Claude Peiffer

Refugium

Es war früh am Morgen.
Manche Leute würden behaupten, es wäre noch mitten in der Nacht.
Ich steuerte den Wagen über eine einsame gerade Straße, quer durch das „Tal des Todes“.
Im Osten erhob sich bereits ein Hauch vom Licht des kommenden Tages über den Bergen.
Es war ein grelles, weißes Licht, das einen heißen Tag ankündigte.
Ich hatte Zeit und parkte am Straßenrand.
Als ich die Tür zum Aussteigen öffnete, spürte ich noch etwas von der Kühle, die sich nachts über die Wüste legt.
Ich blickte in beide Richtungen der Straße.
Außer einem Feldhuhn, das mich neugierig aus sicherer Entfernung beobachtete, war nichts zu sehen.
Oder zu hören. Nicht einmal Laute von Tieren.
Es herrschte absolute Stille.
Über den Bergen verstärkte sich das Licht.
Erste Sonnenstrahlen waren zu sehen.
Die Dunkelheit verflüchtigte sich immer schneller, schwebte über mich hinweg und verschwand irgendwo da draußen.
Das erste Licht des Tages blendete mich, als die Sonne genau hinter einer Kerbe in der Bergkette hochstieg.
Ich setzte meine dunkle Brille auf, genoss kurz die Wärme des Leben spendenden Sterns, bevor ich in mein Auto stieg und weiter über die nie endende Straße fuhr.
Einige Zeit später kam ich an eine Straßengabelung.
Ein Ortsschild, auf dem der Name „Schlechtes Wasser“ stand, zeigte mir die Richtung.
Eine Stunde später hatte ich mein Zwischenziel erreicht.
Wieder verließ ich meinen Wagen und stand mitten auf einem riesigen Salzsee.
Ein kräftiger Wind riss mich beinahe von den Füßen.
Ich kämpfte mich zu einer fünfzig Meter entfernten Anzeigetafel hin, die mir verriet, dass die Windgeschwindigkeit bei über 110 km/h lag und die Temperatur 35 Grad Celsius betrug.
Von der Luft getragen, kehrte ich zu meinem Wagen zurück und steuerte den „Punkt ohne Wiederkehr“ an.
Nach einer zweistündigen, sehr kurvenreichen Fahrt, erreichte ich mein Ziel.
Die Sonne knallte gnadenlos auf mich herab.
Doch die Aussicht, die sich mir bot, war sagenhaft und machte die Hitze gleich erträglicher.
Nie zuvor hatte ich ein solches Farbenspiel gesehen.
Jede Steinformation sah anders aus und bildete mit den Sanddünen zu ihren Füßen bizarre Muster, die von hier, aus einer Höhe von 1600 Meter, aussahen, als wären sie nicht von dieser Welt.
Über eine Stunde saß ich schweigend auf einem Felsvorsprung, saugte die Umgebung in mich auf und speicherte sie für später, wenn die irreale Wirklichkeit mich wiederhatte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Der Liebe kann man immer und überall begegnen, auch donnerstags; sie kündigt sich nicht an.

Sie ist von einer auf die andere Sekunde da. Sie kennt weder Gesetze noch Grenzen. Sie stellt augenblicklich alles und jeden auf den Kopf. Alter hat für sie keine Bedeutung. Allerhöchstens die von ihr Getroffenen fühlen sich mitunter in ihre Teenager-Zeit versetzt, verstehen sich selbst am wenigsten und fragen mit einem Kribbeln im Bauch und ziemlich verwirrt: „Warum?“

Die poetische Antwort der Autorin, die hierbei auf Erlebtes zurückgreift, lautet hingegen: „WARUM NICHT!“

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