Sabine Koriath

Überlebenskamp

Endlich ist es soweit, und dein Kind bekommt ein Platz im Kindergarten. Denn dein Sprössling soll mit anderen Kindern spielen, das Sozialverhalten kennen lernen. Nur leider tun sich manche Kinder schwer damit. So kann es vorkommen, dass du dein Kind guter Dinge morgens hinbringst, es aber verstört und entstellt nachmittags wieder abholst. Entweder hat er eine Bekanntschaft mit einer Sandkastenschüppe gemacht, die von einem anderen Kind zweckentfremdet wurde. Oder er wurde so geschubst, das er mit dem Gesicht auf die Kante einer Kinderküche aus Holz knallt. Du holst also dein Kind mit blauem Auge und geschwollenem Jochbein ab, und stellst dir die Frage: „Ist das behaupt dein Kind, das du mit nach Hause nimmst?“ An hand seiner Kleidung, sagst du dir: „Ja! Das müsste er eigentlich sein.“ Da kommen schon Zweifel auf, denn dein Spatz sieht aus, als trüge er eine bunte Maske. Das erste Jahr im Kindergarten ist sowieso das reinste Überlebungstraining für die Kids. Dein Kind geht nicht in einem Hort, sondern nach Afrika zur Fremdenlegion. Es ist der reinste Seuchenherd dort, denn sie sind ständig verletzt oder krank und können den Kindergarten nur selten besuchen. Wenn der Winter da ist, sind auch die Erkältungen gang und gebe. Ständig laufen sie mit einer Rotznase herum, glühen wie ein Backstein und bellen wie eine Dänische Dogge. Als endlich die Jahreszeit milderes Klima mit sich bringt, dann haben auch schon die Viren Hochkonjunktur. Scharlach hat sich breit gemacht. Also fällt der Kindergarten erstmal aus, solange wie die Ansteckungsgefahr vorüber ist und dein Kind wieder auf den Beinen stehen kann. Nach vierzehn Tagen Antibiotiker glaubst du alles sei überstanden, aber solche Viren sind sehr hartnäckig. Nachdem dein Kind für drei Tage den Kindergarten besuchen konnte, fängt es wieder an zu fiebern und der Hals tut ihm erneut weh. Eine weitere Viruskultur hat sich im Rachen angesammelt. Wieder fehlt dein Kind im Hort und weitere zehn Tage stopfst du morgen, mittags und abends dein Kind mit Medizin voll. Jetzt muss er aber ganz weg sein, der Scharlach, und dein Kind freut sich in den Kindergarten gehen zu können. Aber die Freude dauert nicht lange an. Nur drei Wochen am Stück geschafft den Hort zu besuchen. Windpocken haben Einmarsch gehalten und ihnen erneut den Krieg erklärt. So liegt abends dein Kind in deinen Armen mit erhöhter Temperatur und ist überseht mit juckenden Pusteln. Erneut muss dein kleiner Spatz ins Zeltlazarett. Gott sei dank hat er jetzt alle Kinderkrankheiten überstanden, denn gegen Masern und Mumps wurde er geimpft. Aber der Sommer steht vor der Tür und somit die Reisezeit. Viele fahren in den Urlaub in den Süden. Hoffentlich bringen sie kein lebendes Souvenir mit nach Hause, und öffnen damit erneut das Tor zum Seuchenherd. Bei Läusen Krätze und Hepatitis werde ich aber stinkig. Oh schreck, oh graus, ich glaube ich sehe eine Laus.

 

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