Conny Kirsten

last woman standing

 

Mit der Pumpgun zog sie durch die Straßen und trat wütend alles nieder, was sich ihr in den Weg stellte:
Mülltonnen, Bikes und irgendwelche blöden BMWs, die sie aus ihren plumpen Glasaugen prollig-provokativ anglotzten.
Das Leben war eine Amokstraße auf dem Weg ins Lala-Land.
Lange würde es nicht so friedlich bleiben.
Der Morgen graute, die Vögel sangen wieder und die dunklen Wolken zogen Richtung Unendlichkeit, wo sie sich ausquetschen ließen. Allein ihre Waffe rauchte noch ein wenig...
Apropos ausquetschen: Sie musste noch ihren Ex, den Samariter-Penner vom Dienst fragen, wo er ihre Mun versteckte.
Eine streunende Katze raste aufschreiend an ihr vorrüber... Ihre Reflexe waren gut... Fast hätte sie dem Miestvieh die letzte Ölung verpasst! Der Streuner verschwand unter großen Plastikplanen, die versuchten die Gullys vom Unrat der Straße freizuhalten... Himmel stank es!
Erst jetzt bemerkte sie, dass aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen der Müll nicht abgeholt wurde und sich rattenverseucht in den Straßen stapelte. Es raschelte jetzt ständig um sie herum und sie musste höllisch aufpassen, nicht auf eines dieser großen Mistviecher zu treten, die eine Armee gegründet zu haben schienen.
Die Sonne ging auf und beleuchtete das Dante-Inferno irgendwie schadenfroh. Sie blinzelte, holte ihre Sonnenbrille, die sie irgendeinem Nigga abgenommen hatte hervor und zog sie auf. Ihr Gesicht glühte, wenn sie sich daran erinnerte, wie er versuchte, sie zu nötigen, ihm einen zu blasen während sie gefesselt am Heizungsrohr hing.
aber manchmal gab es ja Gerechtigkeit im Leben. Er würde nie wieder eine Frau belästigen, sie lächelte sarkastisch.
Ach fuck, scheiß auf alle Männer, immer derselbe verlogene Mist zwischen Macht und irgendeinem Gefühl, was man sich sowieso nicht erlauben sollte.
Die Realität brennt dir irgendwann immer ein Loch in deine Seele und dann beschließt du alleine zu bleiben, dir eine Pump zu schnappen und die verdammte Bande zu grillen.
Ihr Mobile piepte leise und sie presste sich das Phone ans Ohr.
Das war ihr Mr. Ex-Luva-Nigga. Sie bejahte seine Frage und freute sich wie Hund auf das bevorstehende Treffen mit ihm. Er war eine miese Sorte Mensch mit romantischen Gefühlen und ich-weiß-nicht-ob-ich-dich-für-immer-will-Blicken. Es war eine turbulente Zeit mit ihm und einzig der schlechte Sex hatte den Ausschlag gegeben, dass sie überhaupt mit ihm zusammenblieb. So konnte sie nicht erst auf den Geschmack kommen, sich doch noch zu verlieben.
Sie grinste. Wie beleidigt die Männer immer sind, wenn Frau ihnen erzählte wie du eine Antwort auf Hegels absolute Kunstphilosophie überlegst, während sie in dir arbeiteten.
Dass die meisten es nicht schnallten! Die Kunst aus sich heraus bildet eben immer noch die Realität ab. Obwohl Sex eher wie Rubens sein sollte: prall und sinnlich. Zeit und Genuss.
Sie hatte nicht aufgepasst und so vernahm sie die winzige Bewegung hinter der zerbrochenen Schaufensterscheibe viel zu spät. Sie spürte den Einschlag und ihr Arm brannte wie das Fegefeuer, in das sie post mortem geraten würde.
Fuck! Die Russengang hing doch hier ab und sie ging wie Cooper in high noon durch die Straßen. Warum nicht gleich erschieß mich auf die Stirn tättowieren? Zornig hechtete sie während dieser illusionsfreien Gedanken hinter einen abgebrannten Buick und brachte mit ihrer gesunden Hand die Pump in Position.
Die Lage war verdammt aussichtslos und sie hasste es, sich das einzugestehen. Wenn sie hier irgendwie noch einigermaßen lebend herauskam, versprach sie sich eine Flasche goldenen Teq und eine Spende bei irgendeinem Scheißverein, der obdachlosen female-bountys ein Plätzchen im Altersheim versprach.
Fast hätte sie laut gelacht. Als ob sich das nicht sowieso ausschloss.
Life sucks!

Ende Teil I

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.07.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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