Francisco Wilando

Die Botschaft einer Ziege

Ich traute meinen Augen kaum aber es war eine Ziege, die mir bei meinem morgendlichen Spaziergang durch unsere noch wunderbare Natur entgegen kam.
Ihr Meckern kam einem Wehklagen gleich.
Es machte mich neugierig und ich wollte unbedingt wissen, was es bedeutet.
Ich muss ein sehr großes Vertrauen in ihr geweckt haben denn als sie mich entdeckte, lief sie schnurstracks auf mich zu.
Als ich sie streichelte -  meckerte sie mich plötzlich an und sagte:

„Auf der einen Seite werden wir Tiere von euch Menschen in Kinderbüchern verniedlicht und lustige, ja oft auch herzzerreißende Geschichten erzählt. Unsere Erscheinungsform dient euch als Muster für allerniedlichste Kuscheltiere und unser Abbild ziert zahlreiche Dekorationsartikel.
Warum?

Auf der anderen Seite werden wir von zahlreichen Privatschlächtern oder in Schlachthäusern auf brutalste Art und Weise betäubt, bei lebendigem Leib aufgeschnitten und ausgeblutet bis unser Herz stehen bleibt und der Tod eintritt!
Empfinden wir kein Leid und keinen Schmerz?
Unser Fleisch wird in riesigen Kühlhäusern gehortet bis es teilweise vergammelt!
Es wird zu allerlei Wurst und Brät verarbeitet, was nicht verkauft wird landet schließlich auf dem Müll!

Es stinkt bereits bis zum Himmel, riechst du das nicht?

Ihr Menschen habt die Realität bereits aus den Augen verloren - ihr produziert nur noch um eure Begierden zu stillen ohne Rücksicht auf andere Lebewesen, die eure Artgenossen sind!
Ihr seid zu Handlangern des gierigen und alles verschlingenden Kapitals geworden, das vollkommen rücksichtslos, vernichtende und zerstörerische Ausmaße angenommen hat!

Warum ist das so?

Die Felder versanden, die Wälder erkranken – werden abgeholzt! Unsere Flur mit ihrem hochempfindlichen Ökosystem wird durch immer neue Straßen und Verkehrswege zerstört, die Erde ist bereits übersäht mit hässlichen Narben und es nimmt kein Ende! Die Natur wird missbraucht mit immer größer werdenden Agrarflächen, deren Produkte nicht der Ernährung dienen sondern um Öle und Gase oder Strom zu erzeugen, die eure Motoren antreiben!
Die Atemluft wird immer stickiger, unsere Atmosphäre durch allerlei Abgase zerstört, sodass sich die Erde immer mehr erwärmt! Grundwässer werden im großen Stil durch Pestizide und hochgiftige Industrieabwässer verseucht! Grundwasserversorgende Gletscher lösen sich auf Nimmerwiedersehen auf, Pole schmelzen dahin und überschwemmen euer Land!

Kein Tag vergeht, an dem nicht 150 Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich ausgerottet werden!

Habt ihr uns jemals gefragt, ob wir für eure Begierden sterben möchten?

Fragt ihr die Mutter Erde und ihre Natur, die euch völlig selbstlos am Leben erhält und euch vollkommen selbstverständlich mit der nötigen Atemluft versorgt, ob ihr sie für sinnlose Zwecke ausbeuten und die Umwelt vergiften dürft?”

Da fing ich an zu weinen und fragte die Ziege was wir denn dagegen tun sollen um dies zu ändern.
Die Ziege wurde plötzlich ganz ruhig, stupste mich und sagte:

„Lasst euer Vieh wieder auf die Weiden und eines natürlichen Todes sterben. Freut euch an deren evolutionären Entwicklung und lernt wieder, euren Instinkt zu gebrauchen, der euch in Verbindung mit dem richtigen Gefühl den Weg weisen wird. Pflanzt einen Baum, er hält das Erdreich zusammen und trägt die Erkenntnis in sich, alles Leben auf der Erde zu erhalten.
Er produziert Sauerstoff und trägt Früchte; die euch und auch uns nähren. Missbraucht die Kornkammern unserer Erde nicht um daraus Brennstoffe oder Strom zu erzeugen, sondern nutzt die natürlichen Kräfte der Erde und der Sonne, diese stehen kostenlos zur Verfügung. Lasst euch nicht von der Gier des Kapitals leiten und folgt nicht jedem neuen Trend.

Die Ziege sah mir nun tief in die Augen, um zu sehen wie ich reagiere. „Ich bin nur ein Einzelner kleiner Mann und ich allein kann hier bestimmt nichts ändern. Du hast mich aber sehr nachdenklich gemacht und dafür danke ich Dir“, sagte ich.
Gemeinsam gingen wir noch ein Stück des Weges, bis sich die Ziege mit einem lauthalsen Meckern von mir verabschiedete und einen Hang hinunter sprang.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Francisco Wilando).
Der Beitrag wurde von Francisco Wilando auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.07.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Francisco Wilando als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Der Dämon und das Bauernmädchen | Erotischer Roman von Doris E. M. Bulenda



»Ich werde ein Engerl für euch rufen. Das wird über euch wachen, wenn ihr beieinanderliegt. Und den Samen vom Hans in die Agnes pflanzen. Dann wird das hübsche Mädchen bald guter Hoffnung sein.« Mit einem Kind wollen das junge Bauernmädchen und ihr Geliebter ihre Heirat erzwingen. Aber die Beschwörung geht schief, ein dunkler Dämon erscheint und entführt Agnes in seine Welt. Doch statt Angst und Schrecken erfährt Agnes ein wildes Feuerwerk der Leidenschaft, denn ihr dämonischer Gebieter ist ein wahrer Meister des Liebesspiels. Mit dem festen Vorsatz, das Bauernmädchen für sich zu gewinnen, greift er zu allen Tricks der lustvollen Verführung, wobei ihm seine ausgeprägte dämonische Anatomie zugutekommt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Tiergeschichten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Francisco Wilando

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Der arrogante Hund von Norbert Wittke (Tiergeschichten)
Die ach so kleine Welt von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen