Evelyn Goßmann

Auf der Suche

 
Ein trauriger Mann ging Tag für Tag im Park spazieren.
Ein wenig ziellos schien er immer herumzuirren, ständig die gleichen Wege zu gehen, als habe er etwas verloren. Keiner wagte ihn anzusprechen so tief schien er in seine Gedanken versunken und nie glitt auch nur der Anflug eines Lächelns über seine Gesichtszüge. Er schien sich auch für nichts zu interessieren was neben ihm passierte. Selbst die Leutchen die täglich dort zusammentrafen schienen für ihn unsichtbar. Oft streiften ihn verwunderte Blicke von den Senioren die draußen auf den Bänken saßen, um die goldene Oktobersonne zu genießen. Eine seltsame Scheu hielt sie davon ab ihn einfach mal anzusprechen, dabei waren sie ein nettes, aufgeschlossenes Völkchen dass täglich auch eine Runde Schach, oder das allerseits bekannte und beliebt Boule dort spielte.
Natürlich machten sich alle Gedanken um den seltsamen Mann, der mit einer fast versteinert scheinender Miene so ziellos und scheinbar auch ohne Freude herumzulaufen schien. Schnell wurde spekuliert warum er so traurig wirkte. Einer meinte, sicher habe er gerade seine Frau verloren, und müsse sich erst zurechtfinden, bestimmt würde er eines Tages mit ihnen plaudern und wieder fröhlicher dreinschauen. Eine recht lustige ältere Dame meinte, mit der Zeit würden sie schon den Mut aufbringen ihn einfach mal anzusprechen, um ihn in die lustige Gesellschaft mit aufzunehmen die so viel Freude miteinander hatte. Wieder ein anderer aus der Runde meinte aber, es könnte ja auch sein er selbst sei sehr krank und müsse sich damit erst mal auseinandersetzen. Theorien über Theorien wurden aufgestellt.
Dann kam der lange, kalte, eisige Winter und die Senioren verbrachten nun ihre Zeit überwiegend zu Hause in der gemütlich warmen Stube. Nur hin und wieder trafen sie jetzt aufeinander, wenn sie mal kurz frische Luft schnuppern wollten. Meist gingen wie dann gleich wieder heim um sich bei einer schönen heißen Tasse Tee wieder aufzuwärmen und gemütlich ein schönes Buch zu lesen.
Ungeduldig erwarteten alle das Frühjahr, um wieder Freude bei den täglichen Treffs im Park zu haben. Endlich nach endlos scheinender Zeit war es wieder soweit, und es gab ein erfreutes " Hallo" allerseits, und klar wurde viel erzählt was sich während der langen Winterzeit ereignet hatte.
Den alten traurigen Man hatte man darüber schon fast vergessen als er plötzlich wie gewohnt den Weg lang schlurfte, aber immer noch so traurig und griesgrämig dreinblickend. Er schaute weiterhin weder links noch rechts. Kopfschüttelnd und verständnislos schauten die anderen ihm hinterher.
Sie bemerkten aber dass er immer irgend was vor sich hinbrummelte, konnten aber nicht verstehen was er sagte.
Einige Tage ging es nun schon wieder so weiter, bis eines Tages eine Horde von fröhlich lachenden Kindern durch die Parkanlagen zog, den Kopf voller Streiche, zu fröhlichen Lärmen und allen möglichen Spielen und Abenteuern aufgelegt. Endlich war der lange Winter vorbei, und sie waren glücklich wieder draußen ins Freie zu können um sich wieder mal so richtig auszutoben. Unbefangen wie Kinder sind gaben sie ihrer Fröhlichkeit uneingeschränkt und hemmungslos nach, lachten und hatten einfach Freude an dem schönen sonnigen Frühlingstag, scherzen und schmiedeten Pläne welche Abenteuer sie im kommenden Sommer alle an erleben wollten.
Da geschah es, genau als diese lachenden Kinder sich im Park tummelten, ein kleines, aber auch großes Wunder.
Der sonst so traurige wirkendeMann blieb stehen, schaute den Kindern zu und verzog das Gesicht. Ja, er lächelte und stimmte am Ende in das unbefangene Lachen der Kinder mit ein mit einer harmonischen, schön klingenden, sympathischen Stimme, und schien gar nicht mehr aufhören zu können. Seine Traurigkeit schien verflogen, er schien einfach voller Lachen und Freude zu stecken und die anderen Senioren verstanden gar nicht was da gerade geschah.
Da hörten sie den Mann aber schon laut ausrufen: " Ich habe es wieder, ich habe es wiedergefunden, ach ist das schön, einfach wunderbar, jetzt kann auch ich wieder glücklich sein."
Die Augen schienen ihnen dabei fast aus dem Kopf zu fallen, als sie beobachten konnten, das er die Kinder an den Händen fasste, ein anderes durch die Luft wirbelte und sich von ihnen in die fröhlichen Abenteuerpläne mit einweihen ließ, und gar nicht mehr aufhören konnte sich darüber mitzufreuen. Er kicherte wie ein kleiner Lausbub der einen Streich aushecken wollte und war wie ausgewechselt. Nichts erinnerte mehr an das kleine graue traurig dreinblickende Männchen das Tag für Tag so desinteressiert und wie auf der Suche nach irgendetwas durch den Park gelaufen war und nichts wahrzunehmen schien.
Die Kinder hatten seine lauten Ausrufe auch gehört und fragten nun erstaunt was er damit meinte. " Ich habe es wieder gefunden, ich bin ja so froh ", immer wieder stammelte der alte Mann diese Worte, mit einem glücklichen Lächeln in den stahlblauen und nun unternehmungslustig blitzenden Augen.
" Ich hatte mein Lächeln verloren, nun aber habe ich es wiedergefunden" , erklärte er allen die ihm erstaunt zuhörten. Das geballte, fröhliche Kinderlachen im Park hatte ihn sein Lächeln wiederfinden lassen - bis dahin hatte er gesucht von dem er gar nicht wusste dass er es verloren und was ihn so traurig gemacht hatte - das Lächeln und unbeschwertes Lachen.
Nun sah er auch die anderen freundlichen Leutchen rundherum, die ihn gleich in ihre nette Runde aufnahmen. Er hatte wieder einen offenen Blick für alles rundum, sah die frisch grünenden Bäume, Büsche und die wunderschön sich in aller Schönhiet entfaltenden Blumen am Parkrand.
Alles, alles nahm er wieder wahr und freute sich, und bedankte sich mit einem nicht enden wollenden Lächeln, das Erlösung fand in einem befreiten glücklichen Lachen.
 
 
    

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.07.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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