Marie Hesse

Die Ratte, die mir zeigte was Leben heißt

Wer bei der Überschrift jetzt vielleicht etwas abgeschreckt ist, der sollte (nur nebenbei bemerkt) aufhören zu lesen und sich Geschichten mit weniger eigenartigen Überschriften suchen.
Chaos ist ein Wort, das mein Leben komplett beschreibt. Wenn es ein Wort gibt, was auf mein Leben zutrifft, dann ist es dieses. Vor ein paar Monaten fiel ich aus allen Wolken und musste von jetzt auf gleich von vorn anfangen. Meine Freunde, die mich dabei tatkräftig unterstützten, gelangten dabei auch selbst, beim Versuch mir zu helfen, an ihre Grenzen. So genommen war es also ein Neuanfang für uns alle.
Jetzt haben wir es fast geschafft und sind auch alle ziemlich stolz. Für mich war das, wie neu lernen müssen zu laufen. Oder zu atmen. Oder zu schreiben. Und es ist kein schönes Gefühl Dinge, die man eigentlich schon kann, noch mal von vorn lernen zu müssen.
Aber wer weiß schon, wie hart es ist ohne einen so sehr geliebten Menschen leben, atmen, reden und schreiben zu müssen? Wer weiß schon wie schwer es ist an Orte zu kommen, an denen man in jeder Ecke den doch eigentlich passenden Deckel für den eigenen Topf stehen sieht?
Nun könnte man sagen ich wäre doch noch so unwahrscheinlich jung und stünde noch am Anfang meines Lebens, ich solle mich mal nicht so haben. Jeder Mensch macht so etwas einmal durch. Das stimmt auch. Jeder macht so etwas durch. Aber ich bin nicht jeder Mensch und meine Gefühle möchte ich auch nur ungern mit der breiten Masse der Bevölkerung teilen. Ich möchte mich nicht andauernd für den Schmerz, den ich empfinde und zum Ausdruck bringe, rechtfertigen müssen. Nicht andauernd hören müssen, dass es wieder vorbei geht. Dass schon bald jemand Neues mein Herz erobern und mich glücklich machen wird. Mag sein, dass das passiert. Aber will ich das?
Warum sagen andere was richtig und was falsch ist? Warum sollten andere festlegen können, wann es aufhören sollte weh zu tun? Warum muss ausgerechnet mein Schmerz der sein, den auch andere auf dieser Erde empfinden? Was ist mit der Individualität? Das ist doch eigentlich das absolute Schlagwerk in unserer Gesellschaft aber wie soll man sie ausleben, wenn der eigene Schmerz und die eigenen Gefühle doch nur Dinge sind, die alle Menschen gleich fühlen? Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass jeder etwas anderes fühlt. Dass jeder anders mit solchen Dingen umgeht. Dass jeder unterschiedlich lang braucht, um solche Pein zu verarbeiten. Dass einfach jeder Mensch etwas Besonderes ist und somit auch die Gefühle eines jeden Menschen als etwas Besonderes angesehen werden sollten. Ich bin doch nicht weniger wert, als manch anderer! Und andersrum genauso!
Wann hören endlich alle auf so zu tun, als wären wir alle gleich? Das sind wir doch nur oberflächlich gesehen. Wir sind alle Menschen, wir besitzen alle ein auf jede Art und Weise wunderschönes Gesicht, Arme und Beine, Ohren und Haare. Wir haben alle die gleichen Organe und bei jedem von uns befindet sich das Herz in der linken Brust. Aber heißt das, dass wir aufgrund dieser Tatsachen auch die gleichen Dinge empfinden? Oder besser gesagt, dass alle Schmerzen sich bei jedem gleich anfühlen? Ich will das nicht glauben. Jeder fühlt anders. An dieser Vorstellung meinerseits halte ich fest. Es wäre zu einfach, wenn alle das Gleiche fühlen würden. Das Leben und der Mensch sind zu komplexe Dinge, die es uns einfach nicht ermöglichen jemanden zu finden, der genauso fühlt, wie wir. Der Schmerzen genauso empfindet. Vielleicht soll das ja auch so sein. Vielleicht müssen wir Schmerzen allein überwinden können, nur um zu uns zu halten.
All diese Dinge sind mir eingefallen, währenddessen ich eine Ratte beobachte, wie sie in einem Rad rannte. Das ist Leben, dachte ich mir beim Beobachten.
 
Leben ist wie in einem Rad gegen sie Zeit zu rennen.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Marie Hesse).
Der Beitrag wurde von Marie Hesse auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.07.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Marie Hesse als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Du und ich - Gedichte über Verbundenheit und Glück von Marion Neuhauß



35 Gedichte über das Glück, miteinander den Lebensweg zu beschreiten. Aber auch darüber, die schwierigen Momente im Leben zu meistern. Verbundenheit und Nähe sind ein solch wertvolles Geschenk, wir sollten gut darauf aufpassen! Und auf die Menschen an unserer Seite!

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Einfach so zum Lesen und Nachdenken" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Marie Hesse

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Wer weiß, wer weiß... von Marie Hesse (Lebensgeschichten & Schicksale)
Ein seltsames Erlebnis von Marion Bovenkerk (Einfach so zum Lesen und Nachdenken)
Hab dich ganz doll lieb von Achim Müller (Wie das Leben so spielt)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen