Andreas Rüdig
Besuch in Holzwickede
Etwas verwundert bleibe ich stehen und schaue
zurück. Einen solchen Bahnhof habe ich noch nie gesehen. Ein paar
Bahnsteige, einige wenige Ticketautomaten, eine Anbindung an den
Dortmunder Flughafen - und fertig ist der Bahnhof von Holzwickede.
Hinzu kommt: Er liegt dermaßen hinter hochgewachsenen Büschen
verborgen, daß man als zufälliger Passant schon aufpassen muß, um ihn
überhaupt zu entdecken. Ich bin ja nun schon viel herumgekommen in
meinem Leben - einen so unscheinbaren Bahnhof habe ich noch nie gesehen.
Nach
ein paar Gehminuten erreiche ich das, was ich für die "Innenstadt"
halte. Die Einkaufs- und Hauptverkehrsstraße. Die auch noch prompt
"Hauptstraße" heißt. Hier ist der Einzelhandel, der für eine
Landgemeinde üblich ist, angesiedelt. Ein hübscher Park, Rathaus, Markt
und eine verschlossene Kirche, deren konfessionelle Ausrichtung von
Außen nicht zu erkennen ist, runden das Angebot ab.
Soweit
ich mich erinnere, bin ich das erste Mal in meinem Leben in
Holzwickede. Ob ich noch einmal hierher komme? Ich bezweifele es.
Irgendwie ist die Gemeinde zu klein, belanglos und langweilig,
als daß mich ein zweiter Besuch reizen würde.
Mir
persönlich fehlt allein schon die kommunale Infrastruktur. Neben dem
Rathaus und Bürgerbüro ist mit an diesem sonnigen und angenehm warmen
Samstagmittag nur die Sparkasse aufgefallen. Einrichtungen wie Post,
Bücherei, VHS oder Museen / Orte für Freizeitaktivitäten fehlen.
Busse fahren nur auf Anforderung. Was sich auf den ersten Blick nach
himmlischer Ruhe anhört, kann schnell zur Friedhofsruhe werden. Wer von
allen (technischen) Segnungen der Neuzeit abgeschnitten ist, braucht
sich nicht zu wundern, wenn er in die Steinzeit zürückfällt.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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