Nora Runge
Der Fußball-Dress
Der Mann meiner Nichte ist ein begeisterter Fußballer.
Jahrelang spielte er mit Erfolg für seinen Verein und wurde auch etliche Male zum Torschützen-König ausgerufen.
Nachdem er nun in „die Jahre“ gekommen ist, spielt er in der Alte-Herren-Mannschaft.
In diesem Jahr steht die Deutsche Meisterschaft dieser Klasse an.
Zur Freude aller nehmen auch altgediente Veteranen wie Uwe Seeler an diesem Turnier teil.
Zu diesem besonderen Anlaß mussten natürlich neue Trikots her. Es fand sich auch ein Sponsor,
der die Spieler neu einkleidete. Die Mannschaft läuft nun in leuchtendem Rot auf.
Stolz präsentierte mein Neffe seiner Frau sein neues Outfit.
Das T-Shirt hatte es ihm besonders angetan. Deshalb wurde es auch gleich eingeweiht.
Da der Termin der Meisterschaft immer näher rückt, gab er es seiner Frau zum Waschen.
Meine Nichte stopfte das Prachtstück mit anderen roten Sachen in die Waschmaschine.
Aber – o Schreck – als sie es wieder aus der Maschine holte, hatte das gute Stück seine Farbe verändert! Es war plötzlich schwarz gefleckt.
Ihr Mann starrte entgeistert auf das T-Shirt: „Wie konnte denn das passieren?“
„Keine Ahnung! Ich habe es extra mit anderen roten Sachen gewaschen. Das muß am Stoff liegen.“
„Was mache ich denn jetzt bloß? So kann ich doch nicht spielen. Wie kriegen wir denn die schwarzen Flecken wieder heraus?“
Es wurde hin- und her beraten.
„Vielleicht kann man es entfärben ...“
Die beiden fuhren also in den nächsten Drogeriemarkt und kauften Entfärber.
Zu Hause angekommen, wurde das Shirt genau nach Anweisung auf der Packung behandelt.
Nach zehn Minuten nahm meine Nichte es aus der Schüssel. Die schwarzen Flecken waren kaum noch zu sehen.
„Wenn ich es jetzt nochmal wasche, sind sie ganz raus.“
„Nein, man sieht sie noch immer! Das muß doch 'rausgehen!“
Mein Neffe las sich nochmal die Gebrauchsanleitung durch.
„Hier, da steht: In hartnäckigen Fällen soll man die Sachen 24 Stunden im Entfärber liegen lassen.
Du hast es Dir nicht richtig durchgelesen!“
„Wenn Du alles besser weißt, dann mache es doch selber!“
Der Ehekrach war da.
Der Herr des Hauses rührte eine neue Mischung an, legte das Shirt in eine Schüssel und deckte diese mit einem Deckel ab.
„So, jetzt wird es richtig entfärbt! Und lasse es bitte drin, bis ich morgen nach Hause komme!“
Als er am nächsten Tag von der Arbeit heimkam, hob er triumphierend den Deckel von der Schüssel, nahm das T-Shirt heraus - und war wie vom Donner gerührt: Der Dress war nicht rot, auch nicht schwarzrot, sondern ... orange!
„Nein!!! Das darf doch nicht wahr sein!“
Der Kommentar meiner Nichte war nur ein knappes: „Dscha ...!“
Um zum Ende der Geschichte zu kommen: Der Verein setzte sich mit dem Sponsor in Verbindung, mein Neffe bekam ein neues Shirt.
Er wird obendrein um ein Paar Socken ärmer sein.
Die schwarze Socke, die sich in die Waschmaschine verirrt hatte, wurde von meiner Nichte stillschweigend entsorgt.
© Nora Runge
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.06.2007.
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