Murad Durmus

„Wir müssen reden!“,

sagte sie und legte auf. Holger hielt wie versteinert den Hörer eine Weile in der Hand und hielt seinen Atem dabei an. Sein Herzschlag wurde langsamer.
„Hast Du einen Moment Zeit?“,
rief Rainer plötzlich mit heiterer Stimme durch die Tür. Holger schreckte auf, kämpfte eine Sekunde mit der Orientierung, legte dann schließlich den Hörer mit einem leisen, aber tiefen Seufzen beiseite und atmete mehrmals kurz ein und aus – so als ob er nach Luft ringen würde.
Rainer sah ihn daraufhin etwas verängstigt an und sagte:
„Ich komme später noch einmal. Ist nicht so wichtig!“
und schloss behutsam die Türe hinter sich zu.
„Ich hätte ihn frage sollen, ob alles in Ordnung ist“, machte Rainer sich sogleich Vorwürfe. Da er aber der Neue in der Firma und Holger sein direkter Vorgesetzter war, hatte er sich diese vielleicht zu persönliche Frage nicht getraut. Er blieb noch eine Weile an der Tür stehen und ging dann nachdenklich an seinen Arbeitsplatz zurück.

„Sie wird mit mir Schluss machen“,
flüstere indes Holger mehrmals. Sein Gesicht regte sich dabei kein bisschen. Dann vergrub er sein Gesicht in seine Handinnenflächen und sackte auf den Tisch. Er wollte weinen aber konnte nicht. Schließlich war er bei der Arbeit. Was würden wohl die Kollegen über ihn denken, wenn sie ihn mit wässrigen Augen sehen würden.
Sie würden Fragen, was los sei, und er würde dann antworten: „Ich glaube meine Freundin will mich verlassen.“
„Du glaubst es, aber sicher bist Du Dir dessen nicht?“ Er konnte sich schon vorstellen wie die Kollegen darauf reagieren würden.
Er richtete sich wieder auf, schüttelte sich leicht und nahm die Computermaus in die Hand. Sofort löste sich der Bildschirmschoner auf und er sah das Hintergrundbild auf seinem Desktop. Es war Martina, seine Freundin. Die Frau, die er über alles liebte. Die Frau, die in ihm alles zum Beben brachte. Die Frau, mit der er Kinder haben und alt werden wollte.
„Vielleicht habe ich sie zu sehr geliebt?“ schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, als er ihr Bild genauer betrachtete. Er berührte mit seinem Zeigefinger ihre Lippen und streichelte dann sanft über ihre Hand.
Dann lehnte er sich in den Stuhl zurück und wurde blass. Sein Herz pochte. Martinas Bild wirkte auf einmal fremdartig für ihn. Er spürte eine unüberbrückbare Distanz zwischen ihr und sich. Als ob er irgendein Bild von einer wildfremden schönen Frau im Magazin betrachten würde. Dieses Gefühl versetzte Holger in tiefe Angst.
„Sie wird mit mir Schluss machen. Ich weiß es! Ich weiß es einfach!“

Es war an der Zeit zu träumen. Holger schloss die Augen.

Er erinnerte sich wie sich kennen gelernt hatten. Er saß mit seinen Freunden in einem Café, als plötzlich eine wunderschöne Frau, durch die Tür kam. Sie zog sofort alle Blicke auf sich. Ihre Gravitation war einfach unglaublich. Holger sah sie sogar in Zeitlupe, als sie an seinem Tisch vorbei schwebte. Es war die Begegnung der schönsten Art. Als sie sich an einen freien Tisch gesetzt hatte, schaute sie zu Holger und lächelte ihn an. Es waren so viele Männer im Café, aber ausgerechnet Holger bekam ihr Lächeln. Es war kein normales Lächeln, sondern ein Lächeln wie: „Du bist richtig süß. Komm doch rüber zu mir, damit wir uns kennen lernen können!“
In der Tat. Holger war süß, aber nicht gerade gut aussehend. Seine Freunde stichelten, ermutigten ihn daraufhin sofort an ihren Tisch zu gehen. Doch Holger winkte nur ab.
„Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass so eine hübsche Frau an mir interessiert sein könnte? Sie hat mich nur zufällig angeschaut.“
„Na, wenn schon!“,
sagte einer seiner Freunde und fuhr dann weiter fort:
„Sie will offensichtlich mit Dir spielen. Geh hin und spiel mit ihr.“
Als sie dann noch einmal mit ihren Blicken Holger unter all den Männern ausgesucht hatte, wurde ihm klar, dass sie wirklich Gefallen an ihm gefunden hatte. Der zweite Blick war noch einladender gewesen als der erste. Dieser hatte eine gehörige Portion Sinnlichkeit. Um es kurz zu machen – Holger nahm all seinen Mut zusammen, stand auf und ging zu ihr. Es sollte aber noch erwähnt werden, dass er bereits ein wenig angetrunken war. Im nüchternen Zustand hätte er sich dies nie zugetraut. Als er an ihrem Tisch stand, war die Frau mit ihrem KiBa - Saft beschäftigt bzw. rührte die Banane und die Kirsche zu einer matten Brühe.
„Jetzt sieht es nicht mehr so schön aus wie vorher!“
sagte Holger mit gekünstelter sexy Stimme. Sie schaute ruckartig zu ihm hinauf und konterte schlagfertig:
„Schmeckt aber besser so!“
Sie sah aus der Nähe betrachtet noch schöner aus. Ein Kloß suchte schlagartig Holgers Hals auf. Ihm wurde heiß. Seine Drüsen weiteten sich. Schließlich räusperte er instinktiv dreimal laut. Das Räuspern half ihm den Kloß so schnell loszuwerden wie er gekommen war. Nichts passierte die nächsten Sekunden. Eine peinliche Stille war dabei sich um die Beiden zu legen. Sie erkannte die Notsituation und intervenierte sogleich auf einfachste, aber zugleich effektivste Weise:
„Willst Du Dich nicht zu mir setzen?“
Sogleich begannen sie sich zu unterhalten. Martina musste noch zweimal Holger zum Reden beflügeln. Doch als Holger sich warm geredet hatte, war er in seinem Element. Er sah zwar nicht besonders gut aus, aber er beherrschte die Redekunst in all seinen Zügen, wenn das Eis einmal geschmolzen war. Er blickte noch ein letztes Mal zu seinen Freunden, und als ihre Blicke sich trafen, gingen synchron sechs Daumen in die Höhe.
Sie verstanden sich prächtig. Sie sprachen über Gott und die Welt. Holger stellte zu seiner größten Freude fest, dass Martina nicht nur wunderschön, sondern auch sehr intelligent war. Sie unterhielten sich lange - bis der Kellner sie hinaus bitten musste, um den Laden zu schließen.
Martina war erst neu in der Stadt und hatte so gut wie keine Freunde. Holger war in der Stadt geboren und aufgewachsen und hatte noch keinen Menschen wie Martina  kennen gelernt. Beide auf ihre Art einsam, beide an diesem Abend fündig.
„Kann ich Dich wieder sehen?“
fragte er sie, als sie vor ihrer Tür standen. Sie antwortete:
„Nicht bevor ich Dich zuerst sehe!“
Er küsste sie auf die Stirn und sein ganzer Körper fing zu Beben an. Er bekam einen heißen Schüttelfrost. Sie wollte gehen, doch Holger lies ihre Hand nicht los. Daraufhin schaute Martina ihn mit fragenden, vielmehr mit leuchtenden Augen an. Holger wollte einen Kuss. Dieser folgte im Überfluss. Sie küssten sich mindestens fünfzehn Minuten lang leidenschaftlich. Bis schließlich Martinas Lippen und Umgebung durch Holgers Bartstoppel zu brennen anfing. Eine neue Liebe war entbrannt.
Holger tanzte nach Hause. Er sprang auf einen Stein, spreizte die Arme, schaute in den Nachthimmel und schrie:
„Oh du wunderschöner Nachthimmel. Ich habe jemanden gefunden, der mir einen noch wundersameren Blick gewährt, als du ihn mir gewähren kannst. Ich sehe in ihr die Sterne, die Sonne, den Mond und die Unendlichkeit zugleich.“

Das alles geschah vor fünf Jahren.

Es klopfte an der Tür. Holger erschrak nicht, sondern öffnete ganz langsam die Augen. Er blickte zum Monitor und sah den Bildschirmschoner. Das Wort Kaffeepause tanzte dreidimensional, immer wieder von den Kanten des virtuellen Quaders abprallend, am Bildschirm. Es klopfte wieder. Diesmal klang das Klopfen vorsichtig. Es war spürbar leiser. Er holte tief Luft und rief:
„Ja, bitte?!“
Langsam ging die Tür auf. So langsam, dass sie sogar quietschte. Holger wusste gar nicht, dass die Tür zu seinem Büro im Stande war zu quietschen. Keiner hatte sie bisher so langsam aufgemacht, dachte er sich. So war es auch.
Rainers Kopf drang aus dem Spalt, wie der Kopf einer Schildkröte aus seinem Panzer.
„Sorry für die Störung, Herr Schilling, aber haben Sie vielleicht noch etwas Papier für den Drucker übrig?“
Holger blickte nach unten, fasste sich mit der linken Hand die Stirn, dann massierte er sie mit derselben Hand kräftig.
„Im Druckerfach müsste noch genug Papier sein. Nehmen Sie sich soviel wie sie brauchen.“
Rainer fiel dann daraufhin leicht stolpernd ins Zimmer und stieß dabei mit der Hüfte an den Tisch. Der Tisch schwankte, die Computermaus auch. Der Bildschirmschoner gab wieder Martinas wunderschönes Antlitz preis. Holger starrte auf den Bildschirm. Rainer tat dasselbe. Als dann am unteren Bildschirmrand ein Popup Fenster aufging - Holger hatte eine E-Mail erhalten - blickten wieder beide vom Bildschirm weg und starrten sich gegenseitig an.
„Ach ja, der Drucker... das Papier!“
unterbrach Rainer und begab sich zum Drucker. Der Krach, den er machte, als er das Papier herausholte, kamen Holgers Ohren in diesem Moment einer Folter gleich. Gerade als er explodieren wollte, hielt Rainer einen Stapel Papier in der Hand und verkündete stolz:
„So, ich habe das, was ich brauche. Danke sehr!“,
lächelte dabei künstlich und verließ endlich das Zimmer.

Holger fand den Neuen nervig. Ein hoch motivierter Absolvent der die seltene Begabung besaß, andere in den ungünstigsten Momenten zu stören. Er packte seine Tasche zusammen um sich auf den Weg ins Café zu machen. Es war das Café, wo sie sich einst kennen gelernt hatten.
„Genau an diesem Ort will sie sich nun von mir trennen“, dachte er sich.
„Das alles passt perfekt zusammen! Dort begann die große Liebe, und dort wird sie auch wieder enden. Der Kreis wird sich schließen, und ich werde nicht mehr in ihm sein!“

Doch bevor er das Büro verließ, las er noch die letzte Mail. Es war von Dr. Bernstein - dem Geschäftsführer der Firma. Eine Einladung zu einem Gespräch morgen um 11Uhr. Betreff: “Wir müssen reden!“ Mehr enthielt die Mail nicht.
Holger wurde es jetzt richtig schaurig. Schon wieder diese drei Worte. Zuerst Martina, und jetzt auch noch Dr. Bernstein.
„Heute macht meine Freundin mit mir Schluss, und morgen werde ich wohl entlassen!“
Gereizt verließ er das Büro.

Unterwegs zum Cafe schossen ihm tausende Gedanken durch den Kopf.
„Wieso habe ich ihr noch keinen Heiratsantrag gemacht? Immerhin sind wir schon fünf Jahre zusammen.“
Er wollte ihr schon ein paar Mal einen Antrag machen, aber jedes Mal kam eine Kleinigkeit dazwischen.
„Kleinigkeiten können Großes bewirken, aber auch Großes verhindern“

„Vielleicht hat sie sich in ihren Friseur Toni verliebt? In letzter Zeit schwärmte sie des Öfteren von Ihm. - ‚Was für schöne Haare und so dunkle Augen er doch hätte. Mit Toni kann man einfach über alles reden. Er kann einfach wunderbar zuhören. Man hat das Gefühl als ob er sich einem völlig hingeben würde...’- Toni war doch aber schwul...“
sprach Holger mit lauter Stimme zu sich.
„Also, er ist es bestimmt nicht. Vielleicht jemand aus der Arbeit oder aus dem Fitnessclub?“
Holger spekulierte weiter, und als er sogar den Kioskbesitzer, wo sie fast jeden Tag die F.A.Z. und ihre Zigaretten kauften, in Betracht zog, musste er laut auflachen. Das Ungewisse ist im Stande auch den vernünftigsten Menschen in den Wahnsinn zu treiben.

Er kam an einem schönen, gepflegten Garten vorbei. Der Garten gehörte einer Privatbank. Die Rosen in diesem Garten waren wunderschön. Eine schöner als die andere. Als ob sie den ganzen Tag in Sachen Schönheit miteinander wetteiferten. Er beschloss eine Rose für Martina zu pflücken, als er sie verträumt betrachte.
„Wieso bin ich nicht darauf gekommen ihr eine Rose zu kaufen? Wann habe ich ihr eigentlich das letzte Mal eine Rose, Blumen geschenkt?“, dachte er sich und fasste sich ans Kinn. Dann blickte er wie ein Dieb kurz vor dem Einbruch um sich, beugte sich leicht und sprang in den Garten. Die Rosen waren so schön, dass er etwas zögerte. Er konnte sich nicht entscheiden. Sein Adrenalin stieg. Dann fasste er, die für ihn größte und schönste Rose am Stiel und zog auch seine Hand gleich wieder Weg.
„Scheiße!“
Die Rose wehrte sich. Daraufhin versuchte er sich an einer zweiten. Diesmal mit der anderen Hand. Und wieder. Er hatte jetzt zwei blutende Daumen.
„Na dann, gibt es eben heute keine Rosen!“
schimpfte er freundlich und sprang aus dem Garten. Eine alte Frau, die eine Tüte in jeder Hand hielt, hatte ihn bei seiner Aktion beobachtet.
„Was tun sie da?“,
schreite sie mit krächzender Stimme zu Holger und versuchte ihre rechte Hand dabei zu heben. Es blieb allerdings beim Versuch, denn die Tüte war womöglich zu schwer. Verwundert schaute Holger um sich, und als er die alte Frau sah, beugte er seinen Kopf, drehte sich und marschierte zügig weiter.
„Was für ein Tag! Sogar die Rosen haben sich gegen mich verschworen. Es kann ja nur noch besser werden!“, lachte er innerlich verzweifelt und schüttelte unentwegt den Kopf.

Als er schließlich vor dem Café stand, hatte er ein mulmiges Gefühl. Obwohl es ein warmer Tag war, fror er am ganzen Leib.
„War Martina schon da?“,
fragte er sich. Um wenigstens eine kleine Gewissheit an diesem Tage zu erlangen, ging er an die Scheibe und schaute hinein. Seine Augen konnten Martina zunächst nicht ausfindig machen. Doch dann sah er sie. Sie saß genau an dem Tisch, wo sie sich einst kennen gelernt hatten. Holger schaute genauer hin. Martina war gerade dabei ihren KiBa mit dem Strohhalm umzurühren.
Holgers innere Stimme sprach in diesem Moment deutliche Worte zu ihm. Er ging energisch in das Café und erst kurz vor Martina wurde er langsamer. Sie rührte immer noch die KiBa.
„Jetzt sieht es nicht mehr so schön aus wie vorher!“,
sprach er zu ihr mit leichter Atemnot.
Sie schaute wie vor fünf Jahren unvergleichlich zu ihm hoch und antwortete auf dieselbe Weise:
„Schmeckt aber besser so!“
Daraufhin grinsten beide und Holger setzte sich zu ihr an den Tisch.
„Wir haben uns nicht geküsst!“
war der erste Gedanke von Holger. Bevor er den zweiten Gedanken fassen konnte, kam der Kellner auch schon. Holger versuchte sich zu erinnern, was er damals bestellt hatte. Er wusste es nicht mehr genau. Der Kellner wartete ungeduldig. Martina erkannte Holgers Not und beendete seine Qual.
„Für ihn bitte einen Ginger Ale!“
Der Kellner verließ dankend den Tisch.
„Ich danke Dir, mein Schatz!“
sagte Holger sichtlich erleichtert. Das letzte Wort ‚Schatz’ verschluckte er dabei. War kaum zu hören.
Dann schauten sie sich fast eine Minute ohne etwas zu sagen an. Holger versuchte aus ihren Augen zu lesen, doch er konnte zum ersten Mal nichts erkennen. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt. Die Minute des Schweigens quälte ihn unendlich. Der Kellner brachte den Ginger Ale. Jetzt sah Holger seine Chance etwas zu sagen. Martina dachte ebenso. So fingen sie beide gleichzeitig an zu reden.
„Sorry, erzähl Du zuerst!“,
sagte Holger.
„Nein, nein, fang Du an!“,
erwiderte Martina und versuchte dabei freundlich zu wirken. Es herrschte wieder Stille. Dann ergriff Holger endlich das Wort. Seine Lippen zitterten und er konnte nur mit Mühe das Stottern verhindern:

„Ich weiß, ich habe in letzter Zeit unsere Beziehung nicht genug gefördert bzw. meine Liebe zu Dir vernachlässigt, ich meine, sie nicht so oft gezeigt wie in den ersten Jahren. Dieser Alltag, die Gewohnheit hat auch mich, unsere Beziehung in Mitleidenschaft gezogen... Du weißt, dass ich dich über alles auf der Welt Liebe. Ich, ich verspreche Dir, dass ich...  “
„Was redest Du da für einen Unsinn, Holger? Ist alles okay mit Dir?“
unterbrach ihn Martina und hob dabei ihre Augenbrauen. Sie fasste ihn am Arm und zog ihn zu sich.
„Du bist der beste Mann, den man sich wünschen kann.“
Sie schauten sich jetzt aus nächster Nähe an. Dann flüsterte Martina ihm etwas ins Ohr und lies seine Hand wieder los. Holger sackte daraufhin auf den Stuhl zurück.
„Das ist nicht wahr! Das ist nicht wahr! Du willst mich...“
sprach Holger mit zittriger Stimme.
„Ich komme gerade vom Arzt. Es ist nichts als die Wahrheit.“, antworte Martina mit druckvoller Stimme, wobei sie gegen Ende des Satzes lächelte. Martinas Gesicht strahlte innerhalb einer Nanosekunde heller als die Sonne. Sie strahlte so sehr, dass Holger die Augen für einen Moment zusammenkneifen musste. Doch dann war er nicht mehr aufzuhalten. Er sprang so energisch auf, dass er die KiBa und den Ginger Ale verschütte. Doch das interessierte niemanden. Er  umarmte Martina viel zu stark, hob sie leicht in die Luft. Noch nie war die Gravitation für ihn leichter zu bezwingen wie in diesem Moment. Dann schrie er laut und wandte sich zu den Gästen:
„Ich werde Vater! Ich werde Vater! Wir bekommen ein Kind!“
Tränen liefen über seine Wangen. Das Grinsen setzte sich in seinem Gesicht fest. Holger war sicherlich in diesem Moment der glücklichste Mensch auf Erden. Wenn Freude und Tränen gemeinsam zum Vorschein treten, ist dies sicherlich eines der schönsten menschlichen Erlebnisse, die es gibt. FREUDENTRÄNEN.
Er  küsste eine ältere Frau, die er nie zuvor gesehen hatte auf den Mund, umarmte deren Mann und küsste ihn auf seine Glatze. Dann kam Martina von hinten angeschossen und sprang auf seinen Rücken und es dauerte nicht lange bis alle Gäste sich zu ihnen gesellten um den beiden Glück zu wünschen. Der Barkeeper stieg auf den Tresen und schrie in die Menge:
„Die nächste Runde geht aufs Haus!“

Ein paar Stunden später gingen Holger und Martina überglücklich nach Hause. Unterwegs sagte Martina noch:
„Wir müssen noch über so vieles reden!“
„Ja, das müssen wir!“
antwortete Holger mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

ENDE

P.S. Am nächsten Morgen kurz nach 11Uhr wurde Holger zum Abteilungsleiter befördert. Als er Dr. Bernstein berichtete, dass er Vater werden würde, sprang dieser aus seinem Sessel und riss die Arme auf und verkündete:
„Ich kenne eine wunderbare Location für die Hochzeit!“
Zum ersten Mal umarmten sie sich. Es sollte nicht das letzte Mal sein.
 
 
murad durmus © 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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