Franziska Wagner

Hurra, Halloween!


Die Volksschulfreundinnenfreundinnen Anna, Maggie, Franziska und Angie saßen bei Anna zu Hause in ihrem Zimmer vor dem Fernseher und verfolgten einen spannenden Horrorfilm, in dem vermoderte Zombies zu sehen waren, die durch alte gruselige Schlösser wanderten, um dort ihr Unwesen zu treiben. Sie zerschlugen mit  Äxten die Einrichtung und überfielen wehrlose Schlossbewohner. Den Freundinnen liefen kalte Schauder über den Rücken und sie rückten nahe zusammen. So sahen sie beinahe so aus wie Annas Meerschweinchen, wenn die Katze vor deren Haustierkäfig auf und ab läuft und mit ihren großen grünen Augen hineinlugt. „He Anna, habt ihr  Popkorn zu Hause?“, fragte plötzlich Franziska. „Denkst du eigentlich immer nur ans Essen?“, keifte Maggie, ganz angespannt weil sie bei Gruselfilmen immer schreckliche Angst bekam, egal wie bescheuert diese auch waren, „Wir haben Keine“. „Kennt ihr eigentlich nicht die oberste Regel bei Horrorfilmen?“, rief auf einmal Anna ganz aufgebracht, „Man darf dabei niemals Popkorn essen, sonst wird der Film Wirklichkeit!“ Angie stöhnte und verdrehte die Augen: “Also so einen Schwachsinn habe ich in den ganzen neun Jahren die ich jetzt schon lebe noch nicht gehört!“ „Und was passiert wenn wir Erdnussflips essen?“, fügte Maggie hinzu. „Ja, sagte Franzi, „Springen die Monster dann aus dem Fernseher und fressen uns?“ Nun musste auch Anna lachen. „Schhhh! Jetzt seit aber wieder still, ich kriege ja gar nichts mehr vom Film mit.“, beendete Franziska die Diskussion. So saßen die vier nun eine Weile da und verfolgten weiter den Film, doch als sich die angsteinflößenden Monster schließlich den Besitzer des Schlosses vornahmen, schrieen die Mädchen laut auf vor Schreck und wollten den Fernseher ausschalten. Doch in ihrer Angst traute sich keine sich dem Apparat überhaupt zu nähern. Da schnappte sich Maggie einen Besen, der neben dem Sofa lag und der wie ein verlängerter Arm wirkte und drückte damit den Ausschaltknopf. Jetzt aber war es stockfinster in Annas Zimmer, sie hatten nämlich währen! d des Fe rnsehens das Licht aus gehabt. Wieder ertönte ein lautes: „Aaahh!“ Da wurde die Zimmertür mit einem Schwung geöffnet und das Licht eingeschalten. Annas großer Bruder Simon stand im Zimmer und spottete: „Typisch Weiber! Kreischen wie Hexen auf dem Scheiterhaufen bloß weil sie so dumm sind und sich selber das Licht ausmachen!“ Anna, Angie, Maggie und Franziska wussten nicht, was sie sagen sollten. Sie saßen nur vor Schreck wie gelähmt da und gafften Simon wie blöde an. Der tippte sich an die Stirn und verzog sich wieder in sein Zimmer.
 
Schließlich, als jeder in der Küche drei Tassen von einem Beruhigungstee  getrunken hatten, der Annas Mutter gehörte (den braucht sie, schließlich hat sie fünf  Kinder), hatten sie sich wieder entspannt und berieten sich schon wieder, was sie als nächstes anstellen sollten, schließlich war die Nacht ja noch jung. „Ich habe eine Idee!“, rief Angie nach einer Weile, „Wir könnten doch eine Mutprobe aufstellen!“ „Eine Mutprobe?“ stöhnte Franziska, „Wie doof ist das denn! Mutproben machen doch nur Jungs die sonst nicht wissen was sie den ganzen Tag tun sollen, und sich unbedingt was beweisen müssen!“ „Fällt dir vielleicht was Besseres ein?“, konterte Angie zurück. „An was für eine Mutprobe denkst du denn?“, fragte jetzt Anna ganz erwartungsvoll, denn für solche Sachen war sie immer zu haben. „Wir könnten doch mal dem Friedhof einen Besuch abstatten, und da fällt uns dann bestimmt etwas ein!“, schlug Angie mit Begeisterung vor. Maggie war mit dieser Idee auch sofort einverstanden. „Abgemacht!“, sagte Anna, “Dann auf zum Friedhof!“ „Und wenn die olle Mäkeltante nicht mitkommen will, “ sagte Angelika und wandte sich Franziska zu, „dann soll sie eben zu Hause bleiben und auf die Katze aufpassen so lange wir weg sind!“ Franziska verdrehte die Augen, „Nah gut, dann komm ich halt mit, wenn ihr unbedingt wollt, sonst muss ich mir nachher noch unterstellen lassen ich sei feige!“
 
Und so machten sich die vier mit ihren Rädern auf den Weg zum Friedhof, der im nahe gelegenen Dorf war. Annas Haus gehörte zwar auch dazu, lag aber sehr abseits am Rande des Waldes. Dort verirrte sich eigentlich nie jemand hin, und wenn man Anna das erste Mal besucht, braucht man sehr lange um das Haus zu entdecken. Nach ungefähr einer viertel Stunde Fahrt kamen die Freundinnen nun Am Friedhof an. Die vier Mädchen parkten ihre Räder und marschierten auf das Eingangstor zu. „Und wer geht jetzt als erstes rein?“, fragte Angie. „Na du natürlich!“, antwortete Anna. Angie beschwerte sich: “Wieso denn ausgerechnet ich?“ Na weil du die Idee hattest!“ klärte Franziska sie auf. Mit einem wütenden Grummeln öffnete Angelika das Friedhofstor, das mit einem lauten Quietschen zur Seite schwang. Anna, Maggie, Angelika und Franziska hatten auf dem Weg zur Leichenstädte ausgemacht, dass sich jeder alleine in den Friedhof wagen, eine Gießkanne voll Wasser mitbringen und wieder zu den anderen zurückgehen muss. Der Brunnen hatte genau in der Mitte der Gräber seinen Platz. Angelika war jetzt schon am Brunnen angelangt. Schaudernd schaute sie sich um. Tiefer Nebel hatte sich um die Gräber gelegt, und die Bäume warfen unheimliche Schatten. Sie beschloss, alles so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Sie streckte die Hand schon nach dem Wasserhahn aus, da wich sie plötzlich erschrocken zurück. Hinter dem Brunnen tauchte ein mit Blut verschmierter Totenkopf auf, der ein angsteinflößendes Grölen von sich gab. Angelika dachte gar nicht lange nach und ergriff die Flucht. Das Monster, dessen ganzer Körper jetzt zum Vorschein kam, hatte einen Schlangenhals, und zwei Arme, an denen am Linken eine Löwentatze und am Rechten ein Zebrahuf schwang. Das Ungetüm verfolgte Angie quer durch den Friedhof, und es war dabei trotz des riesigen Schädels gar nicht mal so langsam. Plötzlich stützte Angie und landete auf dem Kieselweg. Das Monster war jetzt höchstens noch zehn Meter entfernt. „Hilfe! Helft mir doch!“, rief Angelika voller Panik! . Die dr ei anderen, die bis jetzt nur wie versteinert dagestanden hatten, nahmen jetzt allem Mut zusammen, rannten los und griffen das Ungetüm gemeinsam von hinten an. Das Monster fiel genau vor Angies Beinen auf die Erde.
 
 Für einen kurzen Moment war alles still, keiner rührte sich. Da ächzte die unheimliche Gestalt und rappelte sich auf. Es packte mit beiden, nennen wir es mal Hände, also eben mit seinen Händen seinen Schädel und zog ihn von sich. Und darunter, man glaubt es kaum, darunter kam das verschwitzte Gesicht von Simon zum Vorschein. “Du!!!“, riefen Anna, Angelika, Magdalena und Franziska im Chor. Sofort begann Anna zu schimpfen:“ Wie kannst du es wagen uns so zu erschrecken!“ „Wegen dir hätten wir alle fast einen Schlaganfall bekommen!“, fügte Maggie empört hinzu. „Herzinfarkt“, verbesserte Franzi. „Was!“, rief Maggie. „Na, Herzinfarkt. Es wäre ein Herzinfarkt gewesen und kein Schlaganfall. Ein Schlaganfall  nämlich…“ „Ach das ist doch scheißegal!“, unterbrach Angelika sie, genervt von Franziskas ewiger Besserwisserei und noch total fertig von Simons Angriff. „Und wegen dir habe ich ein aufgeschürftes Knie!“ fauchte sie Simon an. Simon war etwas verlegen geworden: „Das habe ich doch nicht gewollt, tut mir wirklich Leid.“, entschuldigte er sich.
 
Letztendlich nahmen es die vier Mädchen dann doch nicht so tragisch, außerdem hatte es keinen Sinn sich jetzt lange zu streiten. Auf dem Weg nach Hause fragte Anna ihren Bruder: „Wo hast du überhaupt das Kostüm her?“ Simon antwortete:“ Das habe ich von einem Freund ausgeliehen. Eigentlich wollte ich euch damit schon daheim erschrecken, aber weil ihr ja unbedingt zum Friedhof wolltet, habe ich mir gedacht…..“ Da unterbrach ihn Maggie: „Soll das heißen, du hast uns belauscht!“ „Na, ja, ….eigentlich….könnte man das so nennen.“, gab Kolumbus zu. Angelika schnaubte vor Wut, hielt sich aber zurück. Zu Hause angekommen stellten die Mädchen  ihre Räder wieder in die Garage und verschwanden ins Haus. Es war jetzt bereits fast zwei Uhr Morgens und Anna, Maggie, Angie und Franzi hatten jetzt erstmal genug von Grusel und Gespenstern. Sie machten es sich in der Küche gemütlich und tranken erneut Beruhigungstee. Doch zuviel durften sie jetzt nicht mehr trinken, denn Angie, Franziska und Magdalena wollten es sich gar nicht ausmalen was passieren würde, wenn Annas Mutter keinen mehr hatte. Nein, das konnten sie Anna nicht antun. Also hatte jede eine kleine Tasse und so saßen sie nun schlürfend, schweigend und erschöpft in auf alten Eckbank, die auch bereits wie die Monster im Film Spuren der Verwesung aufzuweisen schien.
 
Auf einmal unterbrach ein kratzendes Geräusch am Küchenfenster die gemütliche Stille. „Was war das?“, rief Magdalena sofort erschrocken. „Mein Gott, jetzt krieg nicht gleich die Krise.“, stöhnte Franziska schon total fertig vom bisherigen Abend, „Das war bestimmt die Katze. Soll ich sie reinlassen?“, wandte sie sich an Anna. „In der Nacht soll sie zwar eigentlich draußen bleiben“, antwortete diese, „Aber was soll`s!“ Anna kletterte rüber zum Fenster, schob den Vorhang zur Seite und öffnete das Fenster. „AAAAAAAHHHHH!!!!!!!“, kreischten plötzlich alle erschrocken auf. Vor dem Fenster stand ein alter verschrumpelter Mann, mit fast kahlem Kopf, eine blutige Axt in der Hand haltend, grinste er die Mädchen mit gelben, verfaulten Zähnen an. “Darf ich reinkommen?“, brummte er. Doch da ging Anna plötzlich ein Licht auf: „Schon gut Simon!“ lachte sie, „Schönes Kostüm, aber du kannst aufhören, ein zweites mal kommst du mit dieser Nummer sicher nicht durch!“
 
In dem Moment flog die Küchentür auf, und Simon kam mit einer großen Schüssel in den Händen herein. „Will jemand Popkorn haben?“
 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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