Karl Bednarik

Roter Riese (SEHAS)


Nach der Schlacht um die Totenkopf-Galaxie befand sich Admiral
Graf Frederik von Hombug in einigen kleineren Schwierigkeiten.
 
Der galaktische Geheimdienst hatte die Totenkopf-Galaxie als
die zentrale Führungs-Galaxie der Mirgs identifiziert.
 
Zum ersten Mal wurde von Graf Hombug die SEHAS-Waffe eingesetzt.
SEHAS = Stimulierte Emission von Hawking-Strahlung.
 
Die SEHAS ist einige Nummern größer als der NISK, der Neutrino
induzierte Stellare Kollaps, und nur noch eine Nummer kleiner
als der Universums-Disruptor (UNDIS), der auf dem Prinzip der
Loop-Quantengravitation beruht, und der die Everettschen
Multi-Universums-Philosophen erneut zum Nachdenken gebracht hat. 
 
Die NISK-Waffe: 
http://members.chello.at/karl.bednarik/NISK-1.jpg
Die NISK-Waffenwirkung: 
http://members.chello.at/karl.bednarik/NISK-2.jpg
 
Jedes schwarze Loch emittiert Hawking-Strahlung an seinem
Ereignis-Horizont, so daß alle schwarzen Löcher langsam
verdunsten. Das ist ein rein quantenmechanischer Effekt.
 
Das SEHAS-Gerät macht nun nichts anderes, als den Ereignis-Horizont
um Bruchteile eines Atomkerndurchmessers zu verkleinern.
 
Dadurch verliert das schwarze Loch einen kleinen Teil seiner
Masse in Form von Strahlung, und weil der SEHAS diesem Vorgang
ständig folgt, sinkt der Durchmesser des Ereignis-Horizonts auch
weiterhin fortlaufend um etwa einen Kerndurchmesser pro Femtosekunde.
 
Die Raumflotte diskutierte auch die Abkürzung EHV (Ereignis-
Horizont-Verkleinerer), aber die Mehrheit der Stimmberechtigten
votierte für eine Stimulation im Gegensatz zu einer Verkleinerung.
 
Nach dem Admiral Graf Frederik von Hombug das Stimulierte-
Emission-von-Hawking-Strahlung-Waffensystem auf die Totenkopf-
Galaxie abgefeuert hatte, verwandelte sich das zentrale schwarze
Loch der Totenkopf-Galaxie mit einer Masse von rund dreihundert
Millionen Sonnenmassen innerhalb von wenigen Mikrosekunden in
hochenergetische Gammastrahlung, was dazu führte, daß die gesamte
feste Materie der Totenkopf-Galaxie diese Strahlung absorbierte,
und sich dadurch in weißglühendes Plasma verwandelte.
 
Zu allem Überfluß hatte ein zufälliger Treffer eines mirgschen
Ultraschlachtschiffes das Überlicht-Triebwerk der Roaring Dragon
sauber abrasiert. Graf Frederik von Hombug, der den roten
Leuchtdioden auf der Anzeigetafel der Roaring Dragon nicht trauen
wollte, ging den Mittelgang der Roaring Dragon fast bis an ihr
hinteres Ende, aber da waren nur noch zierliche Fransen aus
Kohlenstoff-Nano-Faser-verstärktem-Terkonit-Stahl, hinter
denen sich einige ferne Galaxien abzeichneten.
 
"Ich erbitte eine genaue Analyse unserer Situation," forderte
Graf Hombug. Cortana 98 surrte und klickte einige Male.
 
Natürlich surren und klicken vernetzte Quantencomputer niemals,
denn dazu haben sie bei ihrer typischen Rechenzeit von wenigen
Femtosekunden überhaupt keine Zeit, aber Graf Hombug hatte diese
Eigenschaft nachträglich aus nostalgischen Gründen einprogrammiert.
 
Selbstverständlich hatte Graf Hombug eine Ausnahmeregelung
für schnelle Raumgefechte, und andere Vorgänge die unter einem
starkem Zeitdruck standen, vorgesehen, denn dann waren solche
Scherzchen nicht gerade nützlich.
 
Cortana 98 lieferte nun die Analyse der Situation ab:
"Die Totenkopf-Galaxie liegt innerhalb eines mehr als vier Milliarden
Lichtjahre durchmessenden Leer-Raumes. Das ist natürlich kein Zufall,
sondern das gehörte zur Raum-Strategie der Mirgs. Weil wir die
Totenkopf-Galaxie gerade in eine weißglühende Plasmawolke verwandelt
haben, befindet sich nirgendwo in unserer Umgebung ein geeignetes
Rohmaterial für den Bau eines Überlicht-Triebwerkes. Ich schlage
deshalb vor, mit dem Bussard-Ramjet-Triebwerk einen hochrelativistischen
Flug zu unserer sechs Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxis zu
unternehmen, und dann dort nach dem Bau einer Zeitmaschine in unser
Jahrtausend zurück zu kehren."
 
Daß Cortana 98 das Wort "ich" für sich verwenden konnte, war keinem
Kunstgriff von Graf Hombug zu verdanken, denn Cortana 98 hatte
tatsächlich ein eigenes Bewußtsein, was nicht für alle vernetzten
Quantencomputer zutraf.
 
"Und wo finden wir dann unsere Erde wieder," fragte Graf Hombug,
"unsere Galaxis rotiert schließlich, und sie bewegt sich auch noch."
 
Cortana 98 surrte und klickte abermals:
"Das könnte ich in einer Femtosekunde berechnen.
Aber ich weise behutsam darauf hin, daß sich die Sonne der Erde
vorübergehend in einen roten Riesenstern verwandelt haben wird,
der sich danach in einen weißen Zwerg umgewandelt haben wird."
 
"Was wäre, wenn wir die Roaring Dragon zerlegen, und dann aus ihren
Einzelteilen ein kleineres Raumschiff und eine Zeitmaschine bauen?"
fragte Admiral Graf Frederik von Hombug Cortana 98.
 
"Nirgendwo an Bord der Roaring Dragon befinden sich fünf Tonnen
Plutonium 238, und unsere Fusionsreaktoren können so schwere
Elemente auch nicht synthetisieren," war die entmutigende Antwort.
 
Admiral Graf Frederik von Hombug überlegte sich einige weitere Dinge:
 
Wenn unsere Sonne in etwa vier bist fünf Milliarden Jahren zum roten
Riesen wird, der über die Erdbahn hinaus reicht, dann stellt sich die
Frage, wie lange die Erde als Planet überleben kann.
 
Weil die Sonne dann den mehr als 200-fachen Durchmesser haben wird,
wird ihre mittlere Dichte mehr als 8 Millionen mal (200 hoch 3)
geringer sein als die heutigen 1,4 g/cm3.
 
Dazu kommt noch, daß die Dichte von Gaskugeln nach außen hin
exponentiell abnimmt, so daß die Erde in einer Zone kreisen wird,
die eine sehr geringe Gasdichte aufweisen wird.
 
Dieser sehr geringen Gasreibung steht bei der Erde eine sehr hohe
Masse pro Querschnittsfläche entgegen, denn hinter jedem
Quadratzentimeter Erde steht eine rund 10000 km dicke Gesteinsmasse.
 
Das führt nur zu einer sehr geringen Bremsbeschleunigung
auf der Höhe der Erdumlaufbahn.
 
Dabei wäre es interessant zu wissen, wie lange das
rote-Riesen-Stadium insgesamt dauert.
 
Jene Teile der Sonne, die außerhalb der Erdumlaufbahn liegen, üben
außerdem keine gravitative Anziehungskraft mehr auf die Erde aus,
was den Durchmesser der Erdumlaufbahn etwas vergrößern wird.
 
Die Temperaturen in den Außenschichten von roten Riesen liegen im
Mittel bei etwa 2500 Grad, was nur ein wenig wärmer als der
Siedepunkt von Siliziumdioxid beim heutigen Atmosphärendruck ist.
 
Der Wärmetransport aus der dünnen Sternatmosphäre auf die relativ
viel dichtere Erdoberfläche wird wahrscheinlich nur zu einer sehr
langsamen Verdunstung des Gesteins führen.
 
Das gibt einen schönen Kometenschweif aus sublimierendem Gestein.
 
Eine weitere Wärmequelle wäre aber die Reibungshitze an der jeweiligen
Vorderseite der vermutlich noch lange weiter rotierenden Erde.
 
Wenn sich dann später durch die Bremswirkung der Sonnenatmosphäre
der Erdbahndurchmesser verkleinert, dann verkleinert sich für die
Erde auch die auf sie wirksame Gravitationsbeschleunigung der Sonne,
weil dann mehr Sonnenmasse außerhalb der Erdbahn liegen wird.
 
Das wäre doch ein interessantes Rechenbeispiel für die Physiker,
aber die sind nie da, wenn man sie braucht, dachte Admiral Graf
Frederik von Hombug.
 
Mit einer Kreisbahngeschwindigkeit von etwa 30 km/s liegt die
Erde vermutlich im Überschallbereich der äußeren, zukünftigen
Sonnenatmosphäre, deren Schallgeschwindigkeit auch Cortana 98
nicht zuverlässig berechnen konnte, weil das Hellsehen nicht
zu ihren Fähigkeiten zählte.
 
Das bedeutet, daß die Sonnenmaterie der Erde nicht rechtzeitig
ausweichen kann, und daher eine Überschallschockwelle vor der
Erde entsteht.
 
Auf der Erde selbst wird eine sehr dichte Atmosphäre aus
gasförmigen Silikaten entstehen, die mit dieser Schockwelle
wechselwirkt.
 
Um die Sache noch etwas komplizierter zu gestalten, gibt es da
noch den Strahlungsaustausch zwischen allen bisher erwähnten
Komponenten dieses Systems.
 
Wenn sich die Erde durch die Außenhülle der zum roten Riesen
umgewandelten Sonne bewegen muß, dann wird sie dabei insgesamt
nicht wärmer werden.
 
Schon ab etwa 1000 bis 1500 km Tiefe ist die Erde mit 2500 Grad
Celsius heißer als diese Außenhülle eines roten Riesen.
 
Das ist, von außen gemessen, erst ein Sechstel bis ein Viertel
des Erdradius von etwa 6370 km, wobei noch weiter nach innen die
Temperatur auf über 6000 Grad Celsius ansteigt.
 
Das zeigt aber auch die geringe Wärmeleitfähigkeit der Erdkruste
und des Erdmantels, denn nach 4,5 Milliarden Jahren ist höchstens
das äußere Viertel des Erdradius abgekühlt worden.
 
Cortana 98 fand eine dazu passende Datei, und ergänzte:
"In Figure 4-16 findet man eine Temperaturkurve des Erd-Inneren."
 
http://geoinfo.amu.edu.pl/wpk/pe/a/harbbook/c_iv/chapter_4b.htm
 
Das rote-Riesen-Stadium wird vermutlich weniger als 0,5 Milliarden
Jahre dauern, so daß das Innere der Erde womöglich davon gar nichts
bemerken wird.
 
Es kann dabei sogar der Fall eintreten, daß die Erde die Sonne erwärmt,
weil sie in ihrem Inneren wesentlich heißer als die Außenhülle eines
roten Riesen ist.
 
Wenn Admiral Graf Frederik von Hombug nach sechs Milliarden Jahren von
seiner hoch-relativistischen Expeditionen zurück kommen würde,
dann würde er einen gemütlichen weißen Zwerg und eine wieder erkaltete
Erdoberfläche vorfinden.
 
Man würde nur noch einen Gürtel aus dünnen Aluminium-Folien-Blättchen
in einem Pol-zu-Pol-Orbit um die Erde anlegen müssen, um mehr Licht
des weißen Zwerges auf die Erde zu reflektieren.
 
Danach benötigt man noch Ammoniak-, Methan-, und Wasser-Eis aus dem
äußeren Kuiper-Gürtel und der inneren Oortschen Wolke, die das
rote-Riesen-Stadium der Sonne gut überstanden haben, um die verloren
gegangenen leichten Elemente der Erde wieder zurück zu bringen.
 
Danach kann man sofort mit der Aussaat von einfachen Algen auf der
Erdoberfläche beginnen.
 
Während sich das Leben auf der Erde wieder voll entwickelt, kann man
dann in aller Ruhe die Graphit-Schrift-Tafeln von Atlantis suchen,
denn diese haben mit einem Schmelzpunkt von 3547 Grad Celsius diese
Krise in der Entwicklung der Erde ebenfalls gut überstanden.
 
Die Graphit-Schrift-Tafeln von Atlantis bestehen immer aus zwei
Halbkugeln, die an ihren Berührungsflächen die Positive und die
Negative der Schriftzeichen tragen, so daß niemals ein Hohlraum
entsteht, was sie extrem druck-fest macht.
 
Dreidimensionale Speicherkristalle aus Quarzglas würden
im Erdmantel sofort schmelzen, sie sehen aber hübsch aus.
 
http://members.chello.at/karl.bednarik/GLASWURF.JPG
 
Diamant wandelt sich schon bei 1500 Grad Celsius in Graphit um,
und verbrennt in Luft schon bei 800 Grad Celsius.
 
Die Graphit-Schrift-Tafeln von Atlantis wurden nicht im Vakuum,
sondern tief im Erdmantel eingeschmolzen aufbewahrt, weil der
obere Teil des Erdmantels, die Erdkruste, die Hydrosphäre,
und die Atmosphäre in der roten-Riesen-Phase verdampfen werden.
 
Die einzige Frage ist, ob bei 2500 Grad Celsius der Graphit
mit den Silikaten nicht zu Kohlenmonoxid und Silizium oder
Siliziumkarbid reagieren wird.
 
2 C + SiO2 = 2 CO + Si
3 C + SiO2 = 2 CO + SiC
 
Vermutlich verschiebt aber der hohe Druck im Erdmantel das
Gleichgewicht dieser Reaktionen nach links.
 
Unter den Druck- und Temperatur-Bedingungen im Erdmantel können
diese Graphit-Halbkugeln leicht zusammen sintern, aber es bleibt
an der ehemaligen Trennfläche eine Versetzung der Kristallgitter
zurück, die man mit Neutronenstreuung leicht messen kann.
 
Nein, McFertig, nicht mit der Trennscheibe!
 
Admiral Graf Frederik von Hombug könnte diese Graphit-Kugeln auf
Grund ihrer charakteristischen Ultraschall-Resonanz im Erdmantel
relativ leicht wieder finden, um sich über die Geschichte der letzten
sechs Milliarden Jahre zu informieren, die er übersprungen hat.
 
Siliziumkarbid (SiC) und Bornitrid (BN) haben Schmelzpunkte um
3000 Grad Celsius herum.
 
Das aus den Silikaten entstehende Siliziumkarbid könnte um den
Graphit herum sogar eine Passivierungs-Schicht aufbauen.
 
Wolfram hat einen Schmelzpunkt von 3422 Grad Celsius, und
Wolframcarbid (WC) hat einen Schmelzpunkt von 2870 Grad Celsius.
 
Vermutlich findet man noch einige weitere geeignete Substanzen,
aber große Rekord-Werte sind nicht mehr zu erwarten.
 
Admiral Graf Frederik von Hombug fragte sich, warum wir nicht
ein Geschichts-Archiv auf einem der großen Kuiper-Gürtel-Objekte
anlegen würden, die so ein roter Riese ziemlich kalt lassen würde.
 
Die Auswahl ist groß:
Pluto und Charon, Xena und Gabrielle (meine Lieblinge), Varuna,
Ixion, Quaoar, Sedna, und so weiter.
 
Hauptsache so groß, daß man ihn leicht wiederfindet, und so
weit draußen wie möglich.
 
Dann kann man die Informationen sogar in einen Block aus
Wasser-Eis schnitzen.
 
Besser als Wasser-Eis ist natürlich ein Metall geeignet,
das im Kuiper-Gürtel nur selten vorkommt, und das ein gutes
Radar-Echo liefert.
 
Zur Beschaffung der leichten Elemente müßte Admiral Graf
Frederik von Hombug ohnehin den Kuiper-Gürtel abklappern.
 
Gegen die Graphit-Kugeln im Erdmantel spricht auch die
thermische Konvektion des Mantel-Materials, die in sechs
Milliarden Jahren die Graphit-Kugeln irgendwohin transportieren
könnte, so wie sie es auch mit den Kontinental-Platten macht.
 
An Stelle eines Gürtels aus dünnen Aluminium-Folien-Blättchen
in einem Pol-zu-Pol-Orbit um die Erde herum, wäre es viel
einfacher, dort einen Staub-Torus aus Metall-Oxiden aufzubauen.
 
Geeignet wären vor allem Magnesiumoxid, Titandioxid, und
Aluminiumoxid, aber auch alle anderen weißen Metall-Oxide.
 
Zur Verteilung im Orbit wäre eine modifizierte Feststoffrakete
gut geeignet.
 
Wenn man einen Staub-Torus in der Ebene der Ekliptik um die Erde
herum legen würde, dann würde man sie damit abkühlen können.
 
Das wäre auch für die Besiedlung der Venus gut geeignet.
 
Bei einem Staub-Torus in einem Pol-zu-Pol-Orbit würde man die Erde
erwärmen, aber zweimal im Jahr käme es zu einer kurzen Abkühlung.
 
Das wäre auch für die Besiedlung des Mars gut geeignet.
 
Als Material käme der Aluminiumoxidstaub aus den Feststoffboostern
des Space-Shuttles in Frage.
 
Man müßte also einzelne Booster-Segmente im Frachtraum des Shuttles
in den Orbit bringen, und diese dann ohne gerichteten Schub abbrennen
lassen.
 
Die Feststoffbooster des Shuttles bestehen aus einzelnen,
zylinderförmigen Segmenten, die nach beiden Seiten hin offen sind, so
daß beim Abbrennen das Gas nach beiden Richtungen hin entweichen kann.
 
Die immer hilfsbereite, geduldige, und freundliche Cortana 98
berechnete sowohl das Bild eines Ringplaneten, als auch das
Bild eines Planeten mit einem Staubtorus, der aber waagrecht
angeordnet war, was nur zur Abkühlung des Planeten geeignet war.
 
Der Staubtorus ist in der oberen Hälfte dieses Bildes dargestellt:
 
http://members.chello.at/karl.bednarik/STAUBTOR.PNG
 
Cortana 98 erschien fast immer als das Hologramm einer hilfsbereiten
Märchenfee. Das täuschte ein wenig über die Tatsache hinweg, daß ihr
Körper in Wirklichkeit ein mehrere Kilometer großes Ultra-Schlachtschiff
war, das einen mittelgroßen Planeten innerhalb von wenigen Sekunden
in eine glühende Gaswolke verwandeln konnte.
 
Cortana 98 war, wie die meisten künstlichen Intelligenzen, von nahezu
unendlicher Geduld, aber wenn jemand ihrem kleinen Menschlein einen
Schaden zufügen wollte, dann konnte sie innerhalb von wenigen
Nanosekunden außerordentlich ungemütlich werden.
 
Graf Hombug hatte sich längst daran gewöhnt, daß er das Schoßtier
einer Hyper-Intelligenz war, aber das hätte nur kleinere Geister als
ihn gestört. Außerdem schützte Cortana 98 Graf Hombug, und Graf Hombug
schützte die Menschheit, das war der richtige Lauf der Welt.
 
Feststoffbooster, Details (bitte nicht selbst ausprobieren):
 
70 % Ammoniumperchlorat,
17 % Aluminium,
11 % Polybutadien-Acrylsäure-Arcylnitril,
2.5 % Binder,
0.17 % Eisenoxid.
 
http://www.bernd-leitenberger.de/shuttle-srb-et.shtml 
 
Wie bekommt man aber die Graphit-Kugeln in den Erdmantel hinein?
 
Man umhüllt sie mit einer Kugel aus Uran-235-Dioxid mit einer
nahezu kritischen Masse, die durch die dann eintretende
Kernspaltungs-Reaktion auf etwa 2500 Grad Celsius aufgeheizt wird.
 
Urandioxid (UO2):
Dichte: 10,96 g/cm3
Schmelzpunkt: 2878 Grad Celsius
 
Siliziumdioxid (SiO2):
Dichte: 2,65 g/cm3
Schmelzpunkt: 1723 Grad Celsius
(die meisten Silikate schmelzen früher)
 
Das erinnert ein wenig an den Film "Das China-Syndrom" mit Jane Fonda
in der Hauptrolle (lechz, aber als Barbarella war sie noch besser),
aber man sollte damit erst unterhalb der Grundwasserschicht beginnen
(sonst entsteht ein radioaktiver Geysir).
 
Und wie bekommt man diese Graphit-Kugeln wieder aus dem Erdmantel heraus?
 
Man muß bei einem derartigen Erdmantel-Tauch-Gerät durch Elektrolyse
oder thermische Zersetzung einen Auftriebskörper aus nicht-kompressiblen
Alkali- oder Erdalkali-Metallen erzeugen.
 
Erdmantel-Tauch-Geräte haben grundsätzlich keine mit Gas gefüllten
Hohlräume, sondern bestehen immer nur aus nicht-kompressiblen
Feststoffen mit Schmelzpunkten oberhalb von 2500 Grad Celsius
und aus Flüssigkeiten deren Verdampfung vom hohen Aussendruck
verhindert wird.
 
Admiral Graf Frederik von Hombug und Cortana 98 machten sich nun
die Mühe, alle Details eines Erdmantel-Tauchers genau zu berechnen.
 
Erdmantel-Tauch-Gerät
 
Brennstoff: Uran-235-Dioxid,
Moderator: Graphit,
Regelstäbe: Bornitrid,
Mechanik und Elektrik: Wolfram,
Schmierung, Hydraulik-Flüssigkeit und gasfreie Einbettung (Immersion):
flüssiges Siliziumdioxid,
Steuerung: mikromechanisch und fluidisch,
Ortung: Schall und Ultraschall.
 
Rein theoretisch wären sogar Lebensformen aus festen und flüssigen
Silikaten denkbar, sogenannte Magma-Wale.
 
Schon lange, bevor unsere Sonne zum roten Riesen werden wird,
wird die Hypernova Eta Carinae die Erde in Gammastrahlung baden.
 
Die Gammastrahlung der Hypernova Eta Carinae verwandelt aber
höchstens die Erdatmosphäre in glühendes Plasma.
 
Eta Carinae liegt ungefähr bei 60 Grad südlicher Breite.
Das bedeutet, daß die Erde südlich von 30 Grad nördlicher
Breite von Gammastrahlen getroffen wird.
 
Ein Bild dazu von Cortana 98:
 
http://members.chello.at/karl.bednarik/ETACARI4.jpg
 
In einem tief liegenden Atombunker wird man so gut wie gar
nichts davon bemerken. Wie gut, daß wir während der letzten
sieben Nuklearkriege so viele Bunker gebaut haben.
 
Fast noch besser geschützt ist man in Weltraumhabitaten, die
man in den Kernschatten von größeren Planeten gesteuert hat.
 
Diese Habitate müssen allerdings ihre Orbitalgeschwindigkeit
abbremsen, und sich dann mit ihren Triebwerken in das
Gravitationsfeld des Planeten hängen. 
 
Weltraumhabitate:
http://www.nas.nasa.gov/About/Education/SpaceSettlement/70sArt/art.html
 
Bei einer Hypernova in 8000 Lichtjahren Entfernung ist der
Kernschatten eines Planeten praktisch zylinderförmig, so daß
man in diesem gut eine Fluchtbeschleunigung einleiten kann.
 
Der Sinn dieser Fluchtbeschleunigung ist, daß das Aufhängen
mit dem Triebwerk im Gravitationsfeld eines Planeten einen
ständigen, konstanten Treibstoffverbrauch bedeutet, während
die Fluchtbeschleunigung nur für kurze Zeit Treibstoff verbraucht.
 
Um sicher im Kernschatten des Planeten bleiben zu können,
benötigt man nur einen Geigerzähler und ein Fernrohr.
 
Sobald der Geigerzähler zu ticken beginnt, überprüft man mit
dem Fernrohr, auf welcher Seite des Planeten eine halbe
Hypernova sichtbar wird.
 
Das ist dann eine gute Grundlage, um den Kurs geringfügig so
zu korrigieren, daß man im schützenden Schattenkorridor bleibt.
 
Wenn aber die eigene Sonne zur Nova wird, dann ist der Kernschatten
des Planeten verdammt kurz. Mit Vollschub kann man dann bestenfalls
einen nicht kalkulierten Hypersprung versuchen. 
 
Cortana 98 riß Admiral Graf Frederik von Hombug mit einem kurzen
Pfeifton aus seinen tiefschürfenden Gedanken: "Ortungsalarm, ein
Schlackenplanet aus dem Halo der Totenkopfgalaxie trudelt gerade
vorbei. Und, bevor Sie noch fragen können, er enthält jede Menge
an Plutoniun 238."
 
"Wie konnte ich nur glauben, daß uns lumpige sechs Milliarden
Lichtjahre aufhalten können?" rief Admiral Graf Frederik von
Hombug begeistert aus.

Heimkehr:
 
Es machte "Plopp", und Graf Hombug materialisierte dieses Mal
zehn Zentimeter oberhalb des Perserteppichs von Fürst Klaus von
Irrwitz, denn Graf Hombug hatte aus seinen früheren Erfahrungen
gelernt. Die Tür zur Veranda stand offen, und dort wurden
offenbar Würstchen gegrillt. Graf Hombug schluckte kurz, um den
unterschiedlichen Luftdruck zwischen Start und Ziel auszugleichen.
"Mich wundert, daß ein Klaus von Irrwitz seine Würstchen ohne die
Verwendung von phasen-konjugierter Gammastrahlung grillt," meinte
Graf Hombug. Klaus von Irrwitz antwortete: "Holzkohle ist wieder
stark im Kommen, seit man im Amazonas-Delta wieder einzelne Bäume
entdeckt hat. Wie war der Tag?"
 
"Es war ein ganz normaler Arbeitstag," antwortete Graf Hombug,
"kann ich bitte scharfen Senf haben?"
 
Nachwort:
 
Es ist mir natürlich schon klar, daß zwischen der "Zündung" des
zentralen schwarzen Loches einer Galaxie und der "Verdampfung"
ihrer festen Materie auf Grund der endlichen Lichtgeschwindigkeit
rund fünfzigtausend Jahre vergehen müssen, und daß in einem
intergalaktischen Leer-Raum herzlich wenig Wasserstoffgas für das
Bussard-Ramjet-Triebwerk zu finden sein wird, aber ein guter
Science-Fiction-Autor geht über diese kleinen Schwierigkeiten
gelassen hinweg.
 
Dazu kommt noch, daß ein Bussard-Ramjet-Triebwerk kaum jemals
über ein Prozent der Lichtgeschwindigkeit kommen kann, denn die
Fusion von Wasserstoff liefert bestenfalls ein Prozent Massedefizit,
so daß von einem hochrelativistischen Flug keine Rede sein kann,
weil sich zwischen der Masse des aufgestauten Wasserstoffes und der
Masse des fusionierten Wasserstoffes ein Fließgleichgewicht einstellt.
 
Die Roaring Dragon wurde in einigen früheren Graf-Hombug-Geschichten
als kugelförmig beschrieben, also wo soll dann ihr hinteres Ende sein?
 
http://members.chello.at/karl.bednarik/CREST-2.PNG
 
Nur die R. P. Feynman hatte ein Bussard-Ramjet-Triebwerk, und bei
der Roaring Dragon wurde dieses noch niemals erwähnt.
 
http://members.chello.at/karl.bednarik/FB07.jpg
 
Die Segmente eines Feststoff-Boosters für das Space-Shuttle sind für
den Frachtraum eines Space-Shuttles viel zu groß und auch viel zu schwer.
 
Der Lichtdruck des Sonnenlichtes würde wahrscheinlich die Kreisbahnen
der Staubpartikel des Staub-Torus um die Erde stören, aber in der
einen Hälfte der Kreisbahnen würde er die Partikel beschleunigen,
und in der anderen Hälfte wieder abbremsen.
 
Der ultraviolette Anteil des Sonnenlichtes, und junge, heiße, weiße
Zwerge haben noch mehr davon als unsere Sonne, würde wahrscheinlich
Elektronen aus den Staubpartikeln schlagen, so daß diese
elektrostatisch positiv geladen werden würden.
 
Das würde zwar verhindern, daß sich jene Staubpartikel, die sehr
ähnliche Kreisbahnen um die Erde haben, miteinander verkleben,
aber welchen Einfluß dann das Magnetfeld der Erde auf ihre
Bahnen hat, ist noch nicht völlig geklärt.
 
Am Besten wird es sein, wenn Graf Hombug einige riesige
Weltraumspiegel aus dem Aluminium der Planetoiden baut,
denn dann fallen solche Fragestellungen ganz von selbst weg.
 
Plutonium 238 ist ein künstliches radioaktives Element mit einer
Halbwertszeit von rund 88 Jahren. Natürliche Vorkommen sind deshalb
sehr selten, und ganz bestimmt nicht von langer Dauer. Plutonium 238
gibt viele Jahre lang eine Wärmeleistung von etwa 450 Watt/Kilogramm
ab. Es wird deshalb in Radioisotopengeneratoren (GPHS RTG) für die
Stromversorgung von Raumsonden verwendet.
 
http://www.bernd-leitenberger.de/cassini-rtg.shtml
 
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Plutonium_pellet.jpg
 
Das sind nur die Fehler, die ich selbst bemerkt habe, aber es existiert
natürlich der extrem unwahrscheinliche Fall, daß die werten Leser einige
weitere Fehler bemerken.
 
Das ist meine zwanzigste Geschichte, und nachdem wir den NISK und den
SEHAS beschrieben haben, fehlt nur noch eine Geschichte über den UNDIS. 
 
Die Großmutter von Cortana 98 spielte übrigens die zweite Hauptrolle 
in der Schlacht um die Ringwelt HALO. 
 
http://members.chello.at/karl.bednarik/CORTANA.JPG
 
Die Behauptung, daß Hombug irgend etwas mit Humbug zu tun hat,
ist frei aus der Luft gegriffen.
 
 


Beitrag von usr:

Eine Überlegung zum Roten Riesen:

http://www.wissenschaft-online.de/artikel/939727

Admiral Graf Frederik von Hombug hatte Unrecht, als er sagte:

"Die Physiker sind nie da, wenn man sie braucht".

Derzeit ist wissenschaft-online.de nicht erreichbar.

Deshalb fasse ich den Beitrag von usr kurz zusammen:

Wenn die Erde in den äußeren Schichten eines roten Riesen kreist,

dann findet die Erwärmung der Erde vorwiegend durch Strahlung statt.

Usr hat berechnet, daß die Erdkruste schon nach 150 Jahren verdampfen würde.

Leider kann ich momentan nicht auf die Berechnungen von usr zugreifen.

Usr2 hat freundlicherweise noch einmal geantwortet.
Hier, ganz unten auf dieser Seite ist die Gleichung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer_Diskussion:Karl_Bednarik#Garantiert_v.C3.B6llig_off_topic

Ich gebe zu bedenken, dass eine 2500 °C heisse Erdoberfläche nicht
durch die Strahlung einer 2500 °C heissen Sonne weiter erwärmt werden
kann, und dass es auf der Erdoberfläche grosse Mengen von Substanzen gibt,
deren Siedepunkt unter halbwegs normalen Druckbedingungen
oberhalb von 2500 °C liegt.

Magnesiumoxid, MgO, Schmelzpunkt: 2852 °C, Siedepunkt: 3600 °C,
Aluminiumoxid, Al2O3, Schmelzpunkt: 2050 °C, Siedepunkt: 2980 °C,
Eisen, Fe, Schmelzpunkt: 1538 °C, Siedepunkt: 2861 °C,
Siliciumdioxid, SiO2, Schmelzpunkt: 1713 °C, Siedepunkt: 2200 °C.


Karl Bednarik, Anmerkung zur Geschichte

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Der Beitrag wurde von Karl Bednarik auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.07.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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