gänsehaut zaubert. Auf den Blickwinkel kommt es an, den man sich dabei selbst zurechtrückt..."
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