Mein Sommer fing in diesem Jahr schon im Mai an. Meine spendablen Großeltern spendierten mir zu meinem Abi eine zweiwöchige Reise nach Teneriffa und ich freute mich schon darauf, zwei Wochen lang am Strand zu liegen und die Sonne mein hart erkämpftes Schulwissen schmelzen lassen.
Meine Erwartungen wurden nach einem vierstündigen Flug auch mehr als erfüllt. Sechsunddreißig Grad im Schatten und Sonne pur. Dazu, wohin man sah, Leute in meinem Alter, die wohl ebenfalls ihr Abi hinter sich gebracht hatten und sich von ihrem Urlaub dasselbe erhofften, wie ich. Das war im Süden der Insel. Mein Hotel lag im Norden von Teneriffa, genauer gesagt etwas außerhalb von Puerto de la Cruz.
Die Jugendlichen blieben im heißen Süden und ich zockelte mit einem Reisebus und in Begleitung von Rentnern gen Norden.
Das Hotel war ein Traum, genauso wie der Pool und von dem Buffet will ich gar nicht erst anfangen zu schwärmen. Nur so viel: Das Mousse au Chocolat war das Beste, was ich je in meinem Leben gegessen habe und das will schon was heißen, denn eigentlich mag ich gar keine Schokolade.
Der Altersdurchschnitt im Hotel war dem im Bus sehr ähnlich, aber ich hatte ja immer noch den Strand in Aussicht. Sand, Sonne und das Rauschen des Meeres konnte man auch alleine genießen. Doch weit gefehlt. Das Baden im Meer war die ganzen zwei Wochen über verboten gewesen. Die Wellen waren mordgefährlich und hätten unvorsichtige Schwimmer sofort an den Felsen im Wasser zerschmettert. Aber ich hätte auch gar nicht schwimmen wollen, denn das Wetter im Norden ist wohl überall gleich; egal ob im Norddeutschland oder in Nord-Teneriffa. Innerhalb weniger Tage gingen die Temperaturen runter auf neunzehn Grad und ich lag trotzdem tapfer, aber zähneklappernd am Pool. Ich meine, wie sieht denn das aus? Da fährt man schon mal zwei Wochen in den sonnigen Süden und muss nachher feststellen, dass die Daheimgebliebenen einen in punkto Bräune übertroffen haben.
Trotzdem hatte das Mistwetter (es war nicht nur kalt, sondern auch regnerisch und stürmisch) auch seine guten Seiten. Durch höhere Gewalt vom Strand ferngehalten, dessen Sand übrigens aus ganz feinen Lavasteinchen besteht und komplett schwarz ist, hätte ich nie den Rest dieser wunderschönen Insel gesehen.
Der Tagesausflug auf den Pico del Teide (knapp 3000 m) brachte mich wieder in Sommerlaune, denn die Fahrt ging über die Wolken und dort oben schien auch die Sonne, so dass man die Kälte und die dünne Luft kaum bemerkte. Dort oben in einem Restaurant habe ich auch das beste Essen entdeckt, was die Insel zu bieten hat: Papas Arrugadas con Mojo. Das sind Salzkartoffeln, die mit Schale gegessen werden und zu denen eine sehr leckere Knoblauchsoße gereicht wird. Auf Teneriffa ist es übrigens üblich, den Gästen im Restaurant einen Korb Brötchen auf den Tisch zu stellen, der dann auch berechnet wird, egal ob man die Brötchen gegessen hat oder nicht. Das fällt aber kaum auf, denn Teneriffa ist sehr günstig.
Das absolute Highlight der Reise war der Besuch des Loro-Parque und es wäre eine absolute Untertreibung, diesen wunderschönen Park einfach nur als Zoo zu bezeichnen. Die einzelnen Gehege der Tiere sind riesig und so angelegt, dass man überhaupt nicht bemerkt, dass es sich überhaupt um Gehege handelt. Ich jedenfalls hatte die meiste Zeit das Gefühl, durch einen Dschungel zu laufen. Hinzu kommt, dass der Loro-Parque wahnsinnig groß ist. Man läuft so gut wie keiner Menschenseele über den Weg und erst in den Arenen, in denen die (sehr witzigen) Tier-Shows geboten werden merkt man, wie viele Leute den Park besuchen. Dreißig Euro Eintritt sind zwar nicht gerade billig, aber für mich hätte sich der lange Flug schon allein wegen dem Loro-Parque gelohnt.
Spanisch-Kenntnisse sind nur zu empfehlen. Zwar sprechen die meisten der Bewohner auch Deutsch, was ich sehr schade fand, denn das hatte doch etwas Ballermann-mäßiges an sich, aber mit dem Einsatz von Spanisch kann man jeden Einwohner, auch wenn es holprig klingt, glücklich machen. Ich testete mein Sprachvermögen gleich am ersten Abend an einem Kellner im hoteleigenen Restaurant aus. Die Flasche, die ich auf Spanisch bestellte, bekam ich gleich geschenkt.
Wer Postkarten nach Hause verschicken will – vergesst es!!! Das Lebensmotto auf Teneriffa lautet „Mañana“, was wörtlich übersetzt „morgen“ heißt. Im Klartext heißt das: Der Postpote öffnet den Briefkasten, stellt fest, dass er noch nicht zum überquellen voll ist und sagt sich „Mañana“. Was nicht heißt, dass der Briefkasten dann auch am nächsten Tag geleert wird.
Ich habe meine Postkarten sicherheitshalber gleich am ersten Abend abgeschickt, schließlich war ich schon einige Male in spanischsprachigen Gefilden unterwegs. Angekommen sind die Karten dann im Übrigen zwei Wochen, nachdem ich wieder blass und erkältet nach Deutschland zurückgekehrt war…
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.08.2007.
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