Am nächsten Morgen war ich sehr gespannt wie es dem Wolf ging. Ich weckte Tand bevor die Sonne richtig aufgegangen war. Als ich die Tür öffnete sah ich den reglosen grauen Körper des Wolfes auf dem Sofa liegen. Ich überprüfte ob er noch atmete und war erleichtert als ein sanfter Hauch meine Haut berührte. „Wir sollten ihn anketten und einen Maulkorb anlegen.“, sagte Tand als er das Tier untersuchte. „Es wird nicht mehr lange schlafen.“ Objektiv betrachtet hatte Tand Recht, aber für mich war dieser Wolf mein Lebensretter. Ich glaubte nicht, dass er böse war. Wir schlossen also einen Kompromiss, dass das Tier angebunden wurde, aber keinen Maulkorb bekam und ich durfte nur so nah an den Wolf heran, dass die Kette ihn aufhalten würde, wenn er versuchte sich auf mich zu stürzen.
Nach erst zwei Tagen wurde das Tier wach. Tand und ich kamen vom Frühstück herauf als wir ein dumpfes Grollen aus meinem Zimmer hörten. Das Tier schien versucht haben aufzustehen, aber es war noch zu schwach. Wie ich gedacht hatte, war der Wolf nicht in der Lage auch nur einen Angriff zu versuchen. Ich fütterte das mittlerweile dürr gewordene Tier mit weichem Fleisch und gab ihm Milch zu trinken. Es erholte sich wunderbar. Bereits nach einer Woche konnte es sich bewegen wie zuvor und ich überlegte, wie ich das Tier wieder in den Wald bringen konnte. „Wir lassen es kurz hinter der Stadt frei, ich habe keine Lust noch einmal in diesen Wald zu gehen.“, erklärte Tand, als wir beschlossen den Wolf diese Nacht frei zu lassen und am nächsten Tag die Stadt zu verlassen. „Wir gehen bis in die Nähe der Höhle, dort ist es sicher und der Wolf wird sich zurecht finden.“, antwortete ich und streichelte dem Tier über den zotteligen Kopf. Sein Fell war rau und ungepflegt. Ich überlegte ob es sich kämmen gefallen lassen würde, entschied mich bei Tands beunruhigten Blick jedoch dagegen. „Bis an den Waldrand!“, sagte Tand ernst.