Tatjana S.

Narthan (5)

Wie ein scharfes Schutzschild wirbeln die Klingen vor dem Elfen, dann springt er hoch ,als die Echse auf ihn zustürzt, dreht sich in der Luft um die eigene Achse, stößt dann jäh zu, als er sich genau über dem Tier befindet, streckt gleichzeitig den anderen Schwertarm in Richtung des Kriegers, welcher sich unmittelbar hinter dem Tier befindet.
Ein schriller Schrei ertönt, als sich das Schwert seinen Weg durch die Schuppenpanzer der Echse bahnt.
Sofort zieht Narthan die Klinge wieder zurück. Ein dumpfes Geräusch, als zeitgleich der Krieger samt seiner Echse in den Sand der Arena fallen.
Doch kaum geschieht dies, flirren die Umrisse der beiden leblosen Körper.
 
Narthan landet, in die Hocke gehend, im Sand, die Schwerter überkreuzt vor sich haltend, misstrauisch wartend, was nun passiert.
Mit einem  Puffen, als klopfe man einen Teppich aus, lösen sich beide Körper auf.
Tief atmet der Elfe ein, dann erhebt er sich und geht langsam, die Schwerter zurück in die Schwertschneiden gleiten lassend, zu der Stelle an welcher eben noch der Krieger und die Echse gelegen haben, blickt sich dabei verwirrt um.
 
„Gratulation, Gelia-„ Narthan, noch immer atemlos, neigt respektvoll den Kopf, als die beiden Meister die Zuschauerränge verlassen.
 
Mit einer Hand den Schweiß von der Stirn wischend, innerlich vollkommen aufgewühlt und erst jetzt realisierend, das er es tatsächlich geschafft hat, sieht er den beiden so unterschiedlichen Elfen entgegen.
„Nun, Deine erste Prüfung hast Du mit Bravour hinter Dich gebracht“, lächelt der Hüne seinen Schüler an und lässt es sich nicht nehmen, Narthan auf die Schulter zu klopfen.
„War doch klar“ murrt Farnesh neben ihm „Nun mach aber mal hinne. Auf mich wartet noch einiges.“
~Erste Prüfung ?~ hallt es in Narthan nach. Fragend wohl auch sein Blick, doch der Weißhaarige lacht leise.
„Gut gut, mellon. Wollen wir auch den Prüfling nicht lang warten lassen“. Der Schmied und Waffenmeister nickt leicht, wirft Narthan dabei einen kurzen, wenngleich unübersehbaren, zufriedenen Blick zu.
„Tja, ich hasse lange Abschiede. Meine Pflicht ist getan und Du, Narthan, hast mir große Ehre erwiesen. Deine Lehrzeit ist vorbei. Zumindest bei mir“ Farnesh grinst zwar, doch dem nach außen hart wirkendem Elfen ist wehmütig ums Herz. Auch wenn er es nicht zugeben mochte, doch würde er diesen Mann vor sich sehr vermissen.
Narthan mochte sein Schüler gewesen sein, doch beide hatten sich auch so sehr gut verstanden.
Wo er insgeheim seinen Hut zog, war die Tatsache, dass er die Ausdauer, den Fleiß und vor allem die Intelligenz von Narthan achtete.
Es hatte nicht einen Moment gegeben, an welchem sein Schüler gemurrt hätte, oder unwillig gewesen wäre. Im Gegenteil.
 
Der weißhaarige Elfe nickte zu den Worten von Farnesh, bedeutete Narthan mit einer Handbewegung, ihm zu folgen.
„Wohlan, wollen keine Zeit verlieren“
Farnesh selber ersparte sich und den anderen etwaige Abschiedsworte und sich auch, die Blöße geben zu müssen, doch noch etwas wie Gefühle zeigen zu müssen und drehte sich einfach um, verließ die Arena am Seitenausgang.
 
Auch Narthan war etwas mehr als wehmütig ums Herz.
Wie schon so oft in seinem Leben wünschte er sich nichts mehr, als reden zu können, außer einer tiefen Verbeugung konnte er dem nun davoneilenden seine Dankbarkeit nicht zeigen – und seinem Blick.
 
Unwillkürlich berührte Narthan den so merkwürdig kalten, schwarzen Stein, der seit er denken konnte, unterhalb der Stelle saß, an welcher sein Kehlkopf war.
Dann richtete er sich langsam auf und sah seinen Meister an, Zeichen dafür, das er bereit war.
Bereit seine nächste und letzte, wie er hoffte, Prüfung anzutreten.
Der nickte nur und wies mit einer Hand zum Hauptausgang, an welchem zu Narthan's Überraschung die silberne Wölfin Schwanz wedelnd stand.
 
Es kam ihm fast so vor, als freue auch sie sich für ihn.
Die beiden Männer gingen, nachdem sie die Arena verlassen hatten, den Weg zurück, den sie gekommen waren.
Unterwegs gab sich sein Meister ungewohnt einsilbig.
Erst als sie das letzte Viertel des Weges zu gehen hatten, begann er zu reden. Ernst blickte er Narthan dabei immer wieder an.
"Es ist an der Zeit, Narthan..Du hast in all der Zeit viel erlernt. Ich sehe und weiß um Dich und Deine Möglichkeiten."
Auf Narthans fragenden Blick huschte kurz ein Lächeln über das ansonsten verschlossene Gesicht.
"Deine letzte Prüfung als solches ist eigentlich eher eine Entscheidung.
eine Entscheidung darüber, welchen Weg Du künftig gehen und leben wirst."
 
Der Hüne blieb stehen und betrachtete den Mann neben sich lange, ehe er fort fuhr zu reden. Silbermond, die ungewohnt an Narthans Seite nebenher trottete, setzte sich, als wüßte die Wölfin, daß die "Pause" länger dauern würde.
Der Dunkelelf setzte sich in das hohe Gras am Wegesrand und bedeutete Narthan, es ihm gleich zu tun.
 
"Ich muss dich nun fragen" redete er weiter, als dieser sich im Schneidersitz neben ihm niedergelassen hatte, "ob Du gewillt bist, Dich mir mit dieser Prüfung auch anzuvertrauen." Die tiefgründigen Augen, die in der untergehenden Sonne merkwürdig leuchteten, ruhten ernster denn je auf Narthan.
Dieser nickte sofort, ohne groß zu zögern, oder zu wissen, was da eigentlich auf ihn zukommen würde.
"Gemach, Gelia-, gemach. Es ehrt Dich, daß Du mir traust, doch",fahrig strich sich der Lehrmeister das offen herabhängende Haar aus dem Gesicht,
"muß ich dir jetzt noch einiges erzählen, bevor wir beginnen können."
 
~Merkwürdig~ dachte Narthan ~Was um der Waldgöttin Willen mag da nur auf mich zukommen? ~

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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