Norbert Wittke
Sie gehören dazu
Vor einiger Zeit haben wir ein Angebot aus der Zeitung wahr genommen
und einen Kurztrip nach Göteborg unternommen. Von unserem Ab-
fahrtsort im Westerwald ging es mit dem Bus nonstop nach Kiel.
Nach einem kurzen Aufenthalt wurden wir dort auf eine Fähre ein-
geschifft. Imposant dieses dreizehnstöckige Schiff mit schwindelerre-
gender Höhe. Ein schwimmendes Hochhaus mit Bussen und Fahrzeugen
aller Art im Bauch über drei Ebenen wie in einem unterirdischen Park-
haus.
Diese Fähre sollte uns nun über die Ostsee an den Zielhafen bringen.
Unsere Zweibettkabine im mittleren Bereich des Schiffes, etwa so groß
wie ein etwas größerer Wandschrank, lag auf Deck sieben. Breite
Treppen führten hinauf vorbei an den Vergnügungszentren der Fähre
die erschienen wie ein kleines Las Vegas mit den unzähligen
einarmigen Banditen und Unterhaltungsapparaten. Dann noch die sieben
Bordrestaurants mit einem Tanzsaal.
Als wir zu dem Tanzsaal kamen, betrat eine größere Gruppe jugendlicher
Schweden die Räumlichkeiten. Was mir dabei auffiel war der große Anteil
Behinderter. Tische wurden zusammen geschoben bis ein einziger großer
Tisch entstand. Bunt gemischt setzten sich die Jugendlichen an den Tisch,
bestellten ihre Getränke. Dann tanzten alle zusammen, so wie sie es konnten,
zu der fetzigen Musik. Eine ganz natürliche und selbstverständlich Szene.
Doch dabei dachte ich an unser Land, an Deutschland. Ich überlegte, ob mir
bei uns so etwas ähnliches schon aufgefallen ist. Nein, ich konnte mich nicht
erinnern, etwas ähnliches erlebt zu haben. Wo es bei uns schon fast undenk-
bar ist, mit einer Gruppe Kinder oder Jugendlicher ohne jede Behinderung,
in so einem Rahmen einen Tisch zu bekommen und geduldet zu werden.
Ich fand die Natürlichkeit der schwedischen Jugendlichen einfach gut und
nachahmenswert. Auch Behinderte gehören dazu. Sie gehören in unsere
Gesellschaft. Sie gehören zu uns. Da muss sich bei uns noch einiges ändern.
Übrigens die ganze Kurzreise war sehr interessant. Göteborg konnte nur kurz
erkundet werden. Aber diese kurze Reise hat mit die Augen geöffnet. Zu
unserer Gesellschaft gehören alle. Keiner sollte ausgegrenzt werden.
06.08.2007 Norbert Wittke
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.08.2007.
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