Stefanie Legan

Nutte

"Nutte!" schrie mich der Spiegel an, "Nutte!"
Ich habe es wieder getan. Schon wieder. Ich blicke nochmals in den Spiegel und sehe eine unbekannte Person.
Das helle Halogen-Licht laesst mich fahl und krank aussehen. Wie eine Leiche.
 
Meine fleckige Haut, der Schweiss auf der Stirn, das lange straehnige schwarz Haar...
...und meine Augen, meine traurigen, dunklen Augen...
 
Ich spuere die aufsteigenden Traenen und gnaedig verschwimmt mein haessliches Gegenueber.
Ich schlucke und versuche meine Traenen zurueckzuhalten.    
 
Ich will nicht mehr zurueck, nicht zurueck in dieses Zimmer. dort wo es nach ihm riecht. NEIN!
Ich gehe nicht mehr dorthin.
 
...Angst, Ekel, Verzweiflung...
 
Meine Gefuehlswelt steht Kopf. Ich wuerge und schaffe es doch nicht.
Heulend und kotzend kniee ich vor der Toilette. Traenen laufen mir die Wangen hinab.
Mein Innerstes schreit, meine Seele baeumt sich auf und ich schliesse gequaelt die Augen.
 
"Warum?" schluchze ich und weiss doch die Antwort.
Weil ich Abschaum bin, menschlicher Abschaum.
Ich versuche meine Gedanken zu ordnen und ziehe mich am Waschbecken hoch.
Es kann nicht das Ende sein, es DARF nicht schon das Ende sein. Dann Panik, "ICH MUSS HIER RAUS!"
Ich raffe meine Klamotten zusammen und renne zur Tuer.
Da steht er, nur ein Handtuch um die Hueften. Wartend.
Er sieht mich mit grossen Augen an.
Ich draenge mich an ihm vorbei. Er macht keinen Versuch mich aufzuhalten.
Warum auch?
Ich bin doch nur eine Nutte.
 
Hoffentlich kommt er bald drauf was passiert ist. Ich hoffe es.
Ich hoffe es fuer ihn und seine Frau. Sie haben einen Sohn, ich habe die Bilder gesehen auf dem Weg ins Schlafzimmer. Bevor es passiert ist...Ich widere mich an. Aber was soll ich machen. Ich brauche das Geld!
 
Ich brauche es wirklich. Denn wenn es erst losgeht, kann ich nicht mehr arbeiten.
 
Vier Buchstaben die alles veraendern. AIDS.
 
Ich laufe die Treppe hinab.
Die Haustuere schliesst hinter mir und ich bleibe stehen. Zuende mir erst mal eine Kippe an.
 
Ich gehe langsam die Strasse hinab.
 
Noble Gegend hier. Vielleicht finde ich sogar einen neuen Kunden. Wenn ich Glueck habe, faehrt er mich sogar nach Hause.
Ich bin mir in manchen Momenten voll bewusst darueber was ich ihnen antue aber ich brauche das Geld!
Und ich verdiene gut! Wirklich gut!
 
Die Freier zahlen nun einmal besser wenn sie dich OHNE Gummi ficken duerfen.
 
 
 
 
 
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.07.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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