Claude Peiffer

Hoch die Arbeit!

Mein Name ist völlig unwichtig. Was ich Ihnen jetzt berichte, könnte sich auch bei Ihnen auf der Arbeit zugetragen haben. Vielleicht erkennen Sie einen Arbeitskollegen, ja sogar Ihren Mitarbeiter. Vielleicht gehören Sie aber auch zum Kreis der Verdächtigen, die ich hier beschuldigen werde. Vielleicht werden Sie mich nach Beendigung dieses Berichtes verachten, dann gehören Sie bestimmt zu denjenigen, auf die ich es hier abgesehen habe. Vielleicht sind Sie auch nur der Meinung, ich würde übertreiben, dann muss ich sie leider enttäuschen. Der Bericht entspricht der reinen Wahrheit. Sollten Sie glauben, ich wäre ein Anschwärzer, so stimme ich Ihnen in diesem bestimmten Fall zu, denn ich habe einfach die Schnauze voll von Leuten, die den ganzen Tag nur faul rumsitzen oder alles Mögliche tun, nur nicht arbeiten.

Aber der Reihe nach.

8:12 Uhr. Die Tür geht auf und eine nette, schleimige Begrüßung folgt. Wir setzen uns erst einmal stöhnend hin, so als hätten wir heute Morgen schon irgendetwas Anstrengendes vollbracht. Ach ja! Wir sind aufgestanden und haben uns auf den Weg zur Arbeit gemacht. Natürlich mit Verspätung.

8:17 Uhr. Wir schalten den Computer ein. Unsere Augen sind von der Helligkeit geblendet und wir wenden uns gleich einmal vom Arbeitsplatz ab. Da gibt es ja noch die Tageszeitung, in die wir einen Blick werfen könnten.

8:39 Uhr. Lesen ermüdet und wir brauchen erst einmal einen Kaffee. Das sollte eigentlich in 5 Minuten erledigt sein. Doch so ein Kaffeeklatsch kann sich hinziehen und ehe man sich's versieht haben wir schon kurz nach neun.

9:10 Uhr. Nun aber ran an den Feind, ... äh die Arbeit. Halt! Stop! Da sind ja noch die privaten E-Mails zu erledigen. Ach die Maggy hat geschrieben und auch noch der Uli. Das kann dauern. Wir schaffen die ganze Elektro-Post aber noch vor 10:30 Uhr.

10:35 Uhr. Der Chef nervt mit irgendwelchem Blödsinn. Freundlich lächeln, die Brüste noch etwas mehr zur Geltung bringen und ihn geschickt abwimmeln.

10:40 Uhr. Unser Handy klingelt. Privatgespräche müssen halt erledigt werden, da kann man nichts dagagen tun.

10:55 Uhr. Das Handy klingelt oder summt oder brummt oder sonst was zum zweiten Mal. Eine gute Freundin ruft an. Da muss man sich die Zeit zum Quatschen nehmen und streckt mal gemütlich die Beine von sich.

11:28 Uhr. Endlich hat die lästige Freundin aufgelegt. Die kann einen vielleicht nerven mit ihren lächerlichen Problemen. Denkt wohl, wir hätten nichts anderes zu tun. Jetzt müssen wir aber erst mal aufs Klo.

11:53 Uhr. Auf dem Klo war vielleicht was los. Da quatschen einen die blöden Weiber doch voll mit ihrem Gelaber über ihre langweiligen Ehemänner und ihre schrecklichen Kinder. Wie gut, dass unser Freund nicht so ist. Aber jetzt erst einmal in die Mittagspause.

13:10 Uhr. Einmal zehn Minuten später aus der Mittagspause gekommen und schon wird man vom Chef angemeckert. Blöder Kerl.

13:18 Uhr. Das Essen liegt uns schwer im Magen und auch die Blase macht sich schon wieder bemerkbar. Schnell aufs Klo und dann noch einen Kaffee holen.

13:31 Uhr. Schon wieder dem Chef mit der Kaffeetasse in der Hand über den Weg gelaufen. Wir haben aber auch kein Glück.

13:44 Uhr. Das Bürotelefon klingelt. Es ist Mutti. Was will die alte Nervensäge denn schon wieder?

14:21 Uhr. Ach schon so spät! Mutti hat uns aber lange aufgehalten. Dabei sollten wir doch unseren Schatzi anrufen. Machen wir aber jetzt sofort.

15:32 Uhr. Jetzt nervt der Chef schon wieder. Kann man hier denn nicht einmal ruhig telefonieren.

15:55 Uhr. Wir benötigen dringend eine Pause. Die Arbeit ist ja so langweilig. Und Kopfschmerzen bekommen wir auch schon wieder. Etwas frische Luft würde uns guttun. Also schnell mal kurz vor die Tür

16:23 Uhr. Ach die Jungs aus der anderen Abteilung halten einen aber auch immer so lange auf, wenn man mit denen vor der Tür quatscht. Die stehen aber auch immer draußen und rauchen. Haben die denn nichts zu tun?

16:49 Uhr. Uff! Gleich ist Feierabend. Sollen wir heute nicht einmal fünf Minuten früher gehen? Wir können dem Chef ja erklären, wir hätten noch einen Arzttermin um kurz nach 17 Uhr. Außerdem kann der uns mal.

16:54 Uhr. „Tschüssssi! Schönen Feierabend!“ Ach ihr könnt uns doch alle mal am Arsch lecken, blödes Pack.

P.S.: Arbeitszeiten sind von 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr mit einer Stunde Mittagspause. Oder vielleicht andersrum? Also: Hoch die Arbeit, so hoch dass keiner dran kommt!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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