Kay Kleinschmidt

Wie ein Stein


 Wie ein Stein. Wie ein Stein liege ich da.
Regungslos.
Ein Stein aus dem Flüssigkeit läuft.
Blut,
es ist Blut. warmes rotes Blut.
Zu tief schnitt sich das Messer in meinem Körper.
Die Schmerzen kommen nicht plötzlich.
Mit jeder Sekunde nehmen sie zu.
Je mehr der Schock nach lässt, desto stärker werden die Schmerzen.
Mir ist es egal. Alles ist mir egal!
Was bedeutet schon Leben und was der Tod?
Es ist sekundär, zweitrangig, es spielt keine Rolle.
Mir fällt wieder diese Geschichte ein.
Ich kann sie nicht vergessen. Ein Ex Kz Häftling erzählte sie in einer dieser vielen zahllosen Dokumentationen die ich sah.
Er war für die Entfernung der vergasten Menschen zuständig.
An jenem Tag war eine Gruppe von Frauen und Kindern an der Reihe.
Nach dem etwa 20 Minuten lang Gas alles Leben scheinbar weg wischte und zerstörte,
öffneten sie die Tür der Kammer.
Doch diesmal erlebten sie ein Wunder.
Zuerst hörten sie es, dann sahen sie es.
Es war ein Schreien. Es war das Schreien eines Säuglings.
Dieses Gas überlebten nicht einmal die stärksten Männer!
Doch nun lag auf diesem Haufen von Leichen ein schreiendes Wunder.
Die Häftlinge waren gebannt und überwältigt.
Dann bestieg ein Deutscher Soldat den Leichenhaufen und kletterte über die Toten hin weg, wie über Steine auf einem Berg.
Oben angekommen drückt er ab.
Das ein Baby das Gas überlebte war ein Wunder.
Das es starb war nur all zu logisch.
Menschen verstehen Wunder nicht. Sie sind fasziniert oder verängstigt von ihnen.
Der Schmerz holt mich wieder in die Realität zurück.
Meine Sachen sind nass,  nass von meinem Blut,
durchdrängt und kalt.
Der Sonnenschein der grade noch auf mich viel war verschwunden.
Ein riesiger Schatten war nun über mir.
Der Schatten eines Menschen.
Ein Freund? Ein Feind?
Ob nun Hohn und Spott oder Trauer und Mitleid auf mich zukamen, interessierte mich nicht.
Ich würde sterben ganz gleich wer, was zu mir sagt.
Oh, du Leben ohne zu fragen brachtest du mich hervor.
Genauso entfleuche ich dir wieder.
Sie hätten mein Leben erleben müssen um zu verstehen warum ich diese Einstellung habe.
Doch verdienen sie es nicht, es zu durch leben.
Nicht mal mein schlimmster Feind würde es verdienen, das durch zumachen was ich erlebte.
Wäre ein Pastor hier um mir meine Beichte abzunehmen. Ich würde ihn weg schicken.
Alles was ich tat sollte so geschehen wie es geschah.
Im nach hinein ist es ein Teil von mir.
Es geschah mit der gleichen herzlosen Logik wie das erschossene Wunder.
Ja, sogar das Kalte sterile Messer was sich in meinem Körper bohrte und mein Schicksal besiegelte ist ein teil dieses Systems.
Der Schatten spricht mit mir. Doch verstehe ihn nicht.
Schwindel, Übelkeit, alles dreht sich!
Die Sinne schwinden mir, ich sterbe!
Warum? Wo für? Wer bin ich? Was soll das alles?
Ich weiß es nicht.
Doch nun ist es zu Ende.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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