Norbert Wittke
Vor Gericht
Bas Beste ist wohl man hat nicht mit den komischen Rechtsver-
drehern, die sich Richter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt nennen
zu tun. Schon Cicero sagte: "Das höchste Recht ist das höchste
Unrecht."
Aber irgendwie macht man doch so seine Erfahrungen. Neulich
wurde ich als Zeuge zum Gericht bestellt.
"Sind Sie geladen?" fragte mich der Richter.
"Nein, ich bin doch keine Waffe" , sagte ich.
"Ich meine, ob Sie eine Ladung bekommen haben?"
"Nein, auf mich ist nicht geschossen worden."
"Stellen Sie sich nicht so dumm an. Ich wollte nur wissen, ob Sie
als Zeuge einbestellt worden sind."
"Nein, Herr Richter, ich habe nur Post vom Gericht bekommen.
In dem Brief stand nur, dass ich als Zeuge hier erscheinen soll."
"Na also, das wollte ich nur wissen. Name:"
"Ich habe einen Nachnamen und drei Vornamen."
"Wie heißen Sie?"
"Jeder anders Herr Richter."
"Nun sagen Sie mir endlich Ihren Nachnamen!"
"Müller-Schmitz."
"Wie bitte?"
"Müller-Schmitz. Ich hieß früher Müller und meine Frau Schmitz.
Wir wollten beide nicht auf unseren Namen verzichten. Sie wissen
wegen Stammbaum usw..Deshalb haben wir uns für den Doppelnamen
entschieden, da hat jeder seinen eigenen und noch einen dazu
bekommen."
"Erzählen Sie keine Geschichten! Wie heißen Sie mit Vornamen"
"Anton, August, Arnold. Mein Vater meinte ein Vorname reiche
nicht für meine Blödheit aus.Außerdem sollte kein Patenonkel
benachteiligt werden."
"Sie sind Deutscher Staatsbürger?"
"Nein, Rheinland-Pfälzer, Herr Richter."
"Das ist doch Deutsch!"
"Wirklich Herr Richter? Das hat man uns in der Schule nicht nie
gesagt. Aber was man uns beigebracht hat, das hat doch diese
fiese Studie gezeigt, von der immer die Rede ist."
"Sie meinen die Pisa-Studie!"
"Nein, in Pisa habe ich nicht studiert."
"Ach hören Sie doch auf. Das hat mit der Sache hier auch nichts
zu tun. Also sie haben den Angeklagten dort am fraglichen Tag
besucht?"
"Ja, Herr Richter."
"Und welchen Eindruck machte er?"
"Oh, er war kreideweiß im Gesicht, hatte Schaum vorm Mund und
in der Hand hielt er ein scharfes Messer."
"Ist ja entsetzlich! Und dann?"
"Dann hat er sich rasiert."
"Mehr haben Sie nicht gesehen?"
"Doch er war danach rasiert und hat sein Messer gesäubert und dann
seine Fingerabdrücke abgewischt. Da dachte ich mir, das muss der
gesuchte Täter sein, dessen Stelle die Polizei ausgeschrieben hat.
Da stand doch überall : Gesucht wird Einbrecher. Belohnung
2.000 € und ich brauchte das Geld."
Natürlich habe ich das Geld nicht bekommen. Da habe ich dann versucht,
Geld selber zu machen. Aber sie haben mich dann verhaftet, nur weil
die Regierung zufällig dasselbe Geld gemacht hat. Ich finde das ungerecht.
Vor Gericht hat mir der Richter dann noch so einen Einbruch vorge-
worfen. "Ich war es nicht", habe ich gesagt.
Der Richter:" Angeklagter, leugnen ist zwecklos! Vier Zeugen habe Sie
gesehen."
"Aber das ist noch lange keine Beweis! Herr Richter, ich kann ihnen
mindestens 1000 Zeugen bringen, die mich nicht gesehen haben.
Ich bin wirklich unschuldig, das kann ich bemeineiden!"
"Ja, ja, das sagen alle."
"Aber Herr Richter, wenn es alle sagen, dann muss es ja auch stimmen!"
Dann haben sie mich trotzdem überführt und so musste ich ins Gefängnis
und bekam einen Strafvollzugsanzug verpasst.
"Der sitzt überhaupt nicht," murrte ich.
"Das ist eine Einheitsgröße, und der Anzug muss nicht sitzen, sondern Du!"
So eine blöde Antwort vom Aufseher.
So lange ich noch keinen Freigang hatte war es wirklich hart. Aber jetzt
kurz vor der Entlassung brachte mir meine Frau ein großes Paket.
"Was ist da drin?" fragte ich neugierig.
"Eine Höhensonne, damit Du Dich bestrahlen kannst und die Kinder,
wenn du zurück kommst wirklich denken, dass Du in Urlaub warst."
Hüten Sie sich vor der Justiz. Mir hat die Bekannschaft zu machen
total gereicht.Vieleicht werde ich mit meinen Erfahrungen in die
Politik gehen. Als Vorbestrafter hat man ja nicht so viele Chancen.
05.08.2007 Norbert Wittke
(Heute bei dem schönen blauen Himmel und der Sommerwärme
ein wenig leichte Kost)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.08.2007.
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