Tatjana S.

Narthan (4)

Narthan unterbricht sich. Die Kehle wird dem großen Elfen vom vielen Reden trocken und seine Stimme beginnt jetzt auch, deutlich ein wenig heiser zu werden. Er greift zu dem Lederschlauch an seinem Gürtel und nimmt einen Schluck daraus. Fast verschluckt er sich, als er die vielen Augenpaare auf sich gerichtet sieht. Ihm war nicht einmal bewusst geworden, dass sich, während er erzählte, immer weitere Bewohner hinzugesellt hatten.

„Oh“ murmelt er darum erstaunt. Obgleich die Sonne bereits tief im Zenit steht, scheint niemand gewillt, das er seine Erzählung beenden möge.

„Nun, so hört nur, wie es weiterging“ hebt der Elf auf dem Felsen nach einer kleinen Verschnaufpause wieder an zu erzählen, verstaut den Lederschlauch wieder an seinem Gürtel und setzt sich gemütlich zurecht.


Zwei Eisenstangen sausen klirrend zu Narthan, der vor Schreck einen Satz rückwärts macht. Scheppernd bleibt das Metall liegen.

„Aufheb’n un los. Willst warten bis der Gaul Dich drum bittet?“

Heut war nicht gut Kirschenessen mit Farnesh, wie es schien. Dafür hatte Narthan auch ohne die damalige Warnung seines Meisters ein sehr feines Gespür.

Eiligst bückt sich der junge Mann. Selber hat er nun durch die Trainingsstunden viele Muskeln und Kraft entwickelt.

Die Stangen auf den entblößten Schultern tragend, stapft Narthan in seine ihm zugewiesene Ecke. Diese war von Farnesh in eine weitere Werkstatt eingerichtet worden.

Auch hier alles an Werkzeug und den nötigen Utensilien, die er brauchte, um dem Schmied in jeglicher Form zur Hand zu gehen.

Farnesh seufzt lautlos, als er dem Jungen Elfen hinterher sah. Der andere würde zufrieden sein. Bald schon würde der Moment kommen, an dem zu lehren er nichts mehr hatte.

Der Junge dort war in jeder Hinsicht ein exzellenter Schüler.

Gehorsam, gelehrig, mit viel Verstand.

Doch eines kam ihm merkwürdig vor.

Es wollte ihm nicht gelingen, etwas von dem anderen über die Zusammenhänge mit diesem Stein in der Kehle von Narthan zu erfahren.

Das Schlagen des Hammers auf rot glühendes Eisen holt den Schmied aus den Gedanken zurück. Interessiert tritt er auf Narthan zu.

„Verdammte Tat, das ist sehr gut!“ kann er sich die Anmerkung nicht verkneifen, sieht dann aber weiter ruhig bei dem ganzen zu.

Narthan selber lässt sich, wie immer, nicht stören.

Nur einmal blickt er hoch, als das Pferd in der Box unruhig zu werden beginnt. Sofort legt der große Elf das Eisen ins Feuer, wischt sich mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn und ist mit wenigen Schritten bei dem edlen Tier.

Der Schmied, an der Wand lehnend, schaut nun doch leicht überrascht, als der Elf das Gesicht dicht zum Kopf des Pferdes bringt, mit den Fingerspitzen über die Nüstern fährt, dabei diesem in seiner Stummen Art tief in die Augen des Hengstes blickt..

~Sieh einer mal an~ schießt es dem Schmied nur durch den Kopf, seine Überraschung wohl nur schwer verbergen könnend, doch sagen tut er nichts.

Das Tier reagiert sofort und nach einigen Minuten löst Narthan sich von dem Hengst und nimmt, als wäre nichts geschehen, seine Arbeit wieder auf.

~~~ * ~~~

Am frühen Abend, eigentlich die Zeit, in welcher Narhan den Weg nach Hause nimmt, hält Fanesh ihn zurück.

Der Tag war hart gewesen, härter als zuvor.

„Nimm die beiden Waffen dort aus meiner Ecke, Junge“

~Nanu~ geht es diesem durch den Sinn, ~was kommt den nun?~

Doch folgsam, wie er es immer ist, tut er wie ihm geheissen. Farnesh nickt nur, bedeutet ihm mit einer Geste, er möge ihm folgen.

Nun ist Narthan gänzlich verwirrt. ~Was.Um diese Zeit noch in die Stadt~ grübelt er, hinter dem Schmied einhergehend.

Nicht weniger staunt er bald darauf.

Nach kurzem Weg erreichen beide Männer die Arena, welche am Rand der Stadt erbaut wurde.

„Geh schon. Wird Zeit, etwas zu tun“ murmelt Farnesh seltsam abwesend und irgendwie auch angespannt wirkend.

Gleichmütig gehorcht Narthan, auch wenn ihm nicht ganz wohl dabei ist.

Die Gladiatoren, welche sonst hier ihre Schaukämpfe zur allgemeinen Belustigung des Volkes gegeneinander oder auch gegen Tiere wie Löwen und Bären auszutragen pflegen, sind weit und breit weder zu sehen,noch zu hören, was um diese Uhrzeit aber auch verständlich scheint.

Auch ihr Tagewerk ist hart und irgendwann möchten auch sie entweder schlafen oder des Abends, so wie jetzt, in die Stadt und ein wenig Kurzweil erleben.

Mit leisem Quietschen öffnet sich die Narthan gegenüberliegende Tür der Arena.

Dessen Augen werden groß, als sich aus dem Gang der Helden eine in voller Rüstung und bis an die Zähne bewaffnete gewandete Gestalt löst. Begleitet von einem Wesen, ebenfalls bewaffnet, aber mit scharfen, langen Fangzähnen.

Die Jahre des Lernens trugen Früche.

Es bedurfte keiner weiteren Erklärung. Die Schritte des fremden Kriegers hatten sich noch nicht der Mitte der Arena genähert, als Narthan ebenfalls kampfbereit in dieser stand.

Wenngleich es eigentlich nicht aussah, als ob Narthan darauf aus wäre, kämpfen zu wollen.

Regungslos steht der riesige Elf dort. Das einzige, was an ihm im Moment zu leben scheint, sind seine Augen.

Die Rüstung des fremden Kriegers blitzt im Sonnenschein des erwachenden Tages.

Jetzt wird erkennbar, welcher Art Krieger da auf Narthan zumarschiert.

~An sich~ geht es Narthan noch durch den Kopf~wie kann das sein~. Doch verwirft er diesen Gedanken sofort und ermahnt sich, jetzt seine Konzentration einzig diesem Kampf zu widmen.

Ein seichter Wind streift über den glänzenden Sand der Arena.

Irgendwo aus der Ecke der Zuschauerränge dringt die Stime von Farnesh zu Narthan:

„ Es ist alles erlaubt, Jüngelchen. Nur noch eine kleine Nebensächlichkeit…

Es ist ein Kampf auf Leben und Tod“

Narthan gefror das Blut in den Adern. Er hatte gewusst, dass irgendwann eine Prüfung dieser Art kommt. Doch hatte er bis zum Schluß gehofft, dass es mit seinen Prüfungen nicht so enden möge.

Der junge Elf verbeugte sich leich, als sein Gegenüber ihn erreicht. Von dort drang lediglich ein kaltes Aufblitzen zwischen den Sehschlitzen der Rüstung hervor.

Im nächsten Moment führt der Fremde bereits den ersten Hieb für einen Angriff aus!

Es blieb keine großartige Zeit, den andren zu betrachten oder zu versuchen, ihn ein- geschweige denn abzuschätzen. In dieser typischen, stummen Art führte Narthan eine halbe Drehung zur Seite aus, dabei in einer fließenden Bewegung das Schwert ziehend,welche Farnesh ihm gab und pariert den Schlag des Gegners. Im nächsten Moment auch schon hinter diesem stehend.

Die Wangenknochen des Elfen traten in einer unbewussten Anstrengung hervor, als er das Schwert erneut anhebt.

Der fremde Krieger wirbelt herum. Ein höhnisches, scheinbar siegessicheres Grinsen liegt auf seinem Antlitz.

Nur eine Hand hebend, offenbart sich Narthan dann ,dass dieser Kampf nicht nur mit den herkömmlichen Waffen würde geführt werden:

In der Hand des anderen beginnen kleine, grünliche Feuerbälle zu tanzen.

Gierig lecken die Flammen über die Hand des Kämpfers, züngeln fast zärtlich wirkend über dessen Arm.

"Brenne ..verglühe im Seelenfeuer!“ knurrt der Krieger.

Narthans Augen weiten sich,dann reagiert er. Seine freie Hand zeichnet ein kleines Muster in die Luft während er sich zu konzentrieren beginnt.

In der Hand des Elfen beginnt es sanft zu pulsieren, dann umtanzt ihn ein helles, blaues Licht. "Wehr Dich", grollt jäh der fremde Krieger auf und schleudert auch schon seine Gleissenden Feuerkugeln auf Narthan.

Jener spreitzt, als er sieht, wie die Kugeln auf ihn zukommen, die Finger und schickt seinerseits die Lichtfragmente gen dem Krieger. Diese wirken im Gegensatz zu den Feuerkugeln eher kühl und tatsächlich!

Es zischt laut, als Magie auf Magie trifft.
Der Krieger wartet gar nicht erst ab, was passiert ,sondern zischt der schuppigen Dornenechse, welche ihn begleitet zu. Jene faucht und hechtet auf den Elfen zu, im gleichen Moment setzt der Krieger zu einer neuerlichen Attacke an.

Narthans Kugeln vermischen sich mit denen des Kriegers. Kurz wird die Arena von einem grellem Blitz erhellt, dann sind Licht- und Feuerfragmente fort.
Dem Elfen bleibt jedoch keine Zeit, sich über diesen kleinen Sieg zu freuen, denn schon stürmen zwei Gegner auf ihn los.

Keuchend zieht er das andere Schwert, führt, beide Arme vorf sich ausstreckend, leichte Drehbewegungen mit dem Handgelenk aus. Wie ein scharfes Schutzschild wirbeln die Klingen vor dem Elfen, dann springt er hoch ,als die Echse auf ihn zustürzt

Anmerkung des Autors: Wird fortgeführt mit Teil 5


Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Tatjana S.).
Der Beitrag wurde von Tatjana S. auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Tatjana S.

  Tatjana S. als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Felix Esch: Ein gesellschaftskritischer Roman von Madelaine Kaufmann



Felix Esch ist ein Schriftsteller mit einer besonderen analytischen Gabe, die Menschen und die Welt um sich herum zu betrachten. Gesellschaftskritisch, philosophisch und entlarvend schauen die Figuren des Romans in ihr Inneres, thematisieren die Liebe, den Hass, den Tod, manchmal dem Guten, manchmal dem Schlechten zugewandt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Fantasy" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Tatjana S.

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Narthan 9 ~letzter Teil~ von Tatjana S. (Fantasy)
Ein außerirdisches Wesen von Margit Kvarda (Fantasy)
Der Stiefvater von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen